Trautenau

Trautenau
Trutnov
Wappen von Trutnov
Trutnov (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Trutnov
Fläche: 10336 ha
Geographische Lage: 50° 34′ N, 15° 54′ O50.56416666666715.906666666667414Koordinaten: 50° 33′ 51″ N, 15° 54′ 24″ O
Höhe: 414 m n.m.
Einwohner: 31.903 (2. Oktober 2006)
Postleitzahl: 541 01
Verkehr
Bahnanschluss: Velký Osek–Trutnov
Jaroměř–Lubawka
Trutnov–Svoboda nad Úpou
Trutnov–Teplice nad Metují‎
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 21
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Ivan Adamec
Adresse: Slovanské náměstí 165
541 16 Trutnov
Website: www.trutnov.cz
Marktplatz

Trutnov (deutsch Trautenau) ist eine Stadt im Královéhradecký kraj in Tschechien. Sie ist Sitz des gleichnamigen Bezirks Trutnov.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Trutnov liegt im südöstlichen Riesengebirge im Tal der Úpa und wird als „Tor zum Riesengebirge“ bezeichnet. Von Trutnov zweigt eine Bahnlinie ab, die über Horní Staré Město, Kálna Voda und Mladé Buky nach Svoboda nad Úpou verläuft.

Nachbarorte sind Zlatá Olešnice und Libeč im Norden, Bezděkov und Petřikovice im Nordosten, Markoušovice im Osten, Bohuslavice nad Úpou und Velké Svatoňovice im Südosten, Starý Rokytnik und Střítez im Süden, Pilníkov und Vlčice im Südwesten und Mladé Buky im Nordwesten.

Geschichte

Trautenau entstand vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Rahmen der Kolonisationstätigkeit der mährischen Herren von Schwabenitz. Es wurde zunächst als „Aupa“ bezeichnet und erstmals 1260 als Besitz des Egidius de Upa urkundlich erwähnt. Dieser gründete in diesem Jahr auf einem weiter südlich gelegenen, günstigeren Areal eine neue Siedlung, die zunächst als „Aupa secunda“ bezeichnet wurde. Ebenfalls 1260 wurde die Kirche von Aupa zur Pfarrkirche erhoben und das Hospital der Kreuzherren mit dem Roten Stern, das dem Kloster in Neisse unterstand, erstmals erwähnt. 1286 gehörten die Besitzungen dem Witico (Vitek) de Vppa.[1] Nach 1297 gelangte Trautenau an König Wenzel II. Die für das Jahr 1301 urkundlich nachgewiesene Ortsbezeichnung „Trautenau“ soll auf die aus Schlesien stammenden Kolonisten zurückgehen. Nach dem Aussterben der Přemysliden 1306 wurde das Trautenauer Land an Johann von Wartenberg verpfändet, dem 1316 Botho von Turgov folgte. Am 3. Mai 1329 tauschte König Johann von Luxemburg Trautenau gegen das Gebiet um Görlitz mit seinem Schwager Herzog Heinrich I. von Schweidnitz-Jauer auf dessen Lebenszeit ein.[2] 1340 erhob König Johann Trautenau zur Stadt. Für das Jahr 1344 ist Peter von Rosenberg als Pfandherr von Trautenau nachgewiesen, der 1347 starb. Nach weiteren adeligen Pfandherren verschrieb Kaiser Karl IV. Trautenau sowie Königinhof und die Burg Schatzlar 1365 dem Herzog Bolko II. und seiner Gemahlin Agnes. Nach dem Tod der Herzogin Agnes 1392 fiel Trautenau an König Wenzel IV., der Trautenau zum königlichen Leibgedinge seiner Gemahlin Sophie von Bayern erklärte.

In den Hussitenkriegen wurde Trautenau 1421 erobert und niedergebrannt, und eine hussitische Besatzung beherrschte die Burg. Dadurch gelangte Trautenau an die ostböhmische Hussitenbruderschaft der Waisen. Später wurde die Stadt sowie das ebenfalls zerstörte Spital der Kreuzherren zusammen mit der Kirche St. Peter und Paul wieder aufgebaut. 1437 bestimmte König Sigismunds Trautenau als Wittum seiner Gemahlin Barbara von Cilli. Diese verpfändete es 1441 an den nordböhmischen Ritter und späteren Landeshauptmann der Grafschaft Glatz, Hans von Warnsdorf. Er übertrug 1472 das Pfandrecht für die Stadt und die Burg seinem Schwiegersohn Friedrich von Schumburg (Schönburg), von dem sie dessen Söhne erbten. Wegen Überschuldung wurden Stadt und Herrschaft Trautenau 1521 an die Brüder Johann und Wilhelm Kruschina von Lichtenburg verkauft. Nachdem Johann Kruschina von Lichtenburg zum Verlust von Leib und Leben verurteilt worden war und es wiederum zu Besitzstreitigkeiten kam, zog Kaiser Ferdinand I. 1532 die Herrschaften Trautenau und Schatzlar ein. 1534 verschrieb er die Herrschaft Trautenau dem Grafen Johann von Hardegg als Abschlagzahlung auf die Grafschaft Glatz, die Hardegg zuvor an die Krone Böhmen abgetreten hatte. Hardegg übergab seinen Anspruch noch im selben Jahre dem königlichen Oberberghauptmann Christoph von Gendorf, dem seit 1533 auch die Herrschaft Hohenelbe gehörte. Wegen Besitzstreitigkeiten zog 1541 Königin Anna Stadt und Herrschaft Trautenau an sich.

