Veganer

Veganer
Kennzeichen für Veganismus

Veganismus ist eine vorwiegend ethisch begründete Einstellung und Lebensweise, welche die Nutztierhaltung und den Konsum tierischer Produkte völlig ablehnt. Der Veganismus beinhaltet eine besonders weitreichende vegetarische Ernährungsweise: Der Konsum von Fleisch, Milch, Eiern jeder Art, Gelatine und anderen tierischen Lebensmitteln wie Honig wird vermieden. Weiter gefasst achten Veganer bei Kleidung (Vermeidung von Leder und Wolle) und anderen Gegenständen des Alltags auf Tierproduktefreiheit, sowie Tierversuchsfreiheit (Waschmittel, Putzmittel, Kleinbildfilme, Kleber, Farben).

Nach einer Umfrage lebten 1995 etwa 170.000 Menschen im Vereinigten Königreich vegan[1], nach jüngsten Aussagen der Vegan Society mehr als 200.000 (2005). Laut der Internetseite veganwelt.de[2] gibt es in Deutschland zwischen 250.000 und 460.500 Veganer (etwa 0,3 %–0,5 % der Gesamtbevölkerung), in den USA etwa 0,9 %. Nach der Nationalen Verzehrsstudie II von 2008 leben in Deutschland 0,1 % der Frauen und 0,05% der Männer vegan.[3]

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Das Wort vegan geht auf den Engländer Donald Watson zurück, der 1944 die Vegan Society als Abspaltung der englischen Vegetarian Society (Vegetarier-Gesellschaft) gründete. Ihn und eine Gruppe von Mitstreitern störte, dass der Begriff vegetarisch zunehmend als Abkürzung für ovo-lacto-vegetarische Ernährung gebräuchlich war. So erfand er aus dem Anfang und Ende von „vegetarian“ (englisch Vegetarier) ein neues Wort, welches symbolisch dafür steht, dass Veganismus mit Vegetarismus beginne und ihn zu seinem logischen Schluss führe. Vor der Einführung des Begriffes Veganismus wurde dieser auch als Konsequenter oder Radikaler Vegetarismus bezeichnet. Es gab während und nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Einsatz der Vegetarian Society schon ovo-lacto-vegetarische Essensrationen, die Vegan Society erreichte unter anderem die Versorgung mit extra Rationen von Nüssen für Veganer.

Das Adjektiv zu Veganismus lautet vegan. In den deutschsprachigen Ländern wird oft auch das Adjektiv veganisch (als Ableitung aus Veganismus) gebildet. Der Duden kennt nur den Begriff vegan.

Beweggründe

Laut Definition der Vegan Society versucht der Veganismus, „soweit wie möglich und praktisch durchführbar, alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden und darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zu fördern, was dem Nutzen der Tiere, Menschen und der Umwelt dienen soll“.

Die meisten Anhänger des Veganismus sehen in der Nutztierhaltung ein Verhältnis, das Ausbeutung und Leid bedingt. Das Leid habe seinen Ursprung in der Tötung von Tieren, die produktionstechnisch bedingt in der Milch- und Eiererzeugung ebenso vorkommt. Über die Betrachtung des Leidens der Tiere hinaus spricht der Veganismus den meisten Tieren das Recht auf Leben, Unversehrtheit und Freiheit zu. Der Veganismus geht daher meist mit der Befürwortung von Tierrechten einher. Da menschliches Leben ohne Beeinträchtigung anderer Lebewesen nicht möglich ist, wird es als persönliche Entscheidung betrachtet, wo eine nicht vertretbare Schädigung beginnt.

Auch Wissenschaftler nähern sich dem Thema. Zum Beispiel untersucht die Pädagogin Angela Grube das Thema erstmals aus sozialwissenschaftlicher Perspektive im Rahmen einer qualitativen und quantitativen Befragung. Die wichtigsten Ergebnisse sind im dem Buch „Vegane Lebensstile“ nachzulesen. Auch Breyvogel nähert sich der Thematik, wenn auch nur unter dem Aspekt „Jugendkultur“.

Ethik und Tierrechte

Tierrechtsaktivist in einer Fußgängerzone hinter einem Stand mit der Aufschrift: "Fleisch ist Mord. Werde Veggie!"

