Wahl in der Demokratischen Republik Kongo 2006

Wahl in der Demokratischen Republik Kongo 2006
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Karte der Demokratischen Republik Kongo

Die Wahl in der Demokratischen Republik Kongo am 30. Juli 2006 war die erste freie Wahl im Kongo seit 1965. Gewählt wurden ein neuer Präsident und ein neues Parlament.

Zwischen 6 Uhr und 17 Uhr lokaler Zeit war es den 25 Millionen Wahlberechtigten möglich, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlkommission will das offizielle Ergebnis frühestens drei Wochen nach der Wahl bekanntgeben.[1] Es existieren 50.000 Wahlbüros. Die Kosten der Wahl von etwa 470 Millionen US-Dollar werden zu 80 % von der EU bezahlt.[2]

Für das Amt des Präsidenten gibt es je nach Quelle 32[1] oder 33 Kandidaten.[3][2] Für die 500 Parlamentsplätze gibt es 9.707 Kandidaten[2]. Für eine direkte Wahl benötigt ein Kandidat mindestens 50 % der Stimmen, ansonsten ist eine Stichwahl am 29. Oktober erforderlich.[4][5]

Die Wahl fand unter reger Beteiligung statt, so haben viele Wähler längere Strecken zu den Wahlbüros zurückgelegt und teilweise vor den Wahlbüros übernachtet.[6][7] Die Wahlbeteiligung lag in den Städten zwischen 60 % und 80 %.[8]

Die Wahl wird von 17.600 UNO-Soldaten der MONUC-Mission, 2.000 Soldaten der EUFOR RD Congo, darunter auch 780 deutsche Bundeswehr-Soldaten[9] und drei österreichische Offiziere[7], sowie 80.000 kongolesischen Sicherheitstruppen überwacht.[10] In den Wochen vor der Wahl war es wiederholt zu Ausschreitungen gekommen.[11] Die Wahl wird von rund 1.200 Wahlbeobachtern kontrolliert, unter ihnen auch der ehemalige kanadische Ministerpräsident Joe Clark.[12]

Im Anschluss an die Präsidentschaftswahlen sind für die 24 neuen Provinzen Exekutivwahlen vorgesehen.

Inhaltsverzeichnis

Vorbereitungen vor der Wahl

Die ursprünglich für das Jahr 2005 geplanten Wahlen galten als das zentrale Ereignis der Konsolidierung des Landes nach dem Krieg, Mitte Juni sollte mit der Registrierung der Wähler begonnen und im Laufe des Jahres die Wahl durchgeführt werden. Am 17. Mai 2005 wurde die dafür erforderliche neue Verfassung vom Parlament verabschiedet, die die zwei Jahre alte Übergangsverfassung ablösen sollte und die Grundlage für Wahlen bildet. Zum Inkrafttreten musste diese allerdings noch in einer Volksabstimmung bestätigt werden, wodurch sich die Wahlen bis ins Jahr 2006 verschoben, geplant waren nun zwei Wahlgänge für Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 29. April und am 2. Juni 2006. Die neue Verfassung wurde zwar kritisiert, galt aber als funktionell und solide genug, um als Grundlage für einen neuen Staat zu dienen. Die wichtigste Veränderung ist dabei eine verstärkte Dezentralisierung des Staates (wenn auch kein echter Föderalstaat zustande kam) und eine Verringerung der Macht des Staatsoberhauptes. [13]

Zugleich stand aber zu befürchten, dass die Wahlen den Keim für neue militärische Konflikte legen und den Krieg erneut befeuern könnten. Drei Kandidaten galten als aussichtsreiche Rivalen um das Amt des Staatspräsidenten: neben Kabila der ehemalige Chef der Zentralbank Pierre Pay-Pay sowie der Oppositionsführer und ehemalige Premierminister Etienne Tshisekedi (dessen Kandidatur allerdings formal wegen eines ursprünglichen Wahlboykotts seiner Anhänger nicht zulässig war, was weiteren Konfliktstoff in sich barg). Alle Kandidaten hatten eine starke militärische Basis, so kontrolliert Kabila die Provinz Katanga, Tshisekedi die Provinz Kasai und Pay-Pay ein Bündnis aus Politikern in Kinshasa und einigen Milizenführern. Auch hatten die meisten Warlords sich nicht an die Übereinkunft mit der Regierung gehalten, ihre Truppen entweder zu demobilisieren oder einer neuen, integrierten Armee zu überstellen, rund 300.000 nichtstaatliche Kämpfer standen Anfang 2006 noch unter Waffen. [14]

