Twer

Twer
Stadt
Twer
Тверь
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis Zentralrussland
Oblast Twer
Bürgermeister Wladimir Babitschew
Erste Erwähnung 1127
Fläche 147 km²
Höhe des Zentrums 135 m
Bevölkerung 405.500 Einw. (Stand: 2007)
Bevölkerungsdichte 2.759 Ew./km²
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl (+7)4822
Postleitzahl 170000–170044
Kfz-Kennzeichen 69
OKATO 28 401
Website http://www.tver.ru/
Geographische Lage
Koordinaten 56° 52′ N, 35° 55′ O56.86666666666735.916666666667135Koordinaten: 56° 52′ 0″ N, 35° 55′ 0″ O
Twer (Russland)
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Twer (Oblast Twer)
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Oblast Twer
Liste der Städte in Russland

Twer (russisch Тверь) ist eine russische Stadt im Föderationskreis Zentralrussland, gelegen an der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau.

Sie ist die Hauptstadt der Oblast Twer und hat rund 405.500 Einwohner (Stand: 2007). Von 1931 bis 1990 hieß die Stadt Kalinin (russisch Калинин) nach dem sowjetischen Politiker Michail Kalinin (1875–1946), der in der Nähe der Stadt geboren wurde.

Twer liegt rund 170 km nordwestlich von Moskau an der Mündung des Flüsschens Twerza in die Wolga und ist eine der ältesten russischen Städte. Entstanden ist die Stadt im 12. Jahrhundert als Handels- und Handwerkersiedlung.

Twer
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Roshydromet
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Twer
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Max. Temperatur (°C) −7,2 −4,9 1,0 9,4 17,8 21,2 22,7 21,0 15,0 7,8 0,6 −4,1 Ø 8,4
Min. Temperatur (°C) −14,2 −13,3 −7,4 0,6 6,4 10,3 12,3 10,8 6,1 1,5 −4,2 −9,9 Ø -0,1
Niederschlag (mm) 37 30 31 39 60 72 100 66 58 50 50 47 Σ 640
Regentage (d) 10 8 8 8 9 11 11 10 10 10 11 12 Σ 118
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Quelle: Roshydromet

Inhaltsverzeichnis

Stadtgliederung

Stadtrajon
(Gorodskoi Rajon)
Russischer Name Einwohner
1. Januar 2006
Bemerkung
Moskowski Московский 123.593 Name bedeutet Moskauer Rajon
Proletarski Пролетарский 89.219 Name bedeutet proletarischer Rajon
Sawolschski Заволжский 139.195 Name bedeutet hinter der Wolga
Zentralny Центральный 53.611 Name bedeutet Zentralrajon

Quelle: Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation

Geschichte

Christi-Himmelfahrts-Kathedrale

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Twer 1127, womit die Stadt mindestens 20 Jahre älter als Moskau ist. Bereits 1164 erhielt sie Stadtrechte. Twers Lage direkt an der Wolga begünstigte den Handel, führte aber auch zu andauernden Kämpfen zwischen den Fürstentümern um die Herrschaft über den Ort. Im 12. Jahrhundert ging Twer von der Republik Nowgorod an das Fürstentum Wladimir-Susdal und wurde dessen westlicher Vorposten, bis es 1238 von Tataren angegriffen und verwüstet wurde. Nach Befreiung 1247 bildete sich das Fürstentum Twer unter dem Großfürsten Jaroslaw III., und Twer wurde dessen Hauptstadt.

Bis zum Aufstieg Moskaus zum Zentrum des neuen Moskauer Reichs war das Fürstentum Twer dessen erbittertster und teilweise auch überlegener Rivale im Kampf um die Nachfolge der Großfürsten der Kiewer Rus. Dieser Zustand endete mit der Niederlage Twers gegen Moskau im Jahre 1475. Im gleichen Jahr wurde Twer endgültig Teil des Moskauer Großfürstentums, bzw. später – unter Iwan dem Schrecklichen – des Zarentums Russland. Aus der Zeit unter Iwan dem Schrecklichen stammt auch das älteste bis heute erhaltene Kirchengebäude Twers, nämlich die 1564 erbaute Kirche der Weißen Dreifaltigkeit mit ihrem 27 Meter hohen Glockenturm.

