Verduner Altar

Verduner Altar
Klosterneuburger Altar des Nikolaus von Verdun

Der Altar des Nikolaus von Verdun in Klosterneuburg, umgangssprachlich Verduner Altar genannt ist einer der Höhepunkte der mittelalterlichen Goldschmiedekunst und eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Stifts Klosterneuburg.

Der Altar

Es handelt sich um 45 Kupferplatten mit Grubenschmelz und Feuervergoldung auf einem Holzträger, die ursprünglich nicht miteinander verbunden waren. Man nimmt an, dass sie ursprünglich für die Verkleidung des Ambos (eines steinernen Aufsatzes mit Lesepult) bestimmt waren. Sie sind 1181 entstanden und haben im Dreikönigenschrein in Köln eine Parallele.

Erst um 1330 wurden sie zu einem Altar zusammengesetzt; bei dieser Gelegenheit wurden auch sechs Tafeln neu angefertigt, die aber im Stil der anderen Tafeln gehalten sind.

Den Tafeln liegt ein kompliziertes Programm zugrunde. Es ist unbekannt, von wem es stammt, doch es weist nach Lüttich bzw. in den Umkreis Hugos von Saint-Victor, von dessen Lehren es wahrscheinlich beeinflusst ist. Jede Tafel stellt eine Szene aus dem Alten oder Neuen Testament dar, wobei aber von einer dreiteiligen Ordnung ausgegangen wird: es gibt Tafeln, die Geschehnisse vor der Verkündigung des Gesetzes an Moses abbilden (Ante Legem), solche, die Geschehnisse vor der Ankunft Jesu zeigen (Sub Lege) und Szenen aus der Lebensgeschichte Christi (Sub Gratia). Die Ereignisse sub gratia sind allerdings in der mittleren Reihe angeordnet. Es wird dabei implizit angenommen, dass die Szenen aus dem Leben Jesu eine genaue Entsprechung in Ereignissen des Alten Testaments (Typologien) haben. Daher gehören immer drei Tafeln zusammen und bilden eine Reihe, der dieselbe Symbolik zugrundeliegt.

Ein Beispiel wäre die 5. Kolonne. 1. Reihe: Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer (Vorläufer der Taufe); 2. Reihe: Taufe Christi im Jordan; 3. Reihe: das eherne Reinigungsbecken im Salomonischen Tempel zu Jerusalem.

Auch die im 14. Jahrhundert entstandenen Platten folgen dieser Symbolik. Bei den Platten in der ganz rechten Kolonne wird diese Gegenüberstellung allerdings aufgegeben, es erfolgt eine Darstellung der Letzten Dinge.

Stilistisch sind die Platten noch von der Byzantinischen Kunst beeinflusst, allerdings ist ein starker Einschlag wohl von antiken Vorbildern inspirierter Körperlichkeit der Figuren spürbar.

Literatur

  • Floridus Röhrig: Der Verduner Altar, Wien, Herold 1955.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Klosterneuburger Altar — des Nikolaus von Verdun Der Altar des Nikolaus von Verdun in Klosterneuburg, auch Verduner Altar genannt, ist einer der Höhepunkte der mittelalterlichen Goldschmiedekunst und eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Stifts Klosterneuburg …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Rückseite des Verduner Altars — Meister der Rückseite des Verduner Altars: Rückseite des Verduner Altars, Stift Klosterneuburg, um 1330 Als Meister der Rückseite des Verduner Altars wird der namentlich nicht bekannte gotische Maler bezeichnet, der um 1324 oder 1331 die Bilder… …   Deutsch Wikipedia

  • Belakane — Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus Deliciarum Manuskript (um 1180) Der Begriff Mohr ist eine seit dem Mittelalter verwendete Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe, zum Beispiel historisch in Bezug auf Kuschiter und… …   Deutsch Wikipedia

  • Freisinger Mohr — Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus Deliciarum Manuskript (um 1180) Der Begriff Mohr ist eine seit dem Mittelalter verwendete Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe, zum Beispiel historisch in Bezug auf Kuschiter und… …   Deutsch Wikipedia

  • Nickneger — Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus Deliciarum Manuskript (um 1180) Der Begriff Mohr ist eine seit dem Mittelalter verwendete Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe, zum Beispiel historisch in Bezug auf Kuschiter und… …   Deutsch Wikipedia

  • Mohr — Der Begriff Mohr ist eine seit dem Mittelalter verwendete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe, zum Beispiel historisch in Bezug auf Kuschiter und Mauren oder später allgemeiner für Schwarzafrikaner. Er wird nur noch… …   Deutsch Wikipedia

  • Stiftskirche Klosterneuburg — Nordwestansicht der Stiftskirche Die Stiftskirche Klosterneuburg des niederösterreichischen Augustiner Chorherren Stiftes Klosterneuburg ist eine ehemalige dreischiffige Basilika mit Querhaus. Im 17. Jahrhundert wurde sie zu einer Saalkirche …   Deutsch Wikipedia

  • Stift Klosterneuburg — Ansicht von Süden mit Kaiserappartements Das Stift Klosterneuburg liegt im niederösterreichischen Klosterneuburg und ist ein Stift der Kongregation der österreichischen Augustiner Chorherren. Die Basilika hat einen romanischen Ursprung mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Stiftskirche zu Klosterneuburg — Ansicht von Süden mit Kaiserappartements Das Stift Klosterneuburg liegt im niederösterreichischen Klosterneuburg und ist ein Stift der Augustiner Chorherren. Die Basilika hat einen romanischen Ursprung mit gotischen Ergänzungen. Das Innere ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaus — Nị|ko|laus 〈m. 1; Pl. umg. a.: läu|se〉 1. nach altem Volksbrauch am Nikolaustag erscheinende Gestalt, die den Kindern Äpfel, Nüsse u. Süßigkeiten bringt 2. 〈Kurzw. für〉 Nikolaustag ● morgen kommt der Nikolaus * * * Nị|ko|laus [auch: ni:ko…],… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”