Waldangelloch

Waldangelloch
Waldangelloch
Stadt Sinsheim
Wappen von Waldangelloch
Koordinaten: 49° 13′ N, 8° 48′ O49.2111111111118.8041666666667Koordinaten: 49° 12′ 40″ N, 8° 48′ 15″ O
Einwohner: 1.736 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Juni 1972
Postleitzahl: 74889
Vorwahl: 07265

Waldangelloch ist ein Dorf im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg, das seit 1972 nach Sinsheim eingemeindet ist.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Waldangelloch liegt im Quellbereich des Waldangelbachs in der Hügellandschaft des Kraichgau im nördlichen Baden-Württemberg.

Geschichte

Blick über Waldangelloch

Der Ort wurde erstmals 1225 in einer Urkunde König Heinrichs VII. als Besitz von Kloster Odenheim erwähnt. 1219 hatten die Grafen von Eberstein ihren Besitz an die Ritter von Angelloch übergeben, die vom 13. bis zum 17. Jahrhundert die Ortsherrschaft stellten. Auf die von Angelloch geht auch ein weiterer Ort mit dem Namen Angelloch zurück, der etwa 20 km entfernt bei Leimen liegt. Zur Unterscheidung der Orte wurden die Ortsnamen später um eine Vorsilbe erweitert und wurden zu Waldangelloch bzw. Gauangelloch.

Nach dem Aussterben der von Angelloch 1608 oder 1613 zog Graf Philipp von Eberstein den Besitz in Waldangelloch wieder an sich. Nach dem Tod dessen letzten Nachfahren, Casimir von Eberstein (1639–1660), gelangte der Ort 1679 über die Heirat seiner Tochter Sofie Esther Elbertine von Eberstein (1661–1728) mit Friedrich August von Württemberg-Neustadt an das herzogliche Haus Württemberg. Außerdem hatte weiterhin auch das Ritterstift Odenheim Besitz. Schulen, Kirche, Jagd und Fischerei lag bei Württemberg, die Grundherrschaft dagegen war auf die beiden Uferseiten des Angelbachs verteilt. Durch den Reichsdeputationshauptschluss gelangten die beiden Besitzteile über Waldangelloch 1803 bzw. 1806 zum Großherzogtum Baden. Waldangelloch kam zum badischen Amt Odenheim.

Der Ort war lange Zeit rein landwirtschaftlich geprägt, später bestanden dann auch bis zu zehn Zigarrenfariken. 1901 wurde Waldangelloch durch die Bahnstrecke Wiesloch–Meckesheim/Waldangelloch an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Wegen der hohen Kostenbeteiligungen mussten andere örtliche Projekte wie der Bau eines neuen Schulhauses oder einer Wasserleitung zurückgestellt werden. 1939 wurden 874 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 900.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich rund 300 heimatvertriebene Ungarndeutsche aus Pomáz an. Da damals die meisten Zigarrenfabriken bereits wieder geschlossen hatten, gab es zunächst einen Arbeitsplatzmangel, der jedoch durch die Ansiedlung einer Feinstrumpffabrik und einer Feinmechanikfabrik behoben werden konnte. In den in der Nachkriegszeit neu ausgewiesenen Baugebieten entstanden in den folgenden Jahrzehnten 175 neue Wohnhäuser. Der Strukturwandel der Nachkriegszeit führte auch zur Aufgabe der meisten von 1950 noch bestehenden 193 landwirtschaftlichen Betrieben. Waldangelloch wurde zum 1. Juni 1972 nach Sinsheim eingemeindet und hat heute rund 1800 Einwohner.

Wappen

Das Wappen von Waldangelloch zeigt einen silbernen Angelhaken auf blauem Grund und ist vom Wappen der im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Herren von Angelach abgeleitet, das die Gemeinde bereits früh übernommen hat. Das Wappen derer von Angelloch zeigt einen nach links geöffneten Angelhaken und wurde zum Ortswappen von Gauangelloch; zur Unterscheidung ist der Haken des Wappens von Waldangelloch nach rechts geöffnet.

Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Evangelische Kirche
  • Die Evangelische Kirche wurde 1861 anstelle eines Vorgängerbaus durch Architekt Friedrich Theodor Fischer (1803–1867) errichtet. Bei der Kirche befinden sich ein Brunnen und ein Kriegerdenkmal. Das gegenüber befindliche alte Pfarrhaus von 1848 kam nach einem Neubau im Gewann Finkenherd 1972 in den Besitz der Stadt Sinsheim, die es zum Verwaltungsgebäude der Sozialstation umbaute.
  • Die Katholische Kirche wurde 1959 für die durch den Zuzug von Vertriebenen angewachsene katholische Gemeinde erbaut.
  • Das Bürgermeisteramt wurde von 1906 bis 1908 als Schulhaus erbaut und 1922 erweitert. Gegenüber befindet sich ein moderner Brunnen.
  • Im Ort befinden sich mehrere historische Sandsteinscheunen.

Museen

Im Obergeschoss des Bürgermeisteramtes befindet sich die Pomazer Heimatstube der Ungarndeutschen aus Pomáz, die in den Sommermonaten jeweils am ersten Sonntag des Monats geöffnet ist und zahlreiche Exponate dieser Volksgruppe zeigt. Nach dieser Landsmannschaft ist auch der Pomazer Platz vor dem Bürgermeisteramt benannt.

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden

Literatur

  • Käthe Zimmermann-Ebert: Große Kreisstadt Sinsheim – Rund um den Steinsberg. Sinsheim 1990

Weblinks

 Commons: Waldangelloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nebenbahn Wiesloch–Meckesheim/Waldangelloch — Bahnstrecke Wiesloch–Meckesheim/Waldangelloch Kursbuchstrecke (DB): bis 1970: 301a Wiesloch–Schatthausen 301b Wiesloch–Waldangelloch 301c Wiesl. Walldorf–Wiesl. Stadt Streckenlänge …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Wiesloch–Meckesheim/Waldangelloch — Kursbuchstrecke (DB): bis 1970: 301a Wiesloch–Schatthausen 301b Wiesloch–Waldangelloch 301c Wiesl. Walldorf–Wiesl. Stadt Streckenlänge …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Waldangelloch — w1 Burg Waldangelloch Die Burg auf dem Bergsporn über dem Ort Ents …   Deutsch Wikipedia

  • Wieslocher Bahnen — Bahnstrecke Wiesloch–Meckesheim/Waldangelloch Kursbuchstrecke (DB): bis 1970: 301a Wiesloch–Schatthausen 301b Wiesloch–Waldangelloch 301c Wiesl. Walldorf–Wiesl. Stadt Streckenlänge …   Deutsch Wikipedia

  • Rohrbach bei Sinsheim — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Sinsheim — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster Odenheim — Landwirtschaftlich genutztes Gelände des ehemaligen Ritterstifts Odenheim mit freistehendem mittelalterlichem Turm Neben Ritterstift Odenheim sind auch die Bezeichnungen Kloster Odenheim, Herrenstift Odenheim, Ritterstift in Bruchsal oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der stillgelegten Eisenbahnstrecken in Baden-Württemberg — Die Liste der stillgelegten Eisenbahnstrecken in Baden Württemberg nennt baden württembergische Eisenbahnstrecken oder Teilabschnitte von Strecken, die stillgelegt wurden. Inhaltsverzeichnis 1 vor 1940 2 1940er Jahre 3 1950er Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Eberstein (Adelsgeschlecht) — Wappen der Grafen von Eberstein, Scheibler sches Wappenbuch, 1450–80 Die Grafen von Eberstein waren ein südwestdeutsches Adelsgeschlecht, das von 1085 bis ins 13. Jahrhundert auf der heute als Alt Eberstein bekannten Burg beim heutigen Baden… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Eberstein — Wappen der Grafen von Eberstein, Scheibler sches Wappenbuch, 1450–80 Die Grafen von Eberstein waren ein südwestdeutsches Adelsgeschlecht, das von 1085 bis ins 13. Jahrhundert auf der heute als Alt Eberstein bekannten Burg beim heutigen Baden… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”