Verhältnis zwischen Iran und Israel

Verhältnis zwischen Iran und Israel
Israel und der Iran

Das Verhältnis zwischen dem Iran und Israel war bis zur Islamischen Revolution 1979 im Iran freundschaftlich.

Seit der iranischen Revolution jedoch gilt die iranische Führung unter anderem wegen des Nahostkonflikts als "größter Feind Israels". Der Iran bezeichnet die USA als „großen Satan“ während Israel als „kleiner Satan“ bezeichnet wird.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Biblische Zeiten

Iranische Juden in der Stadt Hamadan, 1917

Der Beginn der Beziehungen zwischen Israel und dem Iran lässt sich bis auf biblische Zeiten zurückführen. Das Buch Daniel, Esra, Nehemia, das 1. Buch der Chronik, das 2. Buch der Chronik und das Buch Ester beziehen sich unmittelbar auf das Leben von Juden in Persien. Im Buch Esra wird auf die Entscheidung des persischen Königs Bezug genommen, den Juden die Rückkehr nach Jerusalem und den Wiederaufbau des zerstörten Tempels zu gestatten. Der Tempelbau wird im Buch Esra (6, 14) unmittelbar mit Dekreten von Kyros II., Dareios I. und Artaxerxes I. in Verbindung gebracht. Der Tempelneubau wird auf das späte sechste Jahrhundert v. Chr. datiert, einer Zeit, in der es eine große jüdische Gemeinde in Persien gab.

Seit mehr als 2.700 Jahren haben Juden auf dem Territorium des heutigen Iran gelebt. Die erste jüdische Gemeinde in Persien geht auf die Niederlage der Juden gegen Šulmanu-ašared V. zurück (722 v. Chr.), der Israel eroberte und in die Gefangenschaft nach Chorasan verschleppte. 586 v. Chr. waren es die Babylonier, die große Teile der jüdischen Bevölkerung aus Judäa ins Babylonische Exil verbannten.

Beziehungen vor der Iranischen Revolution

Der iranische Minister Saffinia besucht Präsident Chaim Weizmann in seinem Haus in Rehovot am Unabhängigkeitstag, 1950

Während der Regentschaft Schah Mohammad Reza Pahlavis waren die Beziehungen zwischen dem Iran und Israel gut. Der Iran zählte zu den ersten Staaten, die Israels Existenzrecht und Unabhängigkeit im Jahr 1948 anerkannten. Israel betrachtete im Nahostkonflikt den Iran als Alliierten gegenüber den arabischen Staaten. Der Iran war neben Israel auch mit den USA verbündet, was die Situation aus Sicht Israels verbesserte. Die diplomatischen und insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen wurden im Lauf der Jahre stetig ausgebaut. [3] Israel unterhielt eine permanente Delegation in Teheran, welches die Funktionen einer Botschaft ausübte.

Nach dem Sechstagekrieg versorgte der Iran Israel mit Öl. Israel baute 1968 die Eilat-Ashkelon Pipeline, durch die iranisches Öl nach Europa gelangte. Im Iran arbeiteten zahlreiche israelische Baufirmen und Ingenieure.[4] Auch in Fragen der militärischen Ausrüstung gab es eine Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Israel. [5] Ein Beispiel stellt das 1977 begonnene Projekt Flower dar, ein israelisch-iranisches Projekt zur Entwicklung von Mittelstreckenraketen.[6]

Trotz der engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Iran und Israel in dieser Zeit stimmte 1975 der Vertreter des Iran bei den Vereinten Nationen für die Annahme der Resolution 3379 der UN-Generalversammlung, mit der Israel in eine Reihe mit den Apartheid-praktizierenden Staaten Südafrika und Rhodesien gestellt wurde. Die Resolution besagte in ihrem letzten Satz, dass Zionismus eine Form des Rassismus und der Rassendiskriminierung sei.

