Verbraucherzentrale

Verbraucherzentrale
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.
(vzbv)
Verbraucherzentrale Bundesverband Logo.svg
Zweck: Verbraucherschutz; Dachorganisation
Vorsitz: Gerd Billen [1]
Gründungsdatum: 1. November 2000
Mitgliederzahl: 41 Verbraucherverbände:
  • 16 Verbraucherzentralen
  • 26 weitere Verbände [1]
Sitz: Berlin
Website: http://www.vzbv.de/

Die deutschen Verbraucherzentralen sind Vereine, die sich aufgrund eines staatlichen Auftrags und überwiegend ausgestattet mit Steuermitteln dem Verbraucherschutz widmen und Beratungsleistungen erbringen. Ihnen wurde der Status der Gemeinnützigkeit verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Ihr Ziel ist es, die Verbraucher in Fragen des privaten Konsums zu informieren, zu beraten, zu unterstützen und rechtlichen Beistand zu leisten. Beraten wird beispielsweise zu Themen wie Kaufrecht, Werkvertragsrecht (Handwerkerleistungen), Dienstvertragsrecht, Kreditrecht, Schuldnerberatung und privatem Insolvenzverfahren sowie deren Prävention, Banken und Geldanlage, 'Grauem Kapitalmarkt', Versicherungen, Patientenrecht, Pflegeberatung, Wohnberatung, Gesundheitsdienstleistungen, Reiserecht, Privater Altersvorsorge, Baufinanzierung, Energie, Liberalisiertem Energiemarkt, Umwelt, Ernährung, Haushalt, Freizeit oder Telekommunikation.

Die Verbraucherzentralen helfen gegen Entgelt bei individuellen Rechtsproblemen und vertreten Interessen jedes Verbrauchers im Einzelnen wie auch in Verbands- oder Sammelklagen. Insbesondere ist es satzungsgemäße Aufgabe der Verbraucherzentralen, außergerichtlich wie auch gerichtlich gegen unzulässige Allgemeine Geschäftsbedingungen, verbraucherschutzwidrige Geschäftspraktiken und unlautere Werbemaßnahmen eines Anbieters vorzugehen.

In den letzten Jahren ergab sich bezüglich fragwürdiger Vertragsbedingungen und Geschäftspraktiken sowie Verbraucherbeschwerden ein Arbeitsschwerpunkt der Verbraucherzentralen bei Telekommunikationsdienstleistungsverträgen – siehe Telekommunikationsunternehmen in der Kritik.

Die Verbraucherzentralen versuchen auch, Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Beispielsweise ist die Verbraucherzentrale Hamburg neben 23 anderen Organisationen (unter anderem der BUND Hamburg, Kirchen sowie Verbände aus dem Bereich Erneuerbare Energien) Mitinitiatorin einer Volksinitiative, die das Ziel einer Rekommunalisierung der Energienetze und der Etablierung „echter“ Stadtwerke (= Stadtwerke mit Energienetzen) in Hamburg hat.[2].

Rechte

Die Verbraucherzentralen erhielten durch Gesetz gegenüber anderen Vereinen besondere Privilegien. So haben sie als einzige Organisationen in Deutschland gemäß § 3 Nr. 8 Rechtsberatungsgesetz das Recht zur außergerichtlichen Rechtsbesorgung und können so im Rahmen ihres Aufgabenkreises neben Rechtsanwälten Verbraucher außergerichtlich beraten und vertreten. Dies erfolgt gegen Entgelt.

Seit dem 1. Januar 2002 können sich Verbraucherzentralen individuelle Ansprüche von Verbrauchern abtreten lassen, um diese vom Anbieter einzufordern und gegebenenfalls auch einzuklagen. Damit können Verbraucherzentralen Ansprüche einzelner Verbraucher bündeln und im Interesse des Verbraucherschutzes bis hin zum Bundesgerichtshof geltend machen.

Die Verbraucherzentralen führen in vielen Bundesländern individuelle Rechtsberatung nur gegen Entgelt. Die Preise der Verbraucherzentrale variieren oft zwischen telefonischer und persönlicher Beratung und liegt zwischen 80 EUR/h und 100 EUR/h[3]. Gerade bei Angelegenheiten, bei denen es um relativ geringe Beträge bis ca. 300 EUR geht, liegen die Beratungskosten bei der Verbraucherzentrale unter Umständen über den Gebühren von Rechtsanwälten und in der Regel deutlich über dem Eigenanteil, den Verbraucher im Falle der Beratungshilfe zahlen müssen.

