Vaucanson

Vaucanson
Jacques de Vaucanson
Hakenkette nach Vaucanson
Die mechanische Ente (1738)
Jacques des Vaucansons mechanische Ente. Ankündigungszettel des Automatenmuseums Francis Lara in Grenoble

Jacques de Vaucanson (* 24. Februar 1709 in Grenoble; † 21. November 1782 in Paris) war ein französischer Ingenieur und Erfinder.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines Handschuhmachers auf und wollte in seiner Jugend Uhrmacher werden. Er besuchte ein Jesuitenkolleg und trug sich mit dem Gedanken, dem Minimi-Orden in Lyon beizutreten, entschied sich dann aber doch für eine Laufbahn als Ingenieur.

1741 wurde er von Kardinal Fleury, dem ersten Minister König Ludwigs XV., zum Chefinspekteur der französischen Seidenmanufakturen ernannt. In dieser Funktion trieb er die maschinelle Produktion voran und baute 1745 den ersten vollautomatischen Webstuhl. Der Webstuhl fand allerdings wenig Beachtung und wurde 1805 von Joseph-Marie Jacquard optimiert. Dieser baute verschiedene mechanische Komponenten bereits bekannter Webstühle ein, tauschte den bestehenden Antriebszylinder gegen ein Prisma aus und integrierte ein durch Lochkarten programmierbares System. Ab 1815 wurde dieser Webstuhl vor allem in Frankreich angewendet und er revolutionierte die Textilindustrie.[1]

Eine weitere Erfindung Vaucansons ist die Hakenkette, die ein Gewicht von 4 d2 Kilogramm bei einem Drahtdurchmesser von d Millimeter tragen kann.[2]

Leistungen

Vaucanson wurde berühmt als Konstrukteur von Automaten. 1737 baute er einen mechanischen Flötenspieler, der ein Repertoire von zwölf Liedern hatte und auf einer mechanischen Stiftwalze mit zwei Bewegungsrichtungen basierte. Dabei bewegte sie sich in der üblichen Drehung und konnte zusätzliche Bewegungen zur Seite vollführen, die durch ein Schneckengetriebe bewirkt wurden. Über der Walze lagen mehrere Stiftreihen.[3] 1738 stellte er ihn der französischen Akademie der Wissenschaften vor. Vaucansons Traum war es, einen möglichst akkurat funktionierenden künstlichen Menschen zu erschaffen.

Als sein Meisterwerk gilt jedoch seine automatische Ente. Sie bestand aus mehr als 400 beweglichen Einzelteilen, konnte mit den Flügeln flattern, schnattern und Wasser trinken. Sie hatte sogar einen künstlichen Verdauungsapparat: Körner, die von ihr aufgepickt wurden, „verdaute“ sie in einer chemischen Reaktion in einem künstlichen Darm und schied sie daraufhin in naturgetreuer Konsistenz aus. Vaucanson schuf mit dem Darm seiner Ente zudem den wohl ersten biegsamen Gummischlauch.

Wirkungen

Friedrich der Große lud Vaucanson mit seinen Automaten an seinen Hof ein, doch Vaucanson lehnte dieses Ansinnen als französischer Patriot ab. 1743 verkaufte er seine Automaten.

1746 wurde Vaucanson Mitglied der Akademie der Wissenschaften, was ihm die Erhebung in den französischen Adelsstand einbrachte.

Kein Original von Vaucansons Automaten ist erhalten geblieben.

Werke

  • Le mécanisme du fluteur automate. Avec la description d'un canard artificiel, mangeant, beuvant, digerant & se vuidant ... imitant en diverses manières un canard vivant .... Et aussi celle d'une autre figure ... jouant du tambourin & de la flute. Paris 1738. Deutsche Ausgabe: Beschreibung eines mechanischen Kunst-Stucks, und automatischen Flöten-Spielers, ... samt Einer Description sowohl einer künstlich-gemachten Ente, ... als auch einer andern gleichfalls wunderbaren Figur. Augsburg 1748
  • Construction d'un nouveau tour à filer la soie des cocons. Paris 1749 (vorher in den Memoires de l'Academie Royale des Sciences von 1741). Deutsche Ausgabe: Beschreibung der Einrichtung einer neuen Winde zu Abwindung der Seide von den Seidenbälglein. Berlin 1763

Literatur

  • André Doyon: Jacques Vaucanson, mécanicien de génie. Par André Doyon et Lucien Liaigre. Préface de Bertrand Gille. Paris: Presses universitaires de France, 1966 (1967)
  • Stefan Hesse: Golems Enkel. Roboter zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Urania Verlag: Leipzig/Jena/Berlin, 1986
  • Klaus Völker: Künstliche Menschen. Dichtungen und Dokumente über Golems, Humunculi, liebende Statuen und Androiden. Carl Hanser Verlag: München, 1971, S. 103 ff., S. 471 ff.
  • Carsten Priebe: Eine Reise durch die Aufklärung.Maschinen, Manufakturen und Mätressen. Die Abenteuer von Vaucansons Ente oder Die Suche nach künstlichem Leben, BOD, ISBN 978-3-8334-8614-2, 3.Auflage 2008

Quellen

  1. Hugh Honour, John Fleming: Lexikon Antiquitäten und Kunsthandwerk. C.H. Beck u. Prestel München, 1984. Zitiert nach Digitale Bibliothek Band 68, Directmedia Publishing Berlin
  2. Stichwort Ketten in Otto Lueger (Hrsg): Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Bd. 5, S. 452. Zweite, vollständig neu bearbeitete Auflage, Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, Leipzig, 1907. Zitiert nach Digitale Bibliothek Band 116 von Directmedia Publishing, 2006
  3. Musik in Gegenwart und Geschichte, Bärenreiter-Verlag 1986. Zitiert nach Digitale Bibliothek Band 60, Directmedia Publishing, Berlin

Wikilinks

Weblinks


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