Islamische Revolution und danach

Während der Islamischen Revolution wurde im Iran praktisch jeglicher politischer, wirtschaftlicher oder sonstiger Kontakt zu Israel abgebrochen. Sämtliche Vereinbarungen und Verträge, die in der Vergangenheit zwischen Israel und dem Iran geschlossen worden waren, wurden auf Anordnung des Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Chomeini annulliert. Die Ermordung des Präsidenten der Jüdischen Gesellschaft Teherans, des Selfmade-Millionärs und Besitzer der Plasco-Fabriken, Habib Elghanian, von einem Erschießungskommando am 9. Mai 1979, drei Monate nach der Rückkehr Chomeinis, gilt als Startsignal des Exodus der ursprünglich 65.000[7] Iraner jüdischen Glaubens auf heute ca. 25.000.[8]

Auch der Nachfolger Chomeinis, Chamenei, dämonisiert Israel. Nach Zusammenbruch des Ostblocks wurde die umstrittene Resolution 3379 der UN-Generalversammlung am 16. Dezember 1991 von der UN-Generalversammlung mit 111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen wieder zurückgenommen (Resolution 46/86). Weder irgendein arabischer Staat noch der Iran stimmte für die Rücknahme.

Seitdem betrachten sich die beiden Staaten als Feinde. Ein Ende der politischen Eiszeit ist noch lange nicht in Sicht und gilt als höchst unwahrscheinlich.[9]

Heutige Beziehungen

Insbesondere wegen des Iranischen Atomprogramms gibt es eine unversöhnliche Haltung der beiden Staaten. So bestreitet der Iran die Anschaffung nuklearer Atomwaffen,[10] während die USA einen Krieg zwischen den beiden Staaten Israel und Iran fürchten.[11] Israel fühlt sich durch einen möglichen Atomangriff des Iran bedroht.

Außerdem wird dem Iran von vielen Seiten vorgeworfen, es unterstütze radikal-islamische Terrorgruppen wie Hisbollah, Hamas und Islamischer Dschihad. Das führe zu einem "Stellvertreterkrieg" im Nahen Osten. Deshalb betrachten die USA gemeinsam mit Israel den Iran als Schurkenstaat.

Im Iran wird hingegen verstärkt antiisraelische Propaganda unter der Bevölkerung verbreitet. Insbesondere der derzeitige Präsident des Iran, Mahmud Ahmadinedschad, betrachtet Israel als „Zionistisches Besatzerregime“. So musste nach den umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2009 der designierte Vize-Präsident des Iran, Esfandiar Rahim Maschaie, aufgrund von Israel-freundlichen Äußerungen zurücktreten.[12]

Die Juden im Iran sind zwar eine offiziell anerkannte religiöse Minderheit, werden allerdings häufig seitens des Staates und der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung diskriminiert.[13] Daher ist auch die Zahl der Iraner jüdischen Glaubens aufgrund von Auswanderungswellen stark geschrumpft.

Aufgrund der anhaltenden Möglichkeit einer iranischen Atombombe, welche nach Geheimdienstangaben im April 2012 Realität werden könnte, sieht die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak auch eine militärische Lösung als immer wahrscheinlicher an und testete Anfang November 2011 eine Langstreckenrakete.[14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ulrich Ladurner: DIE ZEIT 20.März 2003 Nr.13 Im Bunde mit dem „großen Satan“
  2. Spiegel.de vom 25. Januar 2006 Iranischer Minister nennt Israel "kleiner Satan"
  3. "Israel and the Origins of Iran’s Arab Option: Dissection of a Strategy Misunderstood," Middle East Journal, Bd. 60, Nummer 3, Sommer 2006.
  4. YNet News: The Islamic Republic of Iran
  5. Israelisch-Iranische militärische Beziehungen
  6. NTI: Iran Profile. Missile Overview
  7. Times com vom 21. Mai 1979
  8. taz.de vom 26. Dezember 2007
  9. Außenpolitik des Iran
  10. Drohender Kriegsschauplatz Iran
  11. Israels Verteidigungspolitik
  12. Nachrichten 2009
  13. Judentum im Iran
  14. ZEIT ONLINE vom 5. November 2011 Israelischer Militärschlag gegen Iran rückt näher (abgerufen am 5. November 2011)

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