Vimana

Vimana

Das Wort Vimana (Sanskrit: विमान) bezeichnet in alten indischen Texten (dem Veda, dem Mahabharata, sowie dem Ramayana) unter anderem Fahrzeuge, mit denen sich die Götter und Helden der indischen Mythologie durch den Himmel bewegen. Das Wort hat allerdings einen größeren Bedeutungsspielraum, der sich je nach dem Textzusammenhang ändern kann und sich nicht immer auf einen materiellen Gegenstand bezieht.

Vertreter der pseudowissenschaftlichen Prä-Astronautik und verwandter Theorien interpretieren einige Textstellen, in denen das Wort Vimana verwendet wird, als überlieferte Beschreibungen einer Raumfahrt-Technologie.

Inhaltsverzeichnis

Wortbedeutung

Das Bedeutungsspektrum des Wortes Vimana umfasst – je nach Kontext – sowohl Gegenstände, als auch Personeneigenschaften und abstrakte Begriffe. Die Fachliteratur gibt folgende Bedeutungen an: [1]

  • ein Fahrzeug der Götter, das sich von selbst bewegen kann (Ratha)
  • ein Luftwagen
  • südindischer Tempel mit waagrecht geschichtetem Tempelturm
  • Thron, allgemein Palast der Götter, später abgeleitet Palast des Hindu-Königs
  • Maß, Proportion
  • eine Person, die allen Stolz und Egoismus aufgegeben hat und zum Himmel aufsteigt

Das Wort Vimana in den indischen Mythen und den hinduistischen Schriften

Schon in den ältesten Schriften der Hindus, den Veden, ebenso wie in den Epen Mahabharata und Ramayana benutzen einige mythologische Helden fliegende Streitwagen, die als Vimanas bezeichnet werden. Sie werden in manchen Darstellungen von Pferden gezogen und unter anderem dazu benutzt, Menschen in die Heimstätte der Götter zu bringen.

Die Veden

Mit dem Begriff Veda werden im Hinduismus die heiligen Schriften bezeichnet, in deren Zentrum die Shruti-Texte stehen, welche vor langer Zeit mythischen Weisen und Sehern, den Rishis, offenbart worden sein sollen. Die Veden umfassen Texte über Ritualistik und Opfertechnik, aber auch philosophische Lehren. Ursprünglich wurden die Texte nur mündlich überliefert, erste schriftliche Fassungen datieren aus dem 5. nachchristlichen Jahrhundert. Die ältesten Bestandteile der Veden dürften zwischen 1200 und 900 v. Chr. entstanden sein, die jüngsten Teile zwischen 700 v. Chr. und 500 v. Chr.

Das Mahabharata

Das Mahabharata ist ein indisches Epos, das ebenfalls zunächst mündlich überliefert wurde. Die ältesten Teile wurden vermutlich zwischen 400 v. Chr. und 300 v. Chr. niedergeschrieben, doch Teile der Überlieferung könnten bis in die Zeit um 1000 v. Chr. zurürckreichen [2].

Neben einer Rahmenhandlung, die sich mit einem Krieg zwischen zwei verwandten Fürstengeschlechtern befasst, gibt es im Mahabharata zahlreiche weitere Erzählungen und Episoden. In ihnen werden Themen behandelt, die im Zentrum des Hinduismus stehen, darunter die Themen Tod und Wiedergeburt, Karma und Dharma, aber auch Erzählungen über die indischen Götter und Helden.

Vom Mahabharata existiert bislang keine komplette deutsche Übersetzung [3], doch einige der Textteile, in denen Vimanas Erwähnung finden, wurden im 19. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt [4]. In dieser Erzählung (dem sog. Indralokâgamanam), bringt die Gottheit Indra den Helden Arjuna in den Himmel, um ihn dort mit göttlichen Waffen auszustatten[5]. Dort heißt es zum Beispiel:

Und mit Matali [Anm.: der göttliche Wagenlenker] kam plötzlich im Lichtglanze der Wagen an, Finsterniß aus der Luft scheuchend, und erleuchtend die Wolken all, Die Weltgegenden anfüllend mit Getöse, dem Donner gleich[6]
Auf dem Wagen sodann stieg er [Anm.: Ardschuna], glänzend so wie des Tages Herr. Mit dem Zaubergebild führ er, dem Sonn´-ähnlichen Wagen nun, Dem Himmlischen, empor freudig, der weise Spross aus Kuru´s Stamm. Als er nun dem Bezirk nahte, der unsichtbar den Sterblichen, Erdewandelnden, sah Wagen, wunderschön´ er zu Tausenden. Dort scheint Sonne nicht, Mond nicht, dorten glänzet das Feuer nicht, Sondern in eigenem Glanz leuchtet allda, durch edler Taten Kraft, Was in Sternengestalt unten auf der Erde gesehen wird, Ob großer Ferne gleich Lampen, obwohl es große Körper sind[7]

Ähnliche Textstellen finden sich auch in dem indischen Epos Ramayana, das vom Schicksal des Prinzen Rama handelt[8].

Vimanas in der Prä-Astronautik

Einige Autoren aus dem Bereich der Prä-Astronautik nehmen die Legenden um die Vimanas als Beweis für eine technologisch weit fortgeschrittene Zivilisation in der Vergangenheit, manchmal wird auch ein Bezug zu Atlantis hergestellt[9]. Diese Interpretation stützt sich auf Ähnlichkeiten zwischen den Beschreibungen der Vimanas und der modernen Raumfahrt. Archäologische oder historische Belege für diese Behauptung, die einer kritischen Überprüfung standhalten würden, fehlen jedoch[10].

Literatur

  • Franz Bopp: Indralokâgamanam. Ardschunas Reise zu Indras Himmel. Berlin 1824
  • Andre Kramer: Vimanas. Mysteria3000, 2005 (Online-Publikation, gesichtet am 8. Feb. 2007)
  • Markus Pezold: Vimanas bei H. P. Blavatsky Mysteria3000, 2007 (Online-Publikation, gesichtet am 8. Feb. 2007)

Literatur zu Vimanas aus der Sicht der Prä-Astronautik

  • David Hatcher Childress: Vimana Aircraft of Ancient India & Atlantis, Adventures Unlimited Press,U.S., 1992 ISBN 0-932-81312-7 (enthält die Übersetzung des Vimaanika Shastra in englischer Sprache)
  • Lutz Gentes: Die Wirklichkeit der Götter. Raumfahrt im frühen Indien, München/Essen 1996 ISBN 3-776-67019-3
  • Dileep Kumar Kanjilal: Vimana in Ancient India, 1985
  • Eberhard Schneider: Those astounding Stupas – An Investigation Into The Fantastic, Bargteheide 1991

Fußnoten

  1. Martin Mittwede: Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch. Dietzenbach 1999, S. 282
  2. Richard Waterstone: Indien. Köln 2001, S. 56
  3. Biren Roy: Das Mahabharata. München 1998
  4. Franz Bopp: Indralokâgamanam. Ardschunas Reise zu Indras Himmel. Berlin 1824
  5. Andre Kramer: Vimanas. Mysteria3000, 2005 (Online-Publikation, gesichtet am 8. Feb. 2007)
  6. Franz Bopp, a.a.O., S.1; zitiert nach Andre Kramer, a.a.O.
  7. Franz Bopp, a.a.O., S.3; zitiert nach Andre Kramer, a.a.O.
  8. Andre Kramer, a.a.O.
  9. z. B. David Hatcher Childress: Vimana Aircraft of Ancient India and Atlantis. Adventures Unlimited Press, 1992, ISBN 0932813127
  10. vgl. Andre Kramer, a.a.O.

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