Via Ferrata

Via Ferrata
Am Gamsängersteig auf die Ellmauer Halt, Wilder Kaiser

Ein Klettersteig ist ein mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern (als Trittstufen) und (Stahl-)Seilen gesicherter (versicherter) Kletterweg am natürlichen oder künstlichen Fels. Früher wurden Felspassagen von Wanderwegen mit Stahlseilen abgesichert. Daraus entwickelten sich mit der Zeit Klettersteige, die immer schwierigere Routen für Nicht-Kletterer begehbar machten. Heute hat sich das Begehen von Klettersteigen zu einer eigenen alpinen Disziplin weiterentwickelt.

Das in einen Klettersteig eingebrachte Eisen dient einerseits der Fortbewegung (zusätzliche Griffe und Tritte), andererseits der Selbstsicherung mit einem sogenannten Klettersteigset. In schwierigen Klettersteigen wird diese reine Selbstsicherung zunehmend durch das Gehen im Seilschaftsverband ersetzt. Manche Kletterer versuchen, eine Route frei zu klettern, indem sie das in den Steig eingebrachte Eisen lediglich zur Sicherung und nicht zur Fortbewegung benutzen.

Die italienische Bezeichnung für Klettersteig ist Via Ferrata (Plural: Vie Ferrate), was wörtlich Eisenweg bedeutet und den Charakter gerade moderner Klettersteige sehr gut beschreibt. Die Bezeichnung Via Ferrata wird nicht nur in Italien verwendet, sondern ist auch im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus in einigen anderen Ländern üblich.

Inhaltsverzeichnis

Entstehen der Klettersteige

Leitern und ähnliche Vorrichtungen zur Erschließung von Wegen zwischen Bergdörfern und Almen waren in den Alpen schon vor Jahrhunderten bekannt. Diese Wege dienten jedoch noch nicht touristischen Zwecken, sondern waren in erster Linie Wirtschaftswege. Sie boten auch keinerlei Sicherungsmöglichkeiten und bestanden zu großen Teilen aus Holzelementen. Dennoch können solche Steige als Vorläufer der heutigen Klettersteige gelten. Einige solche Wege, etwa die „Albinenleitern“ bei Leukerbad, sind auch heute noch begehbar[1].

Das Entstehen des heutigen Klettersteigs kann man in vielleicht 3 „Epochen” unterteilen (mit freundlicher Genehmigung von www.klettersteig.de):

  • Bau der ersten Klettersteige in Europa:
Ab 1843 begann man unter der Leitung von Friedrich Simony mit dem Bau des ersten Klettersteiges in Europa am Dachstein, wobei Eisenzapfen, Handhaken, eingemeißelte Tritte und ein Schiffstau als Steighilfen verwendet wurden[2]. Es folgten 400 m Seilsicherungen 1869 am Großglockner, 1873 ein Klettersteig auf die Zugspitze, in den Pyrenäen erhielten 1880 der Midi d'Ossau und 1881 der Ordesa eiserne Aufstiegshilfen. Im deutschen Alpenraum war 1899 außerdem der Heilbronner Weg einer der ersten klassischen Klettersteige, und in den Dolomiten wurde 1903 die Marmolata ausgerüstet.
  • Weltkriegs-Steige:
Viele sehen den Ursprung der modernen Klettersteige im 1. Weltkrieg. Österreich-Ungarn führte in Südtirol einen Gebirgskrieg gegen Italien, in dem um jeden Gipfel gekämpft wurde. Dafür mussten natürlich Zugangswege für Patrouillen und Nachschub geschaffen werden. Ein Beispiel ist der sogenannte Leiternsteig am Toblinger Knoten in den Sextener Dolomiten.
  • Moderne Sportklettersteige:
Neuzeitliche Steige unterscheiden sich meist durch besondere Attraktionen oder Schwierigkeiten von den herkömmlichen Steigen. Beispielsweise werden Überhänge oder Seilbrücken in den Steig miteinbezogen. Diese Steige sind meist aus der Überlegung heraus angelegt, dem sportlichen Bergtouristen neue Herausforderungen zu bieten. Initiatoren sind oftmals die örtlichen Tourismusverbände oder Seilbahngesellschaften.

Bauelemente eines Klettersteigs

Klammernserie am Einstieg des Hermann-von-Barth-Wegs zur Partenkirchener Dreitorspitze

Das wesentliche Bauelement eines Klettersteiges ist üblicherweise ein Drahtseil, das in je nach Gelände unterschiedlichen Abständen im Fels verankert ist. Dieses Seil dient ähnlich einem Fixseil sowohl als Hilfe zum Aufstieg als auch zur Sicherung. Manche Klettersteige (vor allem in den Westalpen) sind auch mit zwei getrennten Drahtseilen für die Sicherung und zum Halten ausgestattet. Darüber hinaus gibt es auch weitere, meist aus Eisen gefertigte Hilfen wie Klammern, Stifte, Leitern und Brücken. Manchmal findet man auch künstlich in den Fels geschlagene Griffe und Tritte.

