Wagen von Compiègne

Wagen von Compiègne
Der Wagen von Compiègne
Wagen von Compiègne im Armeemuseum in Paris
Der Wagen wird 1940 aus dem Museum geholt
Waffenstillstandsverhandlungen 1940

Der Wagen von Compiègne ist der ehemalige Speisewagen und spätere Salonwagen, in dem im November 1918 auf einer Lichtung bei Compiègne die Beendigung der Kampfhandlungen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und den Streitkräften der Entente vereinbart wurden (Erster Waffenstillstand von Compiègne). Im Juni 1940 wurde die Kapitulation Frankreichs gegenüber dem Deutschen Reich ebenfalls dort unterzeichnet (Zweiter Waffenstillstand von Compiègne).

Der Waggon mit der Nr. 2419 D wurde 1914 in Saint-Denis für die Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) als Speisewagen gebaut und war als solcher bis August 1918 im Einsatz. Anschließend wurde der Personenwagen in ein Büro für Marschall Foch umgebaut, der ihn von Ende Oktober 1918 bis zum September 1919 nutzte.

Am 11. November 1918 wurde in diesem somit zum „Wagen von Compiègne" gewordenen mobilen Büro des Oberkommandierenden der Entente für die Westfront der Waffenstillstand unterzeichnet, der den Ersten Weltkrieg beendete. Nach dem September 1919 schenkte die CIWL das Fahrzeug dem Musée de l'Armée (Armeemuseum), das im Hôtel des Invalides in Paris untergebracht ist. Dort war der Wagen von 1921 bis 1927 im Ehrenhof ausgestellt.

Auf Wunsch des Bürgermeisters von Compiègne und mit Unterstützung des US-Amerikaners Arthur Henry Fleming wurde der Wagen restauriert und in einem eigens erstellten Museumsgebäude auf der Clairière de l'Armistice („Waffenstillstands-Lichtung“) untergebracht.

Zur Unterzeichnung des Waffenstillstands zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich am 22. Juni 1940 ließ Hitler das Fahrzeug aus dem Gebäude herausholen und wieder auf die Waldlichtung bei Compiègne stellen. Anschließend wurde der Waggon auf der Straße nach Berlin gebracht und eine Woche am Berliner Dom ausgestellt. Daraufhin stellte man ihn auf ein Abstellgleis. 1944 kam der Wagen nach Thüringen, wurde zuerst in Ruhla abgestellt und später über Gotha nach Crawinkel, nahe der Stollenanlage Jonastal, gebracht.[1] Dort wurde er im März 1945 angesichts der heranrückenden US-Armee mutmaßlich von der SS zerstört. Es gibt aber ebenso andere Meinungen, dass der Wagen durch einen Flugzeugangriff, ehemalige Gefangene des Lagers Ohrdruf oder durch die Zivilbevölkerung zerstört worden sein könnte.

Auf der Clairière de l'Armistice wurde ein baugleicher Wagen der gleichen Serie aufgestellt.

Verbleib des Wracks nach 1945

Der Unterbau des Wagens hat vermutlich den Brand überstanden und wurde gegen Ende der 1940er-Jahre in der SBZ bzw. DDR zu einem Werkswagen umgebaut [1]. Nach einer Nutzungspause wurde der Wagen in den 1970er-Jahren erneut umgebaut und als Werkswagen Nr. 17 im Weichenwerk von Gotha eingesetzt; aufgrund seiner weichen Federung erhielt er den Spitznamen Kanapee. Einziges Indiz der Herkunft des Wagenunterbaus waren eingegossene Buchstaben in den Achslager-Deckeln. Nach einem Schaden wurde der Wagen 1986 verschrottet.

Einzelnachweise

  1. a b http://www.eberhardt-pfeiffer.de/Salonwagen.html

Weblinks


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