United World Colleges

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Logo der United World Colleges

Die United World Colleges (UWC) sind eine Gruppe von derzeit 13 internationalen Schulen, an denen Schüler aus über 120 Ländern für zwei Jahre gemeinsam lernen, zusammenleben und ihre Schulausbildung mit einem internationalen Abschluss beenden. Das von Kurt Hahn entworfene Schulkonzept der United World Colleges hat das erklärte Ziel, junge Menschen durch internationale Erziehung, gemeinsames Erleben und soziales Engagement zu mehr Toleranz und Verantwortung zu erziehen.

Die United World Colleges in Wales, Singapur, Kanada, Swasiland, Italien, USA, Hongkong, Norwegen, Venezuela, Indien, Costa Rica, Bosnien und Hercegowina und den Niederlanden wurden zwischen 1962 und 2009 gegründet. Jede Schule hat typischerweise zwischen 200 und 300 Schüler, die ihre Ausbildung am UWC im Alter von 16 bis 18 Jahren beginnen und zwei Jahre später mit dem (in Deutschland als dem Abitur gleichwertig anerkannten) International Baccalaureate (IB)-Diplom verlassen. Die Auswahl von Schülern für die United World Colleges erfolgt durch nationale UWC Komitees in den jeweiligen Heimatländern. Obwohl sich die Auswahlverfahren von Land zu Land unterscheiden haben alle United World Colleges das Ziel, Schüler in allen Ländern nach akademischen Leistungen, sozialem Engagement und persönlichen Leistungen und unabhängig von finanziellen Mitteln auszuwählen. Die meisten UWC-Schüler erhalten Voll- oder Teilstipendien zum Besuch der Schulen. In Deutschland wird die Auswahl durch die Deutsche Stiftung UWC getroffen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Idee der United World Colleges geht zurück auf den deutschen Pädagogen Kurt Hahn. Hahn, der zuvor bereits an der Gründung der deutschen Internatssschulen Schloss Salem, Birklehof und Stiftung Louisenlund beteiligt gewesen war, wurde 1956 als Redner an das NATO-Verteidigungskolleg eingeladen. Dort erlebte er die Kooperation und Freundschaft von Menschen aus Ländern, die noch vor kurzem im Zweiten Weltkrieg verfeindet gewesen waren. Hahn hatte die Idee, junge Menschen auf ähnliche Art und Weise zusammen zu bringen, um so beispielsweise die Feindseligkeit des Kalten Krieges zu überwinden.[1] Gemeinsam mit Kollegen - von denen viele aus dem Militär stammten - entwickelte Hahn die Idee der United World Colleges. Gefördert durch großzügige Spenden (u.a. durch den französischen Kaufmann Antonin Besse) und inspiriert von Hahns Ideen gelang es 1960 einer Gruppe um Admiral Desmond Hoare und Marshal Sir Lawrance Darvall, das St. Donat's Castle, ein Schloss in Wales, zu erwerben und dort 1962 das Atlantic College zu eröffnen und nach Hahns Konzepten zu betreiben. 1971 wurde unter Mithilfe von Lord Louis Mountbatten (Präsident von UWC von 1967 - 1978) die neu gegründete internationale Schule in Singapur demselben Schulkonzept unterstellt, 1974 wurde in Kanada das "Lester B. Pearson United World College of the Pacific" gegründet - im Gedenken an den kanadischen Premierminister und Friedensnobelpreisträger Lester Pearson, der seit einem Besuch am Atlantic College von einer ähnlichen Schule in Kanada geträumt hatte. In den folgenden 30 Jahren wurden 10 weitere UWCs gegründet.

