Bataten

Bataten
Süßkartoffel
Süßkartoffel (Ipomoea batatas), Blüte und Laubblätter.

Süßkartoffel (Ipomoea batatas),
Blüte und Laubblätter.

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Windengewächse (Convolvulaceae)
Gattung: Prunkwinden (Ipomoea)
Art: Süßkartoffel
Wissenschaftlicher Name
Ipomoea batatas
(L.) Lam.
Querschnitt
Batate oder Süßkartoffel Ipomoea batatas
Süßkartoffel-Feld
Rotschalige Sorte der Süßkartoffel (Ipomoea batatas), frisch geerntet.
Die Stärke speichernden Süßkartoffeln, ungeschält und geschält.

Die Süßkartoffel (Ipomoea batatas, auch Batate, Weiße Kartoffel oder Knollenwinde genannt) ist eine Nutzpflanze, die zu den Windengewächsen (Convolvulaceae) gehört. Vor allem die unterirdischen Speicherwurzeln, aber zum Teil auch die Laubblätter werden als Nahrungsmittel genutzt. Mit einer Jahresernte von 126 Mio. Tonnen ist sie nach Kartoffeln (Solanum tuberosum) und Maniok (Manihot esculenta) auf dem dritten Platz der Weltproduktion von Wurzel- und Knollennahrungspflanzen; größter Produzent ist die Volksrepublik China. Mit der Kartoffel (Solanum tuberosum) ist die Süßkartoffel nur entfernt verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Überirdische, vegetative Teile

Die Süßkartoffel ist eine mehrjährige krautige Kletterpflanze, deren Stängel meist leicht sukkulent, selten aber auch schlank und krautig ist. Die Stängel liegen meist kriechend auf dem Boden auf und bilden an den Knoten Adventitwurzeln aus. Je nach Sorte kann die Gesamtlänge eines Stängels zwischen 0,5 und 4 m betragen, einige Kultivare bilden auch Sprosse von bis zu 16 m Länge, diese bilden dann jedoch keine unterirdischen Speicherorgane.

Die Laubblätter stehen spiralförmig entlang der Stängel. Die Blattspreiten sind sehr variabel, 5 bis 10 cm lang, die Form ist herz- bis eiförmig, der Rand kann ganzrandig, gezahnt oder oftmals auch tief gelappt sein. Meist sind die Blattflächen unbehaart, nur selten auch flaumhaarig behaart. Die Blattstiele erreichen Längen zwischen 5 und 30 cm. Die Blätter sind meistens grün gefärbt, jedoch können sie auch durch Einlagerung von Anthocyaninen besonders entlang der Blattadern violett gefärbt sein.

Wurzelsystem

Ausgehend von verschiedenen Typen von Wurzeln (den Speicherwurzeln, Faserwurzeln oder den sogenannten Bleistiftwurzeln) bildet das Wurzelsystem der Süßkartoffel Seitenwurzeln aus. Die Faserwurzeln (dünne Adventivwurzeln) entstehen vor allem in internodialen Bereichen und weisen eine typische vierteilige Struktur auf, in der je vier Xylem- und Phloem-Stränge das Leitgewebe bilden. Die dickeren Wurzeln (Bleistiftwurzeln) hingegen weisen eine fünf- oder sechsteilige Struktur auf, sie entspringen in den Knoten der unterirdischen Teile der Sprossachse. In Abhängigkeit von den Lebensbedingungen ober- und unterhalb der Erdoberfläche können die Bleistiftwurzeln zu Speicherwurzeln werden, sind jedoch beispielsweise der Stickstoffgehalt der Erde zu hoch oder der Sauerstoffgehalt zu niedrig, können aus Bleistiftwurzeln auch wieder Faserwurzeln werden.

Fertig ausgebildete Speicherwurzeln können in ihrer Form zwischen nahezu kugelförmig bis hin zu lang spindelförmig variieren, ihre Länge liegt zwischen wenigen Zentimetern bis hin zu 30 cm. Auch das Gewicht schwankt entsprechend zwischen nur etwa 100 g und mehreren Kilogramm. Die Schale der Speicherwurzeln wird vom Periderm gebildet, unter dem sich ein Ring aus sekundärem Leitgewebefasern befindet. Das Periderm wird von einen dünnen Korkschicht abgeschlossen, welche glatt oder auch unregelmäßig gerippt sein kann. Das in der Mitte der Speicherwurzel befindliche Speichergewebe wird unregelmäßig von Tracheiden, Siebröhren und Milchröhren durchzogen. Die Milchröhren beinhalten einen weißen, klebrigen Milchsaft. Sowohl in der Schale als auch im Inneren der Speicherwurzel werden verschiedene Carotinoide und Anthocyanine abgelagert, so dass die Färbung jeweils zwischen weiß, gelb, orange, rosa oder violett variieren kann.