Im 17. und frühen 18. Jahrhundert durchlebte Twer eine rasche Entwicklung; es entstanden neue Stadtviertel sowie im Jahre 1700 eine erste Brücke über die Wolga. 1755 wurde mit der theologischen Akademie die erste Hochschule der Stadt gegründet. Diese Entwicklung erfuhr 1763 einen Rückschlag, als große Teile Twers einem Großbrand zum Opfer fielen. Daraufhin ließ Katharina die Große einen Wiederaufbauplan für Twer entwerfen, der der Stadt eine Reihe klassizistischer Gebäude beschert hat. Mit der Gebietsreform in Russland Ende des 18. Jahrhunderts erhielt Twer 1780 ihren Stadtwappen und wurde 1796 zur Gouvernementshauptstadt. Die neu errichtete Stadt verfügte nunmehr über ein – teilweise noch bis heute bestehendes – streng geometrisches Straßennetz rund um die Hauptverkehrsader der Stadt, nämlich den Weg von Moskau in die neue Hauptstadt Sankt Petersburg.

Die merkliche Entwicklung Twers als Handelsstadt setzte sich im 19. Jahrhundert fort und wurde 1851 durch die Linienführung der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau durch die Stadt zusätzlich begünstigt. Es entstanden in Twer nicht nur Industriebetriebe, sondern auch Schulen, Krankenhäuser, Altersheime sowie 1870 erstmals auch eine Wasserleitung. Anfang des 20. Jahrhunderts überschritt die Einwohnerzahl Twers erstmals 100.000.

1940 wurden in der Stadt vom sowjetischen Geheimdienst NKWD mehr als 6200 polnische Polizisten und Kriegsgefangene ermordet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt am 17. Oktober 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt, aber schon am 16. Dezember 1941 von Truppen der Kalininer Front der Roten Armee im Rahmen der Kalininer Operation zurückerobert. Besetzung und Kämpfe brachten der Stadt erhebliche Zerstörungen und zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung. Später bestanden in der Stadt die beiden Kriegsgefangenenlager 384, Kalinin, und 395, Kalinin, für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[1] Dem Lager 384 war das Kriegsgefangenenhospital 2501 in Torschok zugeordnet. Das Lager 395 wurde später in den Raum Kursk/Obojan verlegt.

Zur Erinnerung an die Kriegsopfer wurde in Twer nach dem Krieg ein Mahnmal errichtet. Ein weiteres markantes Nachkriegsgebäude der Stadt ist das Empfangsgebäude des Wolga-Passagierhafens, der so genannte Flussbahnhof, an der Mündung der Twerza in die Wolga.

1990 erhielt die Stadt wieder ihren alten Namen Twer.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wolgapromenade und Anlegestelle im Winter; links das Gebäude des Flusshafens

Da Twer 1763 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel, wurde es von Katharina der Großen wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau fand im Stil des Frühklassizismus statt. Katharina hatte unter anderem die bedeutenden klassizistischen Architekten Carlo Rossi sowie Matwei Kasakow nach Twer verpflichtet, deren Bauten sie schließlich zum Urteil verleiteten, dass Twer nach Sankt Petersburg die schönste Stadt des Russischen Reiches sei.

Von herausragender Stellung im Stadtbild der Stadt ist das prächtige frühklassizistische Stadtpalais Katharinas der Großen von Carlo Rossi und Matwei Kosakow, in dem heute ein Kunstmuseum untergebracht ist. Das Schloss und die prunkvolle Innenstadt ziehen alljährlich Touristen an.

Die Stadt hat mehrere Theater, eine Philharmonie, Museen und architektonische Denkmäler wie beispielsweise die Christi-Himmelfahrtskathedrale oder die Residenz der Adelsversammlung, die Mariä-Entschlafens-Kathedrale (1722), die Kirche der Weißen Dreifaltigkeit von 1564, die Iwan der Schreckliche in Auftrag gab, und die Pinakothek der Stadt. Das gesamte Stadtzentrum ist ein klassizistisches Plan-Kunstwerk der bedeutendsten russischen Klassizisten.