Anfang 2006 waren rund 17.000 Militärbeobachter und Soldaten an der "Mission de l´Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo" (MONUC) beteiligt. Eine Ausweitung dieser Mission und Entsendung weiterer Blauhelm-Soldaten hatte der UN-Sicherheitsrat abgelehnt. Daraufhin prüften die EU und Deutschland nach einer Anfrage der UN, wie und mit welchen Mitteln sie im Rahmen einer weiteren Mission die Wahl auch militärisch sichern und die aktuelle UN-Mission unterstützen können. [15]

Einwohner in Kinshasa demonstrieren für die Wahlen und gegen jede Verzögerung, Mai 2006

Die Monuc-Truppen sollen in den Monaten vor der Wahl die kongolesische Armee bei der Bekämpfung von Milizen im Osten des Kongos unterstützt haben. Dabei soll es am 21. April im Dorf Kazana zu 25 bis 34 Toten Zivilisten größtenteils durch Mörser-Feuer von UN Truppen gekommen sein. Außerdem hätten die UN-Truppen dabei zugesehen, wie die kongolesische Armee danach das Dorf niederbrannte.[16]

Drei Tage vor der Wahl, am 27. Juli, wurde ein Friedensvertrag in der Region Ituri geschlossen. Dabei soll die Rebellenorganisation MRC entwaffnet werden. Für die Kämpfer wurde eine Generalamnestie erlassen und die Offiziere sollen in die kongolesische Armee übernommen werden. Der Konflikt in Ituri habe um die 60.000 Menschenleben gefordert und rund 200.000 Menschen vertrieben.[17]

Am 29. Juli soll eine große Ladung von T-72-Panzern in der Hafenstadt Matadi angekommen und in der Nacht nach Kinshasa transportiert worden sein. Die Panzer waren eine Bestellung der kongolesischen Armee.[6]

Kandidaten

Joseph Kabila

Hauptartikel: Joseph Kabila
Joseph Kabila im Jahr 2003 bei einem Besuch im Pentagon

Der (nach Aussagen vieler kongolesischer Flüchtlinge in Deutschland ethnisch aus Ruanda stammende) Joseph Kabila gilt als Favorit der Wahl.[18] Er ist der derzeitige Präsident des Kongos und kam an die Macht, nachdem der damalige Präsident Laurent-Désiré Kabila am 16. Januar 2001 von einem seiner Leibwächter erschossen wurde.

Kabila hatte den zweiten Kongokrieg 2002 durch Friedensverträge mit Ruanda und Uganda beendet und wird daher von den USA und der EU favorisiert.[19] Seine politische Basis hat er vor allem im Osten des Landes.[20]

Joseph Kabila ist im Exil in Tansania aufgewachsen und spricht nicht die Landessprache Lingala.[18][21][19]

Kritiker werfen ihm den Ausverkauf der Rohstoffe Kongos vor, an dem seine Familie verdiene[19]. Die Oppositionspartei Union pour la democratie et le progres social (kurz UDPS) wirft ihm zudem vor, eigene Parteien unter dem Namen der UDPS bei der Wahl angemeldet zu haben, um die Teilnahme der UDPS an der Wahl zu verhindern. Die UDPS boykottierte daraufhin die Wahl.[22]

Jean-Pierre Bemba Gombo

Hauptartikel: Jean-Pierre Bemba Gombo

Jean-Pierre Bemba Gombo, auch einfach als Chairman bezeichnet, ist derzeitig einer von vier Vizepräsidenten des Kongos und Anführer der von Uganda unterstützten Mouvement de Libération du Congo (kurz MLC). Seine Partei tritt die Nachfolge des 1997 gestürzten Diktators Mobutu Sese Seko an. Bemba ist mit einer Schwester von Mobutu verheiratet. Menschenrechtsaktivisten werfen seinen Truppen schwere Vergehen gegen die Menschlichkeit vor.[23]

