Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen

Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen

Nachwachsende Rohstoffe finden Anwendung in zahlreichen Teilbereichen des Hausbaus. Wichtigster Konstruktionswerkstoff ist hierbei Holz. Es gibt aber auch zahlreiche Anwendungen für andere Produkte, die auf Naturfasern, Ölen, Harzen oder auch Farbpigmenten basieren. Dazu gehören neben den Dämmstoffen, zum Beispiel Anstrichmittel, Holzschutzmittel und Fußbodenbeläge. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt zeichnen sich diese Baustoffe durch ein verbessertes Raumklima und teilweise den mineralischen und erdölbasierten Werkstoffen überlegenen Eigenschaften aus.

Inhaltsverzeichnis

Historie

Bereits die ersten menschlichen Siedlungen wurden oftmals vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Insbesondere Holz war schon immer eine der wichtigsten Bausubstanzen, aber auch andere Naturbaustoffe wie Stroh, Flachs und Hanf werden schon seit Tausenden von Jahren als Baustoff eingesetzt.

Während in Mitteleuropa die Steinbauweise das dominierende Element geworden ist, werden in anderen Teilen der Welt Häuser immer noch überwiegend aus Holz gebaut. Auch in Skandinavien werden noch traditionelle Holzhäuser errichtet.

In den letzten Jahren sind Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wieder vermehrt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Gründe hierfür sind neben den ökologischen Aspekten auch neue Produktentwicklungen und Verfahrenstechniken, die neue Bauformen zulassen.

Materialien und Anwendungen

Eine Vielzahl von verschiedenen nachwachsenden Rohstoffen wird heute in der Baubranche eingesetzt. Neben Holz kommen auch Leinöl, verschiedene Naturfasern, Kork, ätherische Öle, Harze, und andere Faserbestandteile wie Cellulose, Hemicellulose, und auch Farbpigmente zum Einsatz. Typische Anwendungen für nachwachsende Rohstoffe sind tragende Konstruktionen von Gebäuden, Wärmedämmung, Akustik- und Trittschalldämmung, Fassadenverkleidung, aussteifende Wandbeplankungen, Dacheindeckung, Fenster, Treppen, Türen, Fußbodenbeläge, Anstrichmittel oder auch Schalöle.

Holzbau

Holz wird vor allem für tragende und andere Konstruktionselemente eingesetzt. Für tragende Teile wird sog. Bauschnittholz eingesetzt, da es die notwendigen mechanischen Eigenschaften besitzt. Besonders geeignet ist Konstruktionsvollholz: Dies ist kontrolliertes Nadelschnittholz, das nur geringen Quell- und Schwindvorgängen unterworfen ist.

Brettschichtholz, bestehend aus getrockneten und gehobelten, verleimten Einzelbrettern, eignet sich auf Grund seiner hohen Dimensionsstabilität für Träger und Stützen. Durch diese Verarbeitungsmethode lassen sich auch große Längen und gebogene Formen realisieren, wodurch sich die durch das Baumwachstum gesetzten Grenzen überwinden lassen.

Plattenförmige Holzwerkstoffe eignen sich sowohl für tragende und aussteifende sowie für verschalende Elemente. Hierbei unterscheidet man zwischen Sperrhölzern, die aus mehreren aufeinander geleimten Holzschichten bestehen, deren Faserrichtung im 90°-Winkel zueinander versetzt sind und Spanplatten, die aus verpressten Holzspänen hergestellt wurden.

Bei der Holzbauweise handelt es sich um Trockenbau. Man unterscheidet hier verschiedene Bauformen wie Massivholzbau, Fachwerkbau, Skelettbau, Rahmenbau und Tafelbau.

Bodenbeläge

Verschiedene Bodenbeläge können aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Hierzu gehören:

  • Holzböden: Sie werden aus verschiedenen Holzarten wie zum Beispiel Fichte, Kiefer oder auch Kirsche und Olive hergestellt. Typische Formen sind verschiedenen Parkettarten wie Stab- oder Mosaikparkett und Holzdielen.
  • Linoleum: Linoleum wird aus Leinöl, verschiedenen Harzen und Füllstoffen wie Holz- und Korkmehl hergestellt. Es ist sehr langlebig und robust, aber auch biologisch abbaubar.
  • Kork: Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und lässt sich in Plattenform als Fußbodenbelag verarbeiten. In Deutschland hat Kork als Bodenbelag erst seit etwa 10-15 Jahren wirtschaftliche Bedeutung. Er zeichnet sich durch sehr gute trittschall- und wärmedämmende Eigenschaften sowie durch Staubfreiheit aus.
  • Teppichböden: Teppichböden lassen sich aus einer Vielzahl verschiedener Naturfasern herstellen. Die am häufigsten eingesetzten Materialien sind Baumwolle, Jute, Kokos und Sisalfaser. Sie machen zusammen mit Teppichböden aus Tierhaaren etwa 10 % aller textiler Bodenbeläge in Deutschland aus.

