Victor Fleming

Victor Fleming

Victor Fleming (* 23. Februar 1889 in Pasadena, Kalifornien, USA; † 6. Januar 1949 in Cottonwood, Arizona, USA) war ein US-amerikanischer Filmregisseur.

Karriere

Der Kalifornier arbeitete zunächst als Autorennfahrer, eher er ab 1910 erste kleinere Tätigkeiten beim Film übernahm. Seit 1911 war er unter anderem als Kameramann an vielen Produktionen von Allan Dwan beteiligt und stieg bis 1915 zum Chefkameramann der Gesellschaft Triangle auf. Während der Zeit war er mitunter auch an Filmen von D. W. Griffith beteiligt.

1920 wurde er Co-Regisseur für einige Filme von Douglas Fairbanks, um schon 1921 seinen ersten Film als hauptverantwortlicher Regisseur zu drehen. Seit 1925 war er für die Paramount tätig, wo er nicht nur eine stürmische Affäre mit dem größten weiblichen Star des Studios, Clara Bow, hatte, sondern auch Regie bei zwei ihrer besten Filme führte: Mantrap und Hula. 1927 war sein Ansehen im Studio so weit gestiegen, dass man ihm die Regie für das amerikanische Debüt von Emil Jannings anvertraute, dem neuesten Import aus Deutschland nach Ernst Lubitsch und Pola Negri. Der Film Der Weg allen Fleisches (The Way of All Flesh) war eine der typischen Geschichten, die Jannings berühmt gemacht hatten: ein ehrenwerter Familienvater wird durch die widrigen Umstände und seine eigene Gier und moralische Haltlosigkeit in Verzweiflung und Verderben gestürzt. Es gelang Fleming aus seinem Star eine gute Darstellung zu holen, die neben The Last Command aus dem Folgejahr dazu beitrug, dass Jannings den ersten Oscar als bester Hauptdarsteller gewann. Kurz danach übernahm Fleming die Regie für die Verfilmung des bis dahin erfolgreichsten Broadwaystücks überhaupt: Abie’s Irish Rose, für dessen Filmrechte Paramount die damals unvorstellbar hohe Summe von $ 500.000 gezahlt hatte.

Fleming, der 1930 noch das Melodrama Common Clay mit Constance Bennett (mit der er privat mehr als gut auskam) drehte, ging 1932 zur MGM. Dort war seine erste Aufgabe, Regie bei der Liebesgeschichte zwischen einer Prostituierten und einem Kautschukhersteller in Indochina zu verfilmen. Die Hauptrollen übernahmen eine aufstrebende Blondine, deren Vertrag das Studio erst im Vormonat für $ 60.000 von Howard Hughes gekauft hatte und ein Vertragsschauspieler, der im Vorjahr zum begehrtesten Sexsymbol der USA geworden war: Jean Harlow und Clark Gable. Ihr Auftritt in Dschungel im Sturm (Red Dust) war bereits die zweite Zusammenarbeit nach The Secret Six aus dem Jahr 1931, doch erst Fleming schaffte es, die beiden Persönlichkeiten herauszuarbeiten. Der Film selbst hatte eine turbulente Entstehungsgeschichte. Nachdem zunächst Greta Garbo und Adolphe Menjou die Hauptrollen übernehmen sollten, dachte das Studio an Gable, der mit Garbo erfolgreich in Helgas Fall und Aufstieg gearbeitet hatte. Am Ende bekam Harlow die Rolle, doch mitten während der Dreharbeiten verübte ihr Mann Paul Bern Selbstmord und löste einen beispiellosen Skandal aus. Kurzfristig wurde überlegt, Harlow durch Tallulah Bankhead zu ersetzten. Dann wurde Mary Astor schwanger. Am Ende hatte das Studio jedoch einen der größten finanziellen Erfolge des Jahres und in Harlow und Gable ein neues Leinwandtraumpaar. Seltsamerweise wurde Fleming bei diesem und seinen nächsten beiden Filmen nicht als ausführender Regisseur im Vorspann genannt.
Fleming drehte später noch einige Filme mit den beiden Stars. So führte er Harlow durch zwei ihrer besten Filme: Bombshell von 1933 und Reckless aus dem Jahr 1935. Mit Gable drehte er unter anderen den Film The White Sister, der 1933 Helen Hayes ihren größten finanziellen Erfolg überhaupt gab.

Mitte der 1930er wurden Fleming einige Prestigeproduktionen anvertraut, so Captains Courageous, der Spencer Tracy 1937 seinen ersten Oscar einbrachte und Der Testpilot aus dem Folgejahr, der die dramatische Liebesgeschichte zwischen Clark Gable, Myrna Loy und Spencer Tracy vor dem Hintergrund spektakulärere Flugszenen schilderte. Kurz danach übertrug das Studio ihm die Verantwortung für den bislang teuersten Film seit Ben Hur: The Wizard of Oz, der Verfilmung eines beliebten Kinderbuchs, bei dem nach vielen vergeblichen Anläufen Judy Garland die Hauptrolle übernommen hatte. Die Dreharbeiten waren extrem langwierig und anstrengend, so dass Fleming sich danach für einige Monate zurückziehen wollte. Es kam jedoch anders.