Die Entscheidung, vegan leben zu wollen, entsteht meist aus Gründen der persönlichen Ethik oder aus gesundheitlichen Gründen. Das aus dem Konsum tierischer Produkte resultierende Halten von Nutztieren sowie das Jagen oder Schlachten von Tieren werden als Gewalt und Ausbeutung empfunden. Veganer gehen davon aus, dass alle Lebewesen ein Recht auf die Wahrung ihrer artspezifischen Bedürfnisse haben, und lehnen die Verletzung dieser Interessen ab.

Veganer führen an, dass das permanente Legen von Eiern bei Haushühnern angezüchtet sei und dass der wildlebende Vorfahre des Haushuhns, das Bankivahuhn, nur zwei- bis dreimal im Jahr ein bis zwölf Eier lege. Wenn die Legeleistung nach einem Jahr nachließe, würden die Hennen meist schnell getötet. Von den Küken, die später die Legehennen ersetzen sollen, ist die Hälfte männlich. Diese werden deshalb meistens sofort getötet, entweder vergast oder vermust (also bei lebendigem Leib zerhackt).

Die Vermeidung von Milch begründen Veganer damit, dass Kühe nur Milch geben, wenn sie jährlich neu besamt werden und regelmäßig Kälber gebären. Die Kälber gelangen danach auf den Fleischmarkt (siehe auch: Herodes-Prämie). Von den Tieren wird eine hohe Milchleistung erwartet, weswegen sie nach wenigen Jahren nicht mehr produktiv genug sind und getötet werden. Die meisten Veganer vertreten darüber hinaus die Ansicht, dass es nicht notwendig sei, die Muttermilch anderer Spezies/außerhalb des Säuglingsalters zu trinken. Als Begründung führen sie unter anderem an, dass Erwachsenen nicht-europäischer Abstammung im Allgemeinen das Enzym Lactase fehlt, das benötigt wird, um Milch zu verdauen (siehe auch: Laktoseintoleranz). Andere lehnen die Haltung von Tieren generell ab. Artgerechte Tierhaltung existiert ihrer Ansicht nach nur in Freiheit - also wie die Spezies von Natur aus lebt.

Kontrovers diskutiert werden vor allem zwei Fragen: Ist der Veganismus moralisch geboten? Ist die (allgemeine) Propagierung des Veganismus strategisch sinnvoll? Hintergrund dieser Fragen bilden primär zwei Thesen: (1) Wer (siehe oben) Milchprodukte und Eier konsumiert, verursacht Leiden und Tod von Tieren. (2) Eine (allgemeine) Propagierung des Veganismus ist im Vergleich zur (allgemeinen) Propagierung des Vegetarismus insofern kontraproduktiv, als sich die Menschen dann überfordert fühlen und (anstatt vielleicht Vegetarier zu werden) gleich beim Fleischessen bleiben.

Der österreichische Tierrechtler Helmut F. Kaplan hat ein “Vegetarisch-veganes Manifest" verfasst, in dem er sich einerseits zur ethischen Maximalforderung einer veganen Ernährung bekennt, andererseits aber auch versucht, pragmatischen Aspekten und Erfordernissen Rechnung zu tragen.[4] Ähnlich versucht Peter Singers Buch The Way We Eat: Why Our Food Choices Matter Notwendigkeit und pragmatische Aspekte abzuwägen. Singer ist mit seinem Buch Animal Liberation von 1975 Mitbegründer der heutigen Tierrechtsbewegung und hat schon damals einen veganen Lebensstil als ethisch notwendig propagiert[5].

Die berechenbare Zunahme der Tierproduktanteile auf den Tellern in den weniger entwickelten Ländern wird neue Herausforderungen an die globale Landwirtschaft herantragen. [6]Quelle der Grafik

Ökologische Aspekte

Als problematisch werden die mit der Massentierhaltung verbundenen Umweltprobleme gesehen. Menschen, die eine sogenannte vegane Diät betreiben, um den Verbrauch finanzieller Mittel oder ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, weiten die Idee des ökologischen Vegetarismus auf alle Tierprodukte aus. Die fundamentalen Beweggründe zielen darauf ab, dass jedes zusätzliche Trophieniveau in einer Nahrungskette nur einen Bruchteil der verbrauchten Energie weitergibt. Daher würde eine Diät, die aus pflanzlichen anstatt aus tierischen Produkten bestünde, im Allgemeinen weniger Ressourcen verbrauchen und darüber hinaus indirekt weniger Schäden für die Umwelt verursachen.

