Troja

Troja
Karte des Burghügels (Hisarlık) von Troja
Landkarte der Troas

Troja (griechisch Τροία Troia oder Τροίη Troiē, auch Ἴλιος Ilios oder Ἴλιον Ilion; lateinisch Troia, Ilium; türkisch Truva; in den Altertumswissenschaften wird die lateinische Bezeichnung verwendet[1]) ist eine Stadt des Altertums in der Landschaft Troas im Nordwesten der Türkei am Hellespont in der Provinz Çanakkale.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

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Troja (Türkei)
Troja
Troja

Troja befand sich auf dem 15 m hohen Siedlungshügel Hisarlık (türkisch: Burghügel) an den Dardanellen und kontrollierte seit der Bronzezeit den Zugang zum Schwarzen Meer. Die Schiffe konnten damals noch nicht gegen den Wind kreuzen, also warteten sie im Hafen der Festung auf günstige Winde. Wegzoll, Lotsen- und Schutzgebühren, die Schiffe an Troja entrichteten, brachten der Stadt Reichtum.

Berühmtheit erlangte der Ort in der Antike durch die Dichtung Ilias von Homer und den dort beschriebenen sagenhaften Trojanischen Krieg. Noch in der Spätantike wurden der Ort und seine sagenhaften Helden im Römischen Reich hoch verehrt (siehe Aeneis), und der Hügel Ilium war weit bekannt. Mit dem Beginn des christlichen Mittelalters geriet Troja (und damit auch die Lage der Stadt) in Vergessenheit.

Die Existenz und die Lage Trojas gehören seit zwei Jahrhunderten zu den umstrittensten Themen in der Archäologie. Gleichwohl unterstützt heute eine Mehrheit der Altertumswissenschaftler die These, dass der Ort Hisarlık das beschriebene Troja ist und damit auch den Schauplatz des von Homer beschriebenen Trojanischen Krieges darstellt. Die Troja-Debatte, die sich großer öffentlicher Aufmerksamkeit erfreut, dauert allerdings noch an. Bei Homer wird der Ort vor allem Ilion oder Ilios (griech. Ἴλιον, Ἴλιος) genannt.

Entdeckungsgeschichte

Erste Lokalisierungsversuche

Mit Beginn der Neuzeit stieg die Zahl der Reisenden, die mit der Ilias in Händen die Troas besuchten; beispielsweise die englische Schriftstellerin Mary Wortley Montagu, die 1718 schrieb:

Es ist ein Vergnügen, das Tal zu sehen, wo, wie ich mir einbilde, der berühmte Zweikampf zwischen Menelaos und Paris vorging und die große Stadt stand − vom Fall Trojas zu lesen im Schatten einer trojanischen Ruine.[2]

Doch eben an trojanischen Ruinen mangelte es. Es gab weiter südlich die markanten Ruinen von Alexandria Troas, die man für das alte Troja hielt. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Annahme aber kritisiert, da die Gebäudereste erstens offensichtlich römisch und zweitens zu nahe am Meer gelegen waren.[3] In der Skamanderebene selbst aber fanden sich keine erkennbaren Reste.

Illustration aus Popes Ilias 1716

1716 erschien der zweite Band der Ilias-Übersetzung von Alexander Pope, dem eine Abbildung einer Rekonstruktion der Ansicht des alten Troja beigegeben war, welche für lange Zeit die Vorstellung der Trojasucher prägen sollte: Aus der Vogelperspektive sieht man vom Hellespont aus das Schiffslager der Achäer, dahinter das von den Flüssen Skamander und Simois eingerahmte Schlachtfeld und vor den Bergen des Idagebirges die mächtigen Mauern Trojas. Zu dieser bildgewordenen Vorstellung suchte man die entsprechende Realität: ab 1750 suchten Robert Wood und die englischen Dilettanti im gesamten Skamandertal nach Resten einer Burganlage und während seiner Zeit als französischer Gesandter an der Hohen Pforte (1784–1792) ließ Graf Choiseul-Gouffier erstmals sorgfältig vermessene Karten der Troas erstellen. In seinem Auftrag übertrug Jean Baptiste LeChevalier 1791 die Rekonstruktion Popes auf die reale Landschaft und wählte dementsprechend die erste auffällige Anhöhe vor dem Idagebirge als Ort des alten Troja. Das war der Ursprung der noch von Schliemann bekämpften Bunarbaschi- bzw. Balli Dağ-These. Der wesentlich unscheinbarere Hügel von Hisarlık wurde ebenfalls als Ruinenstätte erkannt und als Ort des griechisch-römischen Ilion identifiziert.[4]