Im Wahlkampf betonte er besonders, dass Kabila im Exil aufgewachsen und daher kein wirklicher Kongolese sei[19]. Daher wird er von seinen Anhängern auch „Sohn unseres Volkes“ gerufen.[9]

Azarias Ruberwa

Hauptartikel: Azarias Ruberwa

Azarias Ruberwa ist ein weiterer Vizepräsident des Kongos und war im Kongokrieg Anführer der ebenfalls von Ruanda unterstützten Rassemblement congolais pour la démocratie (kurz RCD). Kritiker werfen ihm vor eine Marionette Ruandas zu sein.[24] Er bezeichnet seine Partei als sozialdemokratisch, lässt aber ebenfalls seine politischen Ziele im Dunklen.[19]

Weitere Kandidaten

  • Banyingela Kasonga (APE)
  • Alou Bonioma Kalokola
  • Eugène Diomi Ndongala (DC)
  • Antoine Gizenga (PALU) - ehemaliger Minister unter Patrice Lumumba
  • Bernard Emmanuel Kabatu Suila (USL)
  • Gérard Kamanda wa Kamanda (FCN)
  • Oscar Kashala Lukumuenda (U.A)
  • Norbert Likulia Bolongo
  • Roger Lumbala (RCDN)
  • Guy-Patrice Lumumba - Sohn des ehemaligen Premierminister Patrice Lumumba
  • Vincent de Paul Lunda-Bululu (RSF)
  • Pierre Anatole Matusila Malungeni Ne Kongo
  • Christophe Mboso N'Kodia Pwanga (CRD)
  • Antipas Mbusa Nyamuisi (Forces du Renouveau)
  • Alafuele Mbuyi Kalala (RNS)
  • Nzanga Mobutu (UDEMO) - Sohn des ehemaligen Diktators Mobutu Sese Seko
  • Florentin Mokonda Bonza (CDC)
  • Timothée Moleka Nzulama (UPPA)
  • Justine Mpoyo Kasa-Vubu (MD)
  • Jonas Mukamba Kadiata Nzemba (ADECO)
  • Paul Joseph Mukungubila Mutombo
  • Osée Muyima Ndjoko (R2D)
  • Arthur Z'ahidi Ngoma (Camp de la Patrie)
  • Jacob Niemba Souga (CPC)
  • Marie-Thérèse Nlandu Mpolo Nene (CONGO-PAX)
  • Wivine N'Landu Kavidi (UDR)
  • Cathérine Marthe Nzuzi wa Mbombo (MPR/Fait privé)
  • Joseph Olengankoy Mukundji (FONUS)
  • Pierre Pay-Pay wa Syakasighe (DCF-COFEDEC)
  • Hassan Thassinda Uba Thassinda (CAD)

[25]

Wahlboykott

Die UDPS hat zum Boykott der Wahl aufgerufen[26]. Die UDPS ist die einzige Partei im Kongo mit einem politischen Programm und dem Ziel einen Rechtsstaat im Kongo einzuführen. Die UDPS erhob Vorwürfe, dass die Wahl manipuliert werde und Kabila schon als Sieger feststehe,[19] da dieser vom Ausland, unter anderem der USA und der EU, unterstützt wird. Außerdem kritisiert die UDPS, dass es keine Volkszählung gegeben habe, die nach dem Kongokrieg mit über vier Millionen Toten aber nötig gewesen wäre.[22]

Die Katholische Kirche hatte zunächst ebenfalls mit einem Aufruf zum Boykott der Wahl gedroht, da sie ebenfalls Unregelmäßigkeiten befürchtete. Dennoch rief sie ihre Anhänger zur Wahl auf.[21] Entscheidend war dabei die Haltung Roms: Der Papst Benedikt XVI. segnete die Wahlen. Die katholische Landeskirche in der DR Kongo startete 2005 in ihren Medien sogar eine Aufklärungskampagne über die Wahlen. Der katholische Militärbischof Walter Mixa kritisierte mehrmals den Kongo-Einsatz der Bundeswehr, „da der politische Sinn und das spezifische Interesse des Einsatzes nicht offensichtlich seien[27]. Die deutsche Fraktion des Internationalen Katholische Missionswerk missio unterstützt und segnet den Bundeswehreinsatz. Gleichzeitig macht es auf den Zusammenhang zwischen deutschen Kleinwaffenexporten und deren Bedeutung für Kindersoldaten aufmerksam. Weil diese Waffen leicht zu bedienen sind, ermöglichen sie den Einsatz von Kindern für das Militär.[28]

