Trjawna

Trjawna
Trjawna (Трявна)
Wappen von Trjawna Karte von Bulgarien, Position von Trjawna hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Gabrowo
Einwohner: 9648 (15. September 2010)
Koordinaten: 42° 52′ N, 25° 30′ O42.86666666666725.5603Koordinaten: 42° 52′ 0″ N, 25° 30′ 0″ O
Höhe: 603 m
Postleitzahl: 5350
Telefonvorwahl: (+359) 0677
Kfz-Kennzeichen: EB
Verwaltung
Bürgermeister: Stefan Danailow
Webpräsenz: www.tryavna.bg
Trjawna (rotes Viereck) - Bulgarien - Nachbarorte: Gabrowo, Kasanlak, Stara Sagora, Nowa Sagora, Weliko Tarnowo, Gorna Orjachowiza
Das Rathaus
Die Kirche „St. Erzengel Michail“
Trjawna

Trjawna [ˈtrjavnɐ] (bulgarisch Трявна Tryavna, Triavna) ist eine bulgarische Kleinstadt mit 9648 Einwohnern (15. September 2010) [1], in der Nähe von Weliko Tarnowo und Gabrowo gelegen. Trjawna war früher ein Zentrum der Textilindustrie, ist aber heute zunehmend vom Tourismus abhängig. Die Kunstschule von Tjawna ist eine der bekanntesten und ältesten Kunstschulen Bulgariens.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Stadt Trjawna ist eine der bulgarischen Siedlungen, die den Nationalgeist und die Lebensweise der Bulgaren bewahrt haben. Trjawna liegt an den nördlichen Hängen des Balkangebirges, entlang des Trjawnaer Flusses. Die Stadt ist durch Verkehrs- und Bahnwege gut mit dem ganzen Land verbunden. Trjawna ist 240 km von Sofia und Warna und 210 km von Burgas entfernt. Die Stadt befindet sich auf einer Höhe von 440 m über dem Meeresspiegel und hat rund 10.000 Einwohner.

Das Balkangebirge umgibt die Stadt wie ein Kranz und gibt ihr frische Bergluft, uralte Nadelwälder, grüne Wiesen und klares Wasser. Das Klima dort ist mild und eignet sich für die Heilung und Rehabilitation von Menschen mit Lungen- und Herzkrankheiten.

Geschichte

Trjawna ist das Zentrum für Sammlungen von herausragenden Beispielen der Holzschnitzerei, Ikonenmalerei und Architektur. Kulturhistorische Ausgrabungen zeigen, dass die Siedlung schon in der Epoche von Thrakern und Römern existierte, andere historische Quellen belegen, dass die Stadt im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Ein weiteres Dokument sieht das Jahr 1565 als Jahr der Stadtgründung. Während der Zeit des osmanischen Jochs (der gebräuchliche bulgarische Ausdruck für die Zeit der 500-jährigen osmanischen Fremdherrschaft über Bulgarien) bewachten die Einwohner der Stadt die Gebirgspässe und sicherten sich so einige Vorrechte (Derwendschi), weshalb die Siedlung eine rein bulgarische Bevölkerung hatte, die Meisterwerke vorwiegend auf dem Gebiet des Bauens, der Holzschnitzerei und Ikonenmalerei schuf.

In der Zeit der Bulgarischen Wiedergeburt bekam die Stadt ihr spezifisches Aussehen, sie harmonierte mit der Natur. In typisch Trjawnaer Häusern hat das Erdgeschoss eine unregelmäßige Form; geeignet für kleine Läden und Werkstätten. Die oberen Stockwerke haben hervorstehende Erker, die von gewölbten Holzbalken gestützt werden. Die Dächer sind mit Platten aus bearbeitetem Stein gedeckt, ein Material, das gut zur Berglandschaft passt. Das alte Stadtviertel von Trjawna ist ein Architekturreservat. Das erhalten gebliebene Ensemble aus dem Uhrenturm (1844 gebaut) und der „gebückten“ Brücke auf dem „Kapitan Djado Nikola“-Platz sind Symbole der Stadt. Dazu gehört auch das Gebäude der alten Trjawnaer Schule - eine der ersten öffentlichen Schulen in Bulgarien. Dort befindet sich eine Kollektion aus mittelalterlichen Uhren und eine dauerhafte Ausstellung des weltberühmten Malers Dimitar Kasakow, ein Teil dessen Werke in Paris und Boston ausgestellt werden.

Dort kann man auch das Raikow-Haus besichtigen - das Geburtshaus des ersten bulgarischen Chemikers, Professor Pentscho Nikolow Raikow. Das Haus beherbergt eine ethnografische Ausstellung.

Interessant ist auch das Museumshaus „Petko und Pentscho Slawejkowi“, in dem die Ausstellung der Dichtung der beiden Schöpfer - Vater und Sohn - gewidmet ist. Der Sohn Pentscho Slawejkow war für den Nobelpreis für Poesie nominiert worden.

Das Kalintschew-Haus wurde mit der gestifteten Kunstsammlung der Familie Totju Gabenski in eine Gemäldegalerie umgewandelt. Die Ausstellung im Museum „Angel Kantschew“ zeigt die Geschichte des nationalen Befreiungskampfs und die Tätigkeit von Angel Kantschew, der Kampfgenosse Wasil Lewskis war.