Naturfarben, Holzlasuren, Lacke und Wachse

Farben, Holzlasuren, Lacke und Wachse dienen sowohl zur Oberflächengestaltung als auch zum Materialschutz, zum Beispiel vor Korrosion, Verschmutzung oder Austrocknung.

Naturfarben werden als Dispersionsfarben für Putze, Tapeten und Plattenwerkstoffe und auch als Fassadenfarbe eingesetzt. In der Deckkraft unterscheiden sich diese Farben kaum von konventionellen Anstrichen.

Es gibt verschiedene weiße Wandfarben wie Naturharz-Raumweiß, Naturharz-Wandfarbe, Naturharzöl-Objektfarbe und Naturkreide-Leimfarbe. Zudem stehen verschiedene, auf natürlichen Farbpigmenten (wie zum Beispiel Indigo) beruhende Farbtöne zur Verfügung. Diese werden oft harmonischer und angenehmer als synthetische Farbtöne empfunden.

Holzlasuren sind dünne Anstrichfilme, die sowohl der Farbgebung als auch zum Schutz des Holzes dienen. Holzlasuren, die auf Naturharzöl basieren sind konventionellen Kunstharzlasuren oftmals in Bezug auf Holzeindringung, Untergrundhaftung und Abwitterung überlegen.

Naturharzöl-Klarlacke eignen sich zur Lackierung von Möbeln, Innentüren und Wandverkleidungen. Im Außenbereich kommen sie vor allem bei Fenstern, Außentüren und Gartenmöbeln zum Einsatz. Lacke auf Naturharzbasis besitzen eine hervorragende Kriechfähigkeit und Untergrundhaftung und sind damit konventionellen Lackfarben deutlich überlegen.

Als Wachse können sowohl Bienenwachs als auch Pflanzenwachs verwendet werden.

Dämmstoffe

Dämmstoffe aus Naturmaterialien sind im Bereich technischer und bauphysikalischer Anforderungen fossilen und mineralischen Produkten ebenbürtig. Viele verschiedene Naturmaterialien können als Dämmstoff verwendet werden. Dazu gehören Flachs, Hanf, Hobelspäne, Holzfasern, Kork, Roggen, Schilfrohr, Strohballen oder Wiesengras.

Besonders Dämmstoffe aus Holz- und Zellulosefasern speichern in großem Maße Wärme und verhindern damit eine schnelle Aufheizung von Dachräumen bei sommerlicher Hitze. Eine besondere Eigenschaft der Naturdämmstoffe ist auch die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Im Gegensatz zu Mineralfaserprodukten können sie zwanzig Prozent des eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne ihre Dämmeigenschaften einzubüßen

Die Dämmstoffe eignen sich meist sowohl zum Einsatz in Neubauten als auch zur Sanierung von Altbauten.

Vorteile der Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen besitzen eine Vielzahl positiver Eigenschaften, die für steigende Einsatzmengen dieser Materialien verantwortlich sind.

Sie stehen quasi unbegrenzt zur Verfügung und schonen so die endlichen Vorräte fossiler Rohstoffe. Ihre Herstellung benötigt nur wenig Energie, damit reduzieren sie den klimaschädlichen CO2-Ausstoß in die Atmosphäre. Sie speichern das beim Wachstum aufgenommene CO2 und geben selbst bei der Verbrennung oder Kompostierung nicht mehr CO2 wieder ab, als beim Pflanzenwachstum aufgenommen wurde. Gewinnung und Transport der Rohstoffe, Herstellung und Einbau der Bauprodukte sind mit geringsten Umwelt- und Gesundheitsrisiken verbunden.

Sie geben keine bedenklichen Stoffe an die Raumluft ab, sondern können sie teilweise sogar binden und sorgen für ein angenehmes Raumklima.

Durch die Trockenbauweise und die Fähigkeit vieler Naturbaustoffe Feuchtigkeit zu binden, verringert sich das Risiko für Feuchteschäden und Schimmelbefall.

Literatur

  • Fachbroschüren des Kompetenzzentrums Bauen mit Nachwachsenden Rohstoffen:
    • Natürliche Fußböden I & II
    • Oberflächenbeschichtungen und Naturfarben
    • Konstruktionen mit Baustoffen aus Nachwachsenden Rohstoffen
    • Dachausbau mit Nachwachsenden Rohstoffen
  • J. Müssig, R. Maartens, „Dämmen und Bauen mit Nachwachsenden Rohstoffen“, Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Bremer Umwelt Beratung, 19. September 2001
  • K. Kruse, D. Venschott. „Eigenschaften und Einsatzpotentiale neuer Holzwerkstoffe im Bauwesen“, Arbeitsbericht Des Institut für Holzphysik und mechanische Technologie des Holzes, Mai 2001

Siehe auch

Weblinks

Kompetenzzentrum Bauen mit Nachwachsenden Rohstoffen (KNR)


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