Verneuerte Landesordnung

Verneuerte Landesordnung

Die Verneuerte Landesordnung (tschech. Obnovené zřízení zemské) war das am 10. Mai 1627 durch Ferdinand II. erlassene neue Grundgesetz für das Königreich Böhmen. Da der König darin sehr weitreichende Machtbefugnisse innehatte, spricht die traditionelle Geschichtswissenschaft von einem absolutistischen Dokument.

Entstehungsgeschichte

1618 erhoben sich die protestantischen böhmischen Stände mit dem 2. Prager Fenstersturz gegen ihren katholischen König Ferdinand II. Diesem Ständeaufstand schlossen sich auch die übrigen Länder der Böhmischen KroneMähren, Schlesien und die Ober- und Niederlausitz - an. 1619 gründeten die Stände dieser Länder die Böhmische Konföderation (lat. Confoederatio Bohemica). Dieser neue Staat wurde von den Ständen dominiert und eine seiner Hauptaufgaben war es, den Protestantismus gegen katholische Übergriffe zu schützen. Es wurde ein reines Wahlkönigtum eingeführt, als neuer König wurde Friedrich V. von der Pfalz gewählt, der katholische Ferdinand II. wurde abgesetzt.

Reformationpatent von Ferdinand II, mit dem er 1624 die Ausweisung aller evangelischer Prediger und Schulmeister aus seinem Reich verfügte.

Der Ständeaufstand scheiterte mit dem Sieg Ferdinands II. in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620. Böhmen wurde daraufhin militärisch besetzt und alle Privilegien und politischen Rechte der Stände aufgehoben. Die Rädelsführer des Aufstands wurden 1621 in Prag hingerichtet, die übrigen protestantischen Adligen enteignet und ins Exil getrieben. So erging es auch tausenden protestantischen Untertanen. Gnade konnten nur jene erhoffen, die zur katholischen Konfession übertraten.

In den nachfolgenden Jahren blieb Böhmen weiterhin wie ein feindliches Land von den kaiserlichen Truppen besetzt und es gab keine gesetzmäßige Ordnung. Die kaiserlichen Statthalter und Beamten übten ihre Ämter ganz und gar willkürlich aus. Einziges Gesetz waren die Befehle des Königs. Dieser Zustand wurde in Böhmen mit der Verkündung der Verneuerten Landesordnung am 10. Mai 1627 beendet. In Mähren trat im folgenden Jahr ein ähnliches Grundgesetz in Kraft.

Inhalt

Die Verneuerte Landesordnung war inhaltlich das Gegenprogramm zur Böhmischen Konföderationsakte von 1619. Während in der Böhmischen Konföderation die Macht der Stände sehr groß war, wurde sie in der Verneuerten Landesordnung massiv eingeschränkt. Die Wahlmonarchie wurde endgültig abgeschafft und Böhmen zum Erbbesitz der Habsburger erklärt. Der Katholizismus war fortan die einzige in Böhmen zugelassene Konfession. Alle Landesämter kamen in die Verfügungsgewalt des Königs und dieser konnte von nun an alleine darüber entscheiden, wer das böhmische Inkolat und damit auch die Berechtigung zur Teilnahme am Landtag erhielt.

Die Verneuerte Landesordnung ebnete den Weg für die planmäßige und nicht selten gewaltsame Rekatholisierung Böhmens. Inwieweit mit dem Dokument der Grundstein für den habsburgischen Absolutismus in Böhmen gelegt wurde, ist umstritten, da Historiker in jüngerer Zeit den Begriff des Absolutismus im Allgemeinen anzweifeln.

Literatur

Primärquellen:

  • Der Röm. Kai. auch zu Hung. und Böhaimb [et]c. Königl. Maj. Ferdinandi deß Andern [et]c. Vernewerte Landes-Ordnung Deroselben Erb. Königreichs Böhaimb. Wien 1627.
  • Constitutiones Regni Bohemiae anno 1627 reformatae / ed. Hermenegildus Jireček. - Pragae : Tempsky [u.a.], 1888. - VI, 596 S. (Codex iuris Bohemici ; 5,2)

Sekundärliteratur:

  • Hans-Wolfgang Bergerhausen: Die "Verneuerte Landesordnung" in Böhmen 1627. Ein Grunddokument des habsburgischen Absolutismus. In: Historische Zeitschrift 272 (2001), S. 327-351.
  • Lutz Rentzow: Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Verneuerten Landesordnung für das Königreich Böhmen von 1627. Frankfurt am Main, Berlin u.a. 1998. ISBN 3-631-32327-1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich I. (Böhmen) — Repräsentationsgemälde Friedrichs V.; dargestellt im Harnisch, Kurmantel sowie mit Wenzelskrone, Reichsapfel und Zepter in den Händen; Kurschwert und Kurhut neben ihm; als Zeichen der …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich V. von der Pfalz — Repräsentationsgemälde Friedrichs V.; dargestellt im Harnisch, Kurmantel sowie mit Wenzelskrone, Reichsapfel und Zepter in den Händen; Kurschwert und Kurhut neben ihm; als Zeichen der …   Deutsch Wikipedia

  • Habsburgermonarchie — Wappen von Österreich, 1512[1] Habsburgermonarchie (auch Habsburgische Monarchie, Habsburgisches Reich oder Habsburgerreich) ist und war die inoffizielle Bezeichnung für die europäischen Herrschaftsgebiete der Dynastie Habsburg in der Neuzeit …   Deutsch Wikipedia

  • Habsburgerreich — Die Habsburger Monarchie nach den Gebietserwerbungen in Folge des Spanischen Erbfolgekrieges von 1701 bis 1713 (in grün) Habsburgermonarchie (auch Habsburgische Monarchie, Habsburgisches Reich oder Habsburgerreich) ist und war die inoffizielle… …   Deutsch Wikipedia

  • Habsburgische Monarchie — Die Habsburger Monarchie nach den Gebietserwerbungen in Folge des Spanischen Erbfolgekrieges von 1701 bis 1713 (in grün) Habsburgermonarchie (auch Habsburgische Monarchie, Habsburgisches Reich oder Habsburgerreich) ist und war die inoffizielle… …   Deutsch Wikipedia

  • Habsburgisches Reich — Die Habsburger Monarchie nach den Gebietserwerbungen in Folge des Spanischen Erbfolgekrieges von 1701 bis 1713 (in grün) Habsburgermonarchie (auch Habsburgische Monarchie, Habsburgisches Reich oder Habsburgerreich) ist und war die inoffizielle… …   Deutsch Wikipedia

  • Rukopis Kralodvorský — Seite der Königinhofer Handschrift Die Königinhofer Handschrift (tschechisch Rukopis královédvorský) ist eine vermutlich von Václav Hanka hergestellte und von ihm veröffentlichte Fälschung einer mittelalterlichen Liedersammlung mit 14 Gedichten… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht am Weißen Berge — Schlacht am Weißen Berg Teil von: Böhmisch Pfälzischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg Die Schlacht am W …   Deutsch Wikipedia

  • Weißenbergschlacht — Schlacht am Weißen Berg Teil von: Böhmisch Pfälzischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg Die Schlacht am W …   Deutsch Wikipedia

  • Böhmischer Landtag — Der Böhmische Landtag, offizielle Bezeichnung: Landtag des Königreiches Böhmen (tschechisch: Sněm království Českého) in Prag war über mehrere Jahrhunderte bis 1913 der Landtag für die Verwaltung des Königreichs Böhmen. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”