Turfan

Turfan
Basisdaten
Großregion: Nordwestchina
Provinz: Xinjiang
Status: Regierungsbezirk
Untergliederung: 1 kreisfreie Stadt, 2 Kreise
Einwohner: 570.000
Fläche: 69.324 km²
Uigurische Bezeichnung
Arabisch-Persisch (K̡ona Yezik̡): تۇرپان ۋىلايىتى
Lateinisch (Yengi Yezik̡): Turpan Vilayiti
Kyrillisch (Sowjetunion): Турпан
offizielle Schreibweise (VRCh): Turpan
Aussprache in IPA: [turpan]
andere Schreibweisen: Turfan
Chinesische Bezeichnung
Kurzzeichen: 吐鲁番地区
Langzeichen: 吐魯番地區
Umschrift in Pinyin: Tǔlǔfān Dìqū
Umschrift nach Wade-Giles: T’u-lu-fan Ti-Ch’ü

Turfan (offiziell: Turpan) ist ein Regierungsbezirk im Zentrum des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang im Westen der Volksrepublik China. Er liegt in einer Senke ("Turfan-Senke") der östlichen Ausläufer des Tianshan-Gebirges und erstreckt sich etwa von 41°12' bis 43°40' nördliche Breite und von 87°16' bis 91°55' östliche Länge. Die Turfan-Senke liegt an ihrer tiefsten Stelle, an den Ufern des Aydingkol-Sees, 154,50 m unter NN. Damit ist sie, nach dem Toten Meer, die zweittiefste Senke der Erde. Der Regierungsbezirk Turfan hat eine Fläche von 69.324 km² und ca. 570.000 Einwohner (2004). Seine Hauptstadt ist Turfan.

Inhaltsverzeichnis

Administrative Gliederung

Der Regierungsbezirk Turfan setzt sich aus einer kreisfreien Stadt und zwei Kreisen zusammen:

  • Stadt Turfan (吐鲁番市 Tǔlǔfān Shì ), 13.650 km², ca. 250.000 Einwohner (2004);
  • Kreis Piqan (Shanshan 鄯善县 Shànshàn Xiàn ), Hauptort: Großgemeinde Shanshan (鄯善镇), 39.548 km², ca. 210.000 Einwohner (2004);
  • Kreis Toksun (托克逊县 Tuōkèxùn Xiàn), Hauptort: Großgemeinde Toksun (托克逊镇), 16.126 km², ca. 110.000 Einwohner (2004).

Ethnische Gliederung der Bevölkerung des Regierungsbezirks Turpan (2000)

Beim Zensus im Jahre 2000 wurden im Regierungsbezirk Turpan 550.731 Einwohner gezählt (Bevölkerungsdichte 7,94 Einwohner/km²).

Name des Volkes Einwohner Anteil
Uiguren 385.546 70,01%
Han 128.313 23,3%
Hui 35.140 6,38%
Kasachen 321 0,06%
Tujia 274 0,05%
Mandschu 254 0,04%
Mongolen 158 0,03%
Tu 154 0,03%
Tibeter 105 0,02%
Miao 98 0,02%
Zhuang 88 0,02%
Dongxiang 79 0,01%
Sonstige 201 0,04%

Klima

In Turfan herrscht Kontinentalklima mit extrem heißen Sommern und kalten Wintern vor, der Jahresniederschlag beträgt nur 16 mm. Bedingt durch die Kessellage wehen häufig sehr starke Winde.

Sehenswürdigkeiten

Als Sehenswürdigkeiten Turfans gelten die Ruinenstädte Jiaohe und Gaochang, das antike Höhlenkloster Bäzäklik mit Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert sowie die Flammenden Berge.

Geschichte

In der Oase von Turfan wurden einige Nekropolen aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. entdeckt, darunter Aidingju und Subashi. Das in Turfan zentrierte Reich Jushi (車師, Jūshī) wird erstmals kurz vor Christi Geburt in chinesischen Quellen erwähnt. 67 v. Chr. wurde es von China vorübergehend erobert, bis es 10 n. Chr. wieder unter die Herrschaft der Xiongnu kam, jedoch erlangte es bald schon seine Selbstständigkeit zurück. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten sprach die Bevölkerung von Turfan größtenteils Tocharisch, es gab jedoch auch Chinesen und Sogder. Vom 5. bis 7. Jahrhundert stand Turfan unter türkischer Herrschaft, 640 wurde es dann von China besetzt, das 790 von den Tibetern abgelöst wurde. 843 wurde Turfan Teil des zweiten uighurischen Reiches. In dieser Zeit breitete sich neben dem seit etwa Christi Geburt herrschenden Buddhismus auch das Christentum und der Manichäismus in Turfan aus.

