Valeria Messalina

Valeria Messalina

Valeria Messalina (* vor 20 n. Chr.[1] ; † 48 n. Chr.) war die dritte Frau des römischen Kaisers Claudius.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Messalina mit ihrem Sohn Britannicus

Messalinas Eltern waren Domitia Lepida und Marcus Valerius Messala Barbatus, beide Enkel der Octavia Minor. Aus der zweiten Ehe ihrer Mutter mit Cornelius Sulla Felix hatte sie einen Halbbruder Faustus Cornelius Sulla Felix.

Claudius heiratete seine Nichte Valeria Messalina noch vor seinem Herrschaftsantritt (etwa 38/39 n. Chr.). Sie gebar ihm zwei Kinder: im Jahre 40 n. Chr. die Tochter Octavia und im Jahre 41 n. Chr. den Sohn Britannicus. Die Tochter Octavia wurde später die erste Ehefrau des Kaisers Nero.

Im Jahre 41 n. Chr. wurde Claudius Kaiser des römischen Imperiums. Damit veränderte sich das Leben von Messalina ebenfalls. Kurz danach gebar sie ihren Sohn, was ihre Position als Mutter des Thronfolgers erheblich stärkte. Ihr Geburtstag wurde als Feiertag begangen und Statuen von ihr mit Britannicus wurden aufgestellt. Nach seinem Sieg über Britannien begleitete sie gemeinsam mit ihrem Sohn in einem Wagen Claudius’ Triumphzug.[2]

Claudius war in seine weit jüngere und sprichwörtlich schöne Frau verliebt. Später ignorierte er den offen kritisierten Lebenswandel Messalinas und gab ihren Forderungen sehr leicht nach. Beschäftigt mit den Regierungsgeschäften, hatte er auch keine Zeit, sich mit Messalina, die fast noch ein Kind war, zu beschäftigen oder ihr Unterhaltung und Ablenkung vom langweiligen Leben als Kaiserin zu bieten. So fing Messalina an, sich selbst mit Festen und Banketten zu unterhalten. Die Vergnügungen der jungen Kaiserin hatten bald den Ruf, in opulente und zügellose Orgien auszuarten. So soll Messalina auch mehrere Liebhaber gehabt haben. Die Kritik an Messalinas hemmungsloser Vergnügungssucht wurde in Rom immer lauter und offener und kam auch ihrem Mann zu Ohren. Wieso er nichts dagegen tat, Messalina verwarnte oder zur Ordnung rief, ist ungeklärt. Immerhin blieb ihr der Titel Augusta, den ihr der Senat nach Britannicus’ Geburt verleihen wollte, von Claudius versagt.

Einer dieser Liebhaber, Claudius’ Sekretär Narcissus, verkaufte mit Hilfe von Messalinas Einfluss auf ihren Mann Claudius römische Bürgerrechte. So soll Messalina ihren Mann auch beeinflusst haben, Todesurteile gegen Personen auszusprechen, von denen sich Messalina gestört, beleidigt oder zu wenig beachtet fühlte. Unter anderem soll sie ihre Cousine Livilla nur aus diesem Grund des Ehebruchs mit Seneca angeklagt haben.[3] Ihr Mann unterzeichnete das Todesurteil für Livilla, Seneca wurde verbannt. Auch Gaius Appius Iunius Silanus, der dritte Ehemann ihrer Mutter, fiel 42 einer Verschwörung von Messalina und Narcissus zum Opfer, die angeblich beide davon geträumt hatten, er wolle Claudius ermorden.[4] Dem Konsul Decimus Valerius Asiaticus wurde 47 sein Reichtum und sein Verhältnis zu Poppaea Sabina, auf deren Schönheit Messalina eifersüchtig war, zum Verhängnis. Über Sosibius ließ sie Claudius die Warnung zukommen, Valerius plane einen Umsturz. Auch der einflussreiche dreimalige Konsul Lucius Vitellius war an Valerius’ Sturz beteiligt.[5] Valerius und Poppaea begingen Selbstmord. Messalina „erbte“ die Lucullischen Gärten, die Valerius kurz zuvor erworben hatte.

Die Familie und vor allem die Stellung des eigenen Sohnes war für Messalina wie für jede andere Römerin das höchste Ziel. Als möglichen Konkurrenten ließ Messalina 47 den ersten Ehemann von Claudius’ Tochter Claudia Antonia, Pompeius Magnus, einen Nachfahren von Pompeius und Crassus, den Claudius in ihren Augen zu stark protegierte, ermorden. Für ihren Halbbruder arrangierte sie die Hochzeit mit der jungen Witwe.[6]