Die ersten Troja-Forscher

Blick vom Hisarlık aus dem Schliemanngraben über die Ebene der Troas zu den Dardanellen

1821 verfasste der schottische Zeitungsverleger und Amateurgeologe Charles Maclaren ein Essay über Troja, das er 1824 zu einer voluminösen Dissertation erweiterte, in der er den Hügel Hisarlık (auch Hissarlik geschrieben) als Troja lokalisierte. Ein Teil dieses Hügels war damals im Besitz der englischen Großgrundbesitzer- und Diplomatenfamilie Calvert. Als Maclaren 1863 eine noch fundiertere Beschreibung der Ebene von Troja publizierte, versuchte der jüngste Sohn der Familie, Frank Calvert, den restlichen Hügel zu erwerben. Dies misslang, doch dafür machte er von 1863 bis 1865 selbst kleinere Probegrabungen. Diese beeindruckten ihn so sehr, dass auch er von der Existenz Trojas an dieser Stelle überzeugt war. Calverts Bitte an das British Museum zwecks baldiger Erforschung wurde abschlägig beschieden. Erst Schliemann untersuchte Calverts Hypothese in systematischer Weise.[5]

Heinrich Schliemann

Am 9. August 1868 kam der bis dahin noch wenig erfahrene deutsche Archäologe Heinrich Schliemann in die Ebene der Troas. Auch er war hier auf der Suche nach dem sagenhaften Troja und vermutete es zuerst entsprechend der These von LeChevalier unter dem Hügel Balli Dağ. Schliemann und seine fünf Arbeiter wurden nicht fündig, er wollte abreisen, verpasste sein Schiff und traf dabei zufällig auf Frank Calvert, in dessen Haus er übernachtete. Calvert konnte nun Schliemann mit seiner Überzeugung begeistern, dass sich unter dem Hügel von Hisarlık die Ruinen des homerischen Trojas verbergen müssen. Schliemann verschwieg später nicht, dass er den entscheidenden Hinweis auf die Lage Trojas von Calvert hatte.[6]

1873 teilte Schliemann der Öffentlichkeit mit, Troja in Hisarlik gefunden zu haben; den Durchbruch zum Ruhm verdankte er aber einem anderen Fund desselben Jahres:[7] Schliemanns spektakulärster Fund war der von ihm selbst so genannte Schatz des Priamos. Er begründete in mehrfacher Hinsicht Neues: Einerseits Schliemanns Ruhm als Wissenschaftler, andererseits die Begeisterung der wilhelminischen Kaiserzeit für Troja und für die Archäologie im Allgemeinen, die nun im öffentlichen Ansehen von einer Disziplin für Amateure und Reisende zu einer ernsthaften Wissenschaftsdisziplin befördert wurde. Der Goldschatz wurde lange Zeit im Antikenmuseum in Berlin aufbewahrt und nach dem Zweiten Weltkrieg als Beutekunst in die UdSSR gebracht. Allerdings ergaben sich bereits zu Schliemanns Lebzeiten – durch seinen Mitarbeiter Wilhelm Dörpfeld – erste Hinweise darauf, dass der Schatz mehr als 1000 Jahre älter war als von Schliemann angenommen.

