Ulrich von Zell

Ulrich von Zell
Grab des hl. Ulrich in der ehem. Klosterkirche St. Ulrich im Schwarzwald mit Figur von Matthias Faller, 18. Jh.

Ulrich von Zell (* ca. 1029; † 1093), auch Ulrich von Regensburg, Ulrich von Cluny, Ulrich vom Möhlinstal oder Ulrich vom Breisgau genannt, war ein Benediktiner und Gründer u.a. des Klosters St. Ulrich im Schwarzwald. Er wird als Heiliger verehrt; sein Festtag ist der 10. Juli.

Als profilierter Vertreter des vom burgundischen Kloster Cluny ausgehenden benediktinischen Reform-Mönchtums erscheint in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts (der heilige) Ulrich von Zell/Cluny. Der um 1029 geborene Ulrich war der Sohn eines Regensburger Kaufmanns Bernwald. Über seine Mutter, Bucca, war er mit dem Hl. Bischof Ulrich von Augsburg verwandt. Seine Eltern sollen, da sie schon lange auf Kinder warteten, dem Hl. Magnus von Füssen gelobt haben, ein gesundes Kind dem Dienst in der Kirche zu widmen. Er war ein Patenkind Kaiser Heinrichs III. (1039-1056) und erhielt zusammen mit Wilhelm von Hirsau im Regensburger Kloster Sankt Emmeram seine geistliche Ausbildung. Er war ab 1044 Mitglied der kaiserlichen Hofkapelle (Amt), aus der wahrscheinlich wegen Konspiration seines Vaters mit den feindlichen Ungarn ausscheiden musste.

Sein Onkel väterlicherseits, Bischof Nitger von Freising nahm Ulrich auf und berief ihn zum Generalvikar des Bistums. Auf der Suche nach seiner Berufung unternahm er ca. 1051 eine abenteuerliche Pilgerfahrt ins Heiliges Land, während der sein Amt einem Anderen übertragen wurde. Eine Klostergründung auf einem ihm in Regensburg gehörigen Landbesitz scheiterte am Widerstand des Regensburger Bischofs Otto. Vermutlich bekannte sich Ulrich schon damals zu den Reformen, die ihn um das Jahr 1063 zum Eintritt in das Kloster Cluny führten. Als Beichtvater und Berater des bedeutenden Abtes Hugo (1048-1109) entfaltete Ulrich mit seiner asketischen Haltung vielfältige Wirkung. Die Beteiligung an der Gründung des Priorats Rüeggisberg (nach 1070/1071) und die Leitung des Priorats Peterlingen (Payerne; um und nach 1075) gehören hierher. Ulrich geriet dort jedoch mit dem Bischof Burkhard aneinander, den er ob seines weltlichen Lebenswandels kritisierte. Zurückgekehrt nach Cluny verfasste Ulrich eine Biografie des Markgrafen Hermann I. (Baden), der ebenfalls in Cluny als einfacher Mönch eingetreten war. Auf Bitte seines Jugendfreundes Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091) verfasste und übersandte Ulrich die von ihm in Cluny zwischen 1079 und 1086 aufgezeichneten Gewohnheiten (constitutiones Cluniacenses), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden.

Im Breisgau gründete Ulrich zunächst ein Priorat in Rimsingen auf Landbesitz, den Hesso von Üsenberg dem Kloster Cluny geschenkt hatte. Dieses verlegte er 1077 in das benachbarte Grüningen (Breisach), das ihm wegen seiner Lage an der belebten Handelsstraße jedoch zu unruhig erschien. Mithilfe des Bischofs von Basel, Burkhard von Fenis, konnte er im stillen Tal der Möhlin (Rhein) um 1083 endlich das Priorat St. Ulrich gründen, als dessen Prior er bis zu seinem Tod wirkte, sowie ein Frauenkloster in Bollschweil (1115 verlegt nach Sölden). Ulrich setzte sich gemeinsam mit den Äbten Wilhelm von Hirsau und Siegfried von Schaffhausen für die Wahl des Reform-orientierten Gebhard III. von Zähringen, zum Bischof von Konstanz ein. Ca. 1090 erblindet, starb Ulrich in seinem Priorat 1093, nachdem ihn Abt Hugo vergeblich um Rückkehr nach Cluny gebeten hatte. In verschiedenen Viten wird Ulrich als Heiliger dargestellt und als solcher in der katholischen Kirche verehrt. Er ist der Gründer von St. Ulrich im Schwarzwald mit seiner Klosteranlage von Peter Thumb.

Literatur

  • Michael Buhlmann: Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald. Ein Lexikon. Vortrag beim Schwarzwaldverein St. Georgen e.V., St. Georgen im Schwarzwald, 10. November 2004, Teil 2: N–Z (= Vertex Alemanniae, H. 10/2), S. 102
  • Dieter Heck: Ulrich von Zell. Der Reform verpflichtet (Hagiographie/Ikonographie/Volkskunde; Nr. 105). Schnell + Steiner, München und Zürich 1992
  • Wolfgang Müller: St. Ulrich. In: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. (= Germania Benedictina, Bd. 5), Ottobeuren 1976, S. 615
  • E. Tremp: Ulrich von Zell. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 8, 1997, Nachdruck Stuttgart 1999, Sp. 1205f

Weblinks

 Commons: Ulrich von Zell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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