Vorläufige Volksvertretung des Landes Württemberg-Baden

Vorläufige Volksvertretung des Landes Württemberg-Baden

Die Vorläufige Volksvertretung für Württemberg-Baden war 1946 ein parlamentsähnliches Gremium im Land Württemberg-Baden in der Amerikanischen Besatzungszone, dessen wesentliche Aufgabe die Beratung der von der Militärregierung der Vereinigten Staaten eingesetzten zivilen Regierung war. Sie war Vorläufer der am 30. Juni 1946 in freier Wahl gewählten Verfassunggebenden Landesversammlung. Sie entsprach den Ernannten Landtagen der anderen Länder in der amerikanischen und britischen Besatzungszone.

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Länder Baden und Württemberg zwischen der amerikanischen Besatzungszone im Norden und der französischen im Süden aufgeteilt. Innerhalb der französischen Zone wurden die Länder Württemberg-Hohenzollern und Baden gegründet, in der amerikanischen Zone das Land Württemberg-Baden.

Bereits für den 20. Juni 1945 berief die amerikanische Militärregierung eine Landrätekonferenz für Nordwürttemberg nach Murrhardt ein. Eingeladen waren die Landräte der 15 von den Amerikanern besetzten nordwürttembergischen Landkreise.[1] Die Landeshauptstadt Stuttgart, sowie die Landkreise Böblingen, Esslingen, Leonberg, Nürtingen und Vaihingen waren nicht vertreten, da sie zu diesem Zeitpunkt noch der französischen Besatzungsmacht unterstanden. Reinhold Maier und Wilhelm Keil nahmen als ehrenamtliche Berater an der Konferenz teil. Weitere Landrätekonferenzen fanden am 11. Juli 1945 in Schwäbisch Gmünd, am 15. August 1945 in Ludwigsburg, am 10. Oktober 1945 in Bad Boll und 21. November 1945 in Schnait statt. Bei der Konferenz in Schnait waren erstmals auch Vertreter aus dem nordbadischen Landesteil anwesend.

Am 21. Dezember 1945 erließ die Militärregierung ein Gesetz, das die Einberufung einer so genannten Vorläufigen Volksvertretung anordnete, die die Landrätekonferenz ablöste. Die Vorläufige Volksvertretung hatte lediglich eine beratende Funktion. Ihre Beschlüsse hatten für die von der Militärregierung eingesetzten zivile Regierung unter Ministerpräsident Reinhold Maier den Charakter einer Empfehlung.

Die Eröffnungssitzung der Vorläufigen Volksvertretung fand am 16. Januar 1946 im Großen Haus des Württembergischen Staatstheaters in Stuttgart statt. Danach gab es zwischen dem 30. Januar 1946 und dem 19. Juni 1946 insgesamt neun Arbeitssitzungen. Die Vorläufige Volksvertretung wurde durch die am 30. Juni 1946 in freier Wahl gewählte Verfassunggebende Landesversammlung abgelöst.

Zusammensetzung

Die Mitglieder der Vorläufigen Volksvertretung wurden nicht gewählt sondern von der Militärregierung ernannt. Als Präsident wurde Wilhelm Keil (SPD) eingesetzt. Sein Stellvertreter war der parteilose Mannheimer Oberbürgermeister Josef Braun. Die Vorläufige Volksvertretung hatte insgesamt 124 Mitglieder. Sie setzte sich wie folgt zusammen[2] [3]:

  • Präsident Wilhelm Keil (SPD) als Vorsitzender
  • Ministerpräsident Reinhold Maier (DVP)
  • 8 weitere Mitglieder der Regierung
  • 12 Vertreter der CDU
  • 12 Vertreter der SPD
  • 12 Vertreter der DVP
  • 12 Vertreter der KPD
  • 28 Landräte
  • 8 Oberbürgermeister
  • 4 Vertreter der Gewerkschaften
  • 4 Vertreter der Industrie- und Handelskammern
  • 4 Vertreter der Handwerkskammern
  • 8 Vertreter aus der Landwirtschaft
  • 4 Vertreter der Hochschulen
  • 6 Vertreter der Kirchen

Mitglieder

A

B

C

D

E

F

  • Gertrud Frühschütz, KPD

G

  • Valentin Gaa, CDU
  • Karl Gaiser, DVP
  • Karl Geppert, Landrat des Landkreises Mannheim
  • Adalbert Gramlich, CDU
  • Richard Grammel, Vertreter der Hochschulen
  • Karl Grathwohl, DVP
  • Roman Großmann, Landrat des Landkreises Sinsheim
  • Ernst Guggenheimer, Vertreter der Kirchen

H

J

K

  • Friedrich Adolf Katz, Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim
  • Wilhelm Keil, Präsident, SPD
  • Alois Kimmelmann, SPD
  • Robert Klausmann, KPD
  • Arnulf Klett, Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart
  • Hermann Kling, CDU
  • Hans Kneher, Vertreter der Industrie- und Handelskammern
  • Heinrich Köhler, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, CDU
  • Rudolf Kohl, Arbeitsminister, KPD
  • Gottlob Kopp, DVP
  • Max Kottmann, Vertreter der Kirchen
  • Wilhelm Künzler, KPD
  • Franz-Josef Kuhn, Vertreter der Landwirte
  • Johannes Kuhn, Vertreter der Landwirte
  • Friedrich Kuhnle, Landrat des Landkreises Vaihingen

L

M

N

O

  • Eugen Orgeldinger, DVP

P

R

S

T

U

V

W

Z

Quellen und Anmerkungen

  1. Die Teilnehmerliste ist veröffentlicht in: Landkreisnachrichten aus Baden-Württemberg, 4. Jahrgang/Heft 3, 1. September 1965, Seite 26
  2. Gesetz Nr. 15 über die Vorläufige Volksvertretung für Württemberg-Baden vom 10. Januar 1946
  3. Landtag von Baden-Württemberg (Hrsg.): MdL, die Abgeordneten der Landtage in Baden-Württemberg 1946-1978. Stuttgart 1978, ISBN 3-12-911930-2, Seite 24 und Seite 199

Literatur

  • Landtag von Baden-Württemberg (Hrsg.): MdL, die Abgeordneten der Landtage in Baden-Württemberg 1946-1978. Stuttgart 1978, ISBN 3-12-911930-2, Seite 23-25

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