Tuzla (Bosnien-Herzegowina)

Tuzla (Bosnien-Herzegowina)
Tuzla
Тузла
Wappen von Tuzla
Tuzla (Bosnien und Herzegowina)
DEC
Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina
Entität: Föderation
Kanton: Tuzla
Koordinaten: 44° 32′ N, 18° 40′ O44.54027777777818.665277777778232Koordinaten: 44° 32′ 25″ N, 18° 39′ 55″ O
Höhe: 232 m ü. A.
Fläche: 303 km²
Einwohner: 131.444 (2007)
Bevölkerungsdichte: 434 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: +387 (0) 35
Postleitzahl: 75000
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Jasmin Imamović
Webpräsenz:
Stadtpanorama von Tuzla

Tuzla ist eine Industriestadt im Nordosten von Bosnien und Herzegowina. Sie liegt im Spreča-Tal am Fluss Jala. Tuzla ist die Kantonshauptstadt des gleichnamigen Kantons der Föderation Bosnien und Herzegowina. Die Stadt hat ca. 131.000 Einwohner. Damit ist Tuzla die drittgrößte Stadt in Bosnien und Herzegowina. Die Fläche der Stadt beträgt 15 km², die der Kommune 303 km². Der Kanton Tuzla ist mit ca. 500.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Kanton des Landes.

Partnerstädte von Tuzla sind Osijek in Kroatien, Bologna in Italien, Pécs in Ungarn sowie L'Hospitalet de Llobregat in Spanien.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wie archäologische Ausgrabungen beweisen, reicht die Geschichte Tuzlas bis in die Jungsteinzeit zurück. Früheste Nachweise der Besiedlung durch slawische Stämme reichen bis in das 7. Jahrhundert n.Chr. Auf Grund der in der Gegend häufig anzutreffenden salzhaltigen Quellen wurde die Siedlung zunächst Soli (slawisch für Salz) genannt.

Im Jahr 1463 wurde die Stadt von den Osmanen eingenommen und sie erhielt den an das türkische Wort für Salz (tuz) angelehnten Namen Tuzla.

Nach dem Rückzug der Osmanen wurde Tuzla 1878 Teil Österreich-Ungarns. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Tuzla zum neu gegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 in Königreich Jugoslawien umbenannt wurde.

Im Zweiten Weltkrieg kam Tuzla 1941 nach dem Überfall Deutschlands auf Jugoslawien in den daraufhin gebildeten, von Deutschland gestützten faschistischen Unabhängigen Staats Kroatien. Die Partisanenbewegung hatte daraufhin eine Stütze in der Bevölkerung Tuzlas. Am 2. Oktober 1943 wurde die Stadt von den Partisanen befreit und war zu dieser Zeit die größte befreite Stadt in Jugoslawien.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Tuzla zu einer bedeutenden Industriestadt im sozialistischen Jugoslawien. Basierend auf den Salz- und Kohlevorkommen in der Umgebung der Stadt entwickelte sich eine starke chemische und Kraftwerksindustrie. Dies führte auch zum Zuzug vieler Menschen aus den verschiedenen Teilen Jugoslawien und festigte damit die vorher schon bestehende multiethnische Bevölkerungsstruktur der Stadt.

Während des Bosnienkrieges 1992 bis 1995 gehörte Tuzla zum von der bosnischen Regierungsarmee dominierten Teil von Bosnien und Herzegowina. Im und nach dem Krieg wurde die Stadt Zuflucht vieler Flüchtlinge.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten wurde Tuzla in dieser Zeit aber nie von nationalistischen Parteien regiert und auch während des Krieges arbeiteten bosniakische, kroatische und serbische Bewohner weiterhin zusammen und verteidigten die Stadt auch gemeinsam gegen die Angriffe durch serbische Nationalisten. Im Winter 1993/1994 war die Stadt zeitweilig ganz von serbischen Truppen eingekesselt, was zu einer teilweise dramatischen Versorgungslage führte. Auch kam es immer wieder zu Granateneinschlägen und damit verbundenen Zerstörungen in der Stadt. Besonders in Erinnerung bleibt dabei der 25. Mai 1995, als durch einen solchen Einschlag im Zentrum der Altstadt 71 meist junge Menschen, die dort das Ende des Schuljahres feierten, ums Leben kamen.

Nach dem Ende des Bürgerkriegs mit dem Daytoner Abkommen vom Dezember 1995 erholt sich die Stadt nur langsam und ist weiterhin auf internationale Hilfe angewiesen.

Während des Krieges erlangte Selim Bešlagić als Bürgermeister einige Berühmtheit wegen des erfolgreichen Managements und der Verteidigung der Stadt. Der jetzige Bürgermeister Jasmin Imamović engagiert sich stark in der Entwicklung der Stadt.

