Valle Maira

Valle Maira
44.57.1333333333333
Valle Maira (Italien)
Valle Maira
Valle Maira
Blick auf das Dorf Chiappera bei Acceglio im oberen Val Maira (2006).
Blick auf den Monviso vom Colle dell'Intersile im Valle Maira.

Das Valle Maira (auch Val Maira) ist ein Tal in der italienischen Provinz Cuneo in der Region Piemont.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Tal liegt in den Cottischen Alpen an der Grenze zu Frankreich und wird von dem Gebirgsfluss Maira durchflossen. Der Talausgang ist bei Dronero. Die Paralleltäler sind im Norden das Valle Varaita (bzw. im Oberlauf dessen Seitental Bellino); im Süden das Valle Grana (das nicht bis an den Alpenhauptkamm reicht) sowie im Oberlauf das Valle Stura.

Die Landschaft ist geprägt von den bis zu 3000 Meter hohen Berggipfeln und dazwischenliegenden bewaldeten Hügeln und Bergseen.

Geschichte

Es gibt keine archäologischen Funde aus prähistorischer Zeit. Funde aus römischer Zeit weisen darauf hin, dass die Römer im Tal waren. Das Tal wurde erstmals 1028 in der Gründungsschrift des Klosters Santa Maria di Caramagna erwähnt.

Das Valle Maira ist uraltes Siedlungsgebiet. Es wurde zuerst von der Provence aus besiedelt, als die okzitanische Kultur noch lebendig war, bevor sie durch die Kartharerkriege im 13. Jahrhundert vernichtet wurde. Die mittelalterliche Sprache Okzitaniens und Bräuche reichen in diese Zeit zurück.

1209 wurde das Mairatal Teil der Grafschaft Saluzzo, konnte sich aber eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Diese wird erstmals in einer Urkunde von 1254 durch den Feudalherrn Giuglielmo von Busca und 1264 durch den Grafen Tommasso von Saluzzo bestätigt. In den Statuten von 1396 (Statuti della Valmaira) gaben sich die zwölf Gemeinden der Unabhängigen Republik Mairatal (Repubblica indipendente della Valle Maira) eine gemeinsame Verfassung für ihre bereits funktionierende Taldemokratie, die in Stroppo tagte. Die Statuten regelten in dreizehn Kapiteln das Leben im Tal: die Organisation der Behörden, den Unterhalt der Wege, die Formen der landwirtschaftlichen Nutzung usw. Das Mairatal war die kleine Schwesternrepublik des bis ins Tal Varaita reichenden Bundes von Briançon, der seine Blütezeit von 1343 bis 1713 hatte.

1548 kam die Grafschaft Saluzzo und damit auch das Mairatal unter die Kontrolle von Frankreich. Während der Reformation schloss sich das Mairatal im Gegensatz zu Frankreich den Calvinisten an. Herzog Carlo Emanuele I. von Savoyen nahm die Bekämpfung dieser Ketzerei als Vorwand um das Tal zu erobern. Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert war das Tal von den spanischen und österreichischen Erbfolgekriegen betroffen. Nach den napoleonischen Kriegen kam das Valle Maira vorübergehend zum Département von Stura, kehrte aber nach der Restauration im Jahre 1815 zu Savoyen zurück. Im Jahr 1859 wurde es Teil der Provinz Cuneo.

Lage des Valle Maira im Piemont.

Bewohner

1630 hatte die Pest die Bevölkerung halbiert. Im 19. Jahrhundert war das Valle Maira so stark besiedelt, dass im Winter die Hälfte der Bevölkerung saisonal emigrieren musste. Die Abwanderung begann nach dem Ersten Weltkrieg und beschleunigte sich nach dem zweiten. Obwohl sich die Situation etwas stabilisiert hat, ist die Gegend heute eine der am dünnsten besiedelten Regionen Europas. Die Einwohnerdichte liegt bei ca. 2 Einwohnern/km².