Gidon Eshel und Pamela Martin, Wissenschaftler der University of Chicago, errechneten in einer Studie, für die Ernährung ohne tierische Produkte 1.485 Kg weniger CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr als die typische amerikanische Ernährung. Die Autoren meinen, dass sie einige umweltschädliche Faktoren der Viehwirtschaft nicht eingerechnet hätten, die mindestens ebenso hoch wären wie die Umweltprobleme durch den höheren Bedarf nach Pflanzen bei einer veganen Ernährung. [6] Das entspricht etwa dem pro-Kopf-Ausstoß durch Autoverkehr in Deutschland (etwa 1,3 t/Jahr CO2 2004).

Eine im Auftrag der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) durchgeführte Studie schreibt der Viehwirtschaft mehr Treibhausgas-Ausstoß zu, als dem gesamten Transport- und Verkehrsbereich. Die Studie bezieht den Regenwaldverlust und die freigesetzten Treibhausgase bei der Verdauung und aus der Gülle mit ein, und beziffert den weltweiten Anteil am vom Menschen verursachten Ausstoß mit 18%. Die Autoren zitieren darüber hinaus aus eine US-Studie, nach der eine stärker vegetarisch orientierte Ernährung bei gleichhohem Proteinanteil im Mississippi-Becken zu einer Halbierung des Land- und Düngemittelbedarfs führen könne. [7] Eine Studie der Netherlands Environmental Assessment Agency beziffert die hypothetischen volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Veganismus bei der Bekämpfung der Folgen der globalen Erwärmung bis 2050 eingespart werden könnten, auf 20 Billionen US-Dollar.[8]

Die "Herstellung" sowie der Verbrauch von Fleisch und anderen Tierprodukten sind ebenso mit der Abholzung von Regenwäldern, Abbau von Ressourcen, der Luft- und Wasserverschmutzung, vermehrter Flächen- und Wasserverbrauch, Artensterben und anderen ernsthaften Umweltproblemen verbunden.[9]

Der Sachverhalt gewinnt insbesondere global zusehends an Relevanz und Brisanz, da sich zur Zeit die Konsumgewohnheiten vieler Menschen speziell in Entwicklungs- und Schwellenländern berechenbar zu einer Diät mit mehr Tierproduktanteilen hin ändern. [10][11] Die Folgen dieser Entwicklung sind vorerst noch unklar.

Menschliche Biologie und „natürliche Ernährung“

Biologisch gesehen ist der Mensch ein Omnivore (Allesfresser). Viele Veganer sind jedoch der Überzeugung, dass der Mensch biologisch eher einem sehr anpassungsfähigen Frugivoren (Fruchtfresser) als einem Allesfresser gleiche. Sie führen an, dass Körperbau, Zähne sowie Verdauungstrakt mehr denen von Frugivoren glichen. Die Fähigkeit, rohes Fleisch zu reißen, körperfremdes Cholesterin auszuscheiden und größere Mengen Harnsäure zu spalten, ist beim Menschen verglichen mit anderen Omnivoren eingeschränkt.

Weltweite Verteilung der Laktoseintoleranz
Quelle: Verein für Laktoseintoleranz/Die Zeit

Die meisten Veganer vertreten zudem die Ansicht, dass es im Erwachsenenalter nicht natürlich sei, die Muttermilch anderer Spezies zu trinken. Dies begründet sich unter anderem darauf, dass (je nach Quelle) 66 % bis 80 % der erwachsenen Weltbevölkerung wegen Laktoseintoleranz Tiermilch nicht ohne Beschwerden verdauen können[12]. Das Vorkommen dieser Intoleranz (geschätzte 10 % bis 15 % in Deutschland) ist eng verbunden mit der Domestizierung von Vieh durch den Menschen, die von Eurasien ausging. Pulitzerpreisträger Jared Diamond, (in Arm und Reich) zufolge ermöglichte der Zugang zu tierischen Eiweißen und der so erzielte Nahrungsmittelüberschuss erst den Aufbau der modernen Industriegesellschaften.