Burgmauern von Troja

Bereits Schliemann schrieb, dass er dem Autor der Ilias dichterische Freiheit („Übertreibung“) zugute halten müsse; auch wusste er, dass er nicht die ganze Stadt, sondern die Pergamos-Burg der Stadt Troja ausgrub.

Wilhelm Dörpfeld und Carl Blegen

Wie weitere Ausgrabungen ergaben, war Troja von der Frühen Bronzezeit (ab ca. 3000 v. Chr.) bis in die Spätantike besiedelt. Unlängst sind Spuren noch früherer Besiedlung gefunden worden, die bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Mit dem Christentum ließ die Bedeutung der Stadt, in der die trojanischen Sagenhelden verehrt worden waren, deutlich nach. Während sie den Einfall der Goten im Jahr 276 noch weitgehend unbeschadet überstanden hatte, endete die Besiedlung nach einer Reihe verheerender Erdbeben gegen Ende des 5. Jahrhunderts.

Bis heute wurden mehr als zehn Siedlungsschichten entdeckt (Troja I bis Troja X), die wiederum in über 40 Feinschichten unterteilt werden. Dabei gehören – vereinfacht ausgedrückt – Troja I (2950–2550 v. Chr.) und II (2550–2200) der Frühen, Troja III bis V (2200–1700) der Mittleren, Troja VI bis VIIa (1700–1200) der Späten Bronzezeit und Troja VIIb (1200–1000) der Frühen Eisenzeit an. Troja VIII und IX datieren in die Zeit vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit, Troja X, ein byzantinischer Bischofssitz, reicht bis ins frühe Mittelalter.

Querschnitt durch den Hisarlık

Troja I hatte noch direkt am Meeresstrand gelegen. Die Zitadelle Troja II umfasste eine Fläche von ca. 9000 m² (vier Brandkatastrophen), von Troja IV an war die Fläche verdoppelt, Troja VI hatte sich nach Süden und Osten auf etwa 50.000 m² vergrößert (die „Unterstadt“ nicht mitgerechnet). Die vom Autor der Ilias beschriebene Festung könnte mit Troja VI identisch sein (nach anderer Ansicht mit VIIa), das um die Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v. Chr. unterging. Dabei ist unsicher, ob eines der häufigen Erdbeben oder eine Eroberung die Ursache war.

Ob auch der trojanische Krieg einen historischen Kern hat, ist weiterhin höchst umstritten. Die Lage der Stadt Troja wird in der Dichtung Ilias von Homer klar beschrieben: Es werden die Dardanellen (im Werk: Hellespont) genannt, der höchste Berg ist der Ida (Kaz Dağı). Es werden zudem zwei Flüsse beschrieben: der erste namens Skamander (heute Karamanderes), welcher dem Idagebirge entspringt, und als zweiter Simois. Beide vereinen sich bei Troja und fließen in den Hellespont. Es wird auch von den Inseln Tenedos (heute Bozcaada) und Imroz (Gökçeada) berichtet. Die heute archäologisch erschlossenen Flächen umfassen nur die Festung von Troja, mit Sicherheit befand sich ein großer Teil der Stadt außerhalb der befestigten Anlagen.

