Villa Farnese

Villa Farnese
Villa Farnese

Die Villa Farnese in Caprarola ist eine Villa oder Palast im Stile eines Palazzo in fortezza. Sie wird manchmal auch fälschlicherweise als Villa Caprarola bezeichnet und sollte nicht mit dem Palazzo Farnese oder der Villa Farnesina, beide in Rom, verwechselt werden.

Inhaltsverzeichnis

Erster Eindruck

Eingangsfassade

Die Villa Farnese ist massiv – die wohl zutreffendste Beschreibung dieses Meisterwerks der Renaissance, das um 1550 am Südostabhang der Monti Cimini errichtet wurde, dem dicht bewaldeten vulkanischen Hügel etwa 60 Kilometer nordwestlich Roms. Die Fahrt von Rom zur Villa steigert auch heute noch die Erwartungen, die mit diesem Besuch verbunden sind: man fährt über leere Straßen, vorbei am See von Vico, durch eine große Schlucht mit gewaltig tosenden Sturzbächen, dann erscheinen auf dem Hügel die grauen Mauern von Caprarola, und schließlich erhebt sich auf der Kuppe die fünfseitige Villa Farnese. Ihr rotgoldener Stein glitzert bedrohlich in der Landschaft, seine Pfeiler stützen den Piano Nobile, und erst darüber thront mit zwei weiteren Etagen die Villa selbst. Wenn die Villa Capra ("La Rotonda") entworfen wurde, um sich in die Landschaft einzupassen, dann wurde die Villa Farnese errichtet, um ihre Umgebung zu dominieren und zu beherrschen: Bäume, Schlucht, Bauern und den Besucher.

Ursprung

Die Villa Farnese wurde vom Kardinal Alessandro Farnese, einem Enkel des Papstes Paul III. in Auftrag gegeben. Da die Farnese bei Pauls Nachfolger Julius III. nicht gern gesehen waren, hielt Alessandro es für angebracht, sich für eine Weile aus der unmittelbaren Umgebung des Vatikans zurückzuziehen. Er wählte Caprarola in der Herrschaft Ronciglione, die den Farnese gehörte, nah genug an Rom und gleichzeitig weit genug entfernt, als idealen Ort aus, um dort ein Landhaus zu bauen. Die umgebende Wildnis hätte einen Angriff schwierig gemacht, eine alte Festung (rocca) war dort vor langer Zeit aus eben diesem Grund errichtet worden. Das fünfseitige Fundament der Festung war geeignet, um teilweise für die neue Villa wiederverwendet zu werden.

Architektur

Grundriss

Die Villa ist eines der besten Beispiele der Architektur der Renaissance. Sparsam eingesetzte Ornamentik unterstützen die Proportionen und die Harmonie. Da und obwohl das Haus sich von der Landschaft abhebt, ist die Strenge des Designs ein Komplement zu ihr. Dieser besondere Stil, heute als Manierismus bekannt, war eine Reaktion auf das überladene Design der Hochrenaissance zwanzig Jahre zuvor.

Der Architekt, den Alessandro 1550 für diesen schwierigen und unwirtlichen Bauplatz aussuchte, war der Bologneser Giacomo Barozzi da Vignola, der in seiner Jugend stark von Michelangelo beeinflusst worden war. Seine Pläne sahen ein Pentagon vor, das um einen kreisrunden mit Kolonnade eingefassten Hof gebaut werden sollte, ein einzigartiger Plan. In dem Hof flankieren paarweise ionische Säulen Nischen mit Büsten römischer Kaiser. Die Galerie und die oberen Stockwerke werden durch fünf spiralförmige Treppenhäuser erreicht, darunter die wichtigste, die Scala Regia, die zu den Haupträumen führt.

Von außen nähert man sich der Villa Farnese durch Stufen, die an der Piazza des Ortes beginnen. Die Reihe von Terrassen beginnt mit dem Untergeschoss (Sotteranei), das in den Tuffstein gegraben wurde, umgeben von steilen gewundenen Treppen, die zur nächsthöheren Terrasse führen. Dieses Untergeschoss erscheint als Reihe von Stützpfeilern und –mauern, große, schwere und vergitterte Türen in den Mauern scheinen ins Innere des Hauses zu führen, während über ihnen eine gebogene, mit einer Brüstung versehene doppelte Außentreppe zur Terrasse darüber führt, die wiederum die doppelte Treppe zum Haupteingang auf der 'Piano dei Prelati'-Etage aufweist. Diese einer Bastion ähnliche Etage (die wie ein zweites Erdgeschoss aussieht) ist zurückgesetzt, der Hauptzugang ein strenger Bogen, von drei Fenstern zu jeder Seite flankiert.

Darüber ist das doppelstöckige Piano nobile, fünf enorme Bogenfenster dominieren unpassend die Eingangsfassade, darüber weitere zwei Etagen, die zahlreichen Fenster durch zurückgesetzte Pfeiler unterteilt.

Innenräume

Die Scala Regia
Ein Fresko aus dem „Kartensaal“
Fresken von Taddeo Zuccari

Die Haupttreppe Scala Regia ist eine elegante Stufenspirale, die von Säulenpaaren im dorischen Stil gestützt wird, von Antonio Tempesta mit Fresken versehen wurde, und durch die drei Etagen hindurch führt.

Auf dem Piano nobile befindet sich eine Reihe von zwölf Repräsentationsräumen, die zu Recht für die Fresken der Brüder Taddeo Zuccaro und Federigo Zuccaro berühmt sind. Die Fresken porträtieren Personen wie Alexander den Großen, Herkules und natürlich die Familie Farnese selbst: in der Halle der farnesischen Annalen, die von den Zuccaro-Brüder gestaltet wurde, sind die Farnese in ihrem prächtigsten Moment gemalt, vom Boden bis zur Kassettendecke. Ein weiterer erstaunlicher Raum ist der Sommerspeisesaal, ebenfalls mit Fresken, aber auch grottenähnlich skulptiert.

Gärten und Casino

Die Gärten der Villa sind beeindruckend wie die Villa selbst. Das Festungsthema der Villa wird in einem Graben und drei Zugbrücken fortgesetzt, die Gärten schließen sich an den Graben an. Der untere Garten, wo einmal ein grottenartiges Theater gestanden hat, wird von einer Zugbrücke an der Terrasse des Piano nobile erreicht. Ein Gang durch den Wald von hier aus führt zum bekannten Casino, einem kleinen bewohnbaren Sommerhaus. Eine Catena d'acqua (eine Art Rinnsal mit Kaskaden) fließt von der Loggia des Casinos zu den Fontänen darunter.

Die Villa heute

Alessandro Farnese starb 1589 und hinterließ den Besitz seinen Verwandten, den Herzögen von Parma. Es wurde ruhig in der Villa, des Kardinals berühmte Sammlung wurde nach dem Aussterben der Familie (1731) durch die Erben nach Neapel gebracht (siehe: Farnesische Sammlungen). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Villa eine Zeit lang die Residenz des Thronerben des jungen italienischen Königreichs.

Heute sind das Casino und die Gärten eine der Residenzen des italienischen Staatspräsidenten. Die leere Villa, im Besitz des Staates, ist öffentlich zugänglich. Die zahlreichen Räume, Salons und Hallen mit all ihrem Marmor und ihren Fresken, die Architektur der großen, einem Palazzo ähnlichen Villa sind weiterhin so beeindruckend und beängstigend, wie sie es von Anfang an sein sollten.

Weblinks

 Commons: Villa Farnese – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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