Viktor Knorre

Viktor Knorre

Viktor Knorre (* 4. Oktober 1840 in Nikolajew, Ukraine; † 25. August 1919 in Lichterfelde bei Berlin) war ein russischer Astronom deutscher Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Lebensweg

Viktor Knorre, der als fünftes von fünfzehn Kindern geboren wurde, gehörte einer alten Astronomenfamilie an. Schon sein Großvater Ernst Friedrich Knorre, der aus Neuhaldensleben bei Magdeburg stammte, war zwischen 1803 und 1810 Observator der Sternwarte in Dorpat und Professor für Mathematik an der dortigen Kaiserlichen Universität. Sein Vater Karl Friedrich Knorre wiederum war bis 1871 Direktor der Sternwarte von Nikolajew.

Um ihm eine angemessene Schulausbildung zu gewährleisten, wurde Viktor nach Fellin in Livland geschickt. Nach dem Schulabschluss kehrte er zurück und arbeitete zwei Jahre als Assistent seines Vaters am Observatorium.

1862 ging er nach Berlin und studierte Astronomie bei Wilhelm Foerster. Nach seiner Promotion trat er 1867 eine Stelle an der Sternwarte von Pulkowa an und führte astronomische Berechnungen durch. Während dieser Zeit unternahm er mehrere Reisen und inspizierte meteorologische Stationen, wobei er deren exakte Standorte bestimmte und Messungen des irdischen Magnetfeldes durchführte. Knorre kehrte 1869 nach Nikolajew zurück, wo er zunächst seine jüngeren Geschwister unterrichtete und dann eine Lehrerstelle an der örtlichen Schule annahm. Er erhielt zwar viel Anerkennung für seine Tätigkeit, aber ein geringes Gehalt, so dass er wiederum nach Berlin ging, um seinen Vater zu treffen, der sich inzwischen hier niedergelassen hatte.

Viktor Knorre arbeitete schließlich seit 1873 als Observator an der Berliner Sternwarte. Obwohl er an der Berliner Universität kein Lehramt ausübte, wurde er 1892 zum Professor für Astronomie ernannt. 1906 trat er in den Ruhestand und zog in ein neu erworbenes Haus in Lichterfelde, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Leistungen als Astronom

Knorre nutzte an der Berliner Sternwarte einen Fraunhofer-Refraktor. Er widmete sich hauptsächlich der Beobachtung von Kleinplaneten (Asteroiden), Kometen und Doppelsternen. Am 4. Januar 1876 entdeckte er den Asteroiden (158) Koronis. In den Folgejahren entdeckte er drei weitere Asteroiden, (215) Oenone, (238) Hypatia und 271 Penthesilea.

Zur Beobachtung und Bahnbestimmung von Asteroiden konstruierte er ein Gerät (einen Mikrometer), dessen Funktionsweise er in den Astronomischen Nachrichten beschrieb. Knorre arbeitete an der Verbesserung anderer astronomischer Instrumente und der äquatorialen Montierung von Teleskopen. Auch nach Eintritt in den Ruhestand blieb Knorre weiterhin wissenschaftlich tätig. So veröffentlichte er in den Jahren 1909 und 1911 Arbeiten zu einer neuen äquatorialen Montierung vom Typ Knorre und Heele, von der ein Prototyp gebaut wurde.

Schachspieler

Knorre war auch ein bekannter Schachspieler. Unter anderem besiegte er Adolf Anderssen, Louis Paulsen, Johannes Zukertort und Gustav Neumann in freien Partien. Nach etwa 1880 spielte er nur freie Partien, obwohl er sich sein ganzes Leben lang für Schach interessierte.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Viktor Knorre — (October 4, 1840 ndash; August 25 1919) was a Russian astronomer of German ethnic origin.Biography and family backgroundViktor Knorre was born into a three generation astronomer family. His grandfather, Ernst Friedrich Knorre, had moved from… …   Wikipedia

  • Viktor Knorre — Astéroïdes découverts : 4 (158) Coronis 4 janvier 1876 (215) Œnone 7 avril 1880 (238) Hypatia 1er juillet 1884 (271) Penthésilée 13 octobre 1887 …   Wikipédia en Français

  • Knorre — ist der Familienname der folgenden Personen: Karl Friedrich Knorre (1801–1883), russischer Astronom deutscher Abstammung Karl Gottlieb Knorre (1696–1753), deutscher Rechtswissenschaftler Susanne Knorre, deutsche Politikerin Viktor Knorre… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Friedrich Knorre — (* 28. März 1801 in Dorpat; † 29. August 1883 in Berlin) war ein russischer Astronom deutscher Abstammung. Karl Friedrich Knorre Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Asteroiden – Hauptgürtel 1–500 — Die nachfolgende Tabelle enthält eine Teilliste der Asteroidenübersicht. Die in der ersten Spalte aufgeführten Ziffern geben die Reihenfolge ihrer endgültigen Katalogisierung an, dienen als Identifikationsnummer und gelten als Bestandteil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Kn — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Hypatia (Asteroid) — Asteroid (238) Hypatia Eigenschaften des Orbits Orbittyp Hauptgürtelasteroid Große Halbachse 2,9062 AE Exzentrizität 0,0889 …   Deutsch Wikipedia

  • Oenone (Asteroid) — Asteroid (215) Oenone Eigenschaften des Orbits (Simulation) Orbittyp Hauptgürtelasteroid Große Halbachse 2,7661  …   Deutsch Wikipedia

  • Penthesilea (Asteroid) — Asteroid (271) Penthesilea Eigenschaften des Orbits (Simulation) Orbittyp Hauptgürtelasteroid Große Halbachse 3,007  …   Deutsch Wikipedia

  • Dubois - Steinitz, London 1862 — In der Schachpartie Dubois − Steinitz, London 1862 führt Schwarz einen erfolgreichen Gegenangriff gegen die weiße Rochadestellung durch. Das Spiel wurde 1862 im Turnier von London zwischen dem damals führenden italienischen Meister Serafino… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”