U-Boot-Bunker

U-Boot-Bunker

U-Boot-Bunker sind Bunker, die als Basen und/oder Werften für U-Boote dienen. Viele der Basen entstanden während des Zweiten Weltkrieges und bestehen oft aus mehreren kleineren und einem sehr großen Bunker.

Ehemaliger sowjetischer U-Boot-Bunker in Porto Palermo, Albanien

Inhaltsverzeichnis

Deutsche U-Boot-Bunker des Zweiten Weltkriegs

Ein U-Boot-Bunker ist eine zum Schutz gegen Luftangriffe und gegnerischen Beschuss durch eine Panzerung aus Stahlbeton überbaute Hafen- oder Werftanlage zur Produktion oder Wartung von U-Booten.

Der U-Boot-Bunker in Brest (Juni 2006)

Das Deutsche Reich baute und betrieb U-Boot-Bunker in Deutschland, Frankreich und Norwegen. Federführend bei deren Errichtung war die Organisation Todt, welche aufgrund ihrer enormen bautechnischen und logistischen Kapazitäten allein in der Lage war, eine solche Vielzahl von derart gewaltigen Bauaufgaben unter hohem Zeitdruck durchzuführen. Der größte Bunker dieser Art hat seinen Standort in Brest, der insgesamt zweitgrößte und zugleich größte in Deutschland ist der U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Rekum.

Weitere U-Boot-Bunker stehen im französischen Saint-Nazaire, La Rochelle-La Pallice, Bordeaux und Lorient sowie in Trondheim und Bergen, beide in Norwegen gelegen. Weitere deutsche Orte, an denen U-Boot-Bunker standen, sind Helgoland, Hamburg-Finkenwerder und der U-Boot-Bunker Kilian in Kiel; diese Bunker wurden nach dem Krieg gesprengt, lediglich in Finkenwerder (Fink II) sind noch Mauerreste sichtbar. Der U-Boot-Bunker Hornisse in Bremen ist mit einem Bürohochhaus überbaut worden.

Bomben-Fangroste auf dem U-Boot-Bunker in St. Nazaire (Stand: Juli 2005)

Die U-Boot-Bunker an der französischen Atlantikküste haben teils eine Deckenstärke von bis zu 10 m Stahlbeton und einen grillrostartigen Aufbau aus Betontraversen auf dem Dach, in welchem sich Fliegerbomben verfangen bzw. schon oberhalb des eigentlichen Bunkers zur Explosion kommen sollten. Viele dieser Deckenverstärkungen konnten bis Ende des Krieges nicht fertiggestellt werden, so dass einige der Fangroste nur teilweise erstellt wurden, bei anderen sind nur die Längsträger fertiggestellt worden.

Darüber hinaus sind sie mit Schleusen und gezeitenunabhängigen Hafenbecken ausgerüstet, um die Einsatzfähigkeit auch bei den großen Tidenhüben des Atlantiks zu gewährleisten.

Die Anlage von Brest

Zu Beginn der 1940er Jahre befestigten die deutschen Besatzer den Hafen in der Bucht von Brest. Die sehr große Anlage in Brest umfasste nicht nur den eigentlichen U-Boot-Bunker, sondern auch ein Kraftwerk und zahlreiche Dockanlagen. Im Kriegsverlauf wurde die Stadt und der Hafen 1944 durch die Alliierten eingekesselt. Die beiden hier stationierten Unterseebootflottillen, die 1. U-Flottille und die 9. U-Flottille, wurden aufgelöst bzw. an andere Standorte verlegt. Nach dem Krieg diente und dient bis heute das ganze Areal der französischen Flotte als Basis für Vorpostenboote und Ähnliches. Eine Besichtigung ist in Teilen als Führung möglich.

Die Führung ist für Angehörige von Nato- und EU-Staaten ohne Voranmeldung möglich. Für Besucher aus anderen Staaten ist eine vorherige Anmeldung notwendig.

Die Anlagen in Lorient

Der Bunker Kéroman III vom gegenüber gelegenen Sportboothafen in Kernével aus gesehen, Stand: Juni 2006.

Die U-Boot-Bunker in Lorient stellten während des Zweiten Weltkrieges hinsichtlich ihrer Ausdehnung den größten deutschen U-Boot-Stützpunkt dar. Hier wurden allein sechs einzelne Bunker unterschiedlicher Größe mit Liege- und Dockplätzen für die Boote gebaut und in Betrieb genommen, ein siebter blieb unvollendet. Charakteristisch für die Bunkeranlagen in Lorient sind zwei außergewöhnliche Konstruktionen, die an keinem anderen deutschen Stützpunkt vorhanden waren und von denen eine lediglich für den Bremer U-Boot-Montagebunker Valentin in stark abgewandelter Form geplant war, aber nicht zur Ausführung kam:

  • die bereits 1936 französischerseits errichtete Slipanlage im Fischereihafen. In ihrem Anschluss befand sich eine Drehscheibe und zwei unikate Dombunker, die heute noch vorhanden sind.
  • die verbunkerte Aufschleppanlage und die Schiebebühne zwischen den beiden auf dem Festland errichteten Bunkern Kéroman I und II.