Herrschaftskritische Aspekte

Herrschaftskritik fordert die Ablehnung von Herrschaftsverhältnissen, also der Ausübung von Macht. Diese Ablehnung betrifft unter anderem das Herrschaftsverhältnis des Menschen über andere Spezies (Speziesismus), woraus die Forderung nach Veganismus resultiert. [13]

Einige Menschen praktizieren Veganismus auch aus einer herrschaftskritischen Haltung. Veganismus und insbesondere Antispeziesismus wird hier als Teil einer anarchistischen Herrschaftskritik betrachtet. Diese Ansichten sind sehr stark mit ökologischen Aspekten verbunden.[13] Allerdings ist ausschließlicher Veganismus hier nicht dogmatisch gefordert, freegane Arten der Selbstversorgung (zum Beispiel Containern) sind hier ebenfalls vertreten.

Aus dem Umfeld der Tierrechts-Aktion-Nord gibt es den Versuch, die Kritische Theorie von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer mit der Idee der Tierbefreiung zu verknüpfen und Speziesismus von einer marxistischen Position zu kritisieren.

Spirituelle/religiöse Motivation

Es gibt darüber hinaus ebenfalls Veganer, die aus spirituellen Gründen vegan leben. Motive können unter anderem Ansichten über die Seele von Tieren, die Sehnsucht nach einem stärkeren Einklang mit der Natur oder religiöser Art sein. Die spirituellen Gründe sind im wesentlichen deckungsgleich mit den spirituellen Gründen der Vegetarier.

Der Jainismus legt teilweise das Prinzip des Ahimsa soweit aus, dass die Mönche immer einen Besen mit sich führen, mit dem sie den Weg vor sich fegen, um nicht versehentlich ein Insekt zu zertreten. Die jainistischen Priester tragen ein Tuch vor Mund und Nase, um nicht versehentlich ein Insekt einzuatmen und dadurch zu töten. Selbst Pflanzen werden vom „Töten“ verschont: In bestimmten Lebensphasen werden nur Früchte verzehrt, die die Pflanzen „freiwillig“ hergeben (Fruganismus); von einem Familienvater wird dieses Verhalten nicht erwartet.

Die neue religiöse Bewegung Universelles Leben legt ebenfalls vegane Ernährung aus ethischen und aus gesundheitlichen Gründen nahe. Jedoch wird von den zugehörigen Betrieben ebenso Honig produziert und vertrieben, was bei den meisten Veganern auf Ablehnung stößt. [14].

Im Hinduismus ebenso wie im Buddhismus gilt vegetarische Ernährung als ethisch überlegen, und einige Richtungen sind strikt vegan. Die Siebenten-Tags-Adventisten ernähren sich teilweise vegetarisch mit einer Bevorzugung des Veganismus.

Formen des Veganismus

Leitgedanke ist die Verminderung von Leid durch das Vermeiden von tierischen Produkten und Tiernutzung, doch innerhalb dieses Rahmens sind eine Vielzahl individueller Lebens- und Ernährungsweisen möglich. Im Gegensatz zum Vegetarismus gibt es im Veganismus keine feststehenden, gebräuchlichen Begriffe (wie z. B. „Ovo-Lacto-Vegetarier“). Es existieren eingebürgerte Begriffe, z. B. „Pudding-Veganer“ für Veganer, die wenig auf ausgewogene Ernährung achten und großteils Fertiggerichte und Süßes bevorzugen.

Bei veganer Ernährung wird gänzlich auf Honig verzichtet. Auch Leder, Daunenjacken und -kissen und ähnliches werden abgelehnt, Wollprodukte als Ursache für den frühen Tod und Leid der Tiere beim Scheren [15] angesehen. Die Welt ohne Jagd und ohne Tierversuche stellt ein Ideal dar. Allgemein werden unter Veganern alle möglichen Verhaltensweisen auf Leidvermeidungsmöglichkeiten geprüft, so sind darüber hinaus Reiten, Zoos, Delphinarien, Zirkusse und anderes Gegenstand von Ablehnung und Diskussion.

