Valérie

Valérie

Valérie (Originaltitel Valérie ou lettres de Gustave de Linar à Ernest) ist ein Briefroman von Juliane von Krüdener, erschienen im Dezember 1803 in Paris. Der Roman in der Nachfolge von Goethes Werther bekam überschwängliche Rezensionen; so stellte Bernardin de Saint-Pierre das Buch in die Nähe der Werke von Young und Sterne.

Wirkungsgeschichte

Zeitgenössisch erzielte von Krüdener damit einen bemerkenswerten Erfolg: In kürzester Zeit waren in Paris fast 3000 Exemplare verkauft. In Wien war die Nachfrage so groß, dass für die wenig vorhandenen Exemplare außergewöhnlich hohe Preise bezahlt wurden. Auch die zweite Auflage vom Januar 1804 war in Paris sofort ausverkauft, weshalb es in Hamburg einen Nachdruck gab, von dem allein in Berlin in der Buchhandlung Metra in den ersten Tagen an jedem Morgen über 100 Exemplare über den Ladentisch gingen. Dies hing offenbar auch mit den ungewöhnlichen Marketing-Strategien der Autorin zusammen. So berichtet der Genfer Historiker Charles Eynard in seiner Krüdener-Biographie von 1849, dass sie inkognito in Geschäften nach Schals, Hüten und Girlanden à la Valérie gefragt und alle, die noch nichts von Valérie wussten, auf ihr Werk hingewiesen habe, um die Nachfrage nach dem Roman zu steigern.

Damit gelang ihr – wenn auch wohl nur für kürzere Zeit – eine Valérie-Mode, eine Valérie-Euphorie anzufachen. „Die Mütter nannten ihre Kinder Gustav, die Frauen sogar in den Krämerläden lasen Valérie mit nassen Augen; ich wurde mit Briefen, Versen und lieben, rührenden Schreiben bestürmt. Die Modehändlerinnen machten Hüte, Guirlanden und Shawls à la Valérie, die Porzellan-Fabrikanten reiche Tassen und Teller mit Sujets, die Artisten komponierten Romanzen“, weiß Jean Paul zu berichten.

Der Roman fand international Anklang. 1804 erschienen in Deutschland gleich zwei Übersetzungen, die eine in Hamburg von dem Feldprediger und Schriftsteller August Heinrich Müller, die andere in Leipzig. Ebenfalls 1804 wurde in Amsterdam eine niederländische Ausgabe gedruckt und 1807 eine russische in Moskau. Ein Jahr später kam in London eine englische unter dem Titel The Sorrows of Gustavus, or the History of a Young Swede in Anspielung auf Goethes Werther heraus.

In Leipzig gab der Verleger Johann Conrad Hinrichs den Roman in einer Übersetzung, die sich sehr eng an das französische Original anlehnt, mit dem Untertitel Ein Gegenstück zur Delphine in zwei Bänden heraus. Noch im gleichen Jahr lässt er eine neue vermehrte Auflage folgen, die ebenfalls noch 1804 in der Bibliothek für die gebildete Lesewelt erschien. Hinrichs Neuauflage entspricht der französischen dritten Auflage, bei der es sich um eine erweiterte Fassung des Romans handelt. Schon 1803 bemühte sich Juliane von Krüdener von Paris aus um die Vorbereitung einer deutschen Ausgabe. Sie konnte Dorothea Schlegel und Helmina von Chézy als Übersetzerinnen gewinnen. In der letzten Lieferung der Französischen Miscellen von 1803 stellte von Chézy den Roman dem deutschen Publikum vor und kündigte eine schon im Manuskript fertig gestellte, deutsche Übersetzung an. Als Kostprobe sind ein Teil des 21. Briefes, in dem Gustav seinem Freund Ernst die Inselrepublik Venedig beschreibt, sowie Auszüge aus dem Tagebuch der Mutter wiedergegeben. Nach von Chézys eigenen Angaben ist diese Übersetzung jedoch nie erschienen. Während Schlegel den ersten Teil des Romans „mit aller ihrer Treue, Gediegenheit und Klarheit“, bearbeitete, habe sie den zweiten „mit großer Innigkeit, aber strafbarer Willkür“ übersetzt, was die Baronin von Krüdener, die sie oft besuchen kam, nicht durchgehen ließ. Tatsächlich sind die von Chézy publizierten Auszüge aus dem ersten und zweiten Teil des Romans nicht identisch mit der Leipziger Ausgabe, deren Übersetzung aber immer noch Dorothea Schlegel und Helmina von Chézy zugeschrieben wird.

Eine Neuausgabe folgte 2006.

Literatur

  • Isolde Döbele-Carlesso: Barbara Juliane von Krüdener. Weltdame, Schriftstellerin, Pietistin. In: Barbara Juliane von Krüdener: Valérie. Oder Briefe Gustavs von Linar an Ernst von G.... In der Übersetzung der erweiterten Fassung der Leipziger Ausgabe von 1804 mit einer Einleitung neu herausgegeben von Isolde Döbele-Carlesso. Brackenheim, April 2006, ISBN 3-939333-03-4

Weblink

Über den Roman Valérie auf der Seite des Carlesso Verlages


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Valerie — is a female given name in both English and French. Spelled as Valery or Valeri or valerie , it is a common male name in parts of Europe (particularly in France and Russia).Valerie is also used as a nickname for Valeria. Songs * Valleri, rock song …   Wikipedia

  • Valerie — ist ein weiblicher Vorname. Die ursprüngliche lateinische Form ist Valeria, als weibliche Form zu Valerius. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Namenstage 3 Varianten/Koseformen …   Deutsch Wikipedia

  • Valerie — est une chanson écrite par Steve Winwood et Will Jennings et interprétée par Steve Winwood en 1982. Historique La chanson traite d un homme se remémorant la perte d un amour qu il espère retrouver un jour. À sa sortie d origine en 1982, le single …   Wikipédia en Français

  • Valerie — f English: from the French form of the Latin name Valēria, the feminine form of the old Roman family name Valērius, which was apparently derived from valēre to be healthy, strong. The name was popular in France in the Middle Ages as a result of… …   First names dictionary

  • Valerie — or Valeria [və lir′ē əval′ər ē] n. a feminine name: dim. Val; equiv. Fr. Valérie …   English World dictionary

  • Valerie — (v. lat.), die Vielvermögende, weiblicher Name …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Valerie — fem. proper name, French, from Latin fem. of Valerius, name of a Roman gens, from valere to be strong (see VALIANT (Cf. valiant)) …   Etymology dictionary

  • Valérie — Pour les articles homonymes, voir Sainte Valérie et Valérie (prénom). Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Valérie est un nom propre qui peut désigner : Somma …   Wikipédia en Français

  • Valerie 23 — Infobox Television episode Title = Valerie 23 Series = The Outer Limits Caption = Valerie 23 as she is being serviced by a technician Season = 1 Episode = 3 Airdate = 31 March, 1995 Production = 3 Writer = Jonathan Glassner Director = Timothy… …   Wikipedia

  • Valérie — Infobox Film name = Valérie image size = caption = director = Denis Héroux producer = John Dunning André Link writer = John Dunning (scenario) Louis Gauthier (dialogue) Denis Héroux (idea) André Link (scenario) Richard Sadler (scenario) narrator …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”