Unmögliche Lattenkiste

Unmögliche Lattenkiste
Eine solche Kiste...
...ist unmöglich...
...wenn sie denn eine wäre.

Die Unmögliche Lattenkiste ist eine "Unmögliche Figur", eine dreidimensionale optische Täuschung, die auf unserer Erfahrung im räumlichen Sehen und unserer Kenntnis geometrischer Körper und perspektivischer Gesetzmäßigkeiten beruht.

Inhaltsverzeichnis

Das Rätsel

Die Kiste wird dem Publikum in einer gewissen Entfernung vorgeführt, und zwar exakt so, wie in Abbildung 1 zu sehen; zur Steigerung des Effekts kann sich der Vorführende sogar hineinstellen. Der Effekt ist verblüffend: Wir sehen eine Kiste, die aus zwölf Latten die Kanten eines Quaders bildet, die aber so nicht existieren kann.

Unsere Erfahrung sagt uns, dass sowohl die obere, vordere Querlatte als auch die senkrechte Latte links im Vordergrund (in der 2. Abbildung grün) aufgrund der perspektivischen Gesetze optisch vor den anderen Latten liegen muss. Dennoch sehen wir, dass – im Gegenteil – die senkrechte Latte rechts hinten und die querliegende hinten unten (rot) diese beiden überlagern. Das aber ist unmöglich, ein geometrisches Paradox.

Die Lösung

Die Täuschung basiert darauf, dass die Kiste nicht das ist, was sie zu sein scheint. Wir meinen, eine Kiste aus zwölf durchgängigen Latten zu sehen, die die Kanten eines Quaders bilden. Kippt man die Kiste aber nur ein kleines Stück, wird der Trick offensichtlich (Abb. 3): Tatsächlich sind in zwei der Latten so geschickt Lücken gesägt worden, dass der Betrachter bei der Vorführung durch diese Lücken hindurch die hinten liegenden Latten sehen kann.

Die Illusion funktioniert nur bei genügend großem Abstand zum Betrachter und nur dann, wenn dieser sich nicht stark bewegt. Unser räumliches Sehen basiert auf dem Abgleich der beiden Einzelbilder des rechten und des linken Auges; diese Einzelbilder werden sich aber mit zunehmendem Abstand des betrachteten Objekts immer ähnlicher, so dass wir die Tiefe oder Entfernung eines Objekts immer schlechter einschätzen können. Wenn sich der Betrachter bewegt, kann er aus der relativen Position der Objekte deren tatsächliche Lage abschätzen: Erfahrungsgemäß bewegen sich weiter entfernte Gegenstände im Blickfeld weniger als nähere.

Durch genügende Entfernung und relative Bewegungslosigkeit, etwa durch eine fixe Kamera, werden dem Betrachter diese Möglichkeiten genommen und seine Sicht praktisch auf zwei Dimensionen reduziert, so dass er auf andere Bezugsgrößen angewiesen ist. Ohne Informationen zur Tiefe sehen wir letztendlich eine zweidimensionale Projektion, die wir auf der Basis unserer Erfahrung mit solchen Projektionen (z. B. Illustrationen in Büchern, aber auch Fernsehbildern) wieder auf die dritte Dimension hochzurechnen versuchen. Das Bild eines Quaders ist uns so vertraut, dass wir etwas, was diesem nur hinreichend ähnlich ist – so, wie die „unmögliche Lattenkiste“ – unwillkürlich auf die uns bekannte Form zurückführen, selbst, wenn unser Verstand uns sagt, dass dies physikalisch unmöglich ist.

Der besonders beeindruckende Effekt solcher „unmöglicher Körper“ wie der Lattenkiste beruht darauf, dass es sich um tatsächliche Körper und nicht bloß um deren Abbildungen handelt, die aber explizit im Hinblick auf die zweidimensionale Projektion (und Täuschung), die sie hervorrufen, konstruiert wurden. Die Körperlichkeit verführt den Betrachter dazu, dem Gesehenen eine größere Glaubwürdigkeit beizumessen, als dies bei einer bloßen, flächigen Abbildung der Fall wäre.

Herkunft und Verwendung

Urheber dieser und weiterer „unmöglicher Körper“ ist der britische Psychologe Richard Gregory, der sich mit Sinneswahrnehmungen und -täuschungen befasst.

Die „Unmögliche Lattenkiste“ diente dem niederländischen Grafiker M. C. Escher als Modell für seine Lithographie „Belvedere“.

Siehe auch

 Commons: Optical Illusions – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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