Wade-Giles

Wade-Giles

Das Wade-Giles-System zur phonetischen Umschrift der chinesischen Zeichen bzw. Sprache in lateinische Schrift geht auf Thomas Wade (1818–1895) und Herbert A. Giles (1845–1935) zurück. Thomas Wade war der erste Professor für Chinesisch in Cambridge und Herbert A. Giles sein direkter Nachfolger. Professor Wade hatte ein Latinisierungssystem entwickelt, das von Professor Giles in seinem Lexikon für chinesische Zeichen in der Aussprache von Peking im Jahre 1912 verwendet und vervollständigt wurde.

Das System wurde in Robert H. Matthews (1877–1970) Chinese-English Dictionary herausgegeben, 1931 in Shanghai weiter vervollständigt. Verschiedene Fachleute haben ausgehend von diesem System ihre eigenen Systeme entwickelt, die alle unter dem Namen „Wade-Giles“ firmieren. So unterscheidet sich das System des Harvard-Yenching Institutes von Matthews System und von dem System, das offiziell in Taiwan benutzt wird. Das System, das als Wade-Giles-System in Morohashi Tetsujis Chinesisch-Japanischem Lexikon Verwendung findet, ist wiederum um Nuancen anders.

Ein großes praktisches Problem bei dem System nach Wade-Giles sind der Apostroph und der Buchstabe ü. Diese beiden Zeichen werden außerhalb von akademischen Publikationen in den meisten Fällen ignoriert, was aber zu Missverständnissen in der Aussprache führen kann. Da der Apostroph zur Unterscheidung eines aspirierten und eines unaspirierten Konsonanten (z. B. Pinyin g und k) darüber hinaus sehr häufig auftritt, ist dieses Problem sehr groß. Der Buchstabe ü wird im Gegensatz zu Pinyin in allen Fällen, in denen tatsächlich ein ü gesprochen wird, geschrieben. Daher werden beispielsweise die Silben  yuán und  xué als yüan2 bzw. hsüe2 geschrieben. In einigen Fällen (wie im Beispiel) führt dies nicht zu Problemen, da das Chinesische keine Silben yuan bzw. hsue kennt. Es gibt allerdings Silben, die sowohl den Vokal u als auch ü haben, so dass eine Unterscheidung wichtig ist. Das Zeichen   würde beispielsweise Lu3 geschrieben, das Zeichen   allerdings 3. Wenn der Buchstabe ü in diesem Falle nicht beachtet wird, ist es schwierig, zwischen den beiden Silben zu unterscheiden. Es ist allerdings anzumerken, dass das gleiche Problem auch in Pinyin auftritt.

Die U-Bahn-Station Guting (chinesisch 古亭站 Gǔtíng Zhàn, W.-G. Ku3t’ing2 Chan4) der MRT in Taipeh wurde vor der Umstellung zu Pinyin als Kuting ausgeschildert. Da der Leser sich aber nicht sicher sein kann, in welchen Fällen die apostrophlose Schreibung korrekt und in welchen Fällen inkorrekt ist, lässt sich nicht genau auf die Aussprache schließen. Wenn der Leser sich bewusst ist, dass die Schreibung Kuting inkorrekt ist, bieten sich ihm folgende vier Möglichkeiten (in Pinyin), welche alle korrekt sein könnten: Guting, Kuting, Guding und Kuding.

In Taiwan wird im Chinesischunterricht der taiwanesischen Kinder Zhuyin (Bopomofo) benutzt, welches nicht auf dem lateinischen Alphabet basiert. Daher ist den meisten Taiwanern das System nach Wade-Giles auch nicht bekannt und wird nur für die Umschrift in fremdsprachigen Texten benutzt.

Siehe auch

Quellen

  • Endymion Wilkinson: Chinese History: A Manual, Harvard-Yenching Institute monographs No. 52, Harvard University Asia Center, Cambridge (Massachusetts) / London 2000.

Weblinks


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