Schliemann hielt das imposante frühbronzezeitliche Troja II für das homerische. Er glaubte damals irrtümlich, dass es zeitgleich mit Mykene und Tiryns war. Dörpfeld hielt die 6. Siedlungsschicht (Troja VI) für das Homerische Troja. Schicht VIh ist um 1300 v. Chr. aber wahrscheinlich durch ein starkes Erdbeben zerstört worden. Daher hielt Carl Blegen die darauf folgende Schicht Troja VIIa für das homerische Troja. Diese These fand und findet den meisten Zuspruch. Nach neueren Keramikuntersuchungen wird das wahrscheinlich gewaltsame Ende von Troja VIIa auf etwa 1200 v. Chr. datiert. Das passt gut zu den meisten Datierungen des Trojanischen Krieges durch antike Autoren. Als „Kandidat“ für das Ilion Homers kommt aber auch noch Troja VIIb1 in Betracht. Neben Festhalten der Traditionen von Troja VI und VIIa treten hier neue Elemente zutage, zum Beispiel sogenannte Handmade Ware (grobe, einfach verzierte graue handgemachte Keramik), die auf teilweise geänderte Bevölkerung schließen lassen. Das passt besser zu den Angaben Homers. Auch die machtpolitischen Verhältnisse in Kleinasien, wie sie Homer schildert, passen gut in diese Zeit. Die mykenische Kultur hat im 12. und 11. Jh. weiterbestanden. Auch Handel und Seefahrt wurden weiterbetrieben. Ein Krieg von Achäern gegen Troja im 12. Jahrhundert wäre also denkbar. Dagegen hätte ein Zug gegen Troja bereits im 14. oder 13. Jahrhundert wohl die Hethiter auf den Plan gerufen und sicherlich einen Niederschlag in hethitischen Schriftquellen gefunden.

Hethiter-These von Joachim Latacz

Umzeichnung der Rückseite des 1995 gefundenen bikonvexen Bronzesiegels aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr.

Dennoch bleibt in diesem Punkt vieles ungeklärt. Die Frage, inwieweit Homer tatsächlich als Quelle für historische Vorgänge der Späten Bronzezeit dienen kann, und ob es überhaupt einen trojanischen Krieg gegeben hat, kann hier nicht angemessen behandelt werden. Jedenfalls haben die Theorien der Gräzistik über den Hexameter und die Entstehung des Epos, wie sie derzeit von Joachim Latacz vorgetragen werden, in den neuen Grabungsergebnissen eine Stütze gefunden. In materieller Hinsicht bzw. anhand des Grabungsbefundes ist ein luwisch beschriftetes bikonvexes Siegel das wichtigste Indiz für eine Verbindung dieser Siedlung zu den Hethitern.[8]

Latacz zufolge ist Troja mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit der in hethitischen Quellen genannten Stadt Wilusa (= (W)Ilios), was durch Grabungen des Tübinger Archäologen Manfred Korfmann bestärkt wurde. So wurde im Ausgrabungsbereich von Troja eine unterirdische Quellen-Anlage gefunden, deren Gestalt in allen Einzelheiten mit der Beschreibung einer Quelle in der Stadt Wilusa im sogenannten Alaksandu-Vertrag übereinstimmt.

Innerhalb der Klassischen Philologie ist Latacz der derzeit bekannteste Fürsprecher, welcher die Historizität der homerischen Epen und zugleich die Verbindung mit dem Korfmannschen Troja in Erwägung zieht. Weder in der hethitischen noch in der griechisch-römischen schriftlichen Überlieferung finden sich eindeutige Belege für die Identität Hisarlıks mit dem homerischen Troja, dasselbe gilt für die Verbindung mit Wilusa.

