Universitätsbibliothek Löwen

Universitätsbibliothek Löwen
Die zerstörte Bibliothek im Ersten Weltkrieg

Die Universitätsbibliothek Löwen ist die Universitätsbibliothek der Katholieke Universiteit Leuven in Löwen, Belgien. Sie wurde sowohl während des Ersten als auch während des Zweiten Weltkriegs zerstört und danach jeweils wieder aufgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von der Gründung der Universität (1425) bis 1636 gab es keine Zentralbibliothek. Erst 1636 wurde eine solche in der ehemaligen Tuchhalle eingerichtet. Diese wurde in der Nacht vom 25. zum 26. August 1914 ein Raub der Flammen, als deutsche Truppen die von ihnen besetzte Stadt Löwen als Repressalie wegen des angeblichen Auftretens irregulärer Heckenschützen niederbrannten. Etwa ein Dutzend Handschriften, 800 Inkunabeln und 300.000 Bücher fielen den Flammen zum Opfer. Dieses Ereignis spielte in der Folge eine große Rolle in der Kriegspropaganda der Entente gegen die Mittelmächte. Deutschland wurde bezichtigt, nicht einmal unwiederbringliches Kulturgut unversehrt zu lassen ("Ici finit la culture allemande").[1]

Die Universitätsbibliothek heute

Die Universitätsbibliothek wurde nach dem Ersten Weltkrieg 1921-28 nach Plänen des amerikanischen Architekten Whitney Warren (1864-1943) im Stil der flämischen Renaissance wieder aufgebaut. Die reiche Ornamentik drückt die Bedeutung amerikanischer Finanzhilfe - Herbert Hoover spielte dabei eine besondere Rolle - aus. Die Bibliothek wurde auch am amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli 1928, eröffnet.

Am 16. Mai 1940 brannte die Bibliothek erneut - diesmal beschuldigten sich die abziehenden Engländer und die vorrückenden Truppen der Wehrmacht gegenseitig. 900.000 Bücher verbrannten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek erneut originalgetreu rekonstruiert und 1987 unter Denkmalschutz gestellt.

Die 1968–1970 erfolgte Teilung der Universität Löwen in einen flämischen und einen französischsprachigen Teil und die damit einhergehende Umsiedelung des letzteren nach Louvain-la-Neuve betraf auch die Universitätsbibliothek. Die Aufteilung des Buchbestandes stellte ein großes Problem dar; sie erfolgte schließlich – einem zunächst scherzhaft gemeinten Einfall folgend – nach geraden und ungeraden Signaturen.[2]

Carillon

Im Turm der Universitätsbibliothek hängt ein Carillon, dessen Glocken ursprünglich, nämlich im Jahre 1928, von der Glockengießerei Gillett & Johnston (Croydon, England) gegossen wurden. Allerdings erklingen heute nur noch die größten vom Turm, die Diskantglocken wurden in den Achtzigern durch Niederländische Glocken ersetzt. Die Tonfolge reicht von fis0-gis0-b0 chromatisch bis b5.

Literatur

  • Wolfgang Schivelbusch: Die Bibliothek von Löwen. Eine Episode aus der Zeit der Weltkriege. Hanser, München 1988. ISBN 3-446-15162-1
  • Chris Coppens, Mark Derez, Jan Roegers: Leuven University Library 1425 -2000, Löwen 2000. ISBN 90-5867-466-5
  • John N. Horne, Alan Kramer: German Atrocities, 1914. A History of Denial, Yale University Press, New Haven, Conn. 2001. ISBN 0-300-08975-9

Einzelnachweise

  1. Furore Teutonico, Der Spiegel Ausgabe 12/1988
  2. G. Ringlet (Ed.): Une aventure universitaire, Éditions Racine, Brüssel 2000, S. 22.

Weblinks

 Commons: Katholieke Universiteit Leuven – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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