Blütenstände und Blüten

Die Blüten stehen einzeln oder in Blütenständen, die aus den Blattachseln entspringen und aufrecht stehen, einige Sorten bilden nur selten oder nie Blüten aus. Die Kelchblätter sind langgestreckt, die äußeren sind spitz zulaufend und stachelspitzig, (selten nur 8) 10 bis 15 mm lang, meist fein behaart oder bewimpert. Die 4 bis 7 cm lange Krone kann lavendel bis violett-lavendel gefärbt sein, der Schlund ist meistens dunkler gefärbt, jedoch können auch reinweiße Kronen auftreten.

Die Blüten öffnen sich vor Sonnenaufgang und bleiben für einige Stunden geöffnet. Noch am Vormittag schließen sie sich wieder und beginnen zu verwelken.

Früchte und Samen

Früchte werden nur selten ausgebildet, es sind eiförmige, unbehaarte Kapselfrüchte, die eine Größe von 5 bis 8 mm erreichen. Sie enthalten ein oder zwei Samen, die schwarz gefärbt, rundlich und unbehaart sind und eine Länge von etwa 3 mm erreichen. Die Samenhülle ist sehr hart und wird nur schwer von Wasser und Sauerstoff durchdrungen, so dass die Samen sehr schwer keimen.

Krankheiten und Schädlinge

Auslöser für Krankheiten von Süßkartoffeln sind vor allem Pilze und Viren. Eine spezialisierte Form des Fusarium oxysporum (f. sp. batatas) löst Stängelfäule aus und ist vor allem in den USA eine Bedrohung der kultivierten Süßkartoffel. In tropischen Gebieten ist eine nicht auf die Süßkartoffel spezialisierte Form des gleichen Pilzes Ursache für Fäule an gelagerten Süßkartoffelknollen. Auch Fusarium solani verursacht ein ähnliches Schadbild. Ceratocystis fimbriata verursacht Krankheiten im Bereich der Wurzeln und unterirdischen Sprossteile, kann jedoch auch die Knollen bei der Lagerung angreifen. Eine weiche Fäule bei gelagerten Knollen wird auch von verschiedenen Rhizopus-Arten ausgelöst. Unter den Viren, die die Süßkartoffeln befallen, befinden sich verschiedene Mosaikviren und der Internal Cork Virus.

Zu den Fadenwürmern (Nematoda), die am häufigsten Süßkartoffeln befallen, gehören verschiedene Meloidogyne-Arten und Rotylenchulus reniformis. Diese befallen die Faserwurzeln, was zu einer geringen Ausbildung von Speicherwurzeln führt. Unter den Insekten, die die Süßkartoffel schädigen, ist Cylas formicarius das wirtschaftlich bedeutendste. Sowohl Larven als auch adulte Tiere fressen an den Wurzeln und auch an gelagerten Süßkartoffeln. Vor allem in trockeneren Regionen Südamerikas, der Karibik und im Pazifischen Raum ist auch Euscepes postfasciatus als Schädling bedeutend, seine Larven und adulten Tiere ernähren sich von Wurzeln und Sprossteilen. Durch die Larven beider Insekten wird in den Knollen die Produktion von bitteren und giftigen Terpenoiden ausgelöst, wodurch die Süßkartoffeln für den Menschen ungenießbar werden. In Indien, Malaysia und China ist zudem Omphisa anastomosalis verbreitet und richtet dort ähnlich großen Schaden an wie Cylas formicarius.

Verbreitung

Nach Alexander von Humboldt ist die Wildform in Mittelamerika beheimatet. Sie wurde als Kulturpflanze von allen lateinamerikanischen Hochkulturen verwendet. Die Batate wurde schon in vorkolumbianischer Zeit von Peru aus von Seefahrern auf den pazifischen Inseln verbreitet. Freigelassene afrikanische Sklaven brachten die Süßkartoffel von Amerika nach Afrika. Heute wird sie in fast allen wärmeren Ländern der Tropen, Subtropen und gemäßigten Zonen der Erde angebaut.

Auch in Deutschland ist der Bekanntheitsgrad der Süßkartoffel in den letzten Jahren gestiegen. Bedeutendste Lieferanten für den deutschen Markt sind Brasilien und Israel. Innerhalb Europas wird die Batate in Italien, Spanien und Portugal kultiviert.