Klettersteigausrüstung

Die UIAA und der DAV-Sicherheitskreis empfehlen zur Begehung eines Klettersteigs folgende klettersteigspezifische Ausrüstung (zusätzlich zur passenden Bekleidung, Schuhe, Witterungsschutz etc. für entsprechend alpines Gelände):

  • ein Integralgurt oder eine Kombination aus Hüftgurt mit einem Brustgurt (Es gibt keinen speziellen Klettersteiggurt, sondern es werden im allgemeinen Alpin- oder Sportklettergurte verwendet.)
  • ein UIAA-geprüfter Bergsteigerhelm
  • ein Klettersteigset nach UIAA-Norm (Eine Standplatzsicherung in Form einer fest eingebundenen Bandschlinge ist keine Option, da diese eine Sturzbelastung aus mehreren Metern nicht unbedingt aushält und die fehlende dynamische Bremse zu erheblichen Verletzungen führen kann.)

Ein aktuelles handelsübliches Klettersteigset nach UIAA-Norm besteht in der Regel aus einem Stück Seil und einer Seilbremse. Bei einem Sturz wird das Seil durch die Seilbremse gezogen, und dadurch kommt das dynamische Abfedern des Sturzes zustande. Eine solche Seilbremse kann unterschiedlich konstruiert sein, und auf dem Markt befinden sich einige Varianten, die sich in ihrer „stoßdämpfenden” Wirkung nicht wesentlich unterscheiden. Zusätzlich ist, je nach Lage des Klettersteiges, alpine Ausrüstung (Wetterschutzkleidung, Handschuhe, Sonnenbrille, Biwaksack, Flüssigkeit und Nahrung etc.) notwendig[3].

Es gibt auch die Kategorie der Sportklettersteige, die nur mit Kletterschuhen begangen werden können, da keine großen Felstritte oder künstliche Tritte vorhanden sind.

Siehe auch: Klettersteigset und die Theorie im Artikel Klettersteigset.

Bewertung der Schwierigkeit

Bei der Bewertung von Klettersteigen geht man von Normalverhältnissen aus. In Routenbeschreibungen werden die Touren oft in Abschnitte unterteilt, die eine unterschiedliche Schwierigkeitsstufe aufweisen. Es empfiehlt sich, bei Unsicherheit über den Schwierigkeitsgrad, mehrere Quellen zu Rate zu ziehen, da es doch immer wieder Abweichungen bei der Beurteilung gibt. Subjektive Unterschiede können durch Körpergröße, Kondition, Tagesverfassung usw. auftreten. Neben der „Hüsler-Skala”, die in verbaler Form auftritt („wenig schwierig” bis „extrem schwierig”), haben sich auch Buchstaben durchgesetzt (A - E). Hier eine Übersicht:

A (wenig schwierig) Schwierigkeit: einfach

Gelände: flach bis steil, meist felsig oder von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen möglich
Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern („Klampfen”) und vereinzelt kurze Leitern; Begehung größtenteils ohne Verwendung der Sicherungseinrichtungen möglich
Voraussetzungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, Bürokondition (hängt allerdings von der Länge der Tour ab)
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen. Geübte Geher werden hier auch ohne Selbstsicherungen anzutreffen sein.

B (mäßig schwierig) Schwierigkeit: einfach bis mäßig schwierig, teilweise etwas anstrengender bzw. Kräfte raubend

Gelände: steileres Felsgelände, teilweise kleine Tritte, mit ausgesetzten Stellen ist auf jeden Fall zu rechnen
Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern, Trittstifte, längere Leitern (u. U. auch senkrecht); Begehung ohne Sicherungseinrichtungen möglich, aber Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad (UIAA) sind zu erwarten
Voraussetzungen: wie bei A, allerdings bessere Kondition und etwas Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen deutlich von Vorteil
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen; Begehung auch im Seilschaftsverband möglich

C (schwierig) Schwierigkeit: größtenteils schwierig, anstrengend und Kräfte raubend

Gelände: steiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufig ausgesetzte Passagen
Sicherung: Drahtseile, Eisenklampfen, Trittstifte, oft längere und sogar überhängende Leitern, Klammern und Stifte können auch weiter auseinander liegen; in senkrechten Abschnitten manchmal auch nur ein Drahtseil; Begehung ohne Benutzung der fixen Sicherungseinrichtungen möglich, Schwierigkeiten liegen aber oft schon im 4. Schwierigkeitsgrad (UIAA)
Voraussetzungen: gute Kondition, da längere Anstiege in diesem Schwierigkeitsgrad bereits zu den großen Klettersteig-Unternehmen zählen
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung wie B ist dringend zu empfehlen, Ungeübte bzw. Kinder sind ev. sogar ans Seil zu nehmen

D (sehr schwierig) Schwierigkeit: sehr schwierig, sehr anstrengend und sehr Kräfte raubend