Allgemein sind Veganer in allen Bevölkerungsgruppen und -schichten vertreten, bekannt wurde die Verbreitung als Trendernährung bei Prominenten und in der Schauspieler- und Musikerszene. [16]

Im subkulturellen Bereich gibt es sie in der Anarcho-Punk- und Straight-Edge-Bewegung. In der „alternativen Szene“ gibt es einige Strömungen, in denen Veganismus ebenfalls verbreitet ist.

Restaurants, welche nur streng vegetarische beziehungsweise rein vegane Küche anbieten sind in Deutschland noch wenig verbreitet. Das Zerwirk in München hat dabei international Aufsehen erregt[17]. Entsprechende Köche wie Chad Sarno legen Augenmerk auf eine Zubereitung, die das Geschmackserlebnis besonders verstärken soll.

Hauptartikel: Vegetarische Küche

Spezielle Formen veganer Ernährung

  • Vegane Rohkost beschränkt sich auf die veganen Teile einer Rohkosternährung (während Rohkost allgemein ebenso rohes Fleisch, Eier, Rohmilch usw. enthalten kann).
  • Fruganismus/Fruitarismus[18] unterscheidet sich vom „klassischen“ Veganismus dadurch, dass nur die Früchte von Pflanzen gegessen werden, da deren Verzehr nicht die Zerstörung der Pflanze zur Folge hat. Dazu gehören etwa Obst, Nüsse und Samen. Der Frutarismus kann eher noch als Veganismus zu einer einseitigen Ernährung führen und dann die Gesundheit erheblich beeinträchtigen.[19]
  • Biovegane Ernährung beschränkt sich auf Lebensmittel, die unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte produziert wurden. Insbesondere schließt das Konzept bioveganer Ernährung die Haltung von Tieren bei der landwirtschaftlichen Produktion der Lebensmittel aus. Dieses Konzept steht damit anderen Konzepten ökologischer Landwirtschaft, z.B. Demeter-Landbau, entgegen.
  • Freeganismus (abgeleitet von engl. free für "frei" und vegan) ist die Absicht, den negativen Einfluss des Einzelnen auf die Umwelt, die Tierwelt und das menschliche Leben durch eine weitgehende Verweigerung der Teilnahme an einer kapitalistischen Volkswirtschaft zu verringern. Durch beispielsweise Containern wird die Überfluss- und Wegwerfgesellschaft boykottiert.

Gesundheitliche Aspekte

Probleme der Datenerhebung

Da Vegetarier schon länger in die öffentliche Wahrnehmung getreten sind und darüber hinaus eine wesentlich größere Gruppe darstellen, sind hier erheblich mehr wissenschaftliche Daten verfügbar. Veganismus ist erst seit wenigen Jahren populär geworden und ist somit ein relativ junges Thema, mit dem sich die Wissenschaft ebenfalls erst seit kurzer Zeit intensiver beschäftigt.

Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich dadurch, dass der Begriff der veganen Ernährung in sehr vielen verschiedenen Nebenbedeutungen benutzt wird und damit ebenso manchmal Ernährungsweisen wie Makrobiotik, Schnitzer Intensivkost, anthroposophische Ernährungslehre und insbesondere Rohkost bezeichnet werden. All diese Ernährungsformen enthalten vegetarische oder vegane Elemente, unterscheiden sich dennoch so sehr, dass sie in gesundheitlicher Hinsicht nicht miteinander vergleichbar sind.

Aus den oben genannten Gründen sind negative und positive Berichte über die Bedarfsdeckung oder Mangelvermeidung von „veganer Ernährung“ getrennt aufgelistet.

Gesundheitliche Vorteile veganer Ernährung

Für eine vegane Diät könnten aus gesundheitlichen Gründen eine Allergie gegen tierisches Eiweiß sprechen, beispielsweise bei Neurodermitis.