In Neuseeland und den anderen pazifischen Inseln und in Peru ist die Süßkartoffel als Kumara bekannt. Die Māori brachten sie bei der Besiedelung Neuseelands aus ihrer Heimat Polynesien mit. Besonders schmackhaft sind sie als Pommes Frites (Kumara Fries).

Kultivierung

Vermehrung

Die Vermehrung der Süßkartoffel kann auf drei Wegen vorgenommen werden: Die Vermehrung durch Samen, die Vermehrung durch Sprossstecklinge und die Vermehrung durch die Speicherwurzeln. Da nur wenige Samen gebildet werden und diese auch schlechte Keimfähigkeiten besitzen, ist die sexuelle Vermehrung wirtschaftlich nicht von Bedeutung. Meist werden die Pflanzen durch etwa 30 bis 45 mm lange Sprossstecklinge vermehrt. Bei den Stecklingen werden die untersten Blätter entfernt und sie werden auf etwa 2/3 der Länge schräg in das Substrat gesteckt, so dass sich neue Wurzeln bilden können.

Um aus den Speicherwurzeln neue Pflanzen zu ziehen, werden meist mehrere Süßkartoffeln eng nebeneinander in Substrat gelegt. Aus den Wurzeln entstehen dann neue Sprosse, die, sobald sie eine Länge von 22 bis 30 cm erreicht haben, von den Speicherwurzeln abgeschnitten werden können, um sie auszupflanzen.

Anbau

Weltweit wurden 2007 etwa 126 Mio. Tonnen Süßkartoffeln von einer Anbaufläche von über 9 Mio. Hektar geerntet. Größter Produzent von Süßkartoffeln ist die Volksrepublik China mit einem Jahresertrag von etwa 102 Mio. Tonnen, gefolgt von Nigeria mit etwa 3,5 Mio Tonnen und Uganda mit 2,6 Mio Tonnen.[1]

Die Hauptanbaugebiete der Süßkartoffel liegen zwischen 40° Nördlicher Breite und 32° Südlicher Breite. Am Äquator liegen die Anbaugebiete in Höhenlagen zwischen 0 und 3000 Metern. Optimale Wachstumsbedingungen herrschen bei einer Temperatur von 24 °C oder darüber, bei Temperaturen unter 10 °C ist das Wachstum stark eingeschränkt, bei Frost sterben die Pflanzen ab.

Die Pflanzen werden auf Erdhügel oder in Erdwällen gepflanzt, um eine gute Durchlässigkeit des Bodens für Wasser zu gewährleisten. Erdhügel sollten dabei einen Durchmesser von etwa 60 cm haben und 90 bis 120 cm auseinander stehen, Erdwälle werden vor allem bei maschineller Bewirtschaftung genutzt, diese sind dann etwa 45 cm hoch und stehen in einem Abstand von 90 bis 120 cm, wobei die Pflanzen etwa alle 30 cm gesetzt werden können.

Inhaltsstoffe

Der süßliche Geschmack der Bataten oder Süßkartoffeln beruht auf ihrem hohen Gehalt an Zucker. Darüber hinaus enthält die Knolle Stärke, die sogenannte Bataten- oder Süßkartoffelstärke. 100 g frische Batate enthalten ca. 111 kcal, 69 g Wasser, 24 g Kohlenhydrate, 1,6g Eiweiß, 3,14 g Ballaststoffe, 600 µg Vitamin E, 1426 µg Vitamin A, 30 mg Vitamin C, 23 µg Vitamin K, 64 µg Vitamin B1, 50 µg Vitamin B2, 600 µg Vitamin B3, 830 µg Vitamin B5, 270 µg Vitamin B6, 413 mg Kalium, 35 mg Calcium und 900 µg Zink.

Verwendung

Batate kann ähnlich wie Kartoffeln gekocht, gebacken, frittiert, überbacken oder gebraten werden. Zuvor wird sie gewaschen und gegebenenfalls geschält. Die Zubereitung in der Mikrowelle (ungeschält) ist ebenso praktisch wie schnell, der Geschmack bleibt dabei erhalten. Sie kann auch mit der Schale im Ofen gegart werden. Auch der Rohverzehr ist möglich. Rotfleischige Sorten sind sowohl hinsichtlich der Kocheigenschaften als auch ihres Aromas die besten.

Die oberirdischen, grünen Teile der Pflanze werden in Afrika ähnlich wie Spinat zubereitet und oft als Beilage zu den Bataten gereicht. Die Schlingpflanze kann auch zur Begrünung von kahlen Stellen eingesetzt werden sowie zur Verschönerung von Fassaden.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Food and Agriculture Organization of the United Nations: FAOStat, Abfrage vom 27. Dezember 2008.

Literatur

Weblinks


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