Transition (Politikwissenschaft)

Transition (Politikwissenschaft)

Transition ist der Wandel oder Wechsel des politischen Systems eines Staates. In der Regel wird darunter der Systemwechsel von autoritären Regimen zu Demokratien verstanden. Der Begriff der Transition entstand durch das Aufkommen der Transitionsforschung im Zuge der sog. dritten Welle der Demokratisierung[1], insbesondere im Zusammenhang mit dem Übergang Spaniens nach der Franco-Diktatur 1975 in ein demokratisches System (Transición).

Weitgehend synonym zur Transition bestehen auch Begriffe wie Systemwechsel, Regimewechsel und Transformation, bei welchen größtenteils derselbe Gegenstand mit teils abweichender Terminologie definiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Auslöser

Eine Transition beginnt mit dem Zusammenbruch des bisherigen Regimes eines Staates und kann nach drei verschiedenen Mustern initiiert werden:

revolutionäre Transition
der Sturz des bisherigen Regimes durch Akteure der Zivilgesellschaft (z. B. Französische Revolution),
oktroyierte Transition
ein durch das bisherige Regime oder externe Akteure durch- oder herbeigeführter Regimewechsel (z. B. Irak, Griechenland)
paktierte Transition
ein durch Zusammenarbeit von Teilen des bisherigen Regimes und der Opposition herbeigeführter Systemübergang (z. B. Spanien, Chile).

Transitionstheorie im engeren Sinne

Die Transitionstheorie im engeren Sinne als eine der Theorien von Transformation wurde aus empirischen Untersuchungen gewonnen. Gemäß der Transitionstheorie spaltet sich die Staatsklasse unter dem Druck des organisierten Widerstandes in „hardliners“ und „softliners“. Gelingt es den reform-bereiten „softliners“, das Veto-Potential der orthodoxen „hardliners“ zu neutralisieren, und können sich innerhalb des organisierten Widerstandes die Verhandlungsbereiten durchsetzen, so werden konstitutionelle und politische Pakte möglich.[2]

„Dieses allgemeine Muster ist spezifisch gebrochen, wenn es sich um einen Teilstaat – wie in den Fällen DDR und [zukünftig] Nord-Korea – handelt, denn die Systemopposition muss und kann die Machtübernahme gar nicht allein aushandeln. Gelingt dem organisierten Widerstand die Entmachtung der kommunistischen Elite durch Delegitimation, so hat er bereits gesiegt. Das Erreichbare existiert in diesem Falle schon. Die vorhandene bessere Alternative ist den meisten allemal gut genug. Noch-Besseres muss nicht versucht werden, denn das vordringliche Bedürfnis der Mehrheit ist die Sicherheit vor dem Rückfall in alte Strukturen. - Das wissen auch die „softliners“ in der kommunistischen Funktionselite, daher orientieren sie sich mehr an den Regierenden des Staates, in den der Teilstaat integriert wird, als an der Systemopposition. Sie kann in diesem Falle nur kurzfristig der Verhandlungspartner sein. [...] Gelingen dem organisierten Widerstand Massendemonstrationen, ist das Ziel fast erreicht. Als die Demonstranten mit dem Ruf „Wir sind das Volk!“ der Machtelite alle Legitimation absprachen, erstarb auch die Verteidigungsbereitschaft des Machtapparates. Als sich auch durch „Dialog“-Angebote der Machthaber der Widerstand der Massen nicht brechen ließ, war das System überwunden, der Weg in die staatliche Einheit offen."[3]

Verlauf

Die Transitionsforschung unterteilt den Zeitraum der Transition in drei Abschnitte

Die Transition gilt mit dem Abhalten demokratischer Wahlen als abgeschlossen, unabhängig vom Bestehen etwaiger Demokratiedefekte. Eine gescheiterte Transition kann zum Entstehen eines „gescheiterten Staates“ führen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. nach S.P. Huntington: „The third Wave. Democratization in the late Twentieth Century
  2. Vgl. Merkel, Wolfgang: Systemtransformation. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung. Opladen, Leske und Budrich/ utb, 1999, ISBN 3-8252-2076-1.
  3. Kloss, Oliver: Die Behandlung der ostdeutschen Machteliten im Zuge der deutschen Wiedervereinigung. Referat zur Internationalen Konferenz der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft für Soziologie und des Koreanischen Institutes für Nationale Vereinigung anlässlich des 20. Jahrestages des Berliner Mauerfalls. Dongguk Universität in Seoul 2009, S. 12.

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