Schulkonzept

Unterricht

Der Unterricht an den United World Colleges erfolgt nach den Richtlinien des International Baccalaureate Diploma (IB). Diese schreiben vor, dass 6 Fächer aus 5 verschiedenen Themenbereichen (Mathematik, Literatur, Fremdsprache, Naturwissenschaft, Gesellschaftswissenschaft) belegt werden. Jeweils drei dieser Fächer werden auf einem intensiveren Niveau ("Leistungskurs"), die drei restlichen auf einem weniger intensiven Niveau ("Grundkurs") belegt. Zusätzlich belegen die Schüler einen Kurs in "Wissenstheorie" ("Theory of Knowledge"), eine Art Einführung in die Philosophie, besonders die Wissenschaftstheorie, und sie verfassen eine Facharbeit, ein sogenanntes "Extended Essay". Der IB Abschluss wird in Deutschland als dem Abitur gleichwertig anerkannt. Die Umrechnung der im IB erreichten Punktzahl auf eine Deutsche Abiturnote erfolgt aufgrund einer von der Kultusministerkonferenz 1979 festgelegten Formel. Am Simón Bolívar UWC of Agriculture in Venezuela (es werden nur Schüler aus Lateinamerika an dieser Schule angenommen, eine Bewerbung z.B. aus Deutschland ist nicht möglich) wird anstatt des IB ein landwirtschaftlich orientierter Abschluss angeboten.

Außerschulische Aktivitäten

Außerschulische Aktivitäten spielen in den United World Colleges eine ähnlich bedeutende Rolle wie der Unterricht. Der Nachweis von mindestens 200 Stunden an Aktivitäten aus mindestens 3 Bereichen (Kreativität, Sport und Community Service) ist verpflichtende Bedingung für den Erhalt eines IB Diploms. Das Angebot unterscheidet sich von Schule zu Schule, ist aber überall sehr breit gefächert. So wird am Atlantic College in Wales ein Küstenrettungsdienst betrieben, am Mahindra United World College in Indien wird klassischer indischer Tanz unterrichtet und am Waterford Kamhlaba in Swasiland bieten Schüler einen Kurs in Textildruck für arbeitslose Frauen an, bauen Häuser für Obdachlose oder leisten Aidsaufklärung an Schulen in der Umgebung.

Kultureller Austausch

Im täglichen Leben am UWC kommen Schüler in Kontakt mit Mitschülern aus etwa 80-90 Ländern. Darüber hinaus veranstalten die Colleges regelmäßig Abende, an denen ein Kontinent oder eine Region im Mittelpunkt steht und von den Schülern aus diesem Gebiet durch Speisen, Musik und Theaterstücke vorgestellt wird. Das Gastland übt üblicherweise einen starken kulturellen Einfluss auf die Colleges aus - am Mahindra United World College in Indien werden beispielsweise hinduistische Feiertage gefeiert und die Landessprache Hindi kann als Unterrichtsfach gewählt werden.

Organisation

Organisationsstruktur

In mehr als 140 Ländern existieren nationale UWC Komitees oder Kontaktstellen, die sich unter anderem um die Auswahl von Schülern und die Finanzierung von Stipendien kümmern und in denen meist ehemalige Schüler aktiv sind. Die einzelnen Schulen sind weitgehend unabhängig und werden meist von Aufsichtgremien geleitet. Auf internationaler Ebene koordiniert das internationale Büro (International Office) der UWC Bewegung in London die Arbeit von Schulen und nationalen Komitees. Präsidentin der UWC Bewegung ist Königin Nūr von Jordanien, Ehrenpräsident ist Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.

Bewerbung

Die Auswahl von Schülern für die Schulen übernehmen die nationalen Komitees. In Deutschland können sich Schüler der 10. oder 11. Jahrgangsstufe bewerben. Auf eine schriftliche Vorauswahl folgt ein Auswahltreffen mit Gruppenaufgaben und Einzelgesprächen.

Auch in Österreich und in der Schweiz gibt es nationale Komitees (siehe 'Weblinks').

Colleges

Derzeit existieren dreizehn UWC-Schulen:

Literatur / Zeitschriftenartikel

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Sutcliffe: The First Twenty Years of the United World Colleges. In: Roy Denning (Hrsg.): The Story of St. Donat´s Castle and Atlatic College. with a foreword by H. R. H. the Prince of Wales. D. Brown in conjunction with Stewart Williams, Cambridge 1983, ISBN 0-905928-26-1, S. 85–118.

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