Zwischenfälle

Vor der Wahl

Nach dem Einzug Bembas am 27. Juli in Kinshasa kam es in einem seiner Lager und in dem Haus seines Leibwächters zu Bränden. Bei den anschließenden Ausschreitungen von Bemba-Anhängern wurde ein kongolesischer Soldat bei lebendigem Leib verbrannt, der angeblich ein Kabila T-Shirt trug. Eine Freikirche wurde von Bemba-Anhängern niedergebrannt, weil der Priester als Kabila-Anhänger galt.

Als sich am 28. Juli die Wagenkolonnen von Kabila und dem Gegenkandidat Azarias Ruberwa trafen, eröffneten die Leibwächter von Kabila das Feuer und töteten einen Leibwächter Ruberwas. Das Feuer wurde eröffnet, weil der Wagen Ruberwas einfach durch die Kolonne Kabilas fuhr, obwohl dieser zum Anhalten aufgefordert wurde. Aus Angst vor einem Attentat wurde das Fahrzeug dann beschossen. Ruberwa selber befand sich nicht in diesem Fahrzeug.

Am 28. Juli stürzte eine Drohne der EUFOR über Kinshasa ab und verletzte nach Angaben der Militärs 5 Bewohner[29]. Erst am 29. Juli wird bekannt, dass es sich bei dem Absturz über dem Armenviertel Kingabwa in der Hauptstadt Kinshasa um eine der zwei belgischen Drohnen handelte und diese sich im Probeflug befand. Nach taz-Berichten wurden 8 Menschen verletzt. „Nur durch ein Wunder“, so der taz-Korrespondent Dominic Johnson, „gab es keine Toten.“ Die Eingreiftruppe EUFOR stellt vorläufig ihre unbemannte Wahlbeobachtung ein. 16 Bewohner, die zumeist während der Katastrophe im Fischfang auf dem Kongo arbeiteten, wurden durch den Flugzeugabsturz obdachlos. Zwei französische Militärsanitäter erkundigten sich kursorisch nach dem Gesundheitszustand der Bewohner.[30]

In der Stadt Mbuji-Mayi haben Wahlgegner am 28. Juli einen Lastwagen mit Wahlunterlagen angezündet. In den 67 Wahlbüros, für die der Lastwagen die Unterlagen transportierte, könne am Sonntag nicht gewählt werden, sagte der Wahlkoordinator der Region Hubert Tissuaka, da es nicht möglich sei das Material in so kurzer Zeit zu ersetzen.[31][1] In der Region Kasai sollen sieben Wahlbüros niedergebrannt worden sein.[7] Die Monuc flog daraufhin neue Wahlzettel nach Mbuji-Mayi und etwa 200 Wahlbüros wurden am 31. Juli wieder geöffnet.[8][5]

Fahrzeuge der EUFOR wurden von Demonstranten angegriffen und nach EUFOR-Angaben zum Teil schwer beschädigt[2]. Nach UN-Angaben ergaben sich während der Wahl nur kleinere Problemen, so seien zum Beispiel einige Wählerlisten falsch gewesen.[6]

Zwischen Wahl und Bekanntgabe des Wahlergebnisses

Ein Sprecher von Ruberwas RCD-Partei sprach von Wahlbetrug und RCD-Sekretär General Kabasu Babu Katulondi sagte der BBC, dass RCD-Repräsentanten aus den Wahlbüros gejagt worden seien, als sie die Auszählungen überwachen wollten.[4]

Nach der Wahl protestierten einige Wahlhelfer, denen das versprochene Gehalt nicht ausgezahlt wurde, oder beschwerten sich über die Bedingungen in den Wahlbüros. So hätten sie tagelang ohne irgendeine Versorgung durch die Wahlkommission gearbeitet.[32]

Drei Fernsehsendern wurde die Sendelizenz entzogen, nach dem sie Bilder ausstrahlten, die zur Gewalt provozieren könnten. Dabei ging es besonders um Aufrufe zur Gewalt gegen weiße und Ausländer. Ein Aufruf war, dass falls Kabila gewinnen würde, sollten alle Weißen in Kinshasa angezündet werden. Darunter ein staatlicher Fernsehsender und ein Sender Bembas.[33] [34][35]

