Tupamaros

Tupamaros
Logo der Tupamaros
Flagge der Tupamaros

Die Tupamaros, vollständige Bezeichnung Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros (MLN-T, Nationale Befreiungsbewegung – Tupamaros) waren eine Guerillabewegung Uruguays, die sich aus gewerkschaftlichen Elementen formte und von 1963 bis in die 1970er Jahre als Untergrundbewegung tätig war. Seit 1985 agiert sie als politische Partei.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name leitet sich von dem peruanischen Rebellenführer Túpac Amaru II. (1738–1781) ab. Auch das uruguayische Volksheer, das bis 1811 gegen die Kolonialmacht Spanien kämpfte, nannte sich „Tupamaros“.

Geschichte

Während der sechziger Jahre distanzierten sich die Tupamaros noch von bewaffneten Aktionen und Gewalt. Sie legten Wert darauf, mehr als politische Bewegung denn als klassische Guerilla zu erscheinen. Ihr Konzept der Stadtguerilla umfasste demgegenüber insbesondere eine respektlose Öffentlichkeitsarbeit. Ab 1968 verschärften sich die Maßnahmen der Regierung gegen Arbeitsunruhen im Land, die bis hin zur Verkündung von Notstandsgesetzen reichten. Die Regierungsmaßnahmen beinhalteten politische Gefangennahmen, die Verwendung von Foltermethoden während Verhören und die gewaltsame Niederschlagung von Protesten.

Seit 1970 radikalisierten sich die Tupamaros mit der Entführung und Ermordung hochgestellter Persönlichkeiten sowie Anschlägen in mehreren Großstädten. Die Tätigkeiten der Bewegung erreichten ihren Höhepunkt in den Jahren 1970 und 1971. In dieser Zeit wandte sie ihr Konzept Carcél del Pueblo (Volksgefängnis) an. Die Opfer ihrer Entführungen wurden festgehalten und verhört und die Resultate der Verhöre schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Jahr 1971 entkamen bei einem bedeutenden Gefängnisausbruch mehr als hundert Tupamaros.

Politisch erreichte die Bewegung jedoch keine Änderung der Regierungsverhältnisse, was sich bei in der Wahlniederlage der Linken 1971 zeigte. Zudem gerieten die Tupamaros immer stärker unter militärischen Druck durch die Armee und Polizei Uruguays, die auch durch das US Office of Public Safety ausgebildet und unterstützt wurde. Der massive Einsatz von Gewalt schwächte die Bewegung und bereits 1972 waren zahlreiche Führungspersonen verhaftet worden. Unter anderem wurde der Anführer Raúl Sendic gefasst und wie viele andere bis zum Ende der Militärdiktatur 1985 inhaftiert. Überlebende führende Mitglieder beschlossen damals, sich an den demokratischen Wahlen zu beteiligen. Sie gründeten die Bewegung für Volksbeteiligung (Movimiento de Participación Popular), die inzwischen zur stärksten Fraktion des linken Parteienbündnisses Frente Amplio geworden ist. Im Oktober 2004 gewann das Parteienbündnis die Wahlen und stellt seitdem die Regierung. Einer der ehemals führenden Mitglieder der Tupamaros, José Mujica, war von 2005 bis 2008 Landwirtschaftsminister und ist seit November 2009 gewählter Präsident.

Die Konzeption der Tupamaros wurde in Europa mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung vielfach nachgeahmt, zuerst ab 1969 von den Tupamaros West-Berlin und dann von den italienischen Roten Brigaden, der deutschen Rote Armee Fraktion und der Bewegung 2. Juni.

Film

Literatur

  • Ernesto G. Bermejo: Hände im Feuer. Ein Tupamaro blickt zurück. („Los manos en el fuego“). Focus-Verlag, Giessen 1986, ISBN 3-88349-341-4.
  • Thomas Fischer: Die Tupamaros in Uruguay. Das Modell der Stadtguerilla. In: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Band 2. Hamburger Edition, Hamburg 2006, ISBN 978-3-936096-65-1, S. 736–750.
  • Alain Labrousse: Die Tupamaros. Stadtguerilla in Uruguay. („Les tupamaros“) Hanser, München 1971, ISBN 3-446-11419-X. (Reihe Hanser; 65).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tupamaros — puede estar haciendo referencia a: El movimiento Movimiento de Liberación Nacional Tupamaros, un grupo guerrillero/movimiento político uruguayo. El Movimiento Tupamaro de Venezuela, grupo político venezolano. Orquesta Los Tupamaros, Orquesta… …   Wikipedia Español

  • Tupamaros — (les) organisation révolutionnaire uruguayenne fondée en 1962, démantelée après le coup d état de 1976. Leur nom reprenait celui des partisans de José Artigas (regroupés en 1811), qui se référaient à l Inca Tupac Amaru, révolté contre l Espagne …   Encyclopédie Universelle

  • Tupamaros — drapeau du MLN.T Les Tupamaros (officiellement Mouvement de Libération Nationale Tupamaros, MLN T) sont un mouvement politique uruguayen, d extrême gauche, qui prôna l action directe et la guérilla urbaine dans les années 1960 et 1970. Il est… …   Wikipédia en Français

  • Tupamaros — This article is about the Uruguayan guerrilla group. For the Peruvian guerrilla group, see Túpac Amaru Revolutionary Movement. For the Venezuelan group, see Tupamaro (Venezuela). Flag of the Tupamaros National Liberation Movement …   Wikipedia

  • Tupamaros —    The popular name for the Movimiento de Liberación Nacional (MLN, Movement for National Liberation), an urban guerrilla organization active in Uruguay in the 1960s and 1970s. The name is a contraction of Tupac Amaro (the organization’s spelling …   Historical Dictionary of the “Dirty Wars”

  • Tupamaros — Los Tupamaros fueron un grupo de guerrilla urbana de extrema izquierda con ideología marxista organizado en Uruguay entre las décadas del 60 y 70, que no tenía en principio vinculación con ningún partido político existente. El nombre Movimiento… …   Enciclopedia Universal

  • Tupamaros — Tupamạros,   Kurzbezeichnung für die uruguayische Guerillabewegung Movimiento de Liberación Nacional (MLN), die um 1962/63 aus der Bewegung der Zuckerarbeiter (UTAA) entstand. Die Bezeichnung geht auf Tupac Amaru II. zurück. Die Tupamaros fanden …   Universal-Lexikon

  • Tupamaros West-Berlin — The target of the West Berlin Tupamaros first attempted bombing, West Berlin s (then) Jewish Community Center. The Tupamaros West Berlin (TW) were a small German Marxist organization which carried out a series of bombings and arsons at the end of …   Wikipedia

  • Tupamaros Westberlin — Die Tupamaros West Berlin (TW) waren eine militante Gruppe, die in der Bundesrepublik mit Waffengewalt gegen den Staat vorging. Seit dem Herbst 1969 überzogen sie West Berlin mit einer Serie von Bombenanschlägen. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft des …   Deutsch Wikipedia

  • Tupamaros West-Berlin — Die Tupamaros West Berlin (TW) waren eine militante Gruppe, die in der Bundesrepublik mit Waffengewalt gegen den Staat vorging. Seit dem Herbst 1969 überzogen sie West Berlin mit einer Serie von Bombenanschlägen. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft des …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”