Tourismus in der DDR

Tourismus in der DDR
Ferienheim des VEB Arzneimittelwerk Dresden im Erzgebirge, 1976
FDGB-Ferienheim „Fritz Reuter“ in Schwerin-Zippendorf, 1985
Ruine des Ferienheims „Fritz Heckert“ im ehemaligen FDGB-Urlaubsort Gernrode, 2009

Der Tourismus in der DDR diente der Erholung der Bürger der DDR und sollte durch die staatliche Förderung auch die sozialistische Haltung der DDR-Bürger stärken. Beliebte Urlaubsziele waren die Ostseeinseln Rügen und Usedom sowie die Sächsische Schweiz und der Thüringer Wald. Auslandsreisen waren im Wesentlichen nur in das befreundete sozialistische Ausland erlaubt; lange Zeit genehmigungsfrei beispielsweise nach Polen und in die ČSSR, bei Erteilung einer Reisegenehmigung auch nach Ungarn, Rumänien, Bulgarien, in die UdSSR oder (noch seltener) nach Kuba.

Inhaltsverzeichnis

Angebote

Der DDR-Tourismus wurde hauptsächlich über die Betriebe und staatliche Institutionen abgewickelt. Der größte Reiseveranstalter war der Feriendienst des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB) mit eigenen FDGB-Ferienheimen (bis zu 2 Millionen Reisen pro Jahr). Zweitgrößter Anbieter waren die staatlichen Campingplätze. Daneben gab es als Volkseigenen Betrieb (VEB) das Reisebüro der DDR und ab 1975 Jugendtourist, das Jugendreisebüro der Freien Deutschen Jugend (FDJ).

Nach offiziellen statistischen Angaben der DDR teilten sich die Übernachtungen 1989 wie folgt auf:

Unterkunftsart Anteil an Übernachtungen
Betriebliche Erholungseinrichtungen 34 %
Staatliche Campingplätze 26 %
FDGB-Einrichtungen 19 %
Jugenderholungseinrichtungen 17 %
Intercampingplätze 4 %[1]

Nicht berücksichtigt sind individuelle Reisen und - oftmals illegale - Übernachtungen in privaten Unterkünften. Diese nicht angemeldeten Unterkünfte, für die in der Regel aufgrund des Mangels an Plätzen in FGDB-Heimen und ähnlichen Einrichtungen sehr hohe Preise verlangt wurden, machten in vielen touristisch stark frequentierten Orten den Großteil der Übernachtungen in der Feriensaison aus. In beliebten Orten an der Ostseeküste, beispielsweise auf dem Darß oder auf Usedom, kam es durch diese "inoffiziellen" Touristen immer wieder zu spürbaren Lieferengpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs.

Wandern

Für das Wandern war der Kulturbund der DDR mit seiner Fachgruppe "Touristik und Wandern" zuständig. Der bekannteste Wanderweg war der "verkürzte" Rennsteig, den man nur von der Hohen Sonne bis Lauscha wandern konnte, da die beiden Enden durch das Grenzgebiet bzw. aus der DDR heraus führten. Der einzige durch die DDR führende Fernwanderweg war der Internationale Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach–Budapest.

Westtouristen

Der Tourismus umfasste natürlich auch die Reisen westeuropäischer Ausländer in die DDR, wodurch sich die Deviseneinnahmen des Staates erhöhten. Sie hatten einige Privilegien, insbesondere die Inanspruchnahme der Intershops, in denen es westliche Waren gab und in denen man nicht mit der Mark der DDR, sondern nur mit konvertierbaren Währungen bzw. DDR-Bürger ab 1979 nur mit Forumschecks einkaufen konnten.

Quellen

  • Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg): Urlaub und Tourismus in beiden deutschen Staaten. 2. überarbeitete Auflage. Verlag Neue Gesellschaft, Bonn 1985 (Die DDR – Realitäten, Argumente 45, ZDB-ID 184191-9).
  • 100 Jahre DTV, S. 43–47 (PDF; 4,8 MB).
  • Hasso Spode (Hrsg.): Goldstrand und Teutonengrill. Kultur- und Sozialgeschichte des Tourismus in Deutschland. 1945–1989. Moser – Verlag für Universitäre Kommunikation, Berlin 1996, ISBN 3-928077-14-7 (Institut für Tourismus, Berlin. Berichte und Materialien 15).

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt der DDR, Berlin 1990, zitiert nach 100 Jahre DTV, Seite 46

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