Trjawna ist nicht nur ein bemerkungswertes Zentrum für die Architektur des 18. und 19 Jh., sondern beherbergt auch die älteste Kunstschule aus der Epoche der Wiedergeburt, die hervorragende Vorbilder auf dem Gebiet der Ikonenmalerei und Holzschnitzerei hervorgebracht hat. Die Namen vieler berühmter Baumeister, Maler und Holzschnitzer machten Trjawna noch Ende des 18. Jahrhunderts über die Grenzen Bulgariens in Rumänien, Serbien, der Türkei sowie in Persien berühmt.

Untrennbar mit Trjawna verbunden sind die zwei berühmten geschnitzten Sonnen, die sich im Daskalow-Haus (1808 gebaut), ein Museum der Malerei und Holzschnitzerei, befinden. Die bemerkenswerten Decken sind ein Ergebnis des ersten erklärten Wettbewerbs zwischen den damaligen Holzschnitzermeistern Dimitar Oschaneza und Iwan Botschukoweza. Von Mai bis Oktober arbeiteten diese selbständig in den größten Zimmern des Hauses, ohne das Werk des anderen sehen zu können. Die wunderbaren geschnitzten Decken stellen die feurigen Strahlen der Sonne im Juli dar, die mit Kränzen aus Grünpflanzen und Blumen geschmückt ist.

Die Kirche „Hl. Erzengel Michail“ (1814 gebaut) steht im Zentrum der Stadt. Sie ist ein wertvolles mittelalterliches Kulturdenkmal. Die geschnitzt Ikonostase und der Bischofsthron sind Meisterwerke der Trjawnaer Holzschnitzereischule.

Das Museum „Trjawnaer Schule für Ikonenmalerei“ mit 160 Ikonen alter Meister befindet sich in der „Königskapelle“. Die gesamte Ausstellung wurde auch in Paris ausgestellt. Heute noch führt die Fachschule für angewandte Künste die jahrhundertealte Tradition in diesem Gebiet fort.

Trjawna ist heute eine Touristenstadt, die über moderne Hotels und Restaurants verfügt. 20 km von der Stadt entfernt befindet sich der Kurort Woneschta Woda (deutsch: „stinkendes Wasser“), dessen Mineralquellen rheumatische Krankheiten sowie Herz- und Magenbeschwerden lindern können.

Aus Trjawna stammt die Familie des früheren Premierministers Bulgariens, Stefan Stambolow.

Einzelnachweise

  1. http://grao.bg/tna/tab02.txt

Weblinks

 Commons: Tryavna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Trjawna — (Trawna), Ort im bulgar. Kreise Trnowa, 27 km südwestlich von Trnowa, am Nordhange des Balkans, über den von hier der Paß von T. führt, Sitz herumziehender Maurer und Kirchenmaler, liefert Holzschnitzereien, Posamentierwaren, Filigran,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kantschew — Angel Kantschew Angel Kantschew Angelow (bulgarisch Ангел Кънчев Ангелов; * 11. November 1850 in Trjawna; † 5. März 1872, Selbstmord in Russe, heute in Bulgarien), bekannt nur als Angel Kantschew, war ein bulgarischer Revolutionär und… …   Deutsch Wikipedia

  • Derbendji — Derwendschi (bulgarisch: дервенджии; engl. Dervenji) waren im Osmanischen Reich Wachtruppen, die aus den eroberten Völkern rekrutiert wurden und wichtige Bergpässe und Bergschluchten (z. B. des Balkangebirges) bewachten. Ganze Dörfer (Derwenschi… …   Deutsch Wikipedia

  • Derwendji — Derwendschi (bulgarisch: дервенджии; engl. Dervenji) waren im Osmanischen Reich Wachtruppen, die aus den eroberten Völkern rekrutiert wurden und wichtige Bergpässe und Bergschluchten (z. B. des Balkangebirges) bewachten. Ganze Dörfer (Derwenschi… …   Deutsch Wikipedia

  • Derwenji — Derwendschi (bulgarisch: дервенджии; engl. Dervenji) waren im Osmanischen Reich Wachtruppen, die aus den eroberten Völkern rekrutiert wurden und wichtige Bergpässe und Bergschluchten (z. B. des Balkangebirges) bewachten. Ganze Dörfer (Derwenschi… …   Deutsch Wikipedia

  • Derwenschi — Derwendschi (bulgarisch: дервенджии; engl. Dervenji) waren im Osmanischen Reich Wachtruppen, die aus den eroberten Völkern rekrutiert wurden und wichtige Bergpässe und Bergschluchten (z. B. des Balkangebirges) bewachten. Ganze Dörfer (Derwenschi… …   Deutsch Wikipedia

  • Hundert nationale touristische Objekte — 100 nationale touristische Objekte ist eine touristische Bewegung in Bulgarien, die 1966 initiiert wurde. Der vollständige Name der initaitive lautet Lerne Bulgarien kennen 100 nationale touristische Objekte (bulg. Опознай България 100 национални …   Deutsch Wikipedia

  • Stambolow — Stefan Stambolow Denkmal für Stefan Stambolow in seinem Geburtsort Weliko Tarnowo Stefan Nikolow Stambolow ( …   Deutsch Wikipedia

  • 100 nationale touristische Objekte — ist eine touristische Organisation in Bulgarien, die 1966 initiiert wurde. Der vollständige Name der Initiative lautet Lerne Bulgarien kennen – 100 nationale touristische Objekte (bulgarisch  Опознай България – 100 национални туристически… …   Deutsch Wikipedia

  • Angel Kantschew — Angelow (bulgarisch Ангел Кънчев Ангелов; * 11. November 1850 in Trjawna; † 5. März 1872, Selbstmord in Russe, heute in Bulgarien), bekannt nur als Angel Kantschew, war ein bulgarischer Revolutionär un …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”