Gelände: senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände; meist sehr ausgesetzt
Sicherung: Drahtseil, Eisenklammern und Trittstifte (liegen vielfach weit auseinander); an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseil
Voraussetzungen: wie bei C, allerdings guter körperlicher Zustand, genug Kraft in Armen und Händen, da längere senkrechte bis überhängende Stellen auftreten können; auch kleinere Kletterstellen (bis zum 2. Schwierigkeitsgrad) ohne Sicherungseinrichtungen sind möglich
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, selbst erfahrene Klettersteiggeher sind im Seilschaftsverband anzutreffen; für Anfänger und Kinder nicht empfehlenswert

E (extrem schwierig) Schwierigkeit: extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst Kräfte raubend

Gelände: senkrecht bis überhängend; durchwegs ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei
Sicherung: wie D, allerdings öfter mit Kletterei kombiniert
Voraussetzungen: viel Kraft in Händen (Fingern), Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit, über längere Strecken kann die Hauptlast auf den Armen liegen
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, Seilschaftsverband gerade bei Touren mit Stellen ohne Sicherungseinrichtungen überlegenswert; für Anfänger und Kinder nicht zu empfehlen

Neben der Schwierigkeit sollte man aber auch andere Angaben (Zustiegszeit, Gesamtgehzeit, Höhenunterschied, usw.) berücksichtigen.

Gefahren und Risiken

Aufgrund der meist aus Eisen hergestellten Versicherungen sind Klettersteige bei Gewittern besonders gefährlich. Die Drahtseile wirken in diesem Fall wie Blitzableiter, was die im Gebirge ohnehin schon gesteigerte Blitzschlaggefahr zusätzlich erhöht. Bei Wetterstürzen können des Weiteren die Drahtseile vereisen und nicht mehr die nötige Reibung bieten. Wenn sie unter Schnee begraben sind, können sie nicht mehr benutzt werden[4].

Auch das Steinschlagrisiko ist in Klettersteigen zu beachten. Da Klettersteige meist von mehr Menschen begangen werden als alpine Kletterrouten in vergleichbarem Gelände, ist die Gefahr des Abtretens von Steinen hier besonders hoch.

Häufig werden auch die Gefahren durch Absturz in Klettersteigen unterschätzt. Selbst bei richtiger Anwendung des Klettersteigs können Stürze verhältnismäßig weit sein, nämlich bis zur nächsten Verankerung des Drahtseils; dies sind oft mehrere Meter. Bei einem solchen Sturz können höhere Fangstoßkräfte entstehen als bei Stürzen beim Klettern, da diese vom elastischen Kletterseil gehalten werden. Das starre Drahtseil und seine Verankerungen hingegen bremsen den Körper äußerst abrupt ab. Besonders wenn keine Klettersteigbremse verwendet wird, ist daher neben einem hohen Verletzungsrisiko auch die Gefahr von Drahtseilbrüchen, Karabinerbrüchen und Seilrissen gegeben. Da der Sturz entlang des von allen Kletterern gemeinsam benutzten Drahtseiles erfolgt, können auch Nachfolgende in Mitleidenschaft gezogen werden[5]. Besonders bei ungeübten Kletterern wird daher häufig zusätzliches konventionelles Sichern empfohlen.

Weitere Bilder

Literatur

  • Ueli Mosmann: Sicherheit und Risiko auf Klettersteigen. In: Die Alpen. Nr. 8, 2007, S. 18-21 (Fulltext im Web vorhanden). 
  • Jentzsch-Rabl, Jentzsch, Wissekal: Extreme Klettersteige in den Ostalpen. Alpinverlag, Bad Häring, 2006. ISBN 3-9500920-4-8
  • Jentzsch-Rabl, Jentzsch, Wissekal: Klettersteigführer Österreich. Alpinverlag, Bad Häring, 2008. ISBN 3-9500920-8-0
  • Schall Kurt: Klettersteig-Atlas Österreich. Schall-Verlag, 2007. ISBN 3-900533-47-4
  • Höfler, Horst; Werner, Paul: Klettersteige Dolomiten. Bergverlag Rother, 2000. ISBN 3-7633-3096-8
  • Hüsler, Eugen E.: Erlebnis Klettersteig. Bruckmann, 2002. ISBN 3-7654-3793-X
  • Anker, Daniel; Eugen E. Hüsler: Wandern vertikal: Die Klettersteige der Schweiz. AT Verlag, 2004. ISBN 978-3855029334

Quellen

  1. Paul Werner: Klettersteigatlas Alpen. 3. Auflage. Bergverlag Rudolf Rother, München 1995, ISBN 3763380884, S. 12. 
  2. Dieter Wissekal, Peter Grimm: Entstehung und Geschichte. via-ferrata-dachstein.at. Abgerufen am 25. Juni 2008.
  3. Klettersteigspezial, mit Erlaubnis des Autors übernommen
  4. Paul Werner: Klettersteigatlas Alpen. 3. Auflage. Bergverlag Rudolf Rother, München 1995, ISBN 3763380884. 
  5. Pit Schubert/Pepi Stückl: Alpin-Lehrplan Band 5. 3. Auflage. BLV, München 1999, ISBN 3405148251. 

Weblinks


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