Vigilius von Trient

Vigilius von Trient

Vigilius von Trient (* um 355 in Rom oder Trient; † vermutlich Juni 405 im Trentiner Rendenatal) war Bischof von Trient und Märtyrer für den Glauben. Er wird heute besonders in Südtirol verehrt, wo es viele St. Vigil(ius)-Kirchen und einige Orte dieses Namens gibt. Der bekannteste von ihnen liegt 10 km südlich von Bruneck im Vigiltal, einer Abzweigung des Gadertales. Auch am Gardasee gibt es einen nach ihm benannten Ort, die Punta San Vigilio.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Legende

Vigil wirkte als Missionar vor allem im oberen Etschtal, bereiste auch die weitere Umgebung von Trient (bis südlich des Gardasees) und veranlasste die Errichtung zahlreicher Pfarren und Kirchenbauten. Als er im wilden Rendenatal eine Saturn-Statue zerstörte, erschlugen ihn empörte heidnische Einwohner mit Knüppeln und Holzschuhen. Beigesetzt ist Vigilius in der von ihm erbauten Tridentiner Kathedrale, wo sich bis heute seine Reliquien befinden. Die Gebeine wurden jedoch an einem 31. Januar nach Rom überführt.

Familie und Ausbildung

Vigils Vater ist namentlich nicht sicher bekannt (Theodosius nach manchen Quellen). Seine Mutter hieß Maxentia, seine Brüder Claudian und Magorian (398) gelten ebenfalls als Heilige.

Vigilius kam mit seinen Eltern früh von Rom (dem vermutlichen Geburtsort) nach Trient, ergänzte aber seine theologisch-philosophische Ausbildung in Athen, wo sich offenbar eine Freundschaft mit Johannes Chrysostomos entwickelte, und später in Rom. Um das Jahr 380 kehrte er nach Trient zurück, wo seine Bildung und gleichzeitig Bescheidenheit Bewunderung erregten und man ihn 385 deshalb per Akklamation zum Bischof wählte.

Missionstätigkeit als Bischof

Die Bischofsweihe erhielt Vigilius durch Valerian, den Oberhirten von Aquileia. Doch auch Ambrosius von Mailand wird in diesem Zusammenhang genannt, der die bischöflichen Insignien spendete und für den doch jungen Bischof ein väterlicher Freund wurde. Unter anderem überzeugte er Vigil, den Christen seines Wirkungsbereichs von der Heirat mit Heiden abzuraten, was der lokalen Entwicklung des Frühchristentums zugute kam. Ein schwieriges Problem war der Umgang mit der Kirchenspaltung durch die Arianer, von denen er in persönlichem Einsatz viele für die Katholische Kirche zurückgewann.

Die Überlieferung spricht von Vigils überzeugenden Predigten in den Regionen von Brescia und Verona, die englische Quellen auch als Gospel charakterisieren. Sie führten zur Gründung von etwa 30 neuen Gemeinden, für die er seine Diakone und Begleiter als Seelsorger einsetzte und später einige zu Bischöfen weihte.
Drei seiner Missionare wurden nach relativ kurzer Evangelisation von Heiden getötet: der Diakon Sisinnius, der Ostiarius Alexander und der Lektor Martyrius (die drei Heiligen). Sisinius und Alexander, die Vigil von Mailand mitgebracht hatte, stammten aus Kappadozien. Ihre Reliquien kamen nach Mailand und nach Konstantinopel, nachdem Vigil die Vorfälle an Simplicianus, den Nachfolger des hl. Ambrosius als Mailänder Bischof, und an Johannes Chrysostomos in Konstantinopel berichtet hatte. Wegen dieses Berichts sind die näheren Umstände des 3-fachen Martyriums - im Gegensatz zu Vigils eigenem Tod - genau bekannt: es war am 29. Mai 397 in San Zeno im Nonstal (lat. Anaunia, ital. Val di Non), einer Tallandschaft nordwestlich von Trient.

