Vittorio Magnago Lampugnani

Vittorio Magnago Lampugnani

Vittorio Magnago Lampugnani (* 5. März 1951 in Rom) ist ein italienischer Architekt, Architekturtheoretiker, Architekturhistoriker und ordentlicher Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Akademischer Bildungsweg

Lampugnani besuchte zunächst die Schweizer Schule Rom, dann die Deutsche Schule Rom und studierte anschließend an der Universität La Sapienza in Rom und der Universität Stuttgart Architektur. 1973 erhielt er sein Diplom, 1977 promovierte er in Stuttgart. 1983 erwarb er den Dottore in Architettura an der Universität Rom.

Forschung und Wissenschaft

Zwischen 1974 und 1980 war Lampugnani wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Grundlagen der modernen Architektur und Entwerfen der Universität Stuttgart. 1981–82 folgte ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes im Berliner Künstleraustauschprogramm, 1981–83 eine Research Fellowship des American Council of Learned Societies an der Columbia University in New York. 1983 war Lampugnani Professor an der internationalen Sommerakademie für Bildende Künste in Salzburg, 1984–85 Professor an der Graduate School of Design der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. 1986 folgte ein einjähriges Fellowship am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Von 1990–94 war er Universitätsprofessor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) in Frankfurt am Main. Seit 1994 ist er ordentlicher Professor für Geschichte des Städtebaus an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, 1998–2001 zudem Vorsteher des Departements für Architektur, 2001-03 stellvertretender Vorsteher, seit 2003 auch Mitglied des Instituts für Städtebau, 2005–07 Vorsteher des Netzwerks Stadt und Landschaft. 2002–07 war er Direktor des Graduiertenkollegs „Stadtformen: Bedingungen und Folgen", 2007–2010 Leiter der Arbeitsgruppe „Raumwissenschaften im ETH-Bereich“. Seit 2008 ist er stellvertretender Vorsteher, seit 2010 Vorsteher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta). Daneben hielt er zahlreiche Vorträge und hatte Gastprofessuren inne, unter anderem an der Harvard University, an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura der Universidad de Navarra in Pamplona und an der Architekturfakultät des Politecnico di Milano.

Lampugnani war einer der Protagonisten des Berliner Architekturstreites, der sich an den Leitbildern der Neubebauung der Berliner Innenstadt nach der Wiedervereinigung entzündete. Er propagiert eine formal disziplinierte, ortstypisch-kontextuelle und ästhetisch nachhaltige Architektur ohne modernistische oder postmodernistische Extravaganzen. Als Autor und Herausgeber mehrerer vielbeachteter Werke zur Architekturgeschichte und -theorie und Autor zahlreicher Aufsätze wird seine pointierte Auffassung weit rezipiert.

Ausstellungen

1984 leitete Lampugnani die Ausstellung "Das Abenteuer der Ideen. Architektur und Philosophie seit der industriellen Revolution" in der Neuen Nationalgalerie Berlin (1985 unter dem Titel "L'avventura delle idee nell'architettura 1750–1980" im Palazzo della Triennale in Mailand). 1987 folgte die Ausstellung "Le città immaginate: un viaggio in Italia", ebenfalls im Palazzo della Triennale (mit Vittorio Savi). 1990–95 war er Direktor des Deutschen Architektur-Museums in Frankfurt am Main, wo zahlreiche Ausstellungen, Symposien und Vortragsreihen unter seiner Leitung entstanden. Weiterhin kuratierte er die Ausstellung "Rinascimento. Da Brunelleschi a Michelangelo: La rappresentazione dell'architettura", die 1994 im Palazzo Grassi in Venedig (mit Henry Millon), 1995–96 in der National Gallery of Art, Washington D.C., im Musée des Monuments historiques, Paris, und im Alten Museum, Berlin zu sehen war.

Beratung und Herausgeberschaften

Von 1980–84 war Lampugnani wissenschaftlicher Berater der Internationalen Bauausstellung Berlin (Die Neubaugebiete). 1981–85 folgte die Mitgliedschaft des Redaktionsausschusses von "Casabella" in Mailand. Zwischen 1986–90 war er stellvertretender Herausgeber, ab 1990 bis 96 alleinverantwortlicher Herausgeber des „Domus". 2000–2005 war er Mitglied des Redaktionsausschusses von „The Harvard Design Magazine". Seite 2010 ist er Städtebau- und Architekturberater für den Wiederaufbau von L’Aquila.