Die „American Dietetic Association“ kommt 2003 zu dem Schluss, dass „vegetarische Ernährung (ovo-lakto, lakto, vegan) gesund ist, dem Bedarf angemessen und für einen Gesundheitsvorteil sorgt, weil sie vor zahlreichen Krankheiten schützt.“ Ihren Publikationen nach ist „eine angemessen geplante Art der vegetarischen Ernährung für jede Lebensphase geeignet, inklusive der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät“. Ein Nährstoffdefizit solle gegebenenfalls über entsprechende Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden.[20]

Da insbesondere tierisches Protein die Kalziumausscheidung aus dem Körper unterstützt, sollte sich eine Ernährung ohne tierisches Eiweiß positiv auf die Kalziumbilanz auswirken. So wird bei veganer Ernährung zwar aufgrund der fehlenden guten Quellen weniger Kalzium aufgenommen, eine Bedarfsdeckung durch geringe/keine Kalziumausscheidung ist dennoch möglich [21]. Gerade deswegen wird ein hoher Verzehr von tierischem Eiweiß mit Osteoporose in Verdacht gebracht. Weiterhin korreliert Milchverzehr und der damit verbundene hohe Kalziumspiegel positiv mit Prostatakrebs[22]. Diese Beobachtung wurde jedoch in anderen Studien nicht gefunden und ist damit umstritten.

Weitere gesundheitliche Vorteile

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Studien ergaben für die vegane Nahrung eine niedrigere Energiedichte, insbesondere einen geringeren Fettanteil und mehr Ballaststoffe als bei Mischkost, was als gesundheitlich vorteilhaft eingeschätzt wird. Der höhere pflanzliche Nahrungsanteil erleichtert es Veganern offenbar, die empfohlene Menge an Gemüse und Obst aufzunehmen. Veganer nehmen insgesamt weniger Schadstoffe auf; so wies zum Beispiel in vielen Studien die Muttermilch von Veganerinnen und Vegetarierinnen deutlich geringere Belastungen auf als die der übliche Mischkost essenden Vergleichsgruppe, da sich in Tieren einige Schadstoffe in größeren Mengen als in Pflanzen ansammeln. Dazu gehören z. B. Schwermetalle und Biozide wie DDT.[23] Bei Tier-Krankheiten wie im Falle von BSE oder H5N1 können Erreger auf den Menschen überspringen. Ein häufiger Grund für den Wechsel zum Veganismus sind gesundheitliche Beschwerden, vor allem im Herz-Kreislauf-System, oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis. In diesen Fällen kann ein Wechsel zum Veganismus symptomlindernde Auswirkungen haben.

Gesundheitliche Risiken

Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bereits fleischlose, also vegetarische Ernährung (bei der auf z. B. Eier und Milch nicht verzichtet wird), in der Schwangerschaft die Gefahr eines Mangels an Eisen, Zink, Kupfer [24] sowie an Vitamin B12 [25] mit sich bringen kann, was durch richtig geplante Ernährung und gegebenenfalls nahrungsergänzende Vitamintabletten ausgeglichen werden kann. Die Gefahr der Mangelernährung rührt dabei weniger von einer zu geringen Aufnahme der genannten Stoffe her, als von deren bei fleischloser Ernährung geringeren Speicher- und Bioverfügbarkeit [26]. Zwei andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Eisenmangel bei Veganern und Vegetariern nicht häufiger sei, als bei der allgemeinen Bevölkerung [27]. Allerdings wurden bei Veganern niedrigere Werte für die Eisenspeicherung gefunden [28].

Unausgewogene vegane Ernährung kann zu einer geringen Aufnahme von Vitamin B12 führen, die in extremen Fällen mittelfristig zu Mangelerscheinungen führen kann. Der Körper speichert hauptsächlich in der Leber 2 - 5 mg dieses Vitamins, das deckt seinen Bedarf auch bei keinerlei Zuführung von Vitamin B12 für ungefähr vier bis sechs Jahre. Während bei Ernährung mit tierischen Lebensmitteln ein Mangel an Vitamin B12 regelmäßig mit einem Mangel an Folsäure einhergeht und zu Anämie führen kann, sind die Folsäurewerte bei veganer Ernährung meist unproblematisch. Ein Mangel an Vitamin B12 kann auch schon in Stadien, die nicht anhand einer Anämie im Blutbild erkannt werden können, zu teils irreversiblen neurologischen Störungen führen (Funikuläre Myelose). Bei veganer Ernährung über mehrere Jahre hinweg sollte die Blutkonzentration von Vitamin B12 daher regelmäßig (ca. jedes zweite Jahr) kontrolliert werden. Einem Mangel kann durch bewusste Ernährung mit veganen Produkten, die mit Vitamin B12 angereichert wurden, entgegengewirkt werden.