Martyrium

Viel Kraft widmete Vigilius der „Aufklärung“ gegen einige verbreitete Götzendienste, die aber nach etwa 15 Jahren zu seinem Martyrium führte. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts zog er in Begleitung seiner Brüder und eines Priesters namens Julian in den „wilden Westen“ der Provinz Trient. In der Talsenke von Rendena begann Vigil, unter den Anhängern des Saturn-Kultes die Frohbotschaft zu verkünden. Im Zentrum der heutigen Gemeinde Rendena feierte er die Hl. Messe und warf die Saturn-Statue in den Fluss Sarca, worauf ihn dessen empörte Kultanhänger steinigten (nach der Überlieferung auch mit schweren Holzschuhen). Vigils Leiche wurde zurück nach Trient gebracht und in der von ihm errichteten Kirche zu Grabe getragen.

Verehrung

Entwicklung

Die Kunde dieser Ereignisse gelangte bald nach Rom, und Papst Innozenz I. übergab die Berichte über Vigils Martyrium an Kaiser Honorius, der sie auf eine militärische Strafexpedition mitnahm. Er dürfte beim Papst die formelle Kanonisierung gefördert haben (De canonis. SS., Prato 1839?), sodass mit Vigilius erstmals ein Märtyrer offiziell heiliggesprochen wurde, nachdem die im 3. Jahrhundert aufblühende Verehrung der Blutzeugen durch Cyprian von Karthago († 258) an gewisse Regeln und die päpstliche Zustimmung gebunden worden war.

Eugippius, Vigils Nachfolger im Tridentiner Bistum, weihte die Bischofskirche auf den Namen St. Vigil und musste sie wegen der rasch zunehmenden Verehrung bald vergrößern lassen. Der Kirchenbau wurde später im lombardisch - romanischen Stil erneuert und erinnert neben dem Vigil-Grab auch durch eine vom Südportal herab blickende Statue an den Landespatron. 1386 wurde die rechte Hand vom Leichnam getrennt und kam in ein kunstvolles Reliquar.

Zahlreiche Kirchen und Bergkapellen in beiden Teilen Tirols tragen den Namen des Heiligen, der auch schriftstellerisch tätig war. Bis heute erhalten ist sein Bericht „De Martyrio SS. Sisinnii, Martyrii et Alexandri“ über den frühen Tod dreier seiner Mitarbeiter (siehe Literatur).

Patronate und Gedenktage

St.Vigilius ist einer der Patrone von Südtirol und des Trentino sowie Patron der Bergwerke und ihrer Arbeiter (siehe auch Barbara). Er ist der Patron des Erzbistums Trient. Sein Gedenktag ist der 26. Juni, seine Attribute in künstlerischen Darstellungen sind der Bischofsstab und ein Holzschuh, mit denen er nach der Überlieferung zu Tode getroffen wurde.

Der Name Vigilius ist lateinisch und bedeutet der Wachsame. Die liturgische Bezeichnung „Vigil“ (von Weihnachten, von Ostern usw.) leitet sich ebenfalls von diesem Wort ab.

Die Angaben über das Geburtsjahr des Vigilius schwanken zwischen 353 und etwa 360, und auch seine Ermordung könnte knapp vor 405 gewesen sein, obwohl seine Amtszeit als Bischof meist mit 385 bis 405 angegeben wird. Diese auch bei anderen Persönlichkeiten häufige Unsicherheit liegt einerseits an der mündlichen Überlieferung, die in dieser turbulenten Zeit vorherrschte, andrerseits an der Jahreszählung, die erst später klarer festgelegt wurde.

Als Namensfest wird allgemein der 26. Juni begangen, Vigils vermutlicher Todestag. Die Diözese Bozen-Brixen feiert das Fest ihrer beiden Patrone Kassian und Vigilius meist gemeinsam im April (zuletzt am 10. April 2005).

Siehe auch

Literatur

  • Bardenhewer 1908/10: Patrology, tr. SHAHAN (St. Louis 1908) und Austria Sancta I (Wien 1910).
  • Catholic Encyclopedia 1917 (eingearbeitet ins ökumenische Heiligenlexikon, siehe 1. Website)
  • Réginald Grégoire 1997 (nach Vigilius' Bericht): L'Anaunia e i suoi martiri. XVI centenario dei martiri d'Anaunia 397-1997. Bibliotheca Civis 10, Trento 1997 (Sammelband 394 S.)
  • Vera Schauber, H.M.Schindler 1985: Die Heiligen und Namenspatrone im Jahreslauf. Delphin-Verlag, München & Zürich.

Weblinks

 Commons: Vigilius von Trient – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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