Unheilige Allianzen

Unheilige Allianzen

Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus. (ISBN 3-89771-817-0) ist ein 2005 im Unrast Verlag erschienenes Buch, welches sich mit neonazistischen Tendenzen in der Black-Metal-Szene und ihren Verbindungen zur organisierten rechtsradikalen Szene befasst.

Die Autoren sind der Düsseldorfer Sozialwissenschaftler Christian Dornbusch und der Politikwissenschaftler Hans-Peter Killguss. Dem Buch gingen im Jahr 2003 eine Magisterarbeit (Dornbusch) und eine Diplomarbeit (Killguss) über Black Metal voraus. Laut Prolog beschäftigen sich beide seit den 1980ern mit der Metal- und Rock-Szene und begannen 1998, also zu der Zeit, als der wegen des Mordes an Sandro Beyer verurteilte Hendrik Möbus von der Band Absurd vorzeitig aus der Haft entlassen wurde und seine Kontakte auszubauen begann, mit den Recherchen für ihr Buch. Da beide Autoren schon Erfahrung mit dem Umgang in der rechtsextremen Szene hatten, bewegten sie sich laut eigenen Aussagen vorsichtig in der Black-Metal-Szene und versuchten ihre Privatsphäre zu schützen,[1] jedoch seien die Autoren mittlerweile in diesem Umfeld „mit ihren Pseudonymen enttarnt“.[2] Nach Veröffentlichung des Buches erhielten sie konkrete Morddrohungen von rechtsextremen Black-Metallern.[3][4]

Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt: Der erste widmet sich der Entstehungsgeschichte des Black Metal, der zweite der Szene, ihrem Image, ihren Inhalten und den jeweiligen Aneignungen durch Neonazis. Der dritte Abschnitt schließlich befasst sich mit dem sogenannten NS-Black-Metal.

Rezeption

Unheilige Allianzen wurde durch eine Vielzahl von Medien, darunter der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus, die taz, Telepolis oder Visions durchgehend positiv bewertet und als empfehlenswerte Veröffentlichung bezeichnet. In der Metalszene im weitesten Sinne wurde das Buch durch verschiedene Szenemedien wie die Printmagazine Rock Hard[5] sowie Legacy[2] und diverse Webzines[6][7] ebenfalls grundlegend positiv aufgenommen. Das Werk könne sowohl als Argumentationshilfe dienen als auch eine in Teilen der Szene lange ignorierte Diskussion über problematische Inhalte anregen.

In der Pagan- und Black-Metal-Szene ist das Buch prinzipiell umstritten[3], beispielsweise bezeichnet die deutsche Pagan-Metal-Band Odroerir das Buch als „Trivialliteratur“ und „Schund“,[8] während die österreichische Black-Metal-Band Summoning das Buch empfiehlt.[9] Das Buch sei „teilweise unwissenschaftlich“ und durch die Nichtnennung szeneinterner Selbstkritik einseitig.[10] Spezielle Kritik richtet sich zum Beispiel gegen die Verwendung von laut Aussagen der betroffenen Bands aus dem Zusammenhang gerissener Interviewaussagen.[11]

Andere Bands sehen sich aufgrund von Privatfreundschaften einzelner Mitglieder untereinander oder Konzertauftritten mit umstrittenen Bands ungerechtfertigt als pauschal rechtsextreme Gruppierungen gebrandmarkt.[12] Durch solche Fehler sehen Szenegänger die gesamte Black-Metal-Szene als rechtsradikal oder „rechtsoffen“ diskreditiert. Laut den Autoren unterscheidet sich die Szene jedoch nicht „deutlich in einen unpolitischen mit klaren Abgrenzungen und einen rechten Flügel, sondern erscheint eher als ein großes Ganzes, in dem beide Fraktionen mehr oder weniger gut miteinander auskommen“.[13]

Einzelnachweise

  1. Interview mit den Autoren auf Vampster.com, von Arlette Huguenin
  2. a b Rezension in Legacy 01/2006, S.78, von Björn Thorsten Jaschinski
  3. a b Interview mit den Autoren im Legacy 03/2006, S.23, von Thor Wanzek
  4. Heidnischer Germanen-Metal, Polylux vom 27. April 2006, von Alexander Dluzak
  5. Rezension in Rock Hard Nr. 226, März 2006, S. 24, von Götz Kühnemund
  6. Rezension durch Vampster, von Arlette Huguenin
  7. Rezension durch amboss-mag.de, von Stefan
  8. Interview von Danny Jakesch
  9. Interview durch bloodchamber.de, von Ralf Scheidler
  10. Leserbriefseiten des Legacy, von Johannes Paul Köhler
  11. Interview mit der Band Funeral Procession, von Johannes Paul Köhler
  12. Leserbriefseiten des Legacy 04/2006 und 05/2006
  13. Unheilige Allianzen, S. 147

Weblinks


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