Wirtschaft und Verkehr

Der Bahnhof von Twer

Twer ist eines der größten Industrie- und Kulturzentren Russlands. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind die Holzindustrie, Textil-, Chemie- und Druckereibetriebe sowie der Bereich Bioenergie. Bereits im September 2003 hatten Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder die Gründung eines russisch-deutschen Gemeinschaftsunternehmens für die Erzeugung und Nutzung von Biomasse (Holzpellets, Briketts und Rapsöl) in dezentralen Systemen und deren Export vereinbart, was in Twer realisiert wurde. Im Gebiet Twer befinden sich das Kernkraftwerk Kalinin mit drei Reaktoren. Zudem ist die Stadt der Hauptstandort der PPE Group außerhalb Moskaus.

Durch Twer verlaufen die wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen Moskau und Sankt Petersburg, darunter die Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau, an der Twer über einen Fernbahnhof verfügt. Neben Fernzügen halten dort auch Nahverkehrszüge (sogenannte Elektritschkas) unter anderem von und nach Moskau, Klin und Bologoje. Der innerstädtische Nahverkehrsbedarf wird sowohl durch Bus- und Marschrutkalinien als auch durch ein eigenes Straßenbahnnetz abgedeckt.

Weiterführende Bildungseinrichtungen

  • Staatliche Universität Twer
  • Staatliche Technische Universität Twer
  • Filiale des Geisteswissenschaftlich-Ökonomischen Instituts Moskau
  • Filiale des Russischen Ferninstituts für Textil- und Leichtindustrie
  • Institut für Business und Recht an der Oberen Wolga
  • Militärakademie der Grenzschutztruppen
  • Schukow-Militärakademie für Kommandeure der Luftverteidigung
  • Abteilung Twer der Nordwestlichen Akademie für Staatsdienst
  • Filiale Twer der Staatlichen Universität für Ökonomie, Statistik und Informatik Moskau
  • Filiale Twer des Instituts des Innenministeriums Russlands in Moskau
  • Institut für Ökologie und Recht Twer
  • Institut für Ökonomie und Management Twer
  • Staatliche Landwirtschaftliche Akademie Twer
  • Staatliche Medizinakademie Twer

Städtepartnerschaften

Diese Partnerschaft wird durch ständig vorhandene Städtebotschafter der jeweiligen Partnerstadt manifestiert. Diese vertreten ihre Stadt, betreuen Besucher, unterstützen bei Sprachproblemen durch Übersetzungsleistungen und sind in die jeweilige Verwaltung integriert. Die Städtepartnerschaft mit Osnabrück verhalf der Stadt Twer nicht nur zu einem Hotel mit westlichem Standard, sondern ließ auch mehrere gemeinsame Projekte des TACIS City-Twinning Programms der Europäischen Union bei der Unterstützung von Existenzgründern in Twer sowie bei Problemen der städtischen Abfallwirtschaft in Twer gelingen. Begründet wurde die Freundschaft der Städte Twer und Osnabrück durch zahlreiche Jugendbegegnungen des Stadtjugendrings Osnabrück ab Beginn der 70er-Jahre. Unter Jugendverbänden und Schulen finden gegenseitige Besuche statt.

Die Stadt ist außerdem Mitglied des Städtebundes der Neuen Hanse.

Sport

In Twer ist der Fußballverein Wolga Twer beheimatet. Der Eishockeyverein HK Dynamo Twer spielt in der zweiten Liga, der Wysschaja Hockey-Liga, während der THK Twer an der Perwaja Liga teilnimmt.

Söhne und Töchter der Stadt

Denkmal von Afanassi Nikitin in Twer

Literatur

  • Zinaida Pastuchova und Elena Ponomarëva: Drevnerusskie goroda. Rusič-Verlag, Smolensk 2006, ISBN 5-8138-0470-6, S. 50–63

Einzelnachweise

  1. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.

Weblinks

 Commons: Twer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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