In dem Tal liegen die Ortschaften Acceglio, Busca, Macra, Elva, Prazzo, Cartignano, Marmora, San Damiano Macra, Canosio, Roccabruna, Dronero, Stroppo, Villar San Costanzo und Celle di Macra. Sie haben sich in der Comunità Montana Valle Maira zu einem Verwaltungsverbund zusammengeschlossen.

Neben dem Italienischen sprechen die Einwohner des Tales Okzitanisch, eine galloromanische Sprache, deren Ursprünge im Mittelalter liegen.

Beim Pass Colle die Sautron hat die Comunità montana des Valle Maira einen Gedenkstein zur Emigration mit folgendem Text aufgestellt (dt. Übersetzung): Diese nackten Felsen, windumtost und von Unwettern heimgesucht, bewahren ein verlorenes Echo. Die Schritte, die Stimmen unserer Emigranten, Männer, Frauen, Kinder, die sich nach Frankreich begaben, auf der Suche nach Arbeit und Brot, das ihnen ihre Heimat nicht geben konnte.

Rocca la Meja 2831 m
Monte Castello 2452 und Croce Provenzale 2402 m
Gardetta Hütte C.A.I. 2335 m

Wirtschaft

Die Einwohner des Mairatales betrieben Ackerbau und waren jahrhundertelang bis zum Zweiten Weltkrieg Selbstversorger. Die terrassierten Ackerbauflächen reichten bis gegen 2000 Meter, wo noch Getreide angepflanzt wurde. Oberhalb von 1500 Meter benötigte der Winterrogen 13 bis 15 Monate bis zur Erntereife. Die Vieh- und Alpwirtschaft wurde nebenher besorgt. Die von den Römern ins Tal gebrachte Kastanie und Rebe wuchs bis San Damiano auf 1000 Meter Höhe. Die Kastanie und die Kartoffel ermöglichte die dichte Besiedelung des Tales. In den 1930er Jahren wurden am Eingang des Mairatales Mais, Weizen, Hirse, Hanf, Leinen, Reben, Apfel- und Maulbeerbäume (Seidenspinnerei in Caraglio) angebaut. Ab San Damiano wuchsen vor allem Kartoffeln, Roggen, Birn- und Nussbäume, Eichen, Steinbuchen, Ulmen, Rotbuchen und Haselnusssträucher, Föhren, Tannen, Lärchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Ackerflächen auf drei Prozent zurück. Der Getreideanbau verschwand. Heute wird ausschließlich Viehwirtschaft mit Milch- und Fleischproduktion betrieben.

Tourismus

Im Tal ist ein über zehntägiger Rundwanderweg ("Percorsi Occitani") markiert, aus dem man sich je nach Jahreszeit einen individuellen Rundweg im unteren oder oberen Talbereich zusammenstellen kann. In den Etappenorten sind Unterkünfte (posti tappa) eingerichtet, die Halbpension mit hervorragender lokaler Küche anbieten. In der Nähe des Alpenhauptkamms verläuft der fünftägige „Sentiero Roberto Cavallero“, der sich auf Alpenvereins-Biwaks stützt.

Mehrere Fernwanderwege queren das Valle Maira: die Grande Traversata delle Alpi mit der Standardvariante Chiesa Bellino - Chiappera - Chialvetta - Pontebernardo und der Variante Chiesa Bellino - Elva Serre - [Teile des Talrundwegs] - Chialvetta. Diese Infrastruktur wird auch von Via Alpina genutzt, deren roter und blauer Weg sich in Chiappera kreuzen.

Die romanischen Fresken der Kirche von Elva gelte als überregionale Sehenswürdigkeit.

Literatur

  • Ursula Bauer/Jürg Frischknecht: Antipasti und alte Wege (Valle Maira - Wandern im anderen Piemont), Rotpunktverlag, 5. Auflage, Zürich 2006, ISBN 3-85869-175-5
  • Sabine Bade/ Wolfram Mikuteit: Piemont Wandern. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2010, ISBN 978-3-89953-566-2
  • Iris Kürschner: Piemont Süd. Vom Monviso bis zu den Ligurischen Alpen. 50 Touren. Bergverlag Rother, 1. Auflage, München 2009, ISBN 978-3-7633-4359-1

Weblinks


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