Am 20. August kam es kurz vor der Bekanntgabe der vorläufigen amtlichen Wahlergebnisse zu einem Schusswechsel zwischen der Polizei und Sicherheitsleuten Bembas. Die Polizei gilt im Kongo als Privatarmee des Amtsinhabers Kabila. Die Bekanntgabe wurde daraufhin verzögert.[20][36]

Nach der Bekanntgabe des vorläufigen amtlichen Wahlergebnis

Stunden nach der Bekanntgabe des vorläufigen amtlichen Wahlergebnis am 21. August bekämpften sich die Truppen Kabilas und Bembas. Dabei wurden auch schwere Waffen, wie Panzer, Flak und Granatwerfer, eingesetzt.[37] Dabei wurde auch die Residenz von Bemba unter Beschuss genommen, in der sich 14 Diplomaten, darunter auch der UN-Botschafter William Swing und der deutsche Botschafter Reinhard Buchholz, gerade mit Bemba trafen. Der Privat-Hubschrauber Bembas wurde dabei zerstört. Die EUFOR-Truppe wurde eingesetzt, um die Diplomaten nach einer extra für diese Aktion ausgehandelten Waffenruhe, aus dem Gebäude zu begleiten. 150 spanische Fallschirmjäger begleiteten die Diplomaten mit gepanzerten Fahrzeugen aus der Residenz Bembas. In der Nacht beruhigte sich die Lage wieder.[38] Am Morgen des 22. August flammten die Kämpfe wieder auf, so dass die EUFOR 131 weitere Truppen aus Libreville, Gabun nach Kinshasa verlegte.[39] Den Kämpfen war wohl ein Versuch von Kabilas Truppen vorausgegangen, die Soldaten Bembas zu entwaffnen. [40] Die Präsidentengarde Kabilas warf dagegen den Einheiten Bembas vor, zwei Soldaten entführt zu haben. Regierungstruppen besetzten den Flughafen Kinshasas, der daraufhin geschlossen wurde.[41] Am Abend wurde nach Vermittlung durch die EU und UNO eine Waffenruhe vereinbart.[42] Bei der Schießerei starben mindestens fünf Menschen, darunter ein Japaner, der die Schießereien von seinem Balkon aus fotografieren wollte.[33]

Auf dem Weg zu einem Fernsehauftritt zur Wahl in London wurden am 12. Oktober 2006 Kabilas Stabschef Leonard She Okitundu, der ehemalige Botschafter in Großbritannien Henri Nswana und der Vorsitzende von Kabilas Partei in Großbritannien Placide Mbatika von etwa 20 Leuten mit Baseballschlägern angegriffen und von den Tätern nackt zurück gelassen. Bilder der geraubten Kleidung und Gegenstände wurden von den Tätern im Internet veröffentlicht.[43][44][45]

Kommentare zur Wahl

Finnische Soldaten bewachen ein Wahllokal

Die Monuc bezeichnete die Wahlen als großen Erfolg. Das Carter Center, eine vom ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter gegründetes Zentrum für Demokratie und Menschenrechte, sagte die Wahl sei im allgemeinen friedlich verlaufen, man könne aber die Auswirkungen von Änderungen in Wahlbüros und Wahllisten, die kurz vor der Wahl gemacht wurden, noch nicht richtig bemessen.[32]

Die Organisation Human Rights Watch sprach jedoch von Problemen bei den Auszählungen. So wurde beobachtet, wie Wahlzettel weggeworfen und sogar verbrannt wurden; die Zahlen in einigen Auszählungen würden nicht passen und die Zahl der angeblich ungültigen Stimmen würde sich ständig erhöhen. In der Region Ituri, in der noch drei Tage vor der Wahl ein Friedensvertrag geschlossen wurde, seien die Beobachter in ihrer Arbeit stark behindert worden.[46]

Wahlurnen werden zum Teil mit privaten PKWs oder gar Mofas zu den Sammelstellen gefahren, die teilweise unter freiem Himmel liegen.[47]