Studiochef Louis B. Mayer persönlich ordnete an, dass er an David O. Selznick - Mayers Schwiegersohn - ausgeliehen wurde, um die Regie an der Produktion von Vom Winde verweht von George Cukor zu übernehmen. Cukor und Clark Gable kamen nicht gut miteinander aus, da sich dem Vernehmen nach Cukor zu intensiv um die Hauptdarstellerin Vivien Leigh zu kümmern schien. Fleming kam zu einem kritischen Zeitpunkt, als die Kosten eskalierten und das Drehbuch einfach nicht fertig werden sollte. Er schaffte jedoch, den Film fast fertigzustellen, erlitt jedoch am Ende einen Nervenzusammenbruch. Die restlichen Szenen wurden von Sam Wood verantwortet. Dennoch erhielt Victor Fleming den Oscar als bester Regisseur (als Regisseur wurde nur er aufgeführt).

Die Filme, die Fleming danach drehte, waren von unterschiedlicher Qualität. Dr. Jekyll and Mr. Hyde wurde von der Kritik nicht gemocht und blieb eigentlich nur deshalb im Gedächtnis, weil Sexsymbol Lana Turner die jungfräuliche Verlobte und die bis dahin in tugendhaften Rollen eingesetzte Ingrid Bergman eine Prostituierte spielte. Tortilla Flat aus dem Folgejahr war die Verfilmung eines bekannten Romans, doch nicht wenige Kritiker bemängelten, dass es schwer sei, sich Armut und Elend vorzustellen, wenn Hedy Lamarr in perfekt sitzenden Kostümen und anspruchsvollem Makeup eine hungernde Dorfbewohnerin spielte. Auch die Produktion von Kampf in den Wolken von 1943, bei der wieder Spencer Tracy die Hauptrolle übernahm, war nicht einfach. Der Darsteller Van Johnson starb beinahe bei einem Autounfall, Tracy und der weibliche Star Irene Dunne kamen überhaupt nicht miteinander aus und die Produktionskosten eskalierten.

Das Ansehen von Fleming im Studio erreichte seinen Tiefpunkt 1945 mit Adventure. Der Film sollte das heißersehnte Comeback von Clark Gable nach der Rückkehr von der Armee bilden. Man gab ihm mit Greer Garson den größten weiblichen Star des Studios zur Partnerin und warb mit dem Slogan „Gable’s back and Garson got him“. Am Ende wurde die Geschichte um einen Kriegsheimkehrer und eine altjüngferliche Bibliothekarin ein künstlerischer und finanzieller Reinfall. Fleming verließ das Studio und drehte nur noch einen Film. Joan of Arc, der für über 3 Millionen Dollar in Technicolor mit Ingrid Bergman als Titelheldin produzierte Streifen wurde, erwies sich am Ende als der größte Misserfolg in Flemings Laufbahn. Kurze Zeit später verstarb er.

Im Gegensatz zu seinem Image als Macho und zahlreichen Affären war er in der Lage aus einigen Schauspielerinnen die besten Leistungen ihrer bisherigen Laufbahn herauszuholen. Louise Brooks erzählt in ihren Erinnerungen sehr freundlich über Fleming und seine Fähigkeiten als „Frauenregisseur“. Trotzdem ist es schwer, in seinen Arbeiten einen durchgehenden Stil, eine eigene Handschrift zu erkennen. Eher liegt die Vermutung nahe, dass Fleming gerade bei MGM als „troubleshooter“, also als Regisseur für komplizierte Vorhaben, die eher einen Organisator als einen künstlerischen Leiter brauchten, eingesetzt wurde. Darin wäre er zu vergleichen mit W. S. van Dyke.

Filme als Regisseur

  • 1920: The Mollycoddle
  • 1921: Mama’s Affair
  • 1921: Woman’s Place
  • 1922: The Lane That Had No Turning
  • 1922: Red Hot Romance
  • 1922: Anna Ascends
  • 1923: Dark Secrets
  • 1923: Law of the Lawless
  • 1923: To the Last Man
  • 1923: The Call of the Canyon
  • 1924: Code of the Sea
  • 1924: Empty Hands
  • 1925: The Devil’s Cargo
  • 1925: Adventure
  • 1925: A Son of His Father
  • 1925: Lord Jim
  • 1926: The Blind Goddess
  • 1926: Mantrap
  • 1927: Der Weg allen Fleisches (The Way of All Flesh)
  • 1927: Hula
  • 1927: The Rough Riders
  • 1928: Abie’s Irish Rose
  • 1928: Die Fahrt ins Feuer (The Awakening)
  • 1929: The Wolf Song
  • 1929: The Virginian
  • 1930: Common Clay
  • 1930: Renegades
  • 1931: Around the World in 80 Minutes with Douglas Fairbanks
  • 1932: The Wet Parade
  • 1932: Dschungel im Sturm (Red Dust) (ohne Nennung als Regisseur)
  • 1933: The White Sister (ohne Nennung als Regisseur)
  • 1933: Bombshell (ohne Nennung als Regisseur)
  • 1934: Treasure Island
  • 1935: Reckless
  • 1935: The Farmer Takes a Wife
  • 1937: Manuel (Captains Courageous)
  • 1938: Der Testpilot (Test Pilot)
  • 1939: Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz)
  • 1939: Vom Winde verweht (Gone With the Wind)
  • 1941: Arzt und Dämon (Dr. Jekyll and Mr. Hyde)
  • 1942: Tortilla Flat
  • 1943: Kampf in den Wolken (A Guy Named Joe)
  • 1945: Mann ohne Herz (Adventure)
  • 1948: Johanna von Orleans

Weblinks


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