Ein sehr umstrittenes Thema ist, ob der Veganismus die Gefahr von Osteoporose steigere. Aufgrund des Verzichts auf Kuhmilch in der Ernährung und einiger anderer tierischer Calciumquellen wird angenommen, dass dem Körper nicht genügend Calcium zum Knochenaufbau und -erhalt zugeführt werde. Eine Studie, die zeigt, dass Osteoporose bei Veganern nicht häufiger vorkommt als bei Omnivoren, bestätigt diese theoretische Überlegung jedoch nicht [29]. Eine andere Ansicht geht davon aus, dass die geringere Aufnahme von Proteinen bei veganer Ernährung auch zu einem geringeren Verbrauch an Calcium führt und somit die Gefahr von Osteoporose durch vegane Ernährung nicht steigt [30].

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät für jede Lebensphase von einer ausschließlich veganen Ernährung ab.[31] Ihr Beirat setzt sich teilweise aus Interessenverbänden der nichtpflanzlichen Landwirtschaft zusammen [32] was einige Veganer kritisieren.[33] Laut einem 2006 erschienen Bericht der Eidgenössischen Ernährungskommission seien bei einem vollständigen Verzicht auf tierische Produkte die Risiken für eine mangelnde Zufuhr verschiedener Nährstoffe zu groß. Es sei einem Laien kaum möglich, sich auf eine Art und Weise zu ernähren, welche diese Mängel konsequent kompensieren könnte. Deshalb sei die vegane Ernährungsweise generell für breitere Bevölkerungskreise und insbesondere für Kinder und andere Risikogruppen wie Schwangere und ältere Leute nicht zu empfehlen.[34]

Vegane Lebensmittel

Vegane Lebensmittel sind generell alle Lebensmittel, die frei von Produkten, die in irgendeiner Weise mit Tieren in Zusammenhang stehen, sind.

  • Eialternativen: Sojamehl (in Gebäck als Bindemittel), Tofu für „Rührei“
  • Käsealternativen: Nährhefe (werden als Nährhefeflocken oder Edelhefeflocken bezeichnet), veganer "Käse" aus Soja, Seidentofu (gewürzt und präpariert)

Eine strenge Unterscheidung nicht-veganer Produkte von rein veganen ist aufgrund der vielfältigen Verwendung von Stoffen tierischer Herkunft schwierig. So dient Gelatine unter anderem zur Filtration von Weinen und Fruchtsäften, und ist in Medikamenten und Farbfilmen zu finden, Bäckereien verwenden tierische Fette etc. Daher bieten Vereinigungen wie „Peta - Deutschland e.V.“ und die Vegan Society ausführliche Listen von nicht-veganen Inhaltsstoffen und ihren Alternativen[35].