Ergebnis

Erste Auszählungen und Meinungsmache der Kandidaten

Erste Auszählungen am 31. Juli zeigten, dass Bemba die meisten Stimmen in Kinshasa für sich behaupten konnte[4]. Nach Angaben von Bemba habe er in sechs der elf Provinzen die Wahl gewonnen und würde 40% bis 45% der Stimmen erhalten[5]. Pro-Regierungs-Zeitungen warfen dagegen Bemba vor, falsche Ergebnisse zu veröffentlichen.[32]

Ruberwa gab dagegen bekannt, dass er das Wahlergebnis nicht anerkennen werde, da es zu Wahlbetrug gekommen sei. Er konnte aber bisher keine Beweise dafür vorlegen.[48]

Kabila gab bekannt, dass er das Wahlergebnis akzeptieren werde, auch wenn die Wähler sich gegen ihn entschieden hätten.[48]

Auszählungen am 9. August zeigten, dass Kabila im Osten des Landes eine Mehrheit (laut Spiegel: 46%) erringen konnte. Nach ihm folge Bemba mit 24%. Dabei seien aber bisher lediglich 1,6 Millionen Stimmen von 25 Millionen Wahlberechtigten ausgezählt worden und der Osten ist eine Hochburg Kabilas.[49]. Nach BBC-Angaben habe Kabila in den östlichen Provinzen Nord-Kivu, Katanga und Maniema rund 90% der Stimmen für sich behaupten können. Im Westen des Landes, wo auch die Hauptstadt Kinshasa liegt, habe dagegen Bemba etwa 40% der Stimmen und Kabila nur 16% der Stimmen gewinnen können.[50]

Vorläufiges amtliches Wahlergebnis

Wahlsieger des ersten Wahlgangs nach Region:
  • Joseph Kabila
  • Jean-Pierre Bemba
  • Antoine Gizenga

Das vorläufige amtliche Wahlergebnis wurde am 21. August 2006 veröffentlicht. Kabila erhielt die meisten Stimmen mit 44,81%. Bemba wurde mit 20,03% der Stimmen Zweiter. [33] Die Wahlbeteiligung lag bei 70%.[51] Da keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erreichte, gab es am 29. Oktober eine Stichwahl, die nach Monuc-Angaben weitgehend komplikationslos verlief. [52]. In dieser Stichwahl konnte sich Kabila mit rund 58 Prozent der Stimmen behaupten und Bemba auf den zweiten Platz verweisen, eine Klage wegen Wahlbetrugs wies das Oberste Gericht am 28. November zurück.[53]

Joseph Kabila Kabange 44,81%
Jean-Pierre Bemba Gombo 20,03%
Antoine Gizenga 13,06%
François Joseph Mobutu Nzanga Ngbangawe 4,77%
Oscar Kashala Lukumuenda 3,46%
Azarias Ruberwa Manywa 1,69%
Pierre Pay-Pay wa Syakasighe 1,58%
Vincent de Paul Lunda Bululu 1,40%
Joseph Olengankoy Mukundji 0,60%
Pierre Anatole Matusila Malungeni ne Kongo 0,59%
Antipas Mbusa Nyamwisi 0,57%
Bernard Emmanuel Kabatu Suila 0,51%
Kasonga Banyingela 0,48%
Christophe Mboso N'Kodia Pwanga 0,47%
Norbert Likulia Bolongo 0,46%
Roger Lumbala 0,45%
Justine Mpoyo Kasa-Vubu 0,44%
Guy Patrice Lumumba 0,42%
Catherine Marthe Nzuzi wa Mbombo 0,38%
Alou Bonioma Kalokola 0,38%
Paul Joseph Mukungubila Mutombo 0,35%
Arthur Z'ahidi Ngoma 0,34%
Wivine N'Landu Kavidi 0,32%
Gérard Kamanda wa Kamanda 0,31%
Florentin Mokonda Bonza 0,29%
Alafuele Mbuyi Kalala 0,26%
Jacob Niemba Souga 0,24%
Marie-Thérèse Nlandu Mpolo Nene 0,21%
Osée Muyima Ndjoko 0,15%
Hassan Thassinda Uba Thassinda 0,14%
Timothée Moleka Nzulama 0,10%

Quelle: [54]

Weblinks

 Commons: Wahl in der Demokratischen Republik Kongo 2006 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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