Verlag Sauerländer

Verlag Sauerländer

Der Verlag Sauerländer wurde 1807 von Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847) in Aarau (Schweiz) gegründet. Sauerländer übernahm die seit 1803 gemeinschaftlich mit dem Basler Samuel Flick geführte Buchdruckerei, die Buchhandlung und den Verlag als alleiniger Inhaber. Zusammen mit seinem Hauptautor Heinrich Zschokke verbreitete Sauerländer von Aarau aus fortschrittliches liberales Gedankengut im ganzen deutschsprachigen Raum. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Verlag vor allem wegen seines Kinder- und Jugendbuchprogramms, aber auch als Lehrmittelverlag bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1803 zog der ursprünglich aus Frankfurt stammende Buchhändler, Drucker und Verleger Heinrich Remigius Sauerländer von Basel nach Aarau. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Samuel Flick gründete er hier eine Buchhandlung mit Druckerei und Verlag. Das Ziel des Unternehmens war, in der liberalen Hauptstadt des neu gegründeten Kantons Aargau eine neue Zeitung herauszugeben und eine qualitätsvolle Buchhandlung einzurichten. Am 4. Januar 1804 erschien im Aarauer Verlag die erste Nummer der Wochenzeitung „Schweizer Bote“, die bald als liberale Zeitung fürs Volk im ganzen deutschsprachigen Raum von sich reden machte. 1807 trennten sich Flick und Sauerländer. Letzterer übernahm das Aarauer Unternehmen während Flick das Basler Stammhaus behielt. 1807 gilt deshalb als Gründungsdatum des Aarauer Verlagshauses Sauerländer, das sich 2007 zum 200sten Mal jährt. Das Ziel des Verlagsprogrammes war in der Gründergeneration eng verbunden mit den Begriffen Volksaufklärung und Volksbildung. Hauptautor in dieser Phase war der aus Magdeburg stammende Heinrich Zschokke, der auch den „Schweizer Boten“ redigierte. Nach dieser Phase der politischen Volksbildung im Sinne der liberalen Demokratie folgte im späten 19. Jahrhundert eine Konzentration auf Mundartdichtung und Volkstheater. Das 20. Jahrhundert schliesslich stand zunehmend im Zeichen der Kinder- und Jugendliteratur sowie des Schulbuches – wieder mit demselben Zweck: Bildung und Aufklärung in den politischen Krisen der beiden Weltkriege, des Ost-West-Konflikts und der Umweltdiskussion. Seit 2001 gehört das bis dahin in Familienbesitz befindliche Verlagshaus als selbständiges Unternehmen zur Cornelsen-Verlagsgruppe. Zur Sauerländer Verlage AG gehören heute die Lehrmittelverlage Verlag Sauerländer, sabe Verlag und Verlag arpartel. Das Kinder- und Jugendbuchprogramm des Verlags Sauerländer erscheint als eigenes Label im Rahmen der Patmos-Verlagsgruppe.

Autorinnen und Autoren im 20. Jahrhundert

Berühmt geworden sind die Jugendbuchklassiker von Kurt Held und Lisa Tetzner (u.a. „Die rote Zora“, „Die schwarzen Brüder“) oder von Jörg Müller und Jörg Steiner (u.a. „Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder oder die Veränderung der Landschaft“, „Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran und ewig droht der Baggerzahn oder Die Veränderung der Stadt“, „Aufstand der Tiere oder die Neuen Stadtmusikanten“). Wesentlich am Erfolg beteiligt waren und sind auch die zahlreichen Lizenzausgaben von weltbekannten Autorinnen und Autoren wie Josef Lada, Norma Mazer, Cynthia Voigt und vielen anderen oder von Künstlern wie Sam McBratney, Lucy Cousins, Roberto Innocenti oder Martin Handford („Wo ist Walter?“).

Archiv

Es existiert ein bis auf die Gründerzeit zurückreichendes historisches Firmen- und Familienarchiv und ein historisches Bucharchiv mit allen produzierten Titeln ab ca. 1830. Diese Archive befinden sich heute im Staatsarchiv Aargau und in der Aargauer Kantonsbibliothek.

Literatur

  • Hans Sauerländer et al.: Hundertfünfzig Jahre Haus Sauerländer in Aarau. Aarau 1957.
  • Verena Rutschmann: Pädagogischer Anspruch, konfessionelle Botschaft und literarischer Markt: Die Kinderbuchproduktion von drei Schweizer Verlagen im 19. Jahrhundert. In: Heidy Margrit Müller (Hrsg.): Dichterische Freiheit und pädagogische Utopie. Lang, Bern 1998, ISBN 3-906757-56-0, S. 9–39.

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