Eine weitere Besonderheit der Kéroman-Anlagen ist die inzwischen als Museum genutzte Ausbildungsanlage für U-Boot-Rettungsausstiege. Die hohen Verlustzahlen der U-Boot-Waffe machten es notwendig, den Umgang mit dem Tauchretter eingehend zu üben. Hierzu wurde ein an Kéroman II angebauter Bunker errichtet und mit entsprechenden Einrichtungen zur Simulation von Notausstiegen ausgerüstet. Der von den Deutschen als Tauchtopf bezeichnete, später von den französischen Seeleuten in „Tour Davis“ umgetaufte Übungsstand war bis zur Aufgabe des Stützpunktes Ausbildungsort für U-Bootfahrer. Der Tauchtopf ist bis auf kleinere Modifikationen heute noch im Originalzustand zu besichtigen.

Ein weiteres Detail der Anlagen in Lorient sind zwei Wracks im Hafenbecken direkt vor Kéroman III, die von den deutschen Truppen dort versenkt wurden, um Torpedoflugzeuge daran zu hindern, die Schleusentore anzugreifen. Diese Schiffe waren nach dem Ersten Weltkrieg an Frankreich gegangene Reparationsleistungen.

Zwischen 1940 und 1942 befand sich die Dienststelle des BdU, Konteradmiral Karl Dönitz, auf der westlich der Kéroman-Anlagen gelegenen Halbinsel Kernével, die zu dem Lorienter Vorort Larmor gehört. In Larmor Plage und auf der Halbinsel von Gâvres befand sich zudem jeweils eine verbunkerte Küstenbatterie.

Bis Mitte der 1990er Jahre dienten die Bunkerkomplexe im „Port de Pêche“ und auf der Halbinsel Kéroman der französischen Marine. Heute beherbergen sie ausschließlich zivile Nutzer und liegen in Teilen brach. Auf dem Gelände wurden zudem einige Werfthallen für den Bau von Segelbooten errichtet. Der Bereich vor der Aufschleppe der Dombunker wurde umgestaltet; dort befindet sich heute eine Rampe für das Wassern von Segelbooten. Da sich der vollständige Abbruch der Anlagen als zu kostspielig erwiesen hat, wurden nur Teile von Kéroman IV und des Bahnhofs abgebrochen. Kéroman III und der Tauchturm können im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Fast der gesamte Bereich der Kéroman-Basis ist zumindest von außen für Besucher zugänglich.

Die Anlage in La Rochelle-La Pallice

Hauptbauwerk der U-Boot-Basis in La Rochelle-La Palice (2007)
Bau der Anlage von La Pallice 1942

Der Hafen von La Pallice wurde ab 1940 von der deutschen U-Bootwaffe als Stützpunkt genutzt. Im Frühjahr 1941 wurde mit dem Bau der Bunkeranlage begonnen. Es wurden innerhalb von nur sechs Monaten die gedeckte Schleuse und der vom Meer gesehen linke Teil mit sieben U-Boot-Liegeplätzen errichtet. Im direkten Umfeld entstanden zahlreiche kleinere Bunker als Verteidigungsanlagen und als Lokschuppen, Kraftstofflager, Lazarett, Kraftwerk etc. 1942 wurde die Anlage auf der rechten Bunkerseite um drei weitere Liegeplätze vergrößert. Der vorher am rechten Rand liegende, kleine Kai blieb erhalten und war mit Zügen befahrbar.

Die U-Boot-Hafenanlagen von La Pallice wurden im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Eine Art Stillhalteabkommen zwischen dem Festungskommandanten von La Rochelle, Vizeadmiral Ernst Schirlitz, und dem französischen Unterhändler, Fregattenkapitän Meyer, führten dazu, dass mit dem Tag der deutschen Gesamtkapitulation, am 9. Mai 1945 die Stadt La Rochelle und die Hafenanlagen La Pallice unversehrt übergeben wurden.

Nach dem Krieg nutzte die französische Marine vor allem das Hauptbauwerk; noch in den 1990er Jahren jedoch waren große Teile frei begehbar, teils auch das Innere. Das umliegende Gelände wie auch das ehemalige U-Boot-Hafenbecken werden, seit Mitte der 1990er Jahre stetig wachsend, als Handelshafen genutzt. Eine Besichtigung ist inzwischen (2007) nicht mehr möglich, da das umliegende Hafengelände nicht betreten werden darf.