Manfred Korfmann und die Entdeckung der Unterstadt 1992

Bis zur Wiederaufnahme der Ausgrabungen im Jahr 1988 durch ein international besetztes Team unter dem Tübinger Prähistoriker Manfred Korfmann beschränkten sich die Untersuchungen hauptsächlich auf die Burg (Akropolis) von Troja (Oberstadt). Mit Hilfe des Geophysikers Helmut Becker wurde 1992 durch Geomagnetik-Messungen eine ausgedehnte Unterstadt unterhalb der Akropolis entdeckt. Seither wurde bei den aktuellen Grabungen von Manfred Korfmanns Team (seit Korfmanns Tod 2005 jetzt: Ernst Pernicka) auch verstärkt die Unterstadt erforscht. Die reale Ausdehnung Trojas rückte dadurch in das Zentrum der laufenden Diskussion. Korfmanns Thesen über die Bedeutung Trojas stießen in der Forschung seit Sommer 2001 auf Widerstand und führten zu einer breiten, oftmals ins Persönliche gehenden Diskussion innerhalb der deutschen Altertumswissenschaften. Im Kern kreist diese Troja-Debatte, der „neue Streit um Troja“ um die tatsächliche Größe und Bedeutung des spätbronzezeitlichen Troja. Während Korfmann in Troja ein überregionales Handelszentrum sah, beschränken es einige Archäologen und Althistoriker heute auf eine nur mittelmäßig bedeutende Siedlung. Der Protagonist dieser Gruppe ist Korfmanns damaliger Tübinger Kollege, der Althistoriker Frank Kolb, der selbst über einige Grabungserfahrung in der Türkei verfügt. Der Hauptvorwurf an Korfmann und seine akademischen Mitstreiter besteht in einer Vernachlässigung der wissenschaftlichen Sorgfalt und Vorsicht. Seit dem Beginn des Troja-Streites musste Korfmann einige der seine Theorie stützenden Grabungsinterpretationen zurückziehen und kam den Argumenten der Gegenseite ein Stück weit entgegen. An der Gesamtinterpretation der Grabungen hält das Team um Korfmann und seinen Nachfolgern allerdings fest. Eine eindeutige Entscheidung konnte die Auseinandersetzung auch auf einem wissenschaftlichen Symposium in Tübingen im Frühjahr 2002 nicht erbringen.

Die Korfmann-Position prägt heute das Troja-Bild der interessierten Öffentlichkeit. Der öffentliche Streit hat sich seit 2004 etwas beruhigt, nachdem die Debatte mehr und mehr auf die fachliche Ebene verlagert wurde. Nach dem Tod Manfred Korfmanns im August 2005 wurde der Tübinger Archäometallurge Ernst Pernicka mit der wissenschaftlichen Leitung des Troja-Projekts betraut. Für die Fortführung der Arbeit in Troja im Sommer 2006 wurde ihm von der türkischen Antikendirektion die Lizenz erteilt. Die 18-jährige Grabungsserie soll nun zu einem wissenschaftlichen Abschluss geführt werden. In beschränktem Umfang sollen auch danach Fragen zur bronzezeitlichen Stadtbefestigung weiter untersucht werden. Außerdem erfordern die Pflege, Konservierung und Präsentation des 1996 zum Nationalpark und 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Troja andauernden Aufwand. Schließlich soll noch ein Museum vor den Toren Trojas erbaut werden. Seit Beginn von Korfmanns Grabungen werden die Funde im Archäologischen Museum Çanakkale gesammelt.

Nachwirkung

Begründet durch den Namen der ehemaligen Colonia Ulpia Traiana, etablierten sich bis ins Mittelalter auch die Bezeichnungen Troia Minor (Klein-Troja) und Troia Francorum (fränkisches Troja) für Xanten. Um 1100 erzählte schließlich das Annolied von der Gründung Xantens durch die im Trojanischen Krieg unterlegenen Trojaner:

 
Mittelhochdeutsch
Übersetzung (Eberhard Nellmann, Reclamausgabe)
389
390
391
392
393
394
395
396
Franko gesaz mit den sînin
vili verre nidir bî Rîni.
dâ worhtin si duo mit vroudin
eini luzzele Troii.
den bach hîzin si Sante
nâ demi wazzere in iri lante;
den Rîn havitin si vure diz meri.
dannin wuohsin sint Vreinkischiu heri.
Franko ließ sich mit den Seinigen
ganz in der Ferne am Rhein nieder.
Dort erbauten sie damals mit Freuden
ein kleines Troja.
Den Bach nannten sie Sante
nach dem Fluss ihrer Heimat.
Den Rhein nahmen sie statt des Meeres.
Dort wuchs seitdem das fränkische Volk.

Noch als Xanten 1444 an das Herzogtum Kleve fiel, wurden schon im selben Jahr Münzen mit der Aufschrift „Joannes Troianorum Rex“ (Johannes, König der Trojaner) geprägt.