Nach dem böhmischen Ständeaufstand von 1547 verpfändete König Ferdinand I. die Herrschaft Trautenau wiederum an Christoph von Gendorf, der auch das Amt des Burggrafen ausübte und die Trautenauer Burg zu einem Stadtschloss ausbaute. Streitigkeiten mit den Bürgern führten dazu, dass Gendorfer 1562 die Herrschaft Trautenau seiner Tochter Eustachie überschrieb. Sie übereignete Trautenau 1563 ihrem Schwiegersohn Wilhelm Miřkovský von Stropčice, der Trautenau acht Jahre später mit der Begründung verlor, es gehöre der böhmischen Königin. Dadurch stieg Trautenau zur königlichen Stadt auf. Ende des 16. Jahrhunderts verkaufte die königliche Kammer die Herrschaft Trautenau, zu der neben dem Schloss, Mühlen und der Papiermühle 24 Döfer gehörten, an die Stadt Trautenau. Sie verlor wegen ihrer Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand von 1618 zahlreiche Güter. Das Schloss wurde zwar 1628 an die Stadt restituiert, jedoch im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Während der Schlesischen Kriege wurde Trautenau 1745 in Brand gesteckt. Im Deutschen Krieg fand am 27. und 28. Juni 1866 die Schlacht bei Trautenau statt. Nach der Verwaltungsreform von 1849 war Trautenau Sitz der gleichnamigen Bezirkshauptmannschaft. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Konflikten zwischen Deutschen und Tschechen. 1900 wurde ein Nationalhaus für die tschechische Minderheit eröffnet.

Von wirtschaftlicher Bedeutung waren neben der Landwirtschaft die von Johannes Faltis 1823 errichtete Leinenmanufaktur und Baumwollweberei und weitere Textilbetriebe sowie die holzverarbeitende und die elektrotechnische Industrie. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Tourismus. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurde Trautenau durch tschechische Soldaten besetzt. 1920 wurden eine tschechische Bürgerschule und ein tschechisches Realgymnasium errichtet. 1930 lebten in Trautenau 15.923 Einwohner, 1939 waren es 14.811.

In Folge des Münchner Abkommens wurde Trautenau, das überwiegend deutsch besiedelt war, 1938 dem Deutschen Reich angeschlossen und war bis 1945 Sitz des Landkreises Trautenau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben. Die Zahl der Einwohner ging dadurch zunächst zurück.

Sehenswürdigkeiten

  • Marktplatz mit Laubengängen
  • Das Rathaus befand sich ursprünglich mitten auf dem Marktplatz. Nach einem Brand 1583 wurde es 1591 nach Plänen von Carlo Valmadi im Renaissancestil an der Marktseite neu aufgebaut. Nach einem weiteren Brand 1861 wurde es im Stil der Neugotik neu errichtet.
  • Die Kirche Johannes des Täufers von 1712 wurde 1811–1818 erneuert
  • Barocke Dreifaltigkeitssäule von 1704
  • Die Nepomuk-Statue schufen 1728 Schüler des Matthias Bernhard Braun
  • Reste der ehemaligen Stadtbefestigung

Ortsgliederung

Die Stadt Trutnov besteht aus den Ortsteilen

  • Adamov (Adamsthal)
  • Babí (Trautenbach)
  • Bohuslavice (Bausnitz)
  • Bojiště (Hohenbruck)
  • Dolní Předměstí
  • Dolní Staré Město (Nieder Altstadt)
  • Horní Předměstí
  • Horní Staré Město (Ober Altstadt)
  • Kryblice (Krieblitz)
  • Lhota (Welhotta)
  • Libeč (Gabersdorf)
  • Nový Rokytník (Neurognitz)
  • Oblanov (Kaltenhof)
  • Poříčí (Parschnitz)
  • Starý Rokytník (Altrognitz)
  • Střední Předměstí
  • Střítež (Burkersdorf)
  • Studenec (Staudenz)
  • Vnitřní Město
  • Volanov (Weigelsdorf) und
  • Voletiny (Wolta)

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 618–621
  • Karl Prätorius: Vergleichende Zeittafel Böhmen–Trautenau–Schatzlar. In: Schatzlar und seine Bezirksgemeinden. Marburg/Lahn 1993, S. 617–653

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.riesengebirgler.de/gebirge/orte/Ortschaften_1.htm
  2. Ludwig Petry u. a.: Geschichte Schlesiens. Bd. 1, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5, S. 162

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