Organisation

Zuständig für Informationen und Beratung sind die Verbraucherzentralen des jeweiligen Bundeslandes.

Politische Dachorganisation der Verbraucherzentralen ist der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (abgekürzt vzbv) mit Sitz im GSW-Hochhaus in Berlin-Kreuzberg. Er vertritt die Verbraucherinteressen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf Bundesebene. Der vzbv bietet jedoch keine direkte Verbraucherberatung an. Dies übernehmen die einzelnen Verbraucherzentralen in den Ländern.[4]

Verbraucherfuersklima.de Logo.svg

Er ist federführend für die Klimaschutzkampagne „für mich. für dich. fürs klima.“ mit dem Ziel der Verbraucherberatung bei Mobilität, Ernährung und Finanzprodukten, finanziert von der Bundesregierung.[5][6] Die Klimakampagne des vzbv endete mit dem Jahr 2010. Insgesamt wurden circa 1.900 Aktionen und 1.500 Bildungsaktionen durchgeführt. [7]

Des Weiteren koordiniert der vzbv die Energieberatung in mittlerweile 500 Beratungsstellen der Verbraucherzentralen und kommunalen Stützpunkten.[8]

Der Verbraucherzentrale Bundesverband wurde am 1. November 2000 als Nachfolgeorganisation der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV), des Verbraucherschutzvereins (VSV) und des Verbraucherinstituts (VI) gegründet. Sein erster Vorstand war Edda Müller. Seit 1. August 2007 ist Gerd Billen neuer Vorstand. Vorsitzender des Verwaltungsrates ist Klaus Müller.

Größte Einzelorganisation ist die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf. Sie berät landesweit in mehr als 50 Beratungsstellen, per Internet und über eine kostenpflichtige Rechtsberatungshotline. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist Gründungsmitglied des Vereins EnergieVision e.V., der das ok-power Label für Ökostrom-Angebote vergibt. Insgesamt gibt es 16 Landesverbraucherzentralen, die in den Bundesländern als selbstständige Organisationen auftreten und als solche arbeiten. Zwischen den einzelnen Verbraucherzentralen gibt es jedoch einen regen Austausch, so dass es einheitliche Beratungsstandpunkte gibt. [9]

Lebensmittelklarheit.de

Am 20. Juli 2011 ging in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Hessen die Website Lebensmittelklarheit.de im Rahmen der Initiative Klarheit und Wahrheit (bei der Aufmachung und Kennzeichnung von Lebensmitteln) online.[10] Dieses neue Portal löste am selben Tag ein sehr großes Medienecho aus, so dass die Website nach der Freischaltung temporär aufgrund von Überlastung nicht zu erreichen war. Negative Kritik zur neuen Verbraucherseite wurde zuvor bereits von Seiten der Lebensmittelindustrie[11] und dem Deutschen Konsumentenbund geäußert[12] (→ Hauptartikel "Lebensmittelklarheit.de").

Quellen

  1. a b Wir über uns – Seite des Vereins
  2. Unser Hamburg – Unser Netz. 21. November 2010
  3. Kostenseite der Verbraucherzentrale Hessen Energieberatung. Stand: Oktober 2010, abgerufen am 10. Oktober 2010.
  4. Übersichtsseite der Verbraucherzentralen und des vzbv.
  5. Klimaschutz im Sinne der Verbraucher. In: Website der Kampagne „für mich. für dich. fürs klima.“. Vom 14. August 2009, abgerufen am 18. April 2010.
  6. Klimaberatung über Telefon und Internet. In: Website des Bundesumweltministeriums zur Klimaschutzinitiative. Stand: Juli 2009, abgerufen am 18. April 2010.
  7. Verabschiedung des Klimaprojekts des vzbv
  8. Verbraucherzentrale Energieberatung. Stand: Juni 2010, abgerufen am 29. Juni 2010.
  9. http://www.vzbv.de/go/wir/beratungsqualitaet_sichern
  10. Verbraucherzentrale Bundesverband: [http://www.lebensmittelklarheit.de Klarheit und Wahrheit bei der Aufmachung und Kennzeichnung von Lebensmitteln.] 20. Juli 2011, abgerufen am 20. Juli 2011.
  11. n-tv online: Branche läuft Sturm. 20. Juli 2011, abgerufen am 20. Juli 2011.
  12. Konsumentenbund kritisiert "Prangerportal" der Verbraucherzentrale, besucht am 30. Juli 2011.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Verbraucherzentrale – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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