Troja-Hypothesen

Hypothese von Raoul Schrott

Stadtmauer von Karatepe

Der Komparatist und Schriftsteller Raoul Schrott nimmt insbesondere anhand assyrischer Texte an, dass Homer ein griechischer Schreiber in assyrischen Diensten in der Provinz Kilikien gewesen sei, wo Schrott Troja dem Hügel Karatepe-Arslantaş zuschreibt. Dessen riesige Burgruine verfüge mit ihrem starken Wall und vielen Wehrtürmen auf einem 225 m hohen Hügel nicht nur über die „Krone mit Türmen“ aus Homers Ilias, sondern auch - im Gegensatz zu Schliemanns Troja - über die zwei aus der Erzählung bekannten gewaltigen Tore im Süden und Norden sowie die in der Ilias erwähnten schneebedeckten Berge im Hinterland und einen langen Strom mit wilder Furt und warmen Quellen weiter östlich. Schrott geht davon aus, dass Homer einen älteren griechischen Stoff vom trojanischen Krieg für seine Zuhörer nach Kilikien übertragen habe, dies aber nicht der Schauplatz des tatsächlichen Krieges war.

Hypothese von Eberhard Zangger

Eine der (von der Fachwissenschaft allgemein abgelehnten) Lokalisierungshypothesen zu Atlantis wurde von dem Geoarchäologen Eberhard Zangger in seinem 1992 erschienenen Buch „Atlantis • Eine Legende wird entziffert“ entwickelt. Sie besagt, Platons Atlantis weise archäologisch nachweisbare Merkmale des historischen Troja auf und sei das durch die Griechen vernichtete Troja gewesen.

Literatur

Fach- und Sachbücher

  • Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: Troia. Traum und Wirklichkeit. Theiss, Stuttgart 2001, 496 Seiten, 500 meist farbige Abbildungen, ISBN 3-8062-1543-X.
  • Stephan W. E. Blum, Frank Schweizer und Rüstem Aslan: Luftbilder antiker Landschaften und Stätten der Türkei. Mit Flugbildern von Hakan Öge. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006, 144 S., mit 97 Farbabbildungen, ISBN 3-8053-3653-5, S. 16-21.
  • Birgit Brandau, Hartmut Schickert und Peter Jablonka: Troia. Wie es wirklich aussah. Piper, München 2004, 176 Seiten, 113 farbige Abbildungen, ISBN 3-492-04610-X.
  • Birgit Brandau: Troia. Eine Stadt und ihr Mythos. Lübbe, Bergisch Gladbach 1997, ISBN 3-404-64165-5.
  • Peter Frisch: Die Inschriften von Ilion. Bonn 1975 (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien, Bd. 3).
  • Manfred Flügge: Heinrich Schliemanns Weg nach Troja – Die Geschichte eines Mythomanen. 2001.
  • Dieter Hertel: Troia. Archäologie, Geschichte, Mythos. Beck, München 2001, 128 S., 4 Karten, 16 Abbildungen, ISBN 3-406-44766-X.
  • Frank Kolb: Tatort „Troia“. Geschichte – Mythen – Politik. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-77009-7.
  • Manfred Korfmann und Dietrich Mannsperger: Troia. Ein historischer Überblick und Rundgang. Theiss, Stuttgart 1998, 80 S., 100 meist farbige Abbildungen, ISBN 3-8062-1369-0.
  • Manfred Korfmann (Hrsg.): Troia. Archäologie eines Siedlungshügels und seiner Landschaft. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006, 420 S. mit 82 Farb- und 320 sw-Abbildungen, ISBN 3-8053-3509-1.
  • Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. 6., aktualisierte und erweiterte Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 2010, ISBN 978-3-7338-0332-2.
  • John V. Luce: Archäologie auf den Spuren Homers.
  • Ingo Runde: Troia sive Xantum. Zu der Entstehung einer (ost-)fränkischen Troiasage und ihrer Bedeutung für die Kontinuitätsproblematik im Xantener Raum. In: Mittelalter an Rhein und Maas. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Dieter Geuenich zum 60. Geburtstag. Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas 8. Münster, New York, München und Berlin 2004, S. 9-25, ISBN 3-8309-1380-X.
  • Heinrich Schliemann: Ilios Stadt und Land der Trojaner. Leipzig, F.A. Brockhaus, 1881 (auch online: Ilios).
  • Heinrich Schliemann: Troja. Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen. Nachdruck der Originalausgabe von 1884. Harenberg Kommunikation, Dortmund 1984, ISBN 3-88379-439-2.
  • Hubert Schmidt: Heinrich Schliemanns Sammlung Trojanischer Altertümer. (Königliche Museen zu Berlin.) Mit 9 Tafeln, 2 Beilagen und 1176 Textabbildungen). Berlin 1902.
  • Raoul Schrott: Homers Heimat: Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe. Hanser, München 2008, ISBN 978-3446230231.
  • Christoph Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia. Eine Bilanz. Beck, München 2003, 318 S., 17 Abbildungen, 8 Karten, ISBN 3-406-50998-3 (2. Auflage 2004).
  • Iman Wilkens: Where Troy Once Stood. London, 1990 ISBN 0-7126-2463-5 (ib) / (ISBN 0-7126-5105-5 pback, 1991).
  • Kordula Wolf: Troja – Metamorphosen eines Mythos. Französische, englische und italienische Überlieferungen des 12. Jahrhunderts im Vergleich. Akademie Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004580-1 (= Europa im Mittelalter. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik 13).
  • Eberhard Zangger: Ein neuer Kampf um Troia. Archäologie in der Krise. Knaur, München 1994, 352 S., mit Illustrationen und Karten.
  • Martin Zimmermann (Hrsg.): Der Traum von Troia. Geschichte und Mythos einer ewigen Stadt. C. H. Beck Verlag, München 2006.
  • Thomas Zimmermann: Die bronze- und früheisenzeitlichen Troiafunde der Sammlung Heinrich Schliemann im Römisch-Germanischen Zentralmuseum (Kataloge Vor- und Frühgeschichtlicher Altertümer Band 40). Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Mainz 2007, ISBN 978-3-7954-2007-9.

