Tudorgotik

Tudorgotik
Westminster Abbey, Kapelle für den englischen König Heinrich VII.
Schloss Thornbury in Gloucestershire
Bramall Hall
Tudor-Haus in Southampton

Als Tudorstil (engl. „Tudor Style“) oder Tudorgotik wird in der englischen Baukunst die letzte Periode des gotischen Stils im Übergang zur Renaissance während der Herrschaft des Hauses Tudor (1485 bis 1603) bezeichnet, die sich nahtlos an den Perpendicular Style anschließt.

Kennzeichen

Charakteristisch ist die an spätgotischen Detailformen festhaltende Architektur, die nur zögerlich Elemente der Renaissance aufnimmt, so ist der Tudorbogen eine gedrungene Form des gotischen Spitzbogens. Eine „typische“ Tudor-Fassade zeichnet sich aus durch rechteckige oder polygonale (vom Oktogon abgeleitete) Flankierungstürmchen und Erker, Lanzettfenster, teils rechteckig mit Kreuzstock, teils mit Tudorbögen und oft zinnenbekrönte Mauerabschlüsse (auch bei Kirchen), mal unterbrochen durch Dreiecksgiebel, mal aneinandergereihte Dreiecksgiebel ohne Zinnen, sowie filigrane Kaminarchitekturen auf den Dächern. Die Symmetrie spielt im frühen Tudorstil keine Rolle, vielmehr wird die Verschiedenartigkeit der einzelnen Fassadenabschnitte betont.

Eine besonders markante Erscheinung des Tudorstils ist die Fachwerkarchitektur, die die oben genannten Formen in Holzarchitektur wiederholt. Das Asymmetrische wird im Holzbau noch durch jeweils unterschiedliche Fachwerkformen der einzelnen Geschosse und Baukörper unterstrichen. Das Tudor-Fachwerk war prägend für die spätmittelalterliche Stadtarchitektur in England, heute noch sichtbar insbesondere in Chester.

Nachwirkungen des Tudorstils

In der weiteren Entwicklung des Tudorstils (in der englischen Kunstgeschichte bezeichnet als Elizabethan Architecture, gefolgt von Jacobean Architecture) gingen die gotischen Stilelemente zurück, auch der Tudorbogen. Ebenso werden die Fassaden zunehmend symmetrischer.

Letztlich überlebten Stilelemente der Tudor-Gotik auch die Barockarchitektur der britischen Inseln. Während das ganze 17. Jahrhundert hindurch parallel zum „modernen“ Stil des Palladianismus noch weiter in Tudor gebaut wurde, erlebte die Gotik in England bereits im 18. Jahrhundert eine Renaissance, als viele Schlösser und Landhäuser in Gothic Revival neu errichtet bzw. umgestaltet wurden.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Historismus der frühe Tudorstil in eklektizistischer Form wieder aufgegriffen und fand später auch in den ehemaligen britischen Kolonien und auf dem europäischen Festland Verbreitung.

Wichtige Bauten


Historistische Tudor-Bauten auf dem europäischen Festland:



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