Vorfahren des Menschen

Vorfahren des Menschen
Hominini
Der aufrechte Gang: ein Merkmal der Hominini
Zeitraum
Oberes Miozän bis Jetztzeit
7 Mio. Jahre bis heute
Fossilfundorte
  • Weltweit
Systematik
Primaten (Primates)
Trockennasenaffen (Haplorhini)
Altweltaffen (Catarrhini)
Menschenartige (Hominoidea)
Menschenaffen (Hominidae)
Wissenschaftlicher Name
Hominini
Gray, 1825
Gattungen

Als Hominini wird eine Tribus (eine hierarchische Stufe des taxonomischen Systems) der Menschenaffen bezeichnet, die die Arten der Gattung Homo einschließlich des heute lebenden Menschen (Homo sapiens) umfasst sowie die ausgestorbenen Vorfahren dieser Gattung. Die Zugehörigkeit zu den Hominini wird als hominin bezeichnet[1].

Inhaltsverzeichnis

Systematik

Zu den Hominini werden heute neben den Arten der Gattung Homo folgende Gattungen gezählt:

Für terminologische Verwirrung sorgt, dass in der Fachliteratur der ältere Begriff hominid häufig im Sinne von hominin verwendet wird. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Paläoanthropologen bis in die späten 1980er-Jahre der Taxonomie von Linné folgten, der Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen in der Familie der Menschenaffen (Pongidae) zusammengefasst und diese der Familie der Echten Menschen (Hominidae) gegenübergestellt hatte. Aufgrund genetischer Vergleiche wurde später aber nachgewiesen, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans. Daher wurden Menschen, Schimpansen und Gorillas nebst all ihren fossilen Vorfahren zu einem gemeinsamen Taxon zusammengefasst (Homininae) und dieses neben das Taxon der Orang-Utans (Ponginae) gestellt[2] [3]. Alternativ wurden von einzelnen Forschern die Schimpansen mit dem Menschen und dessen Vorfahren einer gemeinsamen Gruppe zugeordnet, wobei diese Gruppe – was zu erheblichen Irritationen führen kann – ebenfalls Hominini genannt wird.

Um die Vorfahrenlinie des Menschen von jener der Schimpansen und Gorillas terminologisch abzugrenzen, wurden von einigen Paläoanthropologen weitere Begriffe für Unterteilungen (Tribus) eingeführt: Neben den Hominini (Menschen plus Vorfahren) sind das die Gorillini (Gorillas plus Vorfahren) und die Panini (Schimpansen plus Vorfahren); einzelne Wissenschaftler fassen – abweichend hiervon – die Gorillas, die Schimpansen und beider Vorfahren unter dem Begriff Panini zusammen.

Anatomie

Gemeinsame Kennzeichen der Hominini sind der aufrechte, zweibeinige Gang und die damit verbundenen anatomischen Merkmale, die Abweichungen vom Grundbauplan der Primaten (Primates) darstellen:

  • Verlängerung der hinteren Extremitäten und Umgestaltung zu Laufbeinen,
  • Umgestaltung der hinteren Füße durch Verlängerung der Mittelfußknochen, Verkürzung der Zehen und zunehmender Verlust der Opponierbarkeit der Großzehe,
  • Umgestaltung des Beckens mit Ausprägung der Pfanne des Hüftgelenks zur Aufnahme größerer Lasten,
  • Umbau insbesondere des weiblichen Beckens durch Vergrößerung der Beckenschaufeln und des Geburtskanals,
  • Umgestaltung der Hände der vorderen Extremitäten zu Greiforganen für Gegenstände (statt zum Klettern) durch Verkürzung der Mittelhandknochen,
  • zunehmende Abplattung des Brustkorbes.

Literatur

  • Henry Gee: Hominid and hominin. Nature, Band 412, 2001, S. 131.
  • Winfried Henke, Hartmut Rothe: Stammesgeschichte des Menschen: Eine Einführung. Berlin: Springer, 1998, ISBN 978-3540648314; Volltext (siehe insbesondere S. 45 – 47).

Einzelnachweise

  1. Gerhard Heberer hatte u. a. in Anthropologie - Das Fischer Lexikon (Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt, 1970, S. 39 ff.) den Australopithecinen als den „bisher strukturell urtümlichsten humanen Hominiden“ die „höheren Hominiden gegenübergestellt“ und diese „als Homininae bezeichnet“. „Um das 'echt' Menschliche zu betonen, kann man die Vorsilbe 'Eu' benutzen: (Eu)Homininae.“ Daraus hatte sich die Eindeutschung „echte Menschen“ ergeben, die später gelegentlich auch als Umschreibung der Hominini verwendet wurde, heute aber im wissenschaftlichen Diskurs nur noch auf die Gattung Homo bezogen wird.
  2. David R. Begun: Das Zeitalter der Menschenaffen, in: Spektrum der Wissenschaft, Dossier 01/2004: Die Evolution des Menschen II, p. 8.
  3. Pasqual Pic: Die Evolution des Menschen, in: Spektrum der Wissenschaft, Dossier 01/2004: Die Evolution des Menschen II, p. 17.

Siehe auch

Weblinks


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