Utopia (1874)

Utopia (1874)
Utopia
Zeichnung des Untergangs von Georgina Smith (1891)

Zeichnung des Untergangs von Georgina Smith (1891)

p1
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich (Handelsflagge) Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen Glasgow
Eigner Anchor Line
Bauwerft Robert Duncan and Company (Glasgow)
Baunummer 67
Stapellauf 14. Februar 1874
Indienststellung 23. Mai 1874
Verbleib 17. März 1891 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
106,7 m (Lüa)
Breite 10,7 m
Vermessung 2720 BRT
Maschine
Maschine Dreifachexpansions-Dampfmaschinen von D. & W. Henderson & Company
Geschwindigkeit max. 13 kn (24 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl I. Klasse: 120
II. Klasse: 60
III. Klasse: 600
Sonstiges
Registrier-
nummern

Registernummer: 68102

Die Utopia war ein 1874 in Dienst gestelltes Passagierschiff der britischen Reederei Anchor Line, das für den Transatlantikverkehr gebaut wurde und Passagiere, Fracht und Post von England nach New York und später ins Mittelmeer beförderte. Am 17. März 1891 kollidierte die Utopia im Hafen von Gibraltar mit einem britischen Kriegsschiff, dessen Bug das Passagierschiff aufschlitzte und es innerhalb weniger Minuten untergehen ließ. 564 Menschen kamen dabei ums Leben. Der Untergang der Utopia ist das größte Unglück in der Geschichte der Anchor Line.

Das Schiff

Die Utopia wurde 1874 von der schottischen Schiffsbauwerft Robert Duncan and Company am Clyde für die Anchor Line, eine 1856 gegründete britische Dampfschifffahrtsgesellschaft mit Sitz in Glasgow, gebaut und lief dort am 14. Februar 1874 vom Stapel. Ihr Rumpf war aus Eisen hergestellt. Sie hatte einen Schornstein, einen Propeller und drei Masten. Sie hatte zwei Schwesterschiffe, die Elysia (1873) und die Alsatia (1876).

Die Utopia war für die Unterbringung von 120 Passagieren in der Ersten, 60 in der Zweiten und 600 in der Dritten Klasse ausgelegt. Sie war im Verlauf ihrer Dienstjahre nacheinander auf verschiedenen Routen eingesetzt. Am 23. Mai 1874 legte die Utopia zu ihrer Jungfernfahrt von Glasgow über Moville nach New York ab. Auf dieser Strecke machte sie 12 Überfahrten, bevor sie ab September 1875 von Glasgow nach Bombay fuhr. Ab dem 30. April 1876 bediente sie die Strecke Glasgow–New York, auf der sie 40 Atlantiküberquerungen absolvierte. Ab Februar 1882 stand die Utopia im Mittelmeerdienst der Reederei und steuerte dabei die Häfen von Messina, Neapel und Triest an. Sie beförderte von nun an hauptsächlich Auswanderer in die Vereinigten Staaten.

1890-91 wurde das Schiff umgebaut und mit Dreifachexpansions-Dampfmaschinen ausgestattet. Auch die Passagierunterkünfte wurden umgewandelt: Von nun an hatte sie Platz für 45 Passagiere Erster Klasse und 900 Dritter Klasse. Die Zweite Klasse wurde abgeschafft.

Untergang

Das britische Linienschiff blinde Passagiere, die erst nach dem Ablegen entdeckt wurden. Insgesamt machten 880 Menschen diese Überfahrt mit, darunter 85 Frauen und 67 Kinder.

Am Nachmittag des 17. März 1891 lief der Dampfer bei stürmischem Wetter und daraus resultierenden schlechten Sichtverhältnissen in den Hafen von Gibraltar ein, wo zu der Zeit die Mittelmeerflotte der Royal Navy lag. McKeague steuerte sein Schiff zu seinem üblichen Anlegeplatz, bis er bemerkte, dass dort bereits die beiden Linienschiffe Bug des Linienschiffes vorbei steuern. Sturmböen und peitschende Wellen erfassten die Utopia um 18.36 Uhr und ließen sie auf den zum Rammen und Versenken von Schiffen gebauten Bug der Anson prallen. Der Bug der Anson riss ein fünf Meter breites Loch in das Heck der Utopia unterhalb der Wasserlinie. Die Utopia begann schnell zu sinken. An Bord brach Panik unter den Passagieren aus, die sofort zu den Rettungsbooten stürmten. Die Lichter fielen nach kurzer Zeit aus und viele Passagiere sprangen über Bord.

Kapitän McKeague wollte das Schiff zunächst auf Grund laufen lassen, aber die Maschinen fielen fast augenblicklich aus. Er ordnete das Ausbooten an, aber die Utopia krängte plötzlich 70 Grad nach Backbord, wodurch die Rettungsboote auf dieser Seite zerschmettert wurden. Hunderte waren im Schiff gefangen, viele weitere klammerten sich an die Steuerbordseite. 20 Minuten nach dem Zusammenstoß sank die Utopia auf den Grund des 17 Meter tiefen Hafenbeckens. Schiffe der Royal Navy kamen den Schiffbrüchigen umgehend zu Hilfe, konnten aber wegen der rauen See und dem stürmischen Wetter nicht sehr nah heran kommen. Von den 880 Menschen an Bord konnten schließlich 318 gerettet werden: 290 Passagiere Dritter Klasse, zwei Passagiere Erster Klasse, 23 Besatzungsmitglieder und die drei blinden Passagiere. Die übrigen 562 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Außerdem ertranken zwei Männer des Panzerkreuzers HMS Immortalité, James Cotton und George Hales. Sie wurden zwei Tage nach dem Unglück mit militärischen Ehren beigesetzt. Die ersten Utopia-Opfer, 28 Erwachsene und drei Kinder, wurden am 20. März in Gibraltar beerdigt. Kapitän McKeague, der überlebte, wurde festgenommen, aber am selben Tag gegen Zahlung einer Kaution wieder entlassen.

Kurz nach dem Unglück wurden Taucher zum Wrack geschickt, die von „hunderten von Leichen“, berichteten, die “so eng zusammengepfercht waren, dass man sie kaum voneinander trennen konnte“. Die Masten und der Schornstein ragten über die Wasseroberfläche. Das Wrack wurde zwar beleuchtet, um weitere Unfälle zu vermeiden, dennoch kollidierte die Primula beim Einlaufen in den Hafen damit. Am 23. März 1891 begann unter dem Vorsitz von Sir Charles Cavendish Boyle, einem Kolonialadministrator und Hafenkapitän von Gibraltar, die offizielle Untersuchung des Unglücks. Kapitän McKeague wurde wegen erheblicher Fehler bei der Beurteilung der Lage die Schuld an dem Unglück gegeben. Im Juli 1892 wurde das Wrack des Passagierdampfers geborgen und zurück zur Werft nach Glasgow gebracht, wo es acht Jahre lang lag. Im April 1900 wurde es an das Abbruchunternehmen Thomas W. Ward Shipbreakers Ltd. verkauft, welches die Utopia abwrackte.

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