Valle d'Aosta

Valle d'Aosta
Aostatal
Wappen der Region Aostatal Flagge der Region Aostatal
Basisdaten
Hauptstadt: Aosta
Amtssprachen: Italienisch und Französisch
Provinzen: abgeschafft
Fläche: 3.263,22 km² (20.)
Einwohner: 125.979 (2007)
Bevölkerungsdichte: 38,6 Einwohner/km²
Website: www.regione.vda.it
ISO 3166-2: IT-23
Präsident: Augusto Rollandin
Karte
Karte Italiens, Aostatal hervorgehoben

Das Aostatal (italienisch Valle d' Aosta, französisch Vallée d'Aoste; franko-provenzalisch Val d'Outa; deutsch veraltet Augsttal) ist eine autonome Region mit Sonderstatut in Italien. Die Region hat eine Fläche von 3.262 km² und rund 125.000 Einwohner. Sie ist somit die kleinste Region Italiens, sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig. Die Hauptstadt ist Aosta (frz. Aoste).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Karte des Aostatals

Das Aostatal grenzt nördlich an die Schweiz (Kanton Wallis), westlich an Frankreich (Rhônes-Alpes), südlich und östlich an die Region Piemont (Provinzen Turin, Biella und Vercelli).

Die Region besteht aus dem Tal der Dora Baltea (frz. Doire Baltée) mit einigen Nebentälern in den Alpen. An der Westgrenze liegt der Mont Blanc (it. Monte Bianco), der höchste Gipfel Europas, an der Nordgrenze der Monte Rosa (frz. Mont Rose). Das Gebiet umfasst den nördlichen Teil des Gran-Paradiso-Nationalparks, einen Regionalpark (Parco Naturale del Monte Avic) und mehrere kleinere Naturschutzgebiete sowie Skigebiete.

Berggemeinschaften

Als einzige Region Italiens ist das Aostatal in keine Provinzen unterteilt. Alle provinzialen Kompetenzen sind an die Region übergegangen. Allerdings sind die 74 Gemeinden in 8 Berggemeinschaften (italienisch Comunità montane, französisch Communautés de montagne) organisiert.

Berggemeinschaft Hauptort
Evançon Verrès
Grand Paradis Villeneuve
Grand Combin Gignod
Mont Emilius Quart
Monte Cervino Châtillon
Monte Rosa Pont-Saint-Martin
Valdigne Mont Blanc La Salle
Walser Alta Valle del Lys/
Walsergemeinschaft Oberlystal
Gressoney-Saint-Jean und Gressoney-La-Trinité


Gemeinden

Die Gemeindenamen wurden während des Faschismus italianisiert, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie in ihrer französischen Fassung wiederhergestellt. Die italienischen Übersetzungen sind, anders als in Südtirol, abgeschafft worden. Nur die Hauptstadt trägt neben einem französischen auch einen italienischen Ortsnamen.

In der Folge sind die größten Gemeinden (>2000 Einwohner) aufgelistet (Stand: 31. Dez 2007).

Gemeinde Einwohner
Aosta/Aoste 34.672
Saint-Vincent 4.846
Châtillon 4.831
Sarre 4.622
Pont-Saint-Martin 3.945
Quart 3.456
Saint-Christophe 3.209
Gressan 3.135
Courmayeur 2.969
Saint-Pierre 2.835
Nus 2.755
Donnas 2.683
Verrès 2.658
Charvensod 2.368
Valtournenche 2.211
La Salle 2.018


Geschichte

Ursprünglich von den Kelten bewohnt, wurde die Region im Jahr 25 vor Christus von den Römern erobert. Diese gründeten unter anderem Augusta Praetoria, das heutige Aosta. Burgunder, Ostgoten, Langobarden und Franken ergriffen sukzessive von dem Gebiet Besitz. Seit dem XI. Jahrhundert und bis 1946 gehörte das Aostatal zum Herrschaftsgebiet des Hauses Savoyen. Nur für kurze Zeit fiel es unter französische Herrschaft (1691; 1704-06, während des spanischen Erbfolgekrieges; 1798-1814 Anschluss durch Napoleon). Als Teil der Region Savoyen war es aber französischsprachig.

