Viable System Model

Viable System Model

Das Viable System Model (VSM, dt. das lebensfähige System) wurde 1959 von Stafford Beer in seinem Buch Kybernetik und Management erstmals formuliert. Es dient als Referenzmodell zur Beschreibung, Diagnose und Gestaltung des Managements von Organisationen, das die Managementfunktionen auf jeder Organisationsebene erfasst, den Info-Fluss zwischen den Organisationsebenen darstellt und hilft, zielführende Fragen zu stellen.

Das VSM korreliert mit dem Paradigma des Systemdenkens, in der Elemente durch Relationen miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen.

Der Grad der Beeinflussung bzw. deren Auswirkung wird mit zunehmender Anzahl der Elemente bzw. deren Relationen unübersichtlich und ähnelt somit dem Problem des Handlungsreisenden.

Grundaufbau

Laut Beer kann jede Organisation, jeder Organismus mittels VSM abgebildet werden, VSM ist somit ein universell einsetzbares Rahmenkonzept. Der Einsatzschwerpunkt liegt allerdings im Bereich der Unternehmung; eine solche wird in fünf funktionale Subsysteme eingeteilt:

  • System 1: Produktion (Wertschöpfende Aktivitäten)
  • System 2: Koordination (der wertschöpfenden Systeme 1)
  • System 3: Optimierung (Ressourcenverwendung im Hier und Jetzt)
  • System 4: Zukunftsanalyse und -planung (Ressourcenplanung für Dort und Dann)
  • System 5: Oberste Entscheidungseinheit (Grundsatzentscheidungen und Zusammenspiel von System 4 mit System 3).

Auf jeder Organisationsebene sind die Systeme 3, 4 und 5 der Lenkungsebene (gleichbedeutend mit dem Verantwortungsbereich des Managements) zugeordnet, die hierarchisch darunter liegende Operationsebene besteht dann wieder aus einer Lenkungsebene mit den System 3, 4 und 5 sowie einer nächstniederen Operationsebene. Das Viable System Model weist somit auf allen seinen Ebenen die gleiche Grundstruktur auf (Rekursion).

Das St. Galler Management-Modell ist in gewisser Hinsicht eine deutliche Vereinfachung des VSM, denn die funktionalen Systeme 3, 4 und 5 in der Lenkungsebene des VSM wurden als operatives, strategisches und normatives Management übernommen. Allerdings wurden dabei viele Details vernachlässigt, zum Beispiel das Monitoring und das Auditing als Aufgaben des System 3.

VSM wurde in der Praxis schon mehrfach eingesetzt, unter anderem auch auf Länderebene durch Chiles gewählten Präsidenten Salvador Allende. Mit Hilfe von VSM soll Allende in der Lage gewesen sein, trotz des Lastwagenstreiks die Versorgung des Landes mit allen wichtigen Gütern aufrechtzuerhalten. Die Wirtschaftsplanung in Echtzeit sollte die Finanzierung von Allendes ehrgeizigem Sozialprogramm sicherstellen. Allendes Regierungszeit wurde durch den Militärputsch von Pinochet und Allendes Ermordung abrupt beendet, bevor die Wirksamkeit des VSM langfristig getestet werden konnte.

Der Ansatz des VSM wurde weiterentwickelt zu Management-Cockpits (operations-room, war-room, ...) mit Real-Time-Informationen, Simulationsmodellen, Personen- und Projektdatenbanken sowie mit Datenbanken über getroffene Entscheidungen mitsamt den darin getätigten Annahmen und Erwartungen

Literatur

  • Brain of the Firm von Stafford Beer, Verlag: John Wiley & Sons; 2. Auflage 1995 ISBN 0-471-94839-X.
  • The Viable System Model.: Interpretations and Applications of Stafford Beer's VSM von Raul Espejo und Roger Harnden, John Wiley & Sons 1992,ISBN 0-471-93731-2
  • Real-Time-Control für das Meistern von Komplexität von Sebastian Hetzler, Verlag: Campus 2010, ISBN 3-593-39205-4


Weblinks


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