Uracher Bibelanstalt

Uracher Bibelanstalt

Hans Ungnad (mit vollem Namen: Hans Ungnad Freiherr von Sonneck; * 1493; † 27. Dezember 1564 auf Schloss Wintritz, Böhmen) war ein österreichischer Staatsmann, der später in Urach (Württemberg) eine Buchdruckerei unterhielt, um die Reformation zu unterstützen.

Leben

Hans Ungnad war ab 1530 Landeshauptmann der Steiermark, wo sich gerade die von Martin Luther initiierte Reformation ausbreitete; zugleich wurde er Vizedom von Celje. 1532 führte er seine Truppen erfolgreich in eine Schlacht gegen die Türken. Ab 1540 war er Oberster Feldhauptmann auf dem Territorium, das dem heutigen Slowenien und Zentral-Kroatien entspricht, er bekleidete auch weitere politische Ämter.

Ungnad wurde ein Anhänger der Reformation. Nachdem er sich bei Kaiser Ferdinand I. vergeblich um die Religionsfreiheit bemüht hatte, legte er 1556 seine Ämter nieder. Er ging zunächst nach Wittenberg, wo er Philipp Melanchthon kennenlernte. 1558 ging er nach Urach. Dort ernannte ihn Herzog Christoph zu seinem Rat. 1560 wandte sich der slowenische Reformator Primož Trubar, den er möglicherweise bereits aus Celje kannte, der nun aber in Kempten lebte, an ihn mit der Bitte, die Publikation einer kroatischen Übersetzung des Neuen Testaments finanziell zu unterstützen. Ungnad war von dem Projekt so begeistert, dass er Stephan Consul (der die Übersetzung gemeinsam mit Anton Dalmata angefertigt hatte) nach Urach kommen ließ.

Aus eigenen Mitteln sowie mit Unterstützung des Herzogs und weiterer protestantischer Herrscher gründete er in Urach die Windische, chrabatische und cirulische Thrukerey (d. h. Slowenische, kroatische und kyrillische Druckerei; auch Uracher Bibelanstalt genannt). Dort wurden 1562/63 eine von Primož Trubar übersetzte und bearbeitete Version der Augsburgischen Konfession, sowie eine von Stephan Consul und Anton Dalmata angefertigte kroatische Übersetzung des Neuen Testaments, jeweils in zwei Versionen (in glagolitischen und kyrillischen Lettern) gedruckt.

Während eines Besuchs bei seiner in Böhmen lebenden Schwester verstarb Hans Ungnad; er wurde in der Tübinger Stiftskirche beigesetzt. Die Druckerei wurde aufgelöst.

Literatur

  • Theodor Elze: Ungnad zu Sonneck, Hans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 308–310.
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 10 (ISBN 3-598-23170-9)
  • Rolf Vorndran, Kurzer Überblick über die Drucke der Südslawischen Bibelanstalt in Urach, in: Gutenberg-Jahrbuch, 1976, S. 291-297
  • Ernst Benz, Hans von Ungnad und die Reformation unter den Südslawen, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte, Jg. 58.1939, S. 387-475
  • Bernhard Hans Zimmermann, Hans Ungnad, Freiherr von Sonneck, als Förderer reformatorischer Bestrebungen bei den Südslawen, in: Südostdeutsche Forschungen, Jg. 2.1937, S. 36-58
  • Artikel Hans Ungnad im Österreich-Lexikon von aeiou

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  • Hans Ungnad — (aus dem Trubarjev zbornik, 1908) Hans Ungnad (mit vollem Namen: Hans III. Ungnad von Weissenwolf, Freiherr von Sonnegg (Sonneck); * 1493; † 27. Dezember 1564 auf Schloss Winteritz [Vintířov] in Böhmen) war ein österreichischer Staatsmann, der… …   Deutsch Wikipedia

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