1861 wurde das Aostatal Teil des Italienischen Königreiches und der Provinz Turin zugeschlagen. Das restliche Savoyen musste Italien an Frankreich abtreten. Seit dem zweitgeborenen Sohn des ersten italienischen Königs Viktor Emanuel II., Amedeo, 1870-73 König von Spanien, der Titel eines 'Duca di Aosta' (Herzog von Aosta) verliehen wurde, führte diese Linie des Königshauses (bis 1946) den Titel fort.

Während des Faschismus wurde die Italienisierung massiv vorangetrieben. Französisch wurde verboten und eine massive Immigration von Italienern gefördert. 1927 wurde das Aostatal von Turin getrennt und zur Provinz erklärt.

Während des Krieges war das Aostatal eines des wichtigsten Zentren des italienischen Widerstandes (it. Resistenza) und wurde dafür mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die kleine Region mit einem Sonderstatut versehen, um den starken separatistischen Bestrebungen entgegen zu steuern. Erster Präsident wurde der bekannte Historiker Federico Chabod.

Bevölkerung und Sprachen

Zweisprachiger Ausweis

Das Aostatal ist offiziell eine mehrsprachige Region.

Amtssprachen sind Italienisch und Französisch, die offiziell gleichgestellt sind. Sogar in der italienischen Verfassung ist die doppelsprachige Version Valle d’Aosta/Vallée d’Aoste verankert. Alle öffentlichen Ämter, auch die Gerichtsbarkeit, richten sich nach der Zweisprachigkeit. In der Schule haben Italienisch und Französisch denselben Stellenwert. So müssen Abiturienten aus dem Aostatal sowohl eine Italienisch- als auch eine Französischprüfung ablegen.

Trotzdem ergab sich aus einer Umfrage der Stiftung Emile Chanoux, auf die Frage lautend „Was ist Ihre Muttersprache“, dass die italienische Sprache weitgehend dominierend ist, und nur noch ein Teil der Bevölkerung zur traditionellen Volkssprache, einem franko-provenzalischen Dialekt (patois), steht. Französisch wird dagegen umgangssprachlich kaum verwendet.

Sprache Bevölkerungsanteil
Italienisch 71,5 %
Frankoprovenzalisch 16,2 %
Französisch 0,99 %
andere Sprachen und italienische Dialekte 11,31 %

Immerhin 25 % der Befragten gaben an, mit ihren Eltern ausschließlich Frankoprovenzalisch zu sprechen, weitere 10 % unterhalten sich mit Vater und Mutter gleichermaßen auf Italienisch und Frankoprovenzalisch[1][2].

In den Ortschaften Gressoney-la-Trinité, Gressoney-Saint-Jean und Issime wird eine deutsche Mundart gesprochen. Das regionale Statut sieht den Schutz der kulturellen und sprachlichen Minderheit ausdrücklich vor, und gewährleistet den muttersprachlichen Unterricht. Das Walserdeutsche wird auch in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola und in der Provinz Vercelli gesprochen. Die Anzahl der Sprecher wird auf 1.000 geschätzt. Siehe auch Walserische Sprachinseln.

Autonomie und Politik

Melodie und Text der Aostatal-Hymne

Aufgrund des Sonderstatuts von 1948 ist das Aostatal eine autonome Region. Der Regionalrat übt die beträchtlichen Gesetzgebungsbefugnisse aus. Er besteht aus 35 Regionalräten. Darüber hinaus gibt es einen Regionalausschuss, dem der Präsident der Region vorsteht.

In Sachen Finanzen stehen dem Aostatal 90% der eingetriebenen Steuern zu. Das heißt, die Region hat pro Jahr und Einwohner ca. 12.000 € zur Verfügung.

Im römischen Parlament ist das Aostatal durch einen Senator und einen Abgeordneten vertreten, die gemäß dem Mehrheitswahlrecht gewählt werden.

