Transkulturalität

Transkulturalität

Die transkulturelle Gesellschaft ist ein Gesellschaftskonzept, das 1997 von Wolfgang Welsch (geb. 1946) im gleichnamigen Aufsatz veröffentlicht wurde. Das Konzept an sich ist nicht neu, denn schon 1961 befassten sich Kluckhohn und Strodtbeck mit dieser Thematik.

Inhaltsverzeichnis

Transkulturalität nach Welsch

Transkulturalität“ als solche bedeutet, dass die Begegnung zweier unterschiedlicher oder gar gegensätzlicher Kulturkreise/Kulturen als Konsequenz zu einer Verwischung der Grenzen, möglicherweise aber auch zu einer Aufhebung dieser Grenzen führen kann. Jedoch entsteht aus den separaten Einzelkulturen des klassischen Kulturbegriffs keine Globalkultur, keine uniforme Weltkultur, sondern Individuen und Gesellschaften, die transkulturelle Elemente in sich tragen. Die Kombination von verschiedenen vertikalen und horizontalen Elementen verschiedener Herkunft macht so jedes Individuum transkulturell.

Wichtig ist Welsch in diesem Zusammenhang das Erkennen der "fremden" Elemente in uns. Unsere Identität besteht zu einem großen Teil auch aus "fremden" Elementen, erst wenn uns diese Fremdheit bewusst ist, erkennen wir auch die Ähnlichkeiten mit äußeren Fremdheiten.

Ansatz für eine solche Kultur sei der Austausch von unterschiedlichen Lebensformen, Werterhaltungen und Weltanschauungen. Durch diese Art der „Begegnung“ entstünden neue Formen kultureller Verbindungen, die in einer Art Netzwerk miteinander verwoben werden.

Kommunikationsmedien wie das Internet oder das Fernsehen, über das täglich Meldungen und Nachrichten aus der ganzen Welt eintreffen, trügen ebenso wie moderne Verkehrsmittel zu Kontakten und Mischungen bei. An einem einzigen Tag könnten wir heute mehr über die Sitten und Gebräuche anderer Kulturen erfahren, als das früher innerhalb von Wochen oder gar Monaten möglich gewesen sei.

Kulturell gesehen könnten Menschen derselben Nationalität voneinander stärker als je zuvor verschieden sein, was im Gegenzug aber bedeuten könne, dass sie international umgangsfähiger seien.

Die transkulturelle Gesellschaft ist also eine Kultur, an der alle teilhaben, egal aus welcher nationalen Kultur sie ursprünglich kommen.

Aktuelle Integrationsdebatte: Seyran Ateş

Der Begriff der Transkulturalität wird in der aktuellen Debatte zur Integration aufgegriffen und hat an Aufmerksamkeit gewonnen. Seyran Ateş skizziert in ihrem 2007 erschienen Buch "Der Multikulti-Irrtum" die Vision einer transkulturellen Gesellschaft. Darunter versteht sie eine Gesellschaft, in der Zuwanderer in mindestens zwei Kulturen zuhause sind: In ihrer Herkunftskultur, aber auch in der Kultur ihrer Aufnahmegesellschaft. Falls es zu unüberbrückbaren Gegensätzen zwischen beiden Kulturen kommt, hat die Kultur der Aufnahmegesellschaft Vorrang. Deshalb setzt sich Seyran Ateş für die kompromisslose Durchsetzung der Menschenrechte auch bei Zuwanderern ein. Ateş fordert eine "europäische Leitkultur".

Wie der Titel ihres Buches bereits anzeigt, grenzt Seyran Ateş ihre Vision einer transkulturellen Gesellschaft scharf von der Idee der Multikulturalität ab. Den - Zitat - "urdeutschen Multikulti-Fanatikern" wirft Seyran Ateş eine "schwere Schuld" vor. Sie hätten Toleranz gegenüber Menschenrechtsverletzungen gezeigt, Frauen und Mädchen im Stich gelassen und statt einem Miteinander zu einem Nebeneinander und Gegeneinander in der Gesellschaft beigetragen.

Literatur

Weblinks

Siehe auch:


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