Künstlerische Verarbeitung

Filme

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Troja – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Artikel und Aufsätze
Fotos und Videos
 Commons: Troja – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 14. Frage: Wie ist die richtige Schreibweise von Troia?, Eberhard Karls Universität Tübingen
  2. Lady Wortley Montagu: Briefe. Mannheim 1784, S. 77. Zitiert bei Christoph Ulf (Hg.): Der neue Streit um Troja. Beck, München 2003, S. 22f
  3. Jacob Spon: Curieuse Reise durch Italien, Dalmatien … Nürnberg 1681
  4. Justus Cobet: Vom Text zur Ruine. In: Christoph Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia. Eine Bilanz. Beck, München 2003, S. 22ff
  5. Flügge 2001, S. 155 f.
  6. Flügge 2001, S. 176
  7. Flügge 2001, S. 220
  8. Zur Kontroverse um Troia VI / VII: Was ich entschieden bestreite! FAZ, 23. Juli 2001, Fiktives Streitgespräch zwischen Dieter Hertel und Joachim Latacz
  9. Online-Video, 45 Min., Inhaltsangabe Anmerkung: Der ZDF-Film übernimmt die Sichtweise von Korfmann und seinen Nachfolgern. Das bedeutet, dass der Graben um die Unterstadt nur als Verteidigungsanlage gedeutet wird und nicht als Entwässerungsgraben wie von Kolb (In der Troia-Debatte antwortet Frank Kolb dem Grabungs-Team: Zur Handelsstadt fehlt alles, Schwäbisches Tagblatt, 11. August 2001). Ebenso wird die Größe der Siedlung auf 10.000 Einwohner geschätzt, während dies die Kritiker der Troja-These als zu hoch angesetzt ablehnen.

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