Die Anlage in St. Nazaire

Hauptbauwerk der U-Boot-Basis in St. Nazaire

1941 begannen die deutschen Besatzungstruppen mit der Errichtung der U-Boot-Basis im Hafen von St. Nazaire und setzten dabei eine große Anzahl Zwangsarbeiter ein. Im Zuge der Arbeiten wurden 480.000 m³ Stahlbeton verbaut, die umbaute Fläche beträgt 39.200 m². Zunächst beherbergte die Anlage nur eine Basis für zwei U-Boot-Flottillen, die im Atlantik eingesetzt wurden. Sie wurde jedoch 1942 zur Kriegswerft umgebaut und beherbergte dann neben Werkstätten auch medizinische Einrichtungen und Kantinen. Im weiteren Umfeld entstanden auch im Zuge des Atlantikwalls zahlreiche Bunkeranlagen. Weitere vor allem in Nähe der Loiremündung gelegene Anlagen beherbergten Depots und andere Infrastruktureinrichtungen. Als bedeutende Hafen- und Werftstadt besaß St. Nazaire darüber hinaus noch ein sehr großes Dock, das einzige an der Atlantikküste, das sich für große Schlachtschiffe wie die Bismarck oder die Tirpitz eignete.

Der U-Boot-Bunker von der Wasserseite
Blick aus dem U-Boot-Bunker

Aus dieser Kriegswichtigkeit resultierten die zahlreichen Luftangriffe auf den Hafen und die umliegende Stadt. 1943 wurde der Hafen, insbesondere das große Dock, Ziel eines britischen Kommandounternehmens, um den Hafen deutlich zu schwächen. Hierbei wurde jedoch nur die Dockeinfahrt zerstört. Die Bombardements schadeten dem Bunker wenig, jedoch wurde die Stadt in großen Teilen zerstört. Ab 1943 sollte sie gezielt unbewohnbar bombardiert werden. Die Deutschen hielten die Stadt trotz der alliierten Rückeroberung Frankreichs 1944 als eine Enklave bis Kriegsende.

Die gesamte U-Boot-Basis ging nach dem Krieg an die französische Marine über, die die Bunker als Depot für Zivil- und Militärschiffe nutzte. Ab 1948 bis in die 1990er Jahre wurde die Basis von Handelsunternehmen als Lager genutzt. In den Jahren 1953 bis 1959 wurde der Bunker zuletzt als Werft genutzt, acht Minenräumboote liefen hier vom Stapel. 1995 begann die Stadt das „Ville-Port“-Projekt aufzulegen, welches neben einer Umgestaltung der Innenstadt auch die Einbeziehung des Hafens mit der U-Boot-Basis beinhaltet.

Heute ist das Hauptbauwerk in die Innenstadt integriert und beherbergt das Tourismusbüro, ein Café und auch eine Aussichtsterrasse, die fast das ganze Dach umfasst. Ferner ist in der gedeckten Schleuse seit August 1986 das U-Boot S637 „Espadon“ untergebracht und dient als Museum; auch hier ist das Dach als Aussichtsplattform zu betreten.[1]

Die Anlage in Bordeaux

Die U-Boot-Basis Bordeaux mit ihren sieben Trocken- und vier Nassboxen hat eine Größe von 245 x 162 Metern und erreicht eine Höhe von 19 Metern. Der Bau des Bunkers begann im September des Jahres 1941 und war bis Mai 1943 abgeschlossen. Ab Mitte 1943 begannen dann die Bauarbeiten an den Deckenverstärkungen, die jedoch bis zum 28. August 1944, der Räumung des Hafens, nicht abgeschlossen wurden.

Der U-Boot-Bunker in Bordeaux (Stand: Juli 2005)

Siehe auch

Literatur

  • S. Neitzel: Die deutschen Ubootbunker und Bunkerwerften, Bernard & Graefe Verlag, 2004, ISBN 3763758232.
  • J. P. Mallmann-Showell: Deutsche U-Boot-Stützpunkte und -Bunkeranlagen, Motorbuch Verlag, 2003, ISBN 3613023318.
  • K.-H. Schmeelke, M. Schmeelke: Deutsche U-Bootbunker gestern und heute, Podzun-Pallas Verlag, 2001, ISBN 3790907146.
  • H. Roder, N. Aschenbeck: Fabrik für die Ewigkeit. Der U-Boot-Bunker in Bremen- Farge, Junius Verlag, 1995, ISBN 3885062380.
  • D. Schmidt, F. Becker: Bunker Valentin, Edition Temmen, Bremen 2001, ISBN 3861082888.
  • R. Christochowitz: Die U-Boot-Bunkerwerft Valentin, Donat Verlag, Bremen 2000, ISBN 3934836054.

Quellen

  1. http://www.mairie-saintnazaire.fr/de/der-u-boot-stuetzpunkt/ sowie interne Links

Weblinks


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