Siehe auch

Literatur

  • Wilfried Breyvogel: Eine Einführung in Jugendkulturen. Veganismus und Tattoos. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005
  • Kath Clements: Vegan. Über Ethik in der Ernährung & die Notwendigkeit eines Wandels. Echo Verlag, Göttingen 1996, ISBN 3-926914-28-9
  • Angela Grube: Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie. ibidem-Verlag, Stuttgart 2006, 150 Seiten, ISBN 3-89821-538-5
  • Gill Langley: Vegane Ernährung. Echo Verlag, Göttingen 1999, ISBN 3-926914-33-5
  • Bernd-Udo Rinas: (Art)gerecht ist nur die Freiheit. Focus-Verlag, Gießen 2005
  • Beate Schmitt: Ohne Milch und ohne Ei – Allergien und Laktose-Intoleranz. Rezepte und Praxistipps für den Familienalltag. Pala-Verlag, Darmstadt 2003
  • Arnold Wiegand: Vegan + Sport, Vegane Ernährung und Ausdauersport. Tipps für eine optimale Ernährung und Ausdauersport von einem Ausdauerprofi (Schwimmen bis 26 km, Laufen bis 162 km, Triathlon-Ironman). Verlag: BOD, Norderstedt 2006, ISBN 3-8334-4129-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Realeat Survey, 1984–1995. Conducted by Social Surveys (Gallup Poll)
  2. http://www.veganwelt.de/inhalt/vegan/v-faq.html
  3. http://www.bmelv.de/cln_045/nn_885416/SharedDocs/downloads/03-Ernaehrung/NVS2/NVS__Ergebnisbericht,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/NVS_Ergebnisbericht.pdf
  4. Vegetarisch-veganes Manifest von Helmut F. Kaplan
  5. Interview mit Peter Singer von Oktober 2006 (englisch)
  6. http://geosci.uchicago.edu/~gidon/papers/nutri/nutri3.pdf Diet, Energie and Globalwarming (eng. Ernährung, Energie und Globaleerwärmung) Mai 2005
  7. FAO-Studie „Livestock's long shadow“ zu den Umweltauswirkungen der Viehhaltung (2006)
  8. Studie bei der Netherlands Environmental Assessment Agency (en), Preseaussendung auf Pressetext.de.
  9. http://www.vegetarismus.ch/info/oeko.htm Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus: Ökologie und Fleischkonsum
  10. FAO
  11. FAO
  12. In Asien, insbesondere in China wird dennoch zunehmend mehr Milch getrunken.
  13. a b Andre Gamerschlag, Tierrechte und Tierbefreiung - Einführende Untersuchung der Positionen und Methoden einer Geschwisterbewegung, Universität Hannover, Institut für politische Wissenschaft - http://projekte.free.de/atah/download/diplomvorarbeit/tierrechts-tierbefreiungsbewegung.pdf
  14. Video vom „Sender Neu Jerusalem“ Kapitel 4.3: „Ein emsiges Volk: Die Bienen
  15. http://www.petatv.com/tvpopup/Prefs.asp?video=wool
  16. Bekannt wurde die Anspielung "I am a Vegan too" in einer Werbung für Wodka, die das trendig urbane Image zu nutzen suchte
  17. 13. April 2008 Munich Redux: Germany’s Hot Spot of the Moment. NICHOLAS KULISH NYT
  18. Bartleby.com: frutarian (Wörterbucheintrag)
  19. Richard Rost, Hans-Joachim Appell: Lehrbuch der Sportmedizin; Köln: Deutscher Ärzteverlag, 2001; ISBN 3769170733; S. 132 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
  20. Journal of the American Dietetic Association, Volume 103, Number 6, 748 – 765 (2003) Volltext
  21. „Ernährung neu entdecken“, Prof. Walter Veith, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (1996), S.67
  22. Deutsche Übersetzung des ADA Positions-Papiers
  23. Gemeinsame Studie vom Bundesinstitut für Risikobewertung und Umweltbundesamt, 2005.
  24. Eisen-, Zink- und Kupferstatus: Ovo-Lacto-Vegetarisch
  25. Corinna Koebnick: Einfluß der Kostform auf den Vitamin-B12- und Folatstatus in der Schwangerschaft
  26. Nutrient intake and nutritional status of vegetarians and low-meat eaters consuming a diet meeting preventative recommendations
  27. Haddad EH, Berk LS, Kettering JD, Hubbard RW, Peters WR. Dietary intake and biochemical, hematologic, and immune status of vegans compared with nonvegetarians. Am J Clin Nutr 1999;70(suppl):586S-93S
    Obeid R, Geisel J, Schorr H, et al. The impact of vegetarianism on some haematological parameters. Eur J Haematol. 2002;69:275-9
  28. Hallberg L. Bioavailability of dietary iron in man. Ann Rev Nutr 1981;1:123-147
  29. Vgl. Dyett, Patricia Adelle: Developing a valid screening tool for assessing nutritional adequacy and osteoporosis risk among vegans in the United States. (Diss.) Loma Linda University (CA)/USA, (UMI ProQuest) 2005
  30. The Vegetarian Resource Group, mit weiteren Nachweisen
  31. DGE: Ist vegetarische Ernährung für Kinder geeignet?
  32. [1], [2], [3], [4], [5]
  33. FAQ auf veganismus.de
  34. Walter P., Baerlocher K., Camenzind-Frey E., Pichler R., Reinli K., Schutz Y., Wenk C. (eds.) Gesundheitliche Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung. (PDF) Expertenbericht der Eidgenössischen Ernährungskommission. Bern, Bundesamt für Gesundheit, 2006.
  35. Tierische Inhaltsstoffe und ihre Alternativen, Peta - Deutschland e.V.
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