Mitgliedschaften und Ehrungen

1987 erhielt Lampugnani den Preis des Comité International des Critiques d'Architecture. Seit 1991 ist er Mitglied des Bundes Deutscher Architekten, seit 1995 des Bundes Schweizer Architekten. 1992–96 war er Mitglied des Architekturbeirats der Deutschen Bank, Frankfurt am Main, 1999–2002 Mitglied der wissenschaftlichen Beiräte der Triennale di Milano und des Musée d'Architecture Français, Paris. Es folgte 2000–2004 die Mitgliedschaft des wissenschaftlichen Beirats des Collegium Helveticum, Zürich, sowie des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats, Bern. Seit 2001 ist er Mitglied der Internationalen Bauakademie Berlin, des Steering Comittee des Novartis Campus Basel, des Novartis Campus East Hanover, New Jersey, des Novartis Campus Cambridge, Massachusetts, und des Novartis Campus Shanghai und der Kommission „Kunst am Bau“ der ETH Zürich. 2006 erhielt er den Ehrenpreis der Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands für sein Buch „Die Modernität des Dauerhaften“ Seit 2009 ist er ebenfalls Mitglied des Beirats für das Denklabor Villa Garbald im Bergel. 2006 erhielt er den Ehrenpreis der Vereinigung freischaffender Architekten Deutschlands e.V., München, 2009 die Goldene Eule für besondere Verdienste in der Lehre.

Werk als Architekt (Auswahl)

Seit 1980 hat Lampugnani ein Architekturbüro, erst in Berlin und dann in Mailand und Zürich.

  • 2008 Untergrundbahnhof Mergellina, Neapel
  • 2007 Masterplan Richti-Quartier, Wallisellen, und Planung der Freiflächen sowie eines Wohnhofes
  • 2008 Bürogebäude in der Fabrikstrasse 12 auf dem Novartis Campus in Basel
  • 2004 Neugestaltung des Donau-Ufers, Regensburg (2004ff), mit Wolfgang Weinzierl u.a
  • 2002 Zentrum für Forschung und Entwicklung auf dem Novartis Campus in Basel
  • 2001 Städtebaulicher Masterplan für den Novartis Campus in Basel
  • 2001 Eingangsplatz für Audi in Ingolstadt (1999–2001), mit Wolfgang Weinzierl
  • 1999 Wohnhausguppe in Maria Lankowitz (Steiermark), mit Marlene Dörrie und Michael Regner
  • 1996 Bürokomplex im Block 109, in Berlin mit Marlene Dörrie

Literatur

  • Architektur und Städtebau des 20. Jahrhunderts. Hatje, Stuttgart 1980
  • Architektur unseres Jahrhunderts in Zeichnungen: Utopie und Realität. Hatje, Stuttgart 1982
  • Hatje-Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts. (Hg.) Hatje, Stuttgart 1983, ISBN 3-7757-0174-5
  • Architektur als Kultur – die Ideen und die Formen: Aufsätze 1970-1985. DuMont, Köln 1986, ISBN 3-7701-1923-1
  • Moderne Architektur in Deutschland 1900 - 1950: Reform und Tradition (Hg. mit Romana Schneider) Hatje, Stuttgart 1992
  • Moderne Architektur in Deutschland 1900 - 1950: Expressionismus und Neue Sachlichkeit (Hg. mit Romana Schneider) Hatje, Stuttgart 1992
  • Die Modernität des Dauerhaften. Essays zu Stadt, Architektur und Design Wagenbach, Berlin 1996
  • Museen für ein neues Jahrtausend: Ideen, Projekte, Bauten. (Hg.) Prestel, München 1999, ISBN 3-7913-2183-8
  • Die Architektur, die Tradition und der Ort. Regionalismen in der europäischen Stadt (Hg.) DVA, Stuttgart 2000, ISBN 3-421-03223-8
  • Architekturtheorie 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifeste (Hg.) Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2004, ISBN k3-7757-1375-1
  • Stadtformen. Die Architektur der Stadt zwischen Imagination und Konstruktion (Hg.) GTA-Verlag, Zürich 2005, ISBN 3-85676-160-8
  • Die Stadt im 20. Jahrhundert, 2 Bände; Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2010 ISBN 978-3-8031-3633-6

Weblinks


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