Das 1. nachchristliche Jahrtausend, die Blütezeit der Seidenstraße, hat in Turfan deutliche archäologische Spuren hinterlassen. Die antike Hauptstadt war Gaochang (高昌, Gāochāng), das heutige Xotscho. Sein Stadtgebiet umfasst 2,3 km² und wird von einer rechteckigen, bis zu 20 m hohen, stellenweise doppelten, Mauer begrenzt. Im Innern befanden sich fast ausschließlich Gräber und religiöse Bauten, hingegen nur sehr wenige profane Gebäude. Aus diesen stammen zahlreiche Dokumente unterschiedlicher Sprachen, darunter insbesondere Verwaltungstexte aus der Zeit der Tang-Dynastie, als Turfan sich unter chinesischer Herrschaft befand. Sie lassen wertvolle Rückschlüsse auf Wirtschaft und Gesellschaft zu. Eine weitere antike Stadt war das auf einem von Klippen umgebenen Hochplateau gelegene heutige Yarxoto, wohl das Zentrum des han-zeitlichen Jushi und später zeitweise Hauptstadt des Uigurenreiches. Auch Yarxoto war hauptsächlich eine Tempelstadt. Auch in der Umgebung dieser beiden Orte finden sich zahllose buddhistische Tempel, darunter auch einige Höhlentempel.

Turfanfragmente

Ein Teil dieser Malereien und andere Kunstschätze wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts von deutschen Forschungsexpeditionen, den sogenannten Turfanexpeditionen, ins Museum für Indische Kunst nach Berlin abtransportiert, darunter die sogenannten Turfanfragmente, eine Sammlung von über 40.000 Handschriften und Handschriften-Fragmenten in 16 verschiedenen Sprachen und 26 verschiedenen Schriftarten in unterschiedlichen Buchformen, für deren bibliothekarische Erschließung und konservatorische Betreuung heute die Staatsbibliothek zu Berlin zuständig ist.

Diese Schriftstücke befassen sich mit buddhistischen sowie christlich-nestorianischen, manichäischen und säkularen Inhalten. Den größten Teil davon machen die ca. 8.000 alttürkischen, buddhistischen Texte aus

In Turfan (und auch Dunhuang) fand man eine ganze Reihe sogdisch-buddhistischer Schriften, diese stammen allerdings erst aus der Zeit der Tang-Dynastie (618-907) und sind Übersetzungen aus dem Chinesischen. Frühere sogdisch-buddhistische Texte waren nicht zu finden.

Christliche Texte gibt es hauptsächlich auf Syrisch und Sogdisch, aber auch als syrisch-sogdische Bilinguen (zweisprachige Texte), sowie einige türkisch-nestorianische Fragmente.

Manichäische Texte sind auf Mittelpersisch, Parthisch, Sogdisch und Uigurisch erhalten; die sogdischen und uigurischen Dokumente zeigen eine bemerkenswerte Anpassung an den Buddhismus, aber es gibt auch Hinweise auf eine gegenläufige Beeinflussung.

Die buddhistischen Texte sind größtenteils fragmentarisch erhalten. Es gibt mehrere indische Sanskrittexte diverser Schulen des Mahayana und Hinayana, uigurische Texte, die zum größten Teil Übersetzungen aus dem Sanskrit, dem Tocharischen und ab dem 9. Jahrhundert verstärkt aus dem Chinesischen sind.

Viele der bisher editierten uigurischen Dokumente und Fragmente der buddhistischen Schriften umfassen Lehrschriften (Sutras) und theologisch-philosophische Werke (Adidharma-Werke). Die Ordenszucht (Vinaya) scheint im Gegensatz zu den anderen buddhistischen Inhalten nicht übersetzt sondern auf Sanskrit gelehrt und studiert worden zu sein. Unter den Tocharische Vorlagen finden sich unter anderem zwei große Werke:

  • ein 27 Kapitel umfassendes Schauspiel über Maitreya (der Buddha der Zukunft) und die Maitrisimit (das Zusammentreffen mit Maitreya) und
  • eine Sammlung von Buddhistischen Erzählungen (Dasakarmapathadanamala), sowie
  • Kommentare
  • Katechismen
  • Jataka-Werke (Geschichten über Vorexistenzen des Buddha) sind in türkischen Blockdrucken überliefert, auch wenn nur noch wenige erhalten sind.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

42.96666666666789.1833333333337Koordinaten: 42° 58′ N, 89° 11′ O


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