Die politische Bühne wird von der autonomistischen Bewegung Union Valdôtaine dominiert. Bei den letzten Parlamentswahlen konnte sie ihren Kandidaten Antonio Fosson an der Spitze der Liste Vallée d'Aoste für den italienischen Senat durchsetzen. In der Abgeordnetenkammer wird die Region vom Kandidaten der Autonomie Liberté Démocratie Roberto Nicco vertreten. In der Region regiert die Union Valdôtaine, die auch den Regionalpräsidenten stellt, zusammen mit der Stella Alpina und der Fédération Autonomiste.

Durch das Regionalgesetz 6/2006 vom 16. März 2006 wurde das Volkslied Montagnes valdôtaines zur Hymne des Aostatals erkoren. Die Melodie stammt von Alfred Roland und hatte ursprünglich den Titel "Tyrolienne des Pyrénées".

Präsidenten der autonomen Region Aostatal

Präsident Partei Amtsdauer Legislaturperiode
Federico Chabod UV 1946 -
Severino Caveri UV 1946–1949 -
Severino Caveri UV 1949–1954 I.
Vittorino Bondaz DC 1954–1959 II.
Oreste Marcoz UV 1959–1963 III.
Severino Caveri UV 1963–1966 IV.
Cesare Bionaz DC 1966–1968 IV.
Cesare Bionaz DC 1968–1969 V.
Mauro Bordon DC 1969–1970 V.
Cesare Dujany DP 1970–1973 V.
Cesare Dujany DP 1973–1974 VI.
Mario Andrione UV 1974–1978 VI.
Mario Andrione UV 1978–1983 VII.
Mario Andrione UV 1983–1984 VIII.
Augusto Rollandin UV 1984–1988 VIII.
Augusto Rollandin UV 1988–1990 IX.
Gianni Bondaz DC 1990–1992 IX.
Ilario Lanivi AI 1992–1993 IX.
Dino Viérin UV 1993–1998 X.
Dino Viérin UV 1998–2002 XI.
Roberto Louvin UV 2002–2003 XI.
Carlo Perrin UV 2003–2004 XII.
Luciano Caveri UV 2004–2008 XII.
Augusto Rollandin UV 2008–... XIII.

Wirtschaft

Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Aus dem Aostatal stammt der als geschützte Marke eingetragene Käse Fontina. Zusätzlich ist die Region ein wichtiges italienisches Weinbaugebiet.

Der bedeutendste Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Bekannt sind die Wintersportorte Courmayeur und Breuil-Cervinia, welches eine Skischaukel mit dem Schweizerischen Zermatt verbindet.

Traditionell gehört das Aostatal zu den wohlhabendsten Regionen Italiens. Die Gemeinde Ayas ist die reichste im gesamten Staat, das Durchschnittseinkommen pro Steuerzahler liegt hier bei 66.408 Euro[3]. Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 136.1 (EU-25:100) (2003)[4]. Die Arbeitslosenquote lag 2005 bei 3.2%[5].

Infrastruktur

Die von Turin kommende italienische Autobahn A5 durchläuft das gesamte Aostatal und ist über den Mont-Blanc-Tunnel an das französische Autobahnnetz (A40) angebunden. Über den Alpenpass Kleiner Sankt Bernhard besteht eine Verbindung zum französischen Ort Bourg-Saint-Maurice. Der Alpenpass Grosser Sankt Bernhard verbindet den Ort Martigny (Wallis, Schweiz) mit der Stadt Aosta.

Einzelnachweise

  1. L'Aménagement Linguistique dans le Monde
  2. Fondation Emile Chanoux
  3. Il Sole 24 Ore, 18. August 2008
  4. Eurostat Pressemitteilung 63/2006 – Regionales BIP je Einwohner in der EU25 (PDF-Datei; 580 kB)
  5. http://www.eds-destatis.de/en/downloads/sif/dn_06_01.pdf

Siehe auch

Weblinks

45.7166666666677.36666666666677Koordinaten: 46° N, 7° O


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