VEB BMK Kohle und Energie

VEB BMK Kohle und Energie
Logo des BMK Kohle und Energie

Der Volkseigene Betrieb Bau- und Montagekombinat Kohle und Energie wurde am 1. Juli 1959 gegründet und war der größte und leistungsstärkste Baubetrieb der DDR. Der jährliche Umsatz, zwischen 1970 und 1990, lag bei über 2 Milliarden Mark der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Ehemaliges Gebäude der Kombinatsleitung in Hoyerswerda 2011

Dem Kombinat wurden bei seiner Gründung als Betriebsteile die vorher eigenständigen Betriebe VEB Kraftwerks- und Industriebau Dresden, VEB Bau-Union Kohle Lauchhammer, VEB Zentrale Baueinrichtungen und Bauorganisation Schwarze Pumpe und der VEB Industriebau Cottbus zugegliedert. Am 1. Januar 1960 folgten noch der VEB Bagger- und Förderarbeiten Dresden sowie der Betriebsteil des VEB Bau-Union Süd Dresden auf der Baustelle Schwarze Pumpe. Die Kombinatsleitung nahm ihren Sitz in Hoyerswerda. Das Kombinat war direkt dem DDR-Ministerium für Bauwesen unterstellt und wurde von diesem, wie alle BMK's, zentral geleitet.

Als Vorbereitungsbetriebe wurden am 1. Mai 1968 der VEB Industrieprojektierung Dresden I (IPRO Dresden, zum Jahresende 1949 gegründet) und der VEB Industrieprojektierung Berlin I (IPRO Berlin, gegründet am 1. Januar 1950) in das Kombinat eingegliedert.

Anfang der 1970er Jahre erhielten alle Betriebsteile den Status eines Kombinatsbetriebes (KB); die Vorbereitungsbetriebe hießen ab da z. B. – mit erweitertem Aufgabenumfang – KB Forschung und Projektierung (FOPRO).

Da am Standort des KB FOPRO Berlin am Köllnischen Park in Berlin keine extensiven Erweiterungsmöglichkeiten bestanden, wurde am 1. Juli 1971 eine Außenstelle des Betriebes in Cottbus gegründet, aus der am 1. Januar 1976 ein Betriebsteil und am 1. Januar 1981 der KB FOPRO Cottbus als eigenständiger Kombinatsbetrieb hervorging.

1979 wurden die Betriebe VEB Bau Gröditz, VEB Bau Großröhrsdorf, VEB Bau Pulsnitz, VEB Bau Radeberg, VEB Bau Stolpen, VEB Ausbau Schmiedeberg, VEB Hoch- und Ausbau Neukirch, VEB Hoch- und Tiefbau Dürrröhrsdorf, VEB Hochbau Seifhennersdorf, VEB Industriebau Kamenz, VEB Baukeramik Görlitz, VEB Fußbodenplatten Freital, VEB Heizungsanlagen Dresden-Süd, VEB Korrosionsschutz Dresden, VEB Landtechnik Sacka und VEB Stahlbau Görlitz, übernommen. Ein Jahr später folgten noch VEB Bau Coswig, VEB Bau Herzberg, VEB Hoch- und Tiefbau Hainewalde sowie der VEB Stahl- und Rohrtechnik Pirna.

Als letzte Eingliederung in das Kombinat wurde am 1. Januar 1981 die Eingliederung des am 1. Januar 1970 gegründeten VEB Hochbau Cottbus als KB Hochbau Cottbus vorgenommen. 1989 erfolgte die Auflösung dieses Kombinatsbetriebes. Seine Kapazitäten wurden dem KB Industriebau Cottbus zugeordnet, der sich ab da KB Industrie- und Hochbau Cottbus nannte.

Im Jahr 1989 hatte der VEB BMK Kohle und Energie 17.000 Beschäftigte in 15 Kombinatsbetrieben. Dem Kombinat oblag schwerpunktmäßig die Bauausführung von Investitionsvorhaben der Kohle- und Energiewirtschaft. Es war seit 1959 maßgeblich an der bautechnischen Vorbereitung und Realisierung von 43 Kraftwerken sowie von allen baulichen Anlagen für 17 Braunkohlentagebauaufschlüsse beteiligt gewesen. Bei den Kraftwerksvorhaben befanden sich solche wie die Kraftwerke Lübbenau, Vetschau, Boxberg und Jänschwalde, aber auch das Kernkraftwerk Nord in Lubmin bei Greifswald. Einen weiteren Aufgabenschwerpunkt bildete die bautechnische Vorbereitung und Errichtung von Industriebauvorhaben für Betriebe der sogenannten zentralgeleiteten Industrie in den ehemaligen DDR-Bezirken Cottbus und Dresden, so beispielsweise für das Chemiefaserwerk Guben, das Textilkombinat Cottbus, das Fernsehkolbenwerk Friedrichshain/Tschernitz, den Zinnerzbergbau Altenberg, die Baumwollspinnerei Bernstadt oder das Forschungszentrum Mikroelektronik Dresden. Außerdem war das Kombinat an ausgewählten Vorhaben des Gesellschaftsbaues beteiligt (u. a. am Rundkino Dresden und am Wiederaufbau des Berliner Doms).

Altlogo von 1990
Logo der Union-Bau AG

Am 1. Mai 1990 entstand durch Privatisierung des Kombinates (ohne die drei Vorbereitungsbetriebe, die eigene Wege gingen) die Union-Bau AG mit der Zentralverwaltung in Hoyerswerda und den Hauptniederlassungen Nord-Ost in Cottbus und Süd-Ost in Dresden. Die Union Bau AG wurde am 18. Juni 1991 von der Dyckerhoff & Widmann AG (DYWIDAG AG) übernommen. Im Jahr 2001 fusionierte die Walter Bau AG mit der DYWIDAG AG, deren Aktienmehrheit sie bereits ab 1992 besaß. Fortan trat der Baukonzern als Walter Bau AG vereinigt mit DYWIDAG am Markt auf, bis am 1. Februar 2005 die Walter Bau AG den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen musste. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. April 2005 eröffnet. Einige ausgewählte Unternehmensbereiche übernahm zu dieser Zeit die Bauholding STRABAG SE aus der Insolvenzmasse.

Der KB FOPRO Cottbus wurde durch die Treuhandanstalt per MBO (Management buy out) mit Umwandlungserklärung vom 31. Mai 1990 als ARCUS Planung und Beratung Bauplanungsgesellschaft mbH Cottbus privatisiert. Zur gleichen Zeit entstand aus dem KB FOPRO Dresden die IPRO Dresden Architekten und Ingenieuraktiengesellschaft. Der KB FOPRO Berlin ging in der CBF Engineering GmbH auf, einem Unternehmen der dänischen Carl Bro Group.

Kombinatsbetriebe

Die Struktur des Kombinates wurde mehrmals dem jeweiligen Baugeschehen angepasst. Nachstehend ist die Struktur in den 1980er Jahren aufgeführt:

  • KB 01 Industriebau BAK Kriwoi Rog (UdSSR) Hoyerswerda/Kriwoi Rog
  • KB 20 Industriebau Boxberg (vormals Kraftwerk Boxberg)
  • KB 30 KKW Nord Lubmin
  • KB 50 Industriebau Cottbus
  • KB 60 Industriebau Dresden
  • KB 70 Industriebau Riesa
  • KB 80 Industriebau Bautzen
  • KB 90 Hochbau Cottbus
  • KB 11 Tiefbau Dresden
  • KB 12 Montagebau Hoyerswerda
  • KB 13 Instandsetzung und Vorfertigung Dresden
  • KB 14 Forschung und Projektierung Dresden
  • KB 15 Forschung und Projektierung Berlin
  • KB 16 Forschung und Projektierung Cottbus
  • Institut für Kernenergiebauten Hoyerswerda


Die meisten Ausführungsbetriebe hatten mehrere Oberbauleitungen, denen Bauleitungen nachgegliedert waren. In den Vorbereitungsbetrieben bestanden sogenannte „Produktionsbereiche“.

Kombinatseigene Betriebsberufsschulen (BBS)

Kombinatseigene Betriebsferienheime

  • Betriebsferienheim „Waldhof“, Schöna (Elbsandsteingebirge)
  • Ferien- und Schulungsheim „Felsenmühle“, Ebersbach/Sa. (Lausitzer Gebirge)
  • Betriebsferienheim Schellerhau (Osterzgebirge)

unter anderem

Kombinatseigene Kinderferienlager

  • KFL „Fiete Jansen“, Glowe, Kreis Rügen
  • KFL „Irène Joliot-Curie“, Koserow, Kreis Wolgast

Betriebsgebäude

Betriebsgebäude Strehlener Straße 22 heute

Eines der ehemaligen Betriebsgebäude des BMK Kohle und Energie befindet sich an der Strehlener Straße in Dresden, nahe dem Dresdner Hauptbahnhof. Es wurde von 1970 bis 1971 nach den Entwürfen der Architekten Harry Schulze und Achim Riebe als achtstöckiges Gebäude erbaut. Es ist 108 Meter lang und 12 Meter breit und bildet die „Fortsetzung der südlichen Bebauung der Strehlener Straße“[1]Das Gebäude wurde in der Stahlbeton-Skelettbauweise (VGB) und die beiden Treppenhaustürme im Gleitbauverfahren errichtet. Die Fassadenfront ist durch eine „[b]etont horizontale Fassadengliederung“[1] gekennzeichnet. Diese Gliederung erfolgt durch Brüstungen aus Beton mit Waschbetonoberflächen und Holz-Glas-Fensterbändern.

Bürogebäude Thiemstraße 130 in Cottbus, Bauzustand 2011

Das Bürogebäude für den Kombinatsbetrieb Forschung und Projektierung Cottbus wurde in drei Bauabschnitten von 1974 bis 1978 nach einem Entwurf von Hellmut Gerth und Rüdiger Galley an der Cottbuser Thiemstraße 130 errichtet. Es wurde als zweibündige Anlage für 750 Arbeitsplätze ausgelegt. Beim Bau gelangte das Hubdeckenverfahren (lift-slab-Verfahren) zum Einsatz, bei dem die sieben Stahlbetongeschoßdeckenplatten monolithisch auf Geländeniveau hergestellt wurden, um anschließend an Stahlstützen hydraulisch auf das jeweilige Einbauniveau gehoben und an diesen Stützen aufgelagert zu werden. Der Gebäudestabilisierung dienen in Gleitbauweise hergestellte Treppenhauskerne. „Horizontale Profilierung durch umlaufend aneinandergereihte Stahlfenster; die Brüstungen sind in weißer Metallverkleidung hergestellt worden“.[2]

Weblinks

 Commons: VEB BMK Kohle und Energie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  • VEB BMK Kohle und Energie. In: Architektur der DDR, 33.Jg. 1984, Nr. 6, S. 324 bis S. 371, ISSN 0323-3413
  • 30 Jahre VEB BMK Kohle und Energie. In: Architektur der DDR, 38.Jg. 1989, Nr. 6, S. 9 bis S. 45, ISSN 0322-3413
  • Kombinatsbetrieb Forschung und Projektierung Berlin 1949 bis 1979. Jubiläums-Schrift, Hrsg. vom VEB BMK Kohle und Energie, KB Forschung und Projektierung Berlin 1979
  • BAK-Buch. Buch über die Entstehung des Bergbau- und Aufbereitungskombinat Kriwoi Rog (UdSSR), 2009
  • Betriebsliste der Deutschen Rentenversicherung, 2009

Einzelnachweise

  1. a b Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979, S. 157.
  2. Ingrid Halbach, Karl-Heinz Müller, Steffen Delang, Gerold Gatte, Peter Bienath: Architekturführer Cottbus. Verlag für Bauwesen Berlin München 1993, S. 44, ISBN 3-345-00506-9.

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