Bartolomeo Francesco Rastrelli

Bartolomeo Francesco Rastrelli
Winterpalast von der Newa aus aufgenommen (2004)

Bartolomeo Francesco Rastrelli (* 1700 in Paris; † 1771 in Sankt Petersburg) war ein russischer Architekt und Baumeister italienischer Herkunft.

Von Rastrelli stammen viele Barock-Bauwerke in Sankt Petersburg, unter anderem das Stroganow-Palais, das Woronzow-Palais, das Smolny-Kloster und, teilweise, das Anitschkow-Palais (später klassizistisch umgebaut) und der Gostiny Dwor (Grundriss). Am bekanntesten sind wahrscheinlich der Katharinenpalast in Zarskoje Selo, der Große Palast von Peterhof und der Winterpalast in Sankt Petersburg (Eremitage).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bartolomeo Francesco Rastrelli wurde als Sohn des Bildhauers Bartolomeo Carlo Rastrelli, der später vom Papst in den erblichen Grafenstand gehoben wurde, in Paris geboren. 1716 ging er zusammen mit seinem Vater nach Russland, wo dieser für Peter den Großen als Architekt und Bildhauer tätig war. Zunächst war Rastrelli Schüler seines Vaters. 17-jährig plante er seine ersten selbstständigen Arbeiten: die Gartenanlagen für die Sommerresidenz in Strelna. Später folgten zwei Auslandsaufenthalte; Rastrelli besuchte Italien, Frankreich und Deutschland.

Hofarchitekt unter Elisabeth I.

Nach 1730 kehrte Rastrelli nach Russland zurück und wurde zum Hofarchitekten ernannt. Er führte zahlreiche Projekte für Kaiserin Anna Iwanowna aus, von denen allerdings kaum etwas erhalten geblieben ist (Annenhof in Moskau, Sommerpalast in Sankt Petersburg). Rastrelli nahm in dieser Zeit auch Aufträge von Privatleuten entgegen; für Ernst Johann von Biron etwa baute er in Rundāle (Ruhenthal) ein Sommerschloss und in der kurländischen Hauptstadt Mitau (lettisch: Jelgava) eine repräsentative Residenz.

Von Zarin Elisabeth I. wurde Rastrelli dann intensiv bei der Gestaltung von Sankt Petersburg eingesetzt. Darüber hinaus musste der Architekt auch die zahlreichen Festveranstaltungen des Hofes planen: Feuerwerke, Illuminationen, Bankette, Weinfontänen, Triumphzüge usw. Besonders prunkvoll gestaltete Rastrelli die Krönung der Kaiserin in Moskau. Dort hatte er auch Gelegenheit, sich mit der altrussischen Kirchenarchitektur vertraut zu machen. Erstmals seit Peter dem Großen entstanden durch Rastrelli wieder die traditionellen russischen Fünfkuppel-Kirchen (z. B. Auferstehungskathedrale des Smolnyj-Stifts).

Rastrellis Arbeitsleistung war gewaltig. Da er das gewaltige Arbeitspensum nicht alleine bewältigen konnte, bildete er zahlreiche Schüler aus, die allesamt in seiner Baukanzlei arbeiteten.

Rastrelli war verheiratet mit einer gebürtigen Gräfin von Wales. Das Paar hatte mehrere Töchter, allerdings erreichte nur eine das Erwachsenenalter und heiratete nach Warschau. Daher befindet sich ein Großteil des zeichnerischen Nachlasses Rastrellis heute in der Polnischen Nationalbibliothek.

Jordantreppe im Winterpalast

Das letzte Werk Rastrellis in Russland ist der Ausbau des Winterpalastes in St. Petersburg ab 1754: Rastrelli fügte mehrere bestehende Bauten zu einem großen Palastkomplex zusammen. Es ist sein bestes, sein Hauptwerk geworden. Das Innere des Palastes konnte Rastrelli jedoch nicht mehr vollenden; nur den Thronsaal, die Paradetreppe-Jordantreppe und die Schlosskirche konnte er noch fertigstellen. Dann starb die Auftraggeberin Elisabeth. Ihr Nachfolger, Peter III. verlieh Rastrelli den Annenorden, wurde aber schon kurze Zeit später Opfer einer Palastrevolution.

Ende von Rastrellis Beschäftigung

Nach dem Amtsantritt von Katharina II. bekam Rastrelli keine Aufträge mehr vom Hof, da diese sich dem beginnenden Klassizismus zuwandte. Nachdem Rastrelli ein Jahr untätig dasaß, bat er darum, in Pension gehen zu dürfen. Rastrelli ging für ein Jahr nach Italien, dann kehrte er nach Mitau zurück, um die Schlösser seiner Jugend zu vollenden und weiter auszubauen. Dort starb seine Frau, die er innig liebte, und Rastrelli selbst dachte nun ans Sterben: Er war ein alter und kranker Mann. 1771 wurde Rastrelli an die Akademie der Künste in Sankt Petersburg berufen. Doch er starb schon Ende dieses Jahres. Wo sich seine Grabstätte befindet, ist nicht genau bekannt.

Literatur

Cornelia Skodock: Barock in Russland. Zum OEuvre des Hofarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli. Wiesbaden 2006. ISBN 3447053046.

Weblinks

 Commons: Bartolomeo Francesco Rastrelli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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