Im Jahr 48 soll sich Messalina in den designierten Konsul Gaius Silius, den schönsten Mann von Rom,[7] verliebt haben. Er ließ sich ihretwegen von Iunia Silana scheiden und versprach, Britannicus zu adoptieren. Um offiziell mit Silius zusammenleben zu können, wollte sie sich von Claudius scheiden lassen. Angeblich berichtete Messalina ihrem Mann von einem Traum, in dem er sterben würde, um so eine einfachere Scheidung zu erhalten. Claudius stimmte dieser Scheidung zu. Laut Sueton setzte er ihr sogar eine Mitgift fest in der Annahme, dass es sich nur um eine Scheinhochzeit handele, um sein Leben zu schützen.[8] Kurze Zeit später und ohne eine offizielle Bekanntmachung abzuwarten, feierten Messalina und Silius ihre Hochzeit, eins der wenigen Details aus Messalinas Leben, von dem auch das Drama Octavia berichtet. Was Messalina – außer Verliebtheit – zu diesem Schritt getrieben hat, könnte die Sorge gewesen sein, dass Britannicus’ Chancen durch die Beliebtheit von Agrippina, der Tochter des beliebten Germanicus, und ihrem Sohn gemindert würden.[9] Als Claudius sich kurze Zeit später in Ostia aufhielt, wurde ihm die Nachricht von einem von Messalina und Silius geplanten Mordanschlag überbracht. Er ließ seine Frau und Silius verhaften und einen Großteil der Festgäste sofort hinrichten. Der Sekretär Narcissus, als verschmähter Liebhaber Messalinas, konnte Claudius dazu bewegen, den Hinrichtungsbefehl für die beiden Anführer der Verschwörung zu geben. Valeria Messalina und Gaius Silius starben durch die Schwerter der kaiserlichen Prätorianer. Obwohl Messalina mit ihrer Mutter wohl kein besonders inniges Verhältnis pflegte, stand diese ihr laut Tacitus in der letzten Stunde zur Seite.[10]

Quellen

Die frühste und als einzige nicht völlig negative Quelle über Messalina ist das Seneca zugeschrieben Drama Octavia über das Leben ihrer Tochter Octavia. Nur Nero benutzt im 2. Akt den Ausdruck Incesta genetrix - unkeusche Schwiegermutter, als Argument, Octavia des Ehebruchs anklagen zu können,[11] während bei der Eheschließung mit Silius Messalina eher als passiv erscheint.

Tacitus berichtet in seinen Annales, 11,1-3; 26-38 über Messalinas letztes Lebensjahr.[12] Sein Bild ist allerdings von deutlicher Abneigung geprägt, die auf seiner Kritik daran beruht, dass Claudius sich nicht von den Senatoren, sondern von in deren Augen unpassenden Personen wie Frauen und Freigelassenen beraten ließ. In Suetons etwa gleichzeitig entstandenen De vita Caesarum ist über Messalina fast nur im Zusammenhang mit ihrer Hochzeit mit Silius die Rede.

Einen Parallelbericht zu Tacitus liefert der hierzu nur in Exzerpten überlieferte Cassius Dio (60). Die Saturae (10) des Iuvenal berichten weitere intime Einzelheiten über Messalinas angeblichen Lebenswandel.

Messalina wird, als Beweis für ihre schandhafte Triebhaftigkeit, auch nachgesagt, sich selbst als Prostituierte angeboten zu haben. Dies wird ihr vor allem von antiken Autoren vorgeworfen, die dabei nicht erwähnen, dass sich der Kaiser durchaus auch Geliebte zuführen ließ. Die bekannteste Anekdote, die aus Plinius’ Naturalis historia stammt, ist wohl, dass Messalina eine bekannte römische Prostituierte zu einem Wettstreit herausgefordert habe. Während diese nach 25 Liebhabern aufgegeben habe, habe Messalina bis in den Morgen weitergemacht, bis sie schließlich erschöpft, aber nicht befriedigt gewesen sei.[13] Doch diese und andere Darstellungen von Messalina als „größter Nymphomanin der Geschichte“ in den Berichten von Cassius Dio und Iuvenal entbehren einer zuverlässigen Basis.[14]

Bild in der Nachwelt

In Folge der antiken Schriftsteller wird Messalina bis heute als sittenlos und grausam beschrieben. Da Intrigen, Verschwörungen und das brutale Verfolgen der eigenen Interessen im Adel des römischen Imperiums an der Tagesordnung waren, bildete Messalina hier weder eine Ausnahme, noch ist sie ein Extrembeispiel dieser „Tugenden“. Bei der Beschreibung der Grausamkeiten und Skandale Messalinas und ihrer Zeitgenossen muss man sich auch das damalige moralische und kulturelle Klima vor Augen halten.

Literatur

Weblinks

 Commons: Messalina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Da laut Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum: Die Kaiserinnen Roms; S. 117 Messalina zur Zeit ihrer Hochzeit mit Claudius bereits über 20 Jahre alt war, und nicht, wie oft zu lesen, erst 14, muss sie vor 20 n. Chr. geboren sein.
  2. Sueton: Claudius 17,3
  3. Tacitus, Annalen 13, 42; Cassius Dio 60, 8, 5; 61, 10, 1; dazu Werner Eck, Die iulisch-claudische Familie, S. 121 f.
  4. Tacitus: Annalen 11, 29-37; Sueton: Claudius 37, 2
  5. Tacitus: Annales 11,1ff
  6. Cassius Dio 61, 39, 6; Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum: Die Kaiserinnen Roms; S. 126
  7. Tacitus: Annales 11,12
  8. Sueton: Claudius 29,3
  9. Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum: Die Kaiserinnen Roms; S. 130
  10. Tacitus, Annalen 11, 37.
  11. Octavia 536
  12. Die Berichte über Claudius' erste Regierungsjahre sind nicht erhalten.
  13. Plinius: Naturalis historia 10, 83, 172
  14. Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum: Die Kaiserinnen Roms; S. 119

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