Wirtschaft

Tuzla besitzt vor allem am Westrand der Stadt eine großes Industriegebiet, das geprägt ist durch folgende Unternehmen:

  • Termolektrana Tuzla, das größte Kohlekraftwerk Bosnien-Herzegowinas mit fünf Kraftwerksblöcken und einer installierten Gesamtleistung von 780 MW
  • KREKA, die Verwaltung der umliegenden Kohle-Tagebaue
  • HAK Hloralkani kompleks, einer großen Fabrik für Chlorchemie
  • SODASO, einer chemischen Fabrik für Salzprodukte
  • Fabrika deterdženta, einer Fabrik für Seifenprodukte
  • Tehnograd, einer Firma für Industriebauten
  • SOLANA, eine Fabrik zur Herstellung von Salz

Die Betriebe mussten während des bosnischen Bürgerkriegs zu einem großen Teil ihre Produktion einstellen und haben ihre Vorkriegsleistung bis heute nicht wieder erreicht.

Die Stadt ist außerdem der Sitz der NLB Tuzlanska banka.

Verkehr

Tuzla liegt an der Gabelung der Fernstraße von Sarajevo nach Osijek sowie Bijeljina.

Seit 1886 hat Tuzla einen Eisenbahnanschluss. Als Folge des Bosnienkriegs 1992 bis 1995, als der Bahnverkehr völlig zum Erliegen kam, ist die direkte Eisenbahnverbindung nach Sarajevo aber immer noch unterbrochen. Neben einer lokalen Bahnlinie nach Živinice und Banovići gibt es nur eine Verbindung ins kroatische Vinkovci an der Strecke von Zagreb nach Belgrad über Brčko. Die in den Jahren vor dem Bosnienkrieg gebaute Bahnlinie nach Serbien von Tuzla über Zvornik nach Valjevo wird gegenwärtig nur von der SFOR genutzt. Die Werksbahnen (Kohlebahnen) der Region Tuzla betreiben im Ortsteil Bukinje eine Werkstatt, die den Weiterbetrieb der Baureihe JZ 33 (Dampflokomotive), eine ehemalige deutsche Kriegslokomotive der Baureihe 52, gewährleisten. Diese Baureihe wird einzigartig in Europa zum heutigen Zeitpunkt noch immer planmäßig in Tuzla eingesetzt.

Der ehemalige Militärflugplatz, ca. 10 km südlich der Stadt, wird heute als nationaler und auch internationaler Passagierflughafen genutzt. Der IATA-Code ist TZL.

Klima

Das Klima in Tuzla ist gemäßigt und mitteleuropäisch geprägt. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 10 °C; der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt 895 mm.

Die tiefste jemals gemessene Temperatur lag bei -25,8 °C (am 24. Januar 1963), die höchste bei 39,5 °C (am 6. Juli 1988)[1].

Bildung, Kultur und Tourismus

Die Statuen der Tuzlaner Künstler Meša Selimović und Ismet Mujezinović im Stadtzentrum

Tuzla ist seit 1976 Universitätsstadt. Entsprechend seiner Bedeutung als Industriestadt liegt der Schwerpunkt der universitären Ausbildung bei den Ingenieurwissenschaften.

In Tuzla gibt es ein Nationaltheater, ein Stadtmuseum, eine Porträtgalerie sowie das Kultur- und Sportzentrum Mejdan.

Das größte Hotel der Stadt ist das 12-stöckige Hotel Tuzla mit 192 Zimmern.

Tuzla ist gelegen in einem hügeligen Gelände südöstlich des Majevica-Gebirges.

Der südwestlich der Stadt gelegene Modrac-Stausee ist das größte Naherholungsgebiet der Stadt. Dieser Stausee entstand 1964 und wird als Wasserspeicher für die umliegende Industrie genutzt. Er besitzt eine Wasserfläche von ungefähr 900 ha und hat eine Maximaltiefe von 20 Meter, und eine Durchschnittstiefe von 7 Meter. Das Wasser ist glasklar und besitzt ein wirklich unglaubliches Naturnahrungsvorkommen.

Tuzla ist unter anderem wegen seines Salzes bekannt. Der Boden unter der Stadt ist sehr salzhaltig mit vielen Hohlräumen, so dass die Stadt nach und nach immer wieder absackt und neu gebaut wird. So gibt es dort nur sehr wenige Häuser, die älter als 100 Jahre sind. Doch in den letzten Jahren wurde das Thema Salz in Tuzla auch touristisch und kulturell interessant gemacht. Eine Stelle im Park, in der unmittelbaren Nähe des Stadtzentrums, ist in den letzten Jahrzehnten immer tiefer abgesunken. In dieser Senke wurde im Sommer 2003 ein künstlicher Salzsee eröffnet, der als Freibad genutzt wird. Er ist der einzige seiner Art in Europa und wurde im Eröffnungsjahr von mehr als 100.000 Besuchern genutzt. Außerdem wurde im Sommer 2004 im Stadtzentrum ein Salzplatz gebaut. In einer Ausstellung können Interessierte Gegenstände, die beim historischen Salzabbau benutzt wurden, besichtigen. Zudem ist der Salzplatz Schauplatz für aktuelle kulturelle Ereignisse wie Folklore- und Filmvorstellungen.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. http://www.fzs.ba/BihB/Temperatures.htm

Weblinks


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