VCR-System

VCR-System
VCR-Kassetten mit einer CD als Größenvergleich

Das VCR-System (abgeleitet von „Video Cassette Recording“) ist ein frühes analoges Farb-Heimvideorekordersystem von Grundig und Philips aus dem Jahr 1971. Es war das erste kommerziell erfolgreiche Video-Kassettenformat für den Heimgebrauch.

Das Videoband hatte seine Laufbahn wie das Audio-Tonband zuerst als loses Rollenband, welches auf Spulen aufgewickelt war und beim Auflegen auf das Videogerät an einer Leerspule eingefädelt werden musste, begonnen. Nun überlegte man sich – ebenso wie beim Audioband – ein Kassettensystem zu entwickeln, welches das Einlegen vereinfacht, weil dadurch vor allem das umständliche Einfädeln entfällt.

BK 2500 Color, früher VCR-Rekorder

In den 1970ern entwickelten Grundig und Philips ihr bereits eingeführtes, bandbasiertes Schwarzweiß-System (LDL) weiter. Die Kassetten waren ungefähr so groß wie CDs, nur deutlich dicker. Die Bandspulen waren übereinander angeordnet. Dies ermöglichte recht große Spulen in einem relativ kompakten Format.

Inhaltsverzeichnis

Technischer Kurzüberblick

  • Fernsehnorm: 625/50 schwarzweiß und Farbe PAL/ SECAM
  • Band: ½ Zoll
  • Farbe: herabgesetzte Farbe
  • Ton: Längsspur (mono) / Stereo
  • Varianten: VCR, VCR-Longplay, Supervideo (SVC)

Technik

Das Format war in der Lage, Farbvideo aufzuzeichnen. Es hatte zwei Tonkanäle, lange bevor es in Deutschland (beim Fernsehen) Stereo- oder Zweikanalton gab. Es gab in diesem Format auch Rekorder für den semiprofessionellen Bereich. Unter der Normbezeichnung „Europa-Standard I“ fasste man wenig später Videorekorder dieses ersten 65-Minuten-VCR-Systems zusammen, die unter der Vorgabe besonders enger Fertigungstoleranzen hergestellt werden mussten. Damit sollte der Programmaustausch sichergestellt und die Kompatibilität zwischen verschiedenen VCR-Geräten gewährleistet werden.

Für den Heimanwender wurde das Format ab 1977 zu VCR Longplay und Super Video (SVR, nur Grundig) weiterentwickelt. Die ursprüngliche Spielzeit von 65 Minuten erhöhte sich mit Longplay auf drei und mit SVR sogar auf fünf Stunden. Die unterschiedlichen Systeme benutzten zwar die gleichen Cassetten, aber die Aufzeichnungen eines Systems konnte nicht in Rekordern des anderen Typs abgespielt werden. Die ab 1978 ausgelieferten Cassetten waren daher mit drei unterschiedlichen Laufzeitangaben VCR, VCR Longplay und SVR beschriftet.

Letztere beiden Varianten des VCR-Systems verschwanden innerhalb zweier Jahre zugunsten von Video 2000 wieder vom Markt, während Geräte des ursprünglichen 65-Minuten-Systems bis 1989 lieferbar blieben.

Die ersten VCR-Geräte verfügten sowohl bei Grundig als auch bei Philips über eine ausnahmslos mechanische Laufwerksteuerung. Grundig führte Mitte der 1970er Jahre das vollelektronisch gesteuerte Bandlaufwerk mit fünf Motoren ein. Die VCR-Geräte wurden dadurch fernbedienbar, teilweise sogar drahtlos über Zusatztasten an der Fernbedienung des angeschlossenen Farbfernsehgeräts.

Die Bildqualität der ersten Home-VCR-Geräte ist etwa vergleichbar mit der von Betamax und VHS, allerdings bei einer deutlich saubereren Farbwiedergabe. Sie liegt jedoch wie bei diesen deutlich unter der eines direkt empfangenen Fernsehbildes. Aufgrund der verglichen mit VHS systembedingt etwas günstigeren technischen Parameter (höhere Band-/ Kopf-Relativgeschwindigkeit, Farbe „Color Under“ mit „Rasen“ zwischen den Videospuren) kann bei VCR ohne Farb-Rauschunterdrückung gearbeitet werden. Die sichtbare Wiedergabequalität steigerte sich mit den Geräten der dritten (und letzten) Generation, insbesondere beim Grundig-SVR-Gerät, noch etwas und erreichte eine scharfzeichnende und saubere Videoqualität mit wenig Farbrauschen.

VCR eignete sich deshalb für die Entwicklung von semiprofessionellen und professionellen Videorekordern, die Assemble- und Insertschnitt ermöglichten. Derartige Geräte kamen ab 1974 (Philips) und 1977 (Grundig) auf den Markt und wurden bis Mitte der 1980er Jahre angeboten. Dabei wurde durch Überspielen von Ausschnitten der Aufzeichnung auf Kassette A im Zuspielgerät (Player) zu einem zweiten Gerät mit Kassette B (Schnittrekorder) „geschnitten“. Im Wortsinne geschnitten wurde nichts, vielmehr brachte man die Szenen durch viele einzelne Überspielvorgänge in die richtige Reihenfolge. Das Gerät (oder besser: Gerätesystem) von Grundig konnte Videomaterial mittels elektronischer Schnittsteuerung sogar bildgenau bearbeiten.

Technische Daten

VCR Standard:

Kopftrommel-Durchmesser 105 mm
Rotationsgeschwindigkeit 1500/min
Relative Abtastgeschwindigkeit 8,1 m/s
Bandgeschwindigkeit 14,29 cm/s
Spaltlänge der Videoköpfe 0,8 µm
Videospurbreite 130 µm
Videospurabstand 57 µm
Audiospurbreite 2 × 0,7 mm (Spur 1 am unteren Bandrand, Spur 2 am oberen Bandrand)
Synchronspurbreite 0,3 mm (zwischen Audiospur 2 und den Videospuren)
Neigung der Kopfspalte relativ zur Abtastrichtung keine Neigung
Videobandbreite 3 MHz (Y) und 650 kHz (C), oder 3,2 MHz bei Schwarzweiß
Modulation des Y (Luminanz)-Signals FM, 3,0 MHz (Synchronimpuls) bis 4,4 MHz (weiß)
Farbaufzeichnung Herabgesetzte Farbe mit Träger bei 562,5 kHz

Quelle: Servicemanual zu Philips N1512 und N1502


VCR Longplay:

Kopftrommel-Durchmesser 105 mm
Rotationsgeschwindigkeit 1500/min
Relative Abtastgeschwindigkeit 8,1 m/s
Bandgeschwindigkeit 6,56 cm/s
Spaltlänge der Videoköpfe 0,6 µm
Videospurbreite 85 µm
Videospurabstand 0 µm
Audiospurbreite 0,7 mm
Synchronspurbreite 0,7 mm
Neigung der Kopfspalte relativ zur Abtastrichtung je 15 Grad, gegeneinander also 30 Grad
Videobandbreite 3 MHz (Y) und 650 kHz (C)
Modulation des Y (Luminanz)-Signals FM, von 3,3 MHz (Synchronimpuls) bis 4,8 MHz (weiß)
Farbaufzeichnung Herabgesetzte Farbe mit Träger bei 562,5 kHz

Quelle: „Service Manual“ (technisches Handbuch) zu Philips N1700


SVR:

Band 1/2" /(12,7 mm)
Bandgeschwindigkeit 3,95 cm/s
Relative Abtastgeschwindigkeit 8,21 m/s
Videospurbreite 50 µm
Videospurlänge 164 mm
Videospurabstand 0 µm
Tonspurbreite 0,7 mm
Synchronspurbreite 0,7 mm

Quelle: „Service Manual“ (technisches Handbuch) zu Grundig SVR4004

Weblinks


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