Veronikabild

Veronikabild
Hans Memling: Hl. Veronika, um 1470

Das Schweißtuch der Veronika (Sudarium) ist ein Gegenstand der christlichen Legende. Nach der christlichen Überlieferung hat Veronika ihr Tuch Jesus von Nazaret auf dessen Weg nach Golgota gereicht, um Schweiß und Blut von dessen Gesicht abzuwaschen. Dabei soll sich das Gesicht Jesu auf wunderbare Weise auf dem Schweißtuch als sogenanntes Veronikabild eingeprägt haben.

Das Schweißtuch der Veronika war einst die kostbarste und meistverehrte Reliquie der Christenheit und befindet sich heute in einem gewaltigen Tresor im Veronikapfeiler des Petersdoms in Rom, der 1506 eigens dafür über dem Grundstein der Kirche errichtet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung der Legende

In den Evangelien wird bei Mk 5,25 und Mt 9,20 ff über eine blutflüssige Frau berichtet, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt und das Gewand Jesu von hinten berührte.

„Sofort hörte die Blutung auf und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war“ (Mk 5, 29).

Im apokryphen Nikodemusevangelium wird die blutflüssige Frau Berenike (Berenice) genannt. Der Name Berenike wurde später in der westlichen Darstellung als Veronika, eine Zusammensetzung aus lateinisch/griechisch umgedeutet.

Etymologisch besteht Veronika aus zwei Wörtern: vera wahr (lateinisch.) und ikon Bild (griechisch: eiken); heisst somit wörtlich "wahres Bild".

Weiterentwicklung

Albrecht Dürer: Schweißtuch der Veronika, 1513

In einer koptischen Version der Pilatusakten aus dem 6. Jahrhundert hat Veronika den schwerkranken Kaiser Tiberius geheilt, in dem der Anblick des Schweißtuches bei ihm ein Wunder bewirkte.

Erst im 12. Jahrhundert kommt in der römischen Kirche die Legende auf, nach der Veronika ihr Tuch Jesus auf dessen Weg nach Golgota gereicht hätte, um Schweiß und Blut abzuwischen. Seit dem 12. Jahrhundert ist in Rom ein Bild der Veronika mit dem Schweißtuch bekannt, und in dieser Form findet die Legende im Mittelalter weite Verbreitung.

Einer neueren Theorie nach ist das Tuch der Veronika identisch mit dem Schleier von Manoppello, das das Gesicht von Jesus zeigen soll und das in einer kleinen Kirche im Ort Manoppello in den Abruzzen aufbewahrt wird.

Im spanischen Stierkampf gibt es die Figur der „Veronica“, bei der der Matador seine muleta so ähnlich hält, wie die Veronika das Schweißtuch auf den gängigen Darstellungen.

Siehe auch

Literatur

Schweißtuch der Veronika, Volkskunst 18. Jahrhundert, ausgestellt im Museumsdorf Niedersulz
  • Hans Belting: Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. Beck, München 1990, 2004. ISBN 3406343678
  • Michael Hesemann: Die stummen Zeugen von Golgatha. Die faszinierende Geschichte der Passionsreliquien Christi. Hugendubel, München 2000. ISBN 3-7205-2139-7
  • Heinrich W. Pfeiffer: Die römische Veronika. In: Grenzgebiete der Wissenschaft. Resch, Innsbruck 49.2000, 3, 225–240. ISSN 1021-8130
  • Joseph Sauer: Die ältesten Christusbilder. Wasmuth, Berlin 1920.
  • Daniel Spanke: Das Mandylion. Ikonographie, Legenden und Bildtheorie der „Nicht-von-Menschenhand-gemachten“ Christusbilder. Monographien des Ikonen-Museums Recklinghausen. Bd 5. Recklinghausen 2000. ISBN 3-929040-48-4
  • Ist ER es? Dossier. in: Die Zeit. Hamburg 2005,52 (21.Dez.), S.15f. ISSN 0044-2070
  • Paul Badde: Das Göttliche Gesicht, die abenteuerliche Suche nach dem wahren Antlitz Jesu. Pattloch, München 2006. ISBN 3-629-02149-2
  • Gertrud von Le Fort: Das Schweißtuch der Veronika (Roman), München 1928, Neuauflage München 1991. ISBN 3423114495
  • Gerhard Wolf: Schleier und Spiegel. Traditionen des Christusbildes und die Bildkonzepte